Die Einführung des Video-Assistenten (VAR) in der Fußball-Bundesliga zu Beginn der Saison 2017/18 hat die deutsche Fußballlandschaft nachhaltig geprägt und sorgt seitdem fast an jedem Spieltag für intensive Diskussionen. Von Spielern über Trainer und Offizielle bis hin zu Fans – der VAR polarisiert und beeinflusst das Geschehen auf und neben dem Platz, auch bei wichtigen Begegnungen wie dem Vfb Stuttgart Gegen Hertha BSC.
Die hitzigen Debatten um den VAR verdeutlichen, wie sehr die Technologie den Kern des Sports berührt. Während Befürworter eine höhere Gerechtigkeit sehen, beklagen Kritiker den Verlust der Spontanität und die Verfälschung des Stadionerlebnisses. Der Videobeweis sollte offensichtliche Fehlentscheidungen korrigieren, doch die Umsetzung brachte eine komplexe Lernkurve mit sich.
Die Einführung des VAR: Eine Lernkurve für alle Beteiligten
In der ersten Saisonhälfte nach der Einführung des VAR im deutschen Fußball wurden insgesamt 1.041 Vorfälle von den Video-Assistenten in Köln überprüft – im Durchschnitt 6,8 Checks pro Bundesliga-Spiel. Davon führten 50 Überprüfungen zu tatsächlichen Eingriffen, was einem Durchschnitt von 0,33 pro Spiel entspricht. Interessanterweise führten 48 dieser Interventionen zu einer Korrektur der ursprünglichen Schiedsrichterentscheidung auf dem Feld, während nur zwei die Entscheidung des Feldschiedsrichters bestätigten. Laut Deutscher Fußball Liga (DFL) waren elf dieser Eingriffe fehlerhaft, und die durchschnittliche Dauer einer Überprüfung betrug 61 Sekunden.
In der zweiten Saisonhälfte zeigten sich bereits Verbesserungen. Die Zahlen nahmen ab: 829 Hintergrundprüfungen, 38 Interventionen, 27 Korrekturen und 11 Bestätigungen der Entscheidung. Die DFL meldete in diesem Zeitraum keine fehlerhaften VAR-Entscheidungen, obwohl es drei Fälle gab, in denen der VAR hätte eingreifen müssen, dies aber nicht tat. Die durchschnittliche Dauer der Überprüfungen sank auf 53 Sekunden. Diese Entwicklung zeigt eine deutliche Anpassung und einen Lerneffekt im Umgang mit der neuen Technologie.
Im Sommer nach der Einführung in der Bundesliga kam der VAR erstmals auch bei der Weltmeisterschaft zum Einsatz. Die öffentliche Meinung in Deutschland deutete darauf hin, dass das System in Russland besser funktionierte als im damaligen Bundesliga-Alltag, der oft von Chaos und Verwirrung geprägt war. Allerdings zeigten FIFA-Zahlen das Gegenteil: Bei der WM gab es durchschnittlich sieben Hintergrundprüfungen und 0,31 Interventionen pro Spiel, die durchschnittlich 80 Sekunden dauerten – allesamt schlechtere Werte als in der zweiten Hälfte der Bundesliga-Saison. Dies unterstreicht die Komplexität und die unterschiedliche Wahrnehmung des Systems.
Kontroversen und denkwürdige Szenen im Liga-Alltag
Trotz der statistischen Verbesserungen sorgten vor allem einige denkwürdige Kontroversen für Schlagzeilen, die die Debatte um den Videobeweis anheizten. Die Einführung war ein Lernprozess für alle Beteiligten, und anfängliche Probleme waren unverkennbar. Am ersten Spieltag der Saison konnte der VAR nicht in allen Spielen vollständig implementiert werden, und die kalibrierten Linien zur Abseitsmessung waren die gesamte Saison über außer Betrieb.
Mitte September wurde bekannt, dass Video-Assistenten geheime Anweisungen erhalten hatten, wie sie Videowiederholungen bei ihrer Entscheidungsfindung verwenden sollten. Anstatt nur bei „einer offensichtlich falschen Entscheidung“ in vier spezifischen Bereichen (Tore, Elfmeter, direkte Rote Karten und Fälle von Spielerverwechslung) einzugreifen, wurden die VARs angewiesen, den Feldschiedsrichter zu kontaktieren, wann immer sie dachten, dieser könnte falsch gelegen haben, selbst wenn sie sich nicht sicher waren. Diese Anweisung führte zu weiterer Verunsicherung und Kritik.
Hertha BSC und VfB Stuttgart im Bundesliga-Duell: VAR-Einfluss*Hertha BSC und VfB Stuttgart im Bundesliga-Duell. Der VAR-Einfluss auf solche Spiele war von Anfang an ein großes Diskussionsthema.*
Von Elfmeter-Chaos bis Fan-Wut: Der VAR spaltet die Gemüter
Ein Beispiel für die Absurdität der frühen VAR-Phase war ein Spiel zwischen Mainz und Freiburg. Viele Spieler waren bereits in der Halbzeitpause auf dem Weg in die Kabine, als der Video-Assistent einen Elfmeter für Mainz wegen eines Handspiels in der letzten Aktion der ersten Halbzeit zusprach. Inmitten völliger Verwirrung wurden die Spieler auf das Feld zurückgerufen, wo bereits die Halbzeit-Bewässerungsanlage eingeschaltet war. „Der Gipfel der Absurdität ist erreicht“, schrieb die Die Zeit. Pablo De Blasis verwandelte den Elfmeter in der siebten Minute der Nachspielzeit, und Mainz gewann 2:0, was Freiburg wütend machte.
