Die Themen Umweltverschmutzung und Abfall geistern seit dem 19. Jahrhundert durch die deutschsprachige Literatur, als die Industrialisierung massive Abfallmengen und Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser verursachte. Damals war Alltag noch weitgehend abfallarm: Kein Plastik, keine Einwegprodukte, keine Massenimporte. Gegenstände wurden wiederverwendet, Essensreste kompostiert oder verfüttert. Erst die Moderne brachte offene Kreisläufe, in denen Ressourcen verloren gehen. Literatur greift dies auf, von Wilhelm Raabes Pfisters Mühle bis zu zeitgenössischen Allegorien. Für mehr zu 4 prinzipien umweltschutz, die geschlossene Kreisläufe fördern, siehe hier.
Ein zentrales Konzept ist der Übergang von geschlossenen zu offenen Kreisläufen. Im Idealfall bleibt alles im System, wie im „Cradle to Cradle“-Prinzip von Michael Braungart und William McDonough (2002): Natürliche Produkte nähren neue Zyklen, ohne Recyclingzwang. Literatur kritisiert stattdessen die Abfallproduktion. Raabe thematisierte als Erster in Pfisters Mühle (1884) industriellen Schmutz: Eine Zuckerfabrik vergiftet einen Bach, Algen wuchern, der Müller gibt auf.
Wasser und Wasserverschmutzung in der Frühindustrialisierung
Wilhelm Raabes Pfisters Mühle markiert den Einstieg in die literarische Auseinandersetzung mit Umweltverschmutzung. Der Müller kämpft gegen Abwasser einer Zuckerfabrik, das Bakterien und Algen explodieren lässt. Der Geruch vertreibt Kunden, der Bach wird zu „schleimigem, weißbläulichem Etwas“. Trotz Gerichtsprozess scheitert er, verkauft die Mühle für eine chemische Reinigung – ironisches Happy End der Moderne.
Ein Müllberg als Symbol moderner Abfallberge
Der Sohn Ebert dokumentiert den Verfall: „Ich halte es nicht länger aus, mich … zu Tode stänkerern.“ Asche, Chemiker-Freund, rechtfertigt Verschmutzung als Modernisierungsopfer. Heute erinnern Bußgelder an solche Risiken – siehe den bußgeldkatalog umwelt baden württemberg.
Verschmutztes Wasser mit Dosen und Müll
Wassermühle aus dem 12. Jahrhundert
Algen und Protozoen im verschmutzten Wasser
Moderne Allegorien: Walter Benjamin und der Engel der Geschichte
Im 20. Jahrhundert eskaliert die Kritik. Walter Benjamin entwirft 1940 in „Über den Begriff der Geschichte“ eine Abfalltheorie: Der „Engel der Geschichte“ starrt auf einen Trümmerhaufen – Fortschritt als Katastrophe. Paul Klees Angelus Novus symbolisiert dies: Sturm aus dem Paradies treibt ihn voran, ohne Heilung.
Plastikmüll unter Wasserlilien
Paul Klee: Angelus Novus (1920)
Diese Vision verknüpft Politik mit materieller Verschwendung. Ähnlich bundesministerium klimaschutz, das gegen offene Kreisläufe kämpft.
Städtischer Abfall: Fassbinders Kritik am Kapitalismus
Rainer Werner Fassbinder radikalisiert in Der Müll, die Stadt und der Tod (1975) Urbanisierung als Abfallproduktion. Frankfurts Bankenviertel zerstört Altviertel, Bewohner werden „Müll“. Prostituierte Roma B. fleht um Tod: „Die Stadt macht uns zu lebenden Leichen.“
Europäische Zentralbank in Frankfurt
Frankfurt Skyline bei Nacht
Das Stück verbindet menschlichen und materiellen Abfall, inspiriert von Hausbesetzern. Ergänzend fördert klimaschutz förderung nachhaltige Stadtentwicklung.
Verschmutzte Landschaften: Heiner Müllers Medea
Heiner Müller ortet in Verkommenes Ufer Medeamaterial (1983) Medea an einem Müllsee bei Berlin: Tampons, Leichen, Industrieabfälle. Die Landschaft spricht als Chor: „Zwischen Trümmern … wächst DAS NEUE.“ Kinder basteln Mülllandschaften – Allegorie des Konsums.
Medea von Anthony Frederick Augustus Sandys
Verschmutztes Seeufer mit Müll
Fast-Food-Verpackung im Wald
Frühe umwelterziehung im kindergarten könnte solche Zukünfte verhindern.
Alte Mühle in Nordrach
Radioaktive Bedrohung: Christa Wolfs Störfall
Christa Wolfs Störfall (1987) reflektiert Tschernobyl: Spaltung als Prinzip von Atomkraft und Psyche. „Lust an Zertrümmerung“ führt in Sackgassen – Mensch als evolutionärer Fehlschlag.
Kühlturm mit Dampfausstoß
Chemisch gereinigte Kleidung in Plastik
Literatur enthüllt diese Verbindungen, mahnt zur Reflexion.
Die deutsche Literatur von Raabe bis Wolf zeigt: Abfall zerstört Kreisläufe, Umwelt und Gesellschaft. Geschlossene Systeme wie Cradle to Cradle bieten Auswege. Entdecken Sie mehr über Deutschlands Umweltschutz – starten Sie mit umwelterziehung im kindergarten und handeln Sie nachhaltig!
Quellen
- Raabe, Wilhelm: Pfisters Mühle (1884).
- Benjamin, Walter: „Über den Begriff der Geschichte“ (1940).
- Fassbinder, Rainer Werner: Der Müll, die Stadt und der Tod (1975).
- Müller, Heiner: Verkommenes Ufer (1983).
- Wolf, Christa: Störfall (1987).
- Weiterführend: environmentandsociety.org/exhibitions/life-waste.
