Umwelt Watchblog: Die verborgene Gefahr von Windkraftanlagen – Wenn Carbonfasern zur Bedrohung werden

Die Energiewende ist ein zentrales Thema unserer Zeit, und Windkraftanlagen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Doch was, wenn diese imposanten Strukturen, die saubere Energie versprechen, im Brandfall eine bisher unterschätzte Gefahr darstellen? Carbonfaserverstärkter Kunststoff (CFK), das Material der Zukunft, bekannt für seine Leichtigkeit, Steifigkeit und Festigkeit, birgt im Ernstfall ein erhebliches Gesundheits- und Umweltrisiko, das von Feuerwehren und Behörden lange Zeit vernachlässigt wurde.

Die unsichtbare Gefahr: Carbonfasern im Brandfall

CFK wird in vielen Bereichen eingesetzt, vom Fahrzeug- und Flugzeugbau bis hin zu modernen Windkraftanlagen. Seine Vorteile sind unbestreitbar. Doch im Falle eines Brandes, wie Prof. Sebastian Eibl vom Wehrwissenschaftlichen Institut in Erding erläutert, erreichen die Kohlenstofffasern Temperaturen von über 650 Grad Celsius. Dabei zerfallen sie in kleinste Partikel, die eine kritische Größe erreichen, um tief in die menschliche Lunge einzudringen.

Stellen Sie sich eine Windkraftanlage vor, deren Maschinenhaus sich in einer Höhe von 160 Metern befindet. Wenn dort ein Brand ausbricht, sind die Löscharbeiten für die Feuerwehr extrem schwierig und oft nur auf die Eindämmung des Gefahrenbereichs beschränkt. Mittels Flatterbändern wird ein weiträumiger Bogen abgesperrt, und man hofft lediglich, dass keine brennenden Trümmerteile auf den Boden fallen und dort weitere Brände auslösen.

Fasern im Wald nach Brand in Lahr (Südschwarzwald) im Jahr 2013. Foto Bettina Haßler

Die Tatsache, dass diese Fasern – oft als „fiese Fasern“ bezeichnet – ein ernsthaftes Gesundheitsproblem darstellen und Ganzkörperschutz bei Löscharbeiten vor Ort unerlässlich machen, wurde von Feuerwehr und Polizei lange Zeit übersehen. Dies ist ein kritischer Punkt, der die Notwendigkeit eines tiefergehenden Verständnisses und verbesserter Sicherheitsmaßnahmen unterstreicht.

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Gefährlich wie Asbest: Die gesundheitlichen Auswirkungen von Faserverbundwerkstoffen

Die Rotorblätter von Windkraftanlagen, oft aus Glasfaser (GFK) gefