Deutschland, bekannt für seine reiche Kultur, malerischen Landschaften und präzisen Ingenieurskunst, beheimatet auch eine Reihe faszinierender Hunderassen. Unter ihnen nimmt der Westfalenterrier eine besondere Stellung ein. Als lebhafter und intelligenter Jagdhund, der ursprünglich aus der Region Westfalen stammt, verkörpert er die typisch deutschen Tugenden von Arbeitsbereitschaft, Ausdauer und Robustheit. Dieser Artikel taucht tief in die Welt des Westfalenterriers ein und beleuchtet seine einzigartigen Merkmale, seinen Charakter, seine Geschichte und gibt wertvolle Tipps zur Haltung und Erziehung für alle, die diesen agilen Begleiter kennenlernen oder selbst in ihr Leben aufnehmen möchten.
Westfalenterrier mit seinem aufmerksamen Blick, bereit für die Jagd
Steckbrief: Der Westfalenterrier auf einen Blick
Für einen schnellen Überblick über diese bemerkenswerte Rasse, hier die wichtigsten Fakten zum Westfalenterrier:
- Name: Westfalenterrier
- Herkunft: Deutschland (Westfalen)
- Lebenserwartung: 12 Jahre und mehr
- FCI-Standard: nicht vorhanden (national anerkannte Rasse)
- Funktion: Jagdhund
- Größe: Kleine Hunderassen (32 bis 40 cm Widerristhöhe)
- Gewicht: 8,5 bis 10 kg
- Häufige Krankheiten: keine bekannt (robuste Gesundheit)
- Felllänge: kurz oder lang (glatt- oder rauhaarig)
- Charakter/Wesen: agil, leichtführig, spurlaut, wasserfreudig, arbeitswillig, ausgeglichen
- Fellfarbe: loh- bis saufarbig (kräftig mit schwarzen Haaren durchstichelt), oft mit Maske
Rassenmerkmale und Erscheinungsbild des Westfalenterriers
Der Westfalenterrier besticht durch seine kompakte, kräftige Erscheinung, die seine jagdliche Funktionalität unterstreicht.
Wie sieht ein Westfalenterrier aus?
Der Westfalenterrier präsentiert sich als kleiner bis mittelgroßer Jagdterrier, der aus dem kräftigeren Deutschen Jagdterrier entwickelt wurde. Sein Äußeres strahlt Wachsamkeit und Entschlossenheit aus, immer bereit für das nächste Abenteuer. Der keilförmige, jedoch nicht spitze Schädel, die tief sitzenden, ausdrucksstarken Augen und die nach vorne gekippten Ohren tragen zu seinem charakteristischen, aufmerksamen Ausdruck bei. Offiziell wird er als “ein relativ kleiner, im Körper trockener und kräftiger, gut proportionierter Hund mit einer gut entwickelten Bemuskelung und kräftigen Knochen” beschrieben.
Rüden und Hündinnen erreichen eine Widerristhöhe von 32 bis 40 Zentimetern und wiegen typischerweise zwischen 8,5 und 10 Kilogramm. Das Fell ist dicht, hart und verfügt über ausreichend Unterwolle, auch an Bauch und Schenkelinnenseiten. Dies gewährleistet einen hervorragenden Schutz bei der Arbeit in jedem Gelände und Wetter. Sowohl glatthaarige als auch rauhaarige Varianten sind erlaubt, wobei das glatte Haar derb und dicht, das rauhaarige kurz und hart mit dichtem Bart sein sollte. Die bevorzugte Fellfarbe ist Saufarben, was eine lohfarbene Grundfarbe beschreibt, die kräftig mit schwarzen Haaren durchstichelt ist, oft ergänzt durch eine ausgeprägte Maske.
Lebenserwartung des Westfalenterriers
Dank seiner robusten Konstitution erfreuen sich Westfalenterrier in der Regel eines langen und vitalen Hundelebens von mehr als 12 Jahren. Eine artgerechte Haltung, ausgewogene Ernährung und regelmäßige tierärztliche Kontrollen tragen maßgeblich zu dieser hohen Lebenserwartung bei.
Wesenszüge und Charakter: Ein Energiebündel mit Jagdpassion
Der Charakter des Westfalenterriers ist eng mit seiner ursprünglichen Aufgabe als Jagdhund verbunden. Er ist kein Stubenhocker, sondern ein Hund, der Herausforderungen sucht und braucht.
Welche Eigenschaften zeichnen den Westfalenterrier aus?
