Die Bundesliga ist in vollem Gange und hat auch in der Saison 2018/19 wieder reichlich Dramatik und Überraschungen zu bieten. Während der FC Bayern München, wenig überraschend, allen anderen Teams weit voraus ist – trotz eines späten Ausrutschers gegen Augsburg und einem 1:1-Unentschieden bleiben sie das Maß aller Dinge in Deutschland –, lohnt sich ein genauerer Blick auf das Geschehen im Rest der Liga. Insbesondere die unterschiedlichen Saisonstarts von Werder Bremen und Schalke bieten spannende Einblicke in Taktik und Leistung. Tauchen wir ein in die Zahlen und Fakten, die diese Saison so fesselnd machen, und entdecken wir die Dynamik des deutschen Spitzenfußballs. Eine weitere prägende Figur des deutschen Fußballs ist stefan effenberg, dessen Einfluss und Spielweise oft im Kontext der großen Bundesligageschichten diskutiert werden.
FC Schalke 04: Wo liegt das Problem beim Vizemeister?
Nach einem überraschenden zweiten Platz in der Vorsaison findet sich Schalke 04 derzeit am Tabellenende wieder, punktlos nach den ersten vier Spielen. Die zugrunde liegenden Zahlen zeichnen zwar ein etwas besseres Bild, aber eben nur etwas besser. Die gute Nachricht für die Königsblauen ist, dass sie defensiv offensichtlich Pech haben. In ihren ersten vier Spielen kassierten sie acht Tore, was deutlich schlechter ist als die erwarteten 1,19 Gegentore pro Spiel, die man ihnen aufgrund der “Expected Goals” (xG)-Werte zuschreiben würde. Dieser xG-Wert für Gegentore ist tatsächlich der viertbeste in der Bundesliga. Ihre Strategie, das Spiel hässlich zu machen, eine defensive Pressinglinie aufzubauen und den Ballbesitz des Gegners in dessen Hälfte zu unterbinden, bevor dieser zu einem Konter führen kann, funktioniert mehr oder weniger wie vorgesehen. Überall an den richtigen Stellen gibt es viel “Rot” in der Defensivstatistik.
Wärmekarte der Defensivaktivität von Schalke 04 in der Bundesliga 2018/2019
Das Problem ist, dass die Gegner trotzdem Tore schießen. Trotz der soliden Defensivleistung scheinen die Schalker das Glück nicht auf ihrer Seite zu haben. Die Analyse der Torschussverteilung zeigt, dass sie zwar nicht viele hochkarätige Chancen zulassen, die wenigen, die durchkommen, jedoch oft mit unglücklichen Umständen zu Gegentoren führen.
Schalke 04 Torschusskarte 1. Bundesliga 2018/2019
Wenn sie defensiv so weitermachen, werden sich die Gegentore voraussichtlich wieder normalisieren, und sie werden zu ihrer knausrigen Art zurückkehren. Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass diese knausrige Defensive angesichts eines scheinbar absolut katastrophalen Angriffs möglicherweise nicht ausreicht. Schalke erzielt im Durchschnitt 0,91 “Expected Goals” pro Spiel nach vier Partien – der zweitschlechteste Wert in der Bundesliga. Das Problem ist nicht, dass sie keine Torschüsse generieren. Sie geben 13,50 Schüsse pro Spiel ab, was fast genau dem Durchschnitt in Deutschland entspricht; acht Teams schießen öfter. Diese Schüsse sind jedoch einfach keine guten. Sie erzielen durchschnittlich 0,07 xG pro Schuss, der niedrigste Wert der Liga. Dies ist eine wirklich brutale Ansammlung von Schüssen.
Schalke 04 Schusskarte 1. Bundesliga 2018/2019 mit geringem xG-Wert pro Schuss
Das Team presst viel und verwandelt diese Drucksituationen in Schüsse. Sie verwandeln sie nur nicht in effektive. Es ist also zwar richtig, dass ihr Angriff derzeit unter den Erwartungen liegt, aber selbst wenn er wieder zu den Erwartungen zurückkehrt, wird er extrem schlecht bleiben. Wenn Schalke irgendeine Hoffnung auf eine Wende in dieser Saison haben will, muss sich ihr Angriff, wahrscheinlich dramatisch, verbessern, auch wenn ihre Defensive das Niveau des letzten Jahres wieder erreicht.