Es war nicht das erste Mal, dass De Blasis und Mainz in eine Kontroverse verwickelt waren, nachdem ihnen gegen Köln ein Elfmeter zugesprochen wurde, obwohl der argentinische Stürmer klar getaucht hatte. „Das war eine Schwalbe“, sagte der ehemalige Schiedsrichter Markus Merk im Fernsehen. „Das war ein Witz von einem Elfmeter“, kommentierte die deutsche Fußballlegende Lothar Matthäus. „Was haben die Video-Schiedsrichter gegen uns!?“, fragte das Kölner Boulevardblatt Express. Auch der VfB Stuttgart war in einer Partie gegen Bayern München von einer umstrittenen VAR-Entscheidung betroffen, als ein Elfmeter in der Nachspielzeit vergeben wurde. Solche Szenen prägten die frühen Jahre des Videobeweises.
Fanproteste und das veränderte Stadionerlebnis
Obwohl sich die Schiedsrichterentscheidungen auf dem Papier verbesserten, blieben viele Stadionbesucher und organisierte Fangruppen von Anfang an entschiedene Gegner des VAR. Sie kritisierten die DFL und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) scharf, das Stadionerlebnis irreparabel zu beschädigen und dem Spiel die Emotionen zu rauben. Während Fans, die das Spiel im Fernsehen verfolgen, von hochauflösenden Wiederholungen aus mehreren Blickwinkeln profitieren, wurden und werden die Anhänger im Stadion oft minutenlang im Ungewissen gelassen.
Der VfB Stuttgart, ein Verein mit einer leidenschaftlichen Fanbasis, war ebenfalls Schauplatz solcher Proteste. Als Stuttgart in der Nachspielzeit einen Elfmeter gegen Bayern München zugesprochen bekam – eine Chance zum Ausgleich und einem unwahrscheinlichen Punktgewinn gegen den Meister –, entrollten die Stuttgarter Ultras ein großes Banner hinter dem Tor mit der Aufschrift: „Schafft den VAR ab!“ In der 95. Minute verschoss Chadrac Akolo. Dies zeigt die tiefe Frustration und den Widerstand, der sich selbst bei einer potenziell vorteilhaften Entscheidung breitmachen kann. Solche Emotionen spielen auch bei Begegnungen wie vfb stuttgart gegen arminia eine große Rolle.
Fans protestieren gegen den VAR in der Bundesliga*Fans protestieren gegen den VAR. Viele Anhänger empfinden das System als störend für das Live-Erlebnis im Stadion.*
Bei Freiburgs erstem Heimspiel nach der kontroversen Elfmeterentscheidung auswärts gegen Mainz hielten die Fans hinter dem Tor zur Halbzeit ein Banner hoch, das andere Fans warnte: „Bitte bleiben Sie zur Halbzeit auf Ihren Plätzen, sonst könnten Sie ein Tor verpassen!“ Ähnliche Banner waren die gesamte Saison über fast wöchentlich zu sehen, und die Proteste halten bis heute an. Als Schalke nach Düsseldorf reiste, zeigten die Gästefans ein riesiges Banner mit der Aufschrift: „Fußball spielen, nicht darüber reden!“ Und als Nürnberg den VfB Stuttgart empfing, zeigten die Heimfans die Botschaft: „VAR tötet Torjubel.“
Diese Proteste verdeutlichen, dass die Akzeptanz des VAR bei den Stadionbesuchern immer noch gering ist, obwohl sich die Genauigkeit, Konsistenz und Geschwindigkeit der Entscheidungen in Deutschland verbessert haben. Das Gefühl, der Moment des Jubels werde durch die minutenlange Wartezeit geraubt, wiegt für viele Fans schwerer als die objektiv korrektere Entscheidung. Das Stadionerlebnis, die unmittelbare Emotion, ist ein zentraler Bestandteil der Fankultur, der durch den VAR beeinträchtigt wird. Auch bei der Analyse von Vereinsentwicklungen, beispielsweise bei bz hertha, spielt die Stimmung der Fangemeinde eine entscheidende Rolle.
Pablo de Blasis verwandelt Elfmeter nach VAR-Eingriff*Pablo de Blasis verwandelt einen Elfmeter, der nach einem VAR-Eingriff in der Halbzeitpause zugesprochen wurde.*
Fazit: VAR zwischen Gerechtigkeit und Emotion
Der Videobeweis hat den deutschen Fußball, und damit auch die Spiele wie VfB Stuttgart gegen Hertha, nachhaltig verändert. Er hat zweifellos dazu beigetragen, offensichtliche Fehlentscheidungen zu reduzieren und die Gerechtigkeit im Spiel zu erhöhen. Doch der Preis dafür ist eine spürbare Veränderung des Stadionerlebnisses und der emotionalen Dynamik des Fußballs. Die Debatte um den VAR ist noch lange nicht abgeschlossen. Während die Technologie stetig optimiert wird, bleibt die Herausforderung bestehen, eine Balance zwischen Fairness und dem Erhalt der Leidenschaft und Spontanität zu finden, die den Fußball so einzigartig macht.
