Weizenkeime, die winzigen, aber kraftvollen Bestandteile des reifen Weizenkorns, galten lange Zeit als bloßes Nebenprodukt der Mehlherstellung. Doch dieser winzige Teil des Korns verbirgt eine beeindruckende Fülle an Nährstoffen und hat sich zu einem begehrten heimischen Superfood entwickelt. Sie sind nicht nur reich an wichtigen vitamine und mineralstoffe, sondern auch bekannt als eine der besten natürlichen Quellen für Spermidin. Aber was macht Weizenkeime eigentlich so gesund und wie können Sie dieses Nährstoffwunder in Ihren Alltag integrieren? Tauchen wir ein in die Welt der Weizenkeime und entdecken Sie ihre vielfältigen Vorteile für Ihr Wohlbefinden.
Was sind Weizenkeime eigentlich?
Weizenkeime sind der embryonale Teil des Weizenkorns, aus dem bei der Keimung eine neue Pflanze entstehen würde. Obwohl sie nur etwa 3 % des gesamten Getreidekorns ausmachen, sind sie ein echtes Kraftpaket an Vitalstoffen. Im Gegensatz zum restlichen Korn, das hauptsächlich Stärke enthält, sind die Keime dicht gepackt mit wertvollen Proteinen, ungesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen und einer beeindruckenden Reihe von Vitaminen und Mineralstoffen. Aus ernährungsphysiologischer Sicht stellen Weizenkeime daher einen besonders hohen Mehrwert für unseren Körper dar und sind eine hervorragende Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung.
Die Herstellung von Weizenkeimen: Vom “Abfallprodukt” zum Nährstoffwunder
Bei der Produktion von feinem Weizenmehl ist es notwendig, die Weizenkeime vom restlichen Korn zu trennen. Dies geschieht, weil die in den Keimen enthaltenen Öle das Mehl schnell ranzig werden lassen würden. Was früher oft als Abfallprodukt galt, wird heute als wertvolle Ressource erkannt und sorgfältig weiterverarbeitet. Nach ihrer Abtrennung werden die Keime schonend behandelt, um ihre wertvollen Inhaltsstoffe zu bewahren.
Dieses nährstoffreiche “Abfallprodukt” ist besonders reich an:
- B-Vitaminen: Essentiell für den Energiestoffwechsel und das Nervensystem.
- Vitamin E: Ein starkes Antioxidans, das die Zellen vor oxidativem Stress schützt.
- Provitamin A und D2: Wichtige Vorstufen für die Vitaminbildung im Körper.
- Vitamin K: Bedeutsam für die Blutgerinnung und Knochengesundheit.
- Inosit: Ein vitaminähnlicher Stoff, der an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt ist.
Neben Trockenhefe zählen Weizenkeime zu den B-vitaminreichsten Lebensmitteln überhaupt. Ihre Konzentration an Vitalstoffen übertrifft die des restlichen Korns bei Weitem.
Warum Weizenkeime in keiner gesunden Ernährung fehlen sollten
Die positiven Einflüsse von Weizenkeimen auf unser Wohlbefinden sind umfassend. Eine ihrer Besonderheiten ist der Gehalt an Octacosanol. Dieser pflanzliche Stoff agiert als natürliches Antioxidans und kann nachweislich dazu beitragen, den Cholesterinspiegel auf natürliche Weise zu senken.
Darüber hinaus sind Weizenkeime eine hervorragende Quelle für Vitamin E. Gemessen am Gewicht weisen sie die höchste prozentuale Menge dieses wichtigen Vitamins auf, und das in seiner biologisch wertvollsten Form, die vom Darm optimal verwertet werden kann. Vitamin E ist bekannt dafür, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen, einem Prozess, der zur Zellalterung und verschiedenen Krankheiten beitragen kann. Es empfiehlt sich generell, Vitamine in ihrer natürlichen Form zu sich zu nehmen, anstatt auf künstliche Präparate zurückzugreifen, und hier stellen Weizenkeime eine ideale, vollwertige Alternative dar.
Vorteile von Weizenkeimen*Weizenkeime sind kleine Kraftpakete, die eine beeindruckende Vielfalt an Nährstoffen und gesundheitlichen Vorteilen bieten, von Antioxidantien bis zu wichtigen Vitaminen.*
Der Mythos vom “Dickmacher Weizen” – Und was das mit Weizenkeimen zu tun hat
In den letzten Jahren haben viele Menschen begonnen, Weizen in ihrer Ernährung zu meiden, oft basierend auf Vorurteilen wie „Weizenmehl macht dick“ oder „Weizenmehl fördert verschiedene Beschwerden“. Es ist wichtig, hier differenziert zu betrachten. Weizen ist ein Grundnahrungsmittel und in vielen Produkten wie Brot, Backwaren und Keksen enthalten. Wie andere Getreidesorten ist Weizen reich an Kohlenhydraten. Ein übermäßiger Konsum kann aufgrund der hohen Kaloriendichte tatsächlich zur Gewichtszunahme beitragen.
Entscheidend sind hierbei zwei Faktoren:
- Die Menge des verzehrten Weizens: Moderation ist der Schlüssel.
- Die Art der Verarbeitung: Hier liegt ein wesentlicher Unterschied.