Werder Bremen: Die grüne Welle rollt mit voller Kraft
Werder Bremen scheint in dieser Saison sprichwörtlich aufs Gaspedal getreten zu haben. Nach einem völlig unauffälligen Mittelfeldplatz im letzten Jahr liegen sie derzeit auf dem zweiten Platz, nur zwei Punkte hinter dem Giganten Bayern. Dies haben sie erreicht, indem sie den Gashebel voll durchgedrückt haben. Ihre 1,74 “Expected Goals” pro Spiel sind der dritthöchste Wert in Deutschland. Das hat ihnen eine “Expected Goal Difference” von 0,35 ermöglicht, die viertbeste der Liga (knapp hinter Wolfsburgs 0,36), trotz einer durchschnittlichen Defensivleistung nach xG-Werten. Sie kassieren 1,38 “Expected Goals” pro Spiel, der neuntbeste Wert der Liga. Das Team spielt einen extrem ballbesitzorientierten Angriffsfußball und nutzt den Ball, um sich gute Torchancen zu erarbeiten. Sie geben zwar nur 13,60 Schüsse pro Spiel ab, aber ihr xG-Wert pro Schuss von 0,13 ist der zweithöchste in der Liga. Besonders hervorzuheben ist, wie stark Bremen bei Standardsituationen aufgetrumpft hat. Aus nur 14 Schüssen erzielten sie vier Tore und 2,73 xG.
Werder Bremen Torschusskarte 1. Bundesliga 2018/2019 mit vielen Chancen aus Standards
Bemerkenswert ist auch, wie breit gestreut die Torchancen waren. Das Team hat neun Tore ohne Elfmeter, aber nur Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein hat mehr als eines erzielt. Nicht nur die Torschützen sind gut verteilt, sondern auch die offensiven Ballkontakte. Die vier Spieler, die am häufigsten die vordersten drei Positionen besetzen – Max Kruse, Claudio Pizarro, Martin Harnik und Yuya Osako – sehen alle reichlich Ball im Strafraum.
Werder Bremen Ballkontakte im Strafraum 2018/2019
Eine große Sorge für Bremen wird die Fähigkeit ihrer Defensive sein, über die gesamte Saison standzuhalten. Sie sind sehr aggressiv. Die durchschnittliche Entfernung vom eigenen Tor bei einer Defensivaktion beträgt 47,21 Yards, der dritthöchste Wert der Liga. Und ihr PPDA (Pässe pro Defensivaktion) liegt bei 10,03, der zweitniedrigste Wert der Liga. Sie rennen also viel herum und versuchen, den Ball zu erobern. Doch trotz all des Pressings kassieren sie immer noch 12,40 Schüsse pro Spiel, nur der achtbeste Wert. Eine bessere Version dieses Teams würde zusätzlich zu ihrem bereits existierenden Angriff und ihrer Verteidigung eine kräftige Dosis Schussunterdrückung hinzufügen. Das ist die Herausforderung für Werder Bremen für den Rest der Saison. Wenn sie es nicht schaffen, werden sie am Ende ein Team sein, das Spaß macht, aber nicht großartig ist (obwohl das in Deutschland dieses Jahr immer noch für die Champions League reichen könnte), aber wenn sich die Defensive verbessert, könnten wir ein wirklich gutes Team vor uns haben.
Lucien Favres „xG-Magie“ bei Borussia Dortmund
Die Spiele von Borussia Dortmund sind arm an Torschüssen. Nach vier Spielen hat das Team durchschnittlich nur 8,50 Schüsse pro Spiel abgegeben und nur 10,50 zugelassen. Das ist die zweitniedrigste Schussanzahl und die dritthöchste zugelassene Schussanzahl der Liga. Und das Team hat ein entsprechendes “Expected Goals”-Problem. Ihre “Expected Goal Difference” beträgt negative 0,26 pro Spiel. Und doch hat das Team achtmal getroffen und nur drei Tore kassiert. Die alte Favresche “Expected Goal Trick-Magie” ist wieder am Werk. Hätte Favre keine Vorgeschichte, würde Dortmund wie ein Team aussehen, das dazu prädestiniert ist, in der Tabelle abzustürzen. Sie übertreffen die Erwartungen auf beiden Seiten des Balls und tun dies ohne offensichtlich erkennbaren Grund. Aber seine früheren Teams, sowohl in Nizza als auch bei Borussia Mönchengladbach, haben dasselbe getan. Er ist der ursprüngliche xG-verbiegende Zauberer. Auf der offensiven Seite des Balls ergeben die Statistiken einen gewissen Sinn. Das selektive Schussprofil der Mannschaft fällt mit einem hohen “Expected Goal”-Gesamtwert pro Schuss von 0,13 zusammen. Das ist der vierthöchste Wert (knapp hinter zwei anderen Mannschaften mit dem gleichen Wert, bedingt durch Rundung). Das, zusammen mit einer geringen Abhängigkeit von Flanken, nur 23 % ihrer Vorstöße in den gegnerischen Strafraum kommen von Flanken, dem zweitniedrigsten Wert der Liga, zeichnet ein genaues Bild einer Mannschaft, die danach strebt, qualitativ hochwertige Angriffe aufzubauen. Fügt man noch etwas Hilfe von den Torgöttern hinzu, kommt alles zusammen.
Auf der defensiven Seite des Balls werden die Dinge seltsam. Einerseits sehen sie genau wie ein Pressing-Team aus. Sie lassen wenige, aber scheinbar gute Schüsse zu. Sie kassieren 0,13 “Expected Goals” pro Schuss, der dritthöchste Wert der Liga. Ihre Defensivaktionen finden meist hoch auf dem Spielfeld statt.
Wärmekarte der Defensivaktivität von Borussia Dortmund in der Bundesliga 2018/2019
Und doch kassieren sie nicht. Irgendwie schaffen sie es immer noch, ihren eigenen Strafraum defensiv abzudecken. Ihre Defensivaktionen nehmen wieder überdurchschnittlich zu, wenn die Gegner ihren eigenen angreifen. Und trotz des scheinbar hohen Werts der Schüsse, die sie zulassen, finden diese einfach nicht sehr oft den Weg ins Netz. Auch hier gilt: Wenn dies Favres erstes Rodeo wäre, wäre es sinnvoll, vorsichtig zu sein, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber das ist es nicht. Favre hat diesen Trick über die Jahre häufig angewandt. Die Magie von Favre ist, dass seine Teams Spiele verkomplizieren und aggressiv im Mittelfeld pressen, es aber auch schaffen, hinten eine Abdeckung zu haben, die “Expected Goal”-Modelle zu überlisten scheint. Das ist es, was Dortmund jetzt tut, und sie tun es bereits sehr gut. Es ist ein großer Unterschied zu der weit offenen Angriffsseite, die sie über die Jahre waren, aber nachdem sie in der letzten Saison unter Trainerwechseln gelitten hatten, sieht Dortmund zumindest so aus, als hätten sie einen vollständig umgesetzten Plan. Es ist nicht der attraktivste Fußball, aber es hat schon einmal funktioniert, und es sieht ganz danach aus, als würde es wieder funktionieren.
Fazit: Eine Liga voller Gegensätze und Taktik
Die Bundesliga-Saison 2018/19 ist geprägt von faszinierenden Entwicklungen und taktischen Gegensätzen. Während der FC Bayern weiterhin seine Dominanz unterstreicht, zeigen die Fälle von Schalke und Werder Bremen sowie Borussia Dortmund, wie vielfältig der deutsche Fußball ist. Schalke kämpft mit einer eklatanten Abschlussschwäche, die ihre sonst solide Defensive überschattet, und muss dringend Wege finden, ihre Angriffsleistung zu verbessern. Werder Bremen hingegen begeistert mit einem offensivstarken und aggressiven Ansatz, bei dem die Frage bleibt, ob ihre Defensive über die gesamte Saison standhalten kann. Borussia Dortmund demonstriert unter Lucien Favre eine faszinierende Fähigkeit, die xG-Statistiken zu überlisten, was beweist, dass Fußball nicht immer nur in Zahlen zu fassen ist. Diese Dynamik macht die Bundesliga zu einer der spannendsten Ligen Europas. Verfolgen Sie weiterhin die Entwicklungen und erleben Sie, wie sich diese spannende Saison entfaltet!