Der Westfalenterrier ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Energiebündel. Der offizielle Standard beschreibt ihn treffend als: “leichtführig, spurlaut und wasserfreudig. Ein vielseitig einsetzbarer raubwildscharfer Jagdhund. Im Verhalten ruhig und ausgeglichen. Gegenüber Artgenossen verträglich. Arbeitsfreudig und ausdauernd. Weder scheu noch aggressiv.”
Diese Eigenschaften machen deutlich, dass der Westfalenterrier keinesfalls ausschließlich als reiner Begleit- oder Familienhund geeignet ist. Seine tief verwurzelte jagdliche Leistungsfähigkeit ist ein zentrales Merkmal, das auch Nicht-Jäger bei der Anschaffung bedenken sollten. Der Westfale ist ein kleiner, wesensfester Jagdhund, der für vielfältige Aufgaben über und unter der Erde eingesetzt wird. Dazu gehören das Fuchssprengen, Dachsgraben, die spurlaute Stöberarbeit am Hasen und anderem Niederwild, Drückjagden auf Hochwild (insbesondere Sauen), Wasserarbeit, das Apportieren von leichtem Wild sowie die Schweißarbeit.
Dank seiner geringen Größe und seiner Leichtführigkeit ist er zwar ein angenehter Hund, der auch im Haus gut zurechtkommt, doch seine ausgeprägte Arbeitsfreude und sein Temperament verlangen nach einer erfahrenen Hand. Er ist definitiv kein Anfängerhund.
Herkunft & Geschichte: Ein deutscher Jagdterrier mit Tradition
Die Geschichte des Westfalenterriers ist eng mit der jagdlichen Entwicklung in Deutschland verbunden und spiegelt den Wunsch nach einem spezifischen Typ von Gebrauchshund wider.
Woher stammt der Westfalenterrier?
Der Westfalenterrier ist ein hochläufiger Terrier, dessen Ursprünge in den 1970er Jahren in Dorsten, einer Stadt in Nordrhein-Westfalen, liegen. Der Rassegründer strebte danach, die Vorzüge des Deutschen Jagdterriers zu bewahren, gleichzeitig aber einen leichter führigen Hund mit weniger ausgeprägter Schärfe zu entwickeln. Zu diesem Zweck wurden erste Kreuzungen mit Lakeland Terriern und Foxterriern vorgenommen.
Das Zuchtziel war klar definiert: Ein kleiner, führiger, spurlauter und verträglicher Terrier für die Jagd, der von jedem Jäger problemlos zu führen ist. Innerhalb weniger Jahre wurde dieser Typ gefestigt und etabliert. Der Westfalenterrier wird heute sehr verantwortungsvoll vom Verein für Westfalenterrier e.V. betreut, einem engagierten Zusammenschluss von etwa zwei Dutzend Züchtern. Zuletzt wurde der Standard der Rasse im Mai 2020 überarbeitet, um die Zuchtziele und Merkmale präzise zu definieren und zu erhalten.
Westfalenterrier Mixe: Selten, aber besonders
Mixe mit einem Westfalenterrier sind aufgrund der spezialisierten Zucht und der verhältnismäßig geringen Verbreitung der Rasse extrem selten. Potenzielle Interessenten sollten sich stets an den Rasseclub wenden, um reinrassige Hunde aus verantwortungsvoller Zucht zu finden.
Pflege, Gesundheit und Ernährung des Westfalenterriers
Der Westfalenterrier zeichnet sich durch seine unkomplizierte Haltung aus, was Pflege und Gesundheit betrifft.
Fellpflege: Ein unkomplizierter Begleiter
Westfalenterrier sind ausgesprochen pflegeleicht. Ihr robustes Fell benötigt lediglich gelegentliches Bürsten, um sauber zu bleiben und lose Haare zu entfernen. Ein aufwendiges Trimmen oder spezielle Behandlungen sind in der Regel nicht notwendig, was sie zu idealen Begleitern für aktive Menschen macht, die weniger Zeit für die Fellpflege aufwenden möchten.
Gesundheit und typische Krankheiten
Diese Rasse verfügt über eine bemerkenswert robuste Gesundheit. Es sind keine rassetypischen Erbkrankheiten bekannt, was ein weiteres Plus für den Westfalenterrier darstellt. Die lange Lebenserwartung von über 12 Jahren ist ein Indikator für die Vitalität und die sorgfältige Zuchtauswahl innerhalb des Rassevereins.
Optimale Ernährung für den Westfalenterrier
Die Ernährung eines Westfalenterriers ist in der Regel unproblematisch. Wie die meisten Hunde profitieren auch Westfalenterrier von einer ausgewogenen, fleischbasierten Ernährung. Sie lieben fleischige Rinderknochen und frisches Fleisch. Die Rasse eignet sich selbstverständlich hervorragend zum Barfen, einer Fütterungsmethode, die auf rohen, biologisch artgerechten Lebensmitteln basiert. Wichtig ist stets eine hochwertige Nahrung, die den hohen Energiebedarf dieses aktiven Hundes deckt.
Aktivitäten mit dem Westfalenterrier: Mehr als nur Jagd
Ein Westfalenterrier ist ein hoch agiler Vollblutjagdhund, der jagdliche Führung nicht nur braucht, sondern auch regelrecht fordert. Doch auch abseits der Jagd ist er ein hervorragender Partner für sportliche Aktivitäten. Er eignet sich zum Beispiel hervorragend für Agility, Obedience oder andere anspruchsvolle Hundesportarten. Wichtig ist, dass er sowohl körperlich als auch geistig ausgelastet wird, um glücklich und ausgeglichen zu sein. Lange Spaziergänge, ausgedehnte Wanderungen und Suchspiele sind ebenfalls ideal, um seinem Bewegungsdrang und seiner Intelligenz gerecht zu werden.
Überlegungen vor der Anschaffung: Passt ein Westfalenterrier zu mir?
Die Entscheidung für einen Westfalenterrier sollte gut überlegt sein. Er ist ein Hund für aktive, hundeerfahrene Menschen, die seinen Arbeitswillen und Bewegungsdrang zu schätzen wissen. Suchst du einen Westfalenterrier, solltest du dich lange vor der geplanten Anschaffung mit einem Züchter in Verbindung setzen, der dem Verein für Westfalenterrier e.V. angeschlossen ist. Diese Züchter legen Wert auf Gesundheit, Wesensfestigkeit und die Erhaltung der jagdlichen Eigenschaften.
Erziehung und Haltung: Konsequenz trifft auf Arbeitsfreude
Ideal ist ein Westfalenterrier in der Hand eines Jägers oder Försters, wo er seinen natürlichen Trieben und Talenten voll nachgehen kann. Seine Haltung ist ansonsten ausgesprochen problemlos. Er stellt keine übermäßigen Ansprüche an die Größe der Wohnung oder des Hauses, solange er ausreichend Bewegung und Beschäftigung im Freien erhält.
Die größte Herausforderung bei der Haltung eines Westfalenterriers ist sein Temperament. Diese Hunde brauchen tägliche Herausforderungen körperlicher wie mentaler Art. Vor diesem Hintergrund kann ihn ein hundeerfahrener, sehr engagierter Nicht-Jäger im Zweifelsfall als sportlich geführten Begleithund halten. Diese Terrier sind als Begleiter eines Reiters, Joggers oder Radfahrers bestens aufgestellt. Ihre hohe Fitness, die robuste Gesundheit und der ausgeprägte Arbeitswille bedeuten für Herrchen und Frauchen Herausforderung und Verpflichtung zugleich – und das bei jedem Wetter.
Ein artgerecht geführter Westfalenterrier ist als Spielpartner der Kinder sehr gut geeignet, da er für jedes Abenteuer zu haben und robust genug ist, um mit Kindern zu toben. Voraussetzung ist allerdings, dass klare Regeln im Haushalt gelten und der Terrier seine Rolle in der Familie genau kennt. Im Auto nimmst du ihn am besten in einer professionellen Transportbox mit. Mit Fachkunde, Konsequenz und einer klaren Ansage, die auf einer vertrauensvollen, emotional positiven Bindung basiert, kann man mit einem Westfalenterrier alles erreichen und buchstäblich durch dick und dünn gehen.
Wissenswertes zum Westfalenterrier
Der Westfalenterrier ist ein spannender, kleiner Jagdhund, der sich nicht nur für den jagdlichen Einsatz eignet, sondern auch für hundeerfahrene, agile und engagierte Menschen außerhalb der Jägerschaft. Seine Anpassungsfähigkeit, gepaart mit seiner robusten Gesundheit und seinem unermüdlichen Arbeitswillen, macht ihn zu einem einzigartigen Begleiter für diejenigen, die bereit sind, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden und seine Potenziale zu fördern. Er ist ein Stück lebendige deutsche Jagdkultur, das mit der richtigen Führung ein treuer und leistungsstarker Partner sein kann.
Christoph Jung
Seit seiner Kindheit gehören Hunde zu den besten Freunden des Hundeforschers. Die Beziehung Mensch – Hund ist für ihn ein faszinierendes Thema, das ihn täglich beschäftigt und für das er sich auch öffentlich engagiert. Aus seiner täglichen Forschung entstand das Buch „Tierisch beste Freunde“. Jung lebt mit seiner Familie und seinen Hunden in der Nähe von Halle.