Mythos Dickmacher Weizen*Der Mythos, dass Weizen pauschal dick macht, wird oft durch die Art der Verarbeitung und die verzehrte Menge beeinflusst, wobei Vollkornprodukte eine gesündere Alternative darstellen.*
Die Typennummer auf Mehlpackungen gibt Aufschluss über den Mineralstoffgehalt pro 100 Gramm Mehl. Eine niedrigere Typennummer, wie bei hellem Weizenmehl (Typ 405, 550), bedeutet einen geringeren Mineralstoffgehalt und ist daher weniger empfehlenswert. Aus diesem Grund sind Vollkornprodukte die bessere Wahl. Sie enthalten nicht nur mehr mineralstoffe lebensmittel und Ballaststoffe, die förderlich für den Organismus sind, sondern sättigen auch länger.
Aussagekräftige Studien, die Weizen als alleinigen Auslöser für eine Vielzahl von Beschwerden identifizieren, gibt es in dieser Form nicht. Ein übermäßiger Konsum kann sich nachteilig auswirken, dies gilt jedoch für nahezu alle Lebensmittel. Weizenprodukte sollten aufgrund ihres Kalorien- und Nährstoffgehalts bewusst genossen werden. Es ist jedoch entscheidend zu verstehen, dass Weizen als ganzes Korn nicht mit Weizenkeimen gleichzusetzen ist. Die Keime sind ein konzentrierter Nährstofflieferant, der in Maßen verzehrt viele Vorteile bietet.
Die Power-Bestandteile der Weizenkeime: Spermidin und seine Effekte
Im Vergleich zum gesamten Korn stellen Weizenkeime einen sehr geringen, aber dafür den nährstoffreichsten Teil dar. Zum Beispiel enthalten 40 Gramm Weizenkeime so viel Vitamin B1 wie ein Kilogramm Weizenvollkornmehl. Zudem sind Weizenkeime reich an Spermidin, einem natürlichen Polyamin, das aktuell in aller Munde ist. Sie gelten sogar als das Lebensmittel mit dem höchsten Spermidingehalt.
Studien untermauern die Vorteile des Verzehrs von Weizenkeimen, insbesondere aufgrund ihres Spermidingehalts. Eine wegweisende Studie von Frank Madeo und seinem Expertenteam an der Universität für Molekulare Biowissenschaften in Graz konnte die Effekte von Spermidin nachweisen: Die natürliche Substanz regt die Autophagie an. Autophagie ist ein körpereigener Recycling-Prozess, bei dem geschädigte oder alte Zellbestandteile abgebaut und recycelt werden, was sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken soll.
Auch die Berliner Charité hat die umfassenden Effekte von Spermidin untersucht und kam zu dem Schluss, dass dieses Polyamin Vorteile für die Gedächtnisfunktion bringen könnte. Mehrere Studien bestätigen mittlerweile die positiven Effekte von Weizenkeimen und insbesondere dem darin enthaltenen Spermidin auf das allgemeine Wohlbefinden. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass Probanden in diesen Studien Weizenkeime oft als Nahrungsergänzung in reiner Form eingenommen haben, um einen physiologischen Nutzen zu erzielen.
Weizenkeime in der Praxis: Anwendung, Geschmack und wichtige Hinweise
Weizenkeime haben einen leicht nussigen, manchmal leicht bitteren Geschmack, der von einigen als gewöhnungsbedürftig empfunden werden kann. Sie lassen sich jedoch sehr gut in die tägliche Ernährung integrieren, indem man sie beispielsweise in Müsli, Joghurt oder Porridge streut. Alternativ sind auch geschmacksneutrale Kapseln erhältlich.
Weizenkeime können Sie pur essen oder Speisen damit verfeinern. Ein wichtiger Hinweis: Erhitzen oder Kochen Sie Weizenkeime nicht! Durch Hitze gehen wertvolle Nährstoffe verloren.
Weizenkeime in der Ernährung*Weizenkeime lassen sich vielseitig in die tägliche Ernährung integrieren, beispielsweise in Müsli oder Joghurt, sollten jedoch nicht erhitzt werden, um ihre wertvollen Nährstoffe zu erhalten.*
Sind in Weizenkeimen Gluten enthalten?
Ja, Weizenkeime enthalten Gluten. Personen, die unter Zöliakie oder einer Glutenintoleranz leiden, sollten Weizenkeime daher unbedingt meiden.
Wie viele Weizenkeime sollte man am Tag zu sich nehmen?
Die Tagesempfehlung für Weizenkeime liegt in der Regel bei 1 bis 3 Esslöffeln täglich. Es ist ratsam, mit einer kleineren Menge zu beginnen und diese bei Bedarf langsam zu steigern.
Wo kann ich Weizenkeime kaufen?
Weizenkeime sind in Reformhäusern, gut sortierten Bio-Märkten und ausgewählten Online-Shops erhältlich. Achten Sie beim Kauf stets auf eine hochwertige Qualität, um von den vollen Nährstoffvorteilen zu profitieren.
Fazit
Weizenkeime sind ein wahres heimisches Superfood, das die geballte Kraft an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen in sich vereint. Sie sind eine herausragende natürliche Quelle für Spermidin und können einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung leisten. Die einfache Integration in den täglichen Speiseplan, etwa im Müsli oder Joghurt, macht sie zu einer praktischen Möglichkeit, Ihrem Körper eine Extraportion Nährstoffe zu gönnen. Beachten Sie dabei, die Keime nicht zu erhitzen, um den Verlust wertvoller Inhaltsstoffe zu vermeiden. Angesichts ihrer beeindruckenden Nährstoffdichte und der wissenschaftlich belegten Vorteile ist es definitiv empfehlenswert, dieses Superfood in Maßen in die tägliche Ernährung aufzunehmen und so aktiv etwas für Ihr Wohlbefinden zu tun.
Quellen:
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