WM-Spiele und Menschenrechte: Ein Bundestagsabgeordneter zu Gast in der Engelsburg

Bundestagsabgeordneter Boris Mijatovic spricht während der Diskussion über Menschenrechte und die WM in der Engelsburg.

Die Faszination für Fußball-Weltmeisterschaften ist in Deutschland ungebrochen. Doch in den letzten Jahren, insbesondere im Vorfeld der WM 2022 in Katar, überlagerten zunehmend ethische Fragen und Diskussionen über Menschenrechte die sportliche Begeisterung. Genau diese komplexen Themen standen im Mittelpunkt einer bemerkenswerten Veranstaltung an der Engelsburg, bei der der Bundestagsabgeordnete Boris Mijatovic von Bündnis 90/Die Grünen mit Schülerinnen und Schülern der PoWi-Kurse der Q3 ins Gespräch kam. Die zentrale Frage, die an diesem Tag intensiv debattiert wurde: Dürfen wir angesichts der Menschenrechtssituation in Katar überhaupt noch die WM-Spiele verfolgen?

Boris Mijatovic: Ein Bundestagsabgeordneter im Gespräch

Am 8. Dezember 2022 besuchte Boris Mijatovic, ein prominenter Politiker von Bündnis 90/Die Grünen, die Engelsburg, um mit den jungen Bürgerinnen und Bürgern über hochaktuelle politische und ethische Fragestellungen zu diskutieren. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Herrn Prinz führten die Moderatoren Max Weiler und Michel Scherbaum durch die Veranstaltung und stellten Herrn Mijatovic kurz vor. Dabei wurden seine vielfältigen Aufgaben als Abgeordneter des Deutschen Bundestages beleuchtet, insbesondere seine wichtige Arbeit im Wahlkreis und in seinem spezialisierten Fachausschuss für Menschenrechte. Mijatovic gab Einblicke in den Alltag eines Parlamentariers und betonte die Bedeutung der Menschenrechte in seiner politischen Tätigkeit.

Bundestagsabgeordneter Boris Mijatovic spricht während der Diskussion über Menschenrechte und die WM in der Engelsburg.Bundestagsabgeordneter Boris Mijatovic spricht während der Diskussion über Menschenrechte und die WM in der Engelsburg.

Die Schülerinnen und Schüler erhielten so einen direkten Einblick in die Arbeit eines Menschenrechtspolitikers und die Herausforderungen, die sich im Rahmen seiner Tätigkeit ergeben. Es wurde deutlich, dass die politische Arbeit nicht nur aus Debatten im Plenum besteht, sondern auch eine enge Verbindung zur Basis und zu gesellschaftlichen Themen erfordert. Der Austausch bot eine wertvolle Gelegenheit, die Brücke zwischen theoretischem Unterricht und realer Politik zu schlagen.

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Katar und die Schattenseiten der WM-Spiele: Eine Menschenrechtsperspektive

Im Kern der Diskussion stand die kritische Auseinandersetzung mit der Menschenrechtssituation in Katar, dem damaligen Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft. Boris Mijatovic, als ausgewiesener Experte für Menschenrechte, teilte seine persönlichen Eindrücke und erläuterte das offizielle Positionspapier seiner Partei, Bündnis 90/Die Grünen, zu dieser brisanten Frage. Er hob die gravierenden Missstände hervor, die insbesondere Arbeitsmigranten beim Bau der WM-Stadien und Infrastruktur erlebten. Berichte über katastrophale Arbeitsbedingungen, geringe Löhne, fehlenden Arbeitsschutz und Todesfälle überschatteten das sportliche Großereignis. Zudem wurden Themen wie die Diskriminierung von LGBTQ+-Personen und die eingeschränkte Meinungsfreiheit in dem Emirat angesprochen.

Schulleiter Thorsten Prinz (links) und die Moderatoren Max Weiler und Michel Scherbaum (rechts) begrüßen Boris Mijatovic.Schulleiter Thorsten Prinz (links) und die Moderatoren Max Weiler und Michel Scherbaum (rechts) begrüßen Boris Mijatovic.

Mijatovic betonte, dass Deutschland als Industrienation und Verfechter von Menschenrechten eine klare Haltung einnehmen müsse. Das offizielle Papier der Grünen forderte unter anderem eine konsequente Aufarbeitung der Verstöße, Entschädigungszahlungen für die Opfer und eine nachhaltige Verbesserung der Menschenrechtslage in Katar. Diese Ausführungen bildeten die Grundlage für eine lebhafte Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern der Engelsburg.

Boykott oder Akzeptanz? Die Debatte um die WM-Spiele

Der wohl spannendste Teil der Veranstaltung war die gemeinsame Diskussion über die Frage, inwiefern es unter diesen Umständen sinnvoll sei, die WM-Spiele zu schauen oder zu boykottieren. Die Schülerinnen und Schüler zeigten großes Interesse und beteiligten sich aktiv an der Debatte. Argumente für einen Boykott reichten von einem moralischen Statement gegen Menschenrechtsverletzungen bis hin zur Hoffnung, durch einen öffentlichen Druck eine Veränderung bewirken zu können. Auf der anderen Seite standen Argumente, die den Sport als völkerverbindendes Element sahen oder die Meinung vertraten, dass ein Boykott die Situation der Menschen in Katar nicht verbessern würde.

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Boris Mijatovic im Austausch mit den Schülerinnen und Schülern der Q3 über die Menschenrechtssituation in Katar.Boris Mijatovic im Austausch mit den Schülerinnen und Schülern der Q3 über die Menschenrechtssituation in Katar.

Boris Mijatovic, selbst ein passionierter Fußballfan, legte schlüssig dar, warum er persönlich die WM-Spiele boykottierte. Seine Entscheidung basierte auf der tiefen Überzeugung, dass man nicht einfach über die Menschenrechtsverletzungen hinwegsehen könne, nur um dem Sport zu frönen. Er ermutigte die Schülerinnen und Schüler, sich eine eigene Meinung zu bilden und ihre Haltung kritisch zu hinterfragen, anstatt unreflektiert dem Mainstream zu folgen. Die Diskussion verdeutlichte die Vielschichtigkeit der Problematik und die Herausforderung, persönliche Leidenschaft und moralische Verantwortung miteinander zu vereinbaren, besonders wenn es um globale Ereignisse wie die WM-Spiele geht.

Deutsche Außenpolitik und die Kooperation mit autokratischen Staaten

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde der Blick noch einmal geweitet und das Thema der deutschen Außenpolitik aufgegriffen. Die Frage, inwieweit Deutschland auch in Zukunft mit rohstoffreichen Autokratien wie beispielsweise Katar oder Aserbaidschan zusammenarbeiten solle, wurde intensiv erörtert. Mijatovic betonte die Komplexität dieser Beziehungen, die oft von ökonomischen Interessen, insbesondere der Sicherung von Rohstofflieferungen, auf der einen Seite und dem Bekenntnis zu demokratischen Werten und Menschenrechten auf der anderen Seite geprägt sind.

Aufmerksame Schülerinnen und Schüler der Engelsburg verfolgen die Diskussion mit dem Bundestagsabgeordneten.Aufmerksame Schülerinnen und Schüler der Engelsburg verfolgen die Diskussion mit dem Bundestagsabgeordneten.

Er erläuterte, dass es eine ständige Abwägung erfordert, wie man diese Beziehungen gestalten kann, ohne die eigenen Werte aufzugeben. Es ging darum, Wege zu finden, um auch im Dialog mit autokratischen Regimen auf die Einhaltung von Menschenrechten zu drängen und gleichzeitig pragmatische Lösungen für globale Herausforderungen zu finden. Die Schülerinnen und Schüler erhielten so einen tieferen Einblick in die realpolitischen Dilemmata, mit denen Deutschland in seinen internationalen Beziehungen konfrontiert ist.

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Ein lehrreicher Austausch und ein Blick in die Zukunft

Die Veranstaltung wurde von den Schülerinnen und Schülern als äußerst lehrreich wahrgenommen. Sie konnten Inhalte aus ihrem Politik-Wirtschaft-Unterricht in Form dieser Expertenbefragung zielgerichtet vertiefen und erhielten die Möglichkeit, ihre Fragen direkt an einen Bundestagsabgeordneten zu richten. Der Besuch von Boris Mijatovic war nicht nur eine Bereicherung für den Unterricht, sondern auch eine wertvolle Erfahrung, die zum kritischen Denken anregte und die Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement unterstrich.

Ein weiterer Blick auf das interessierte Publikum während der Expertenbefragung in der Engelsburg.Ein weiterer Blick auf das interessierte Publikum während der Expertenbefragung in der Engelsburg.

Solche direkten Begegnungen mit der Politik sind entscheidend, um junge Menschen für gesellschaftliche und politische Themen zu sensibilisieren und ihnen die Komplexität globaler Zusammenhänge aufzuzeigen. Es bleibt die Hoffnung, dass die Diskussion über die WM-Spiele in Katar und die damit verbundenen Menschenrechtsfragen auch zukünftig Anlass für eine kritische Reflexion und engagierte Debatten bieten wird, nicht nur an Schulen, sondern in der gesamten Gesellschaft. Informieren Sie sich weiterhin kritisch und engagieren Sie sich für eine Welt, in der Menschenrechte universell geachtet werden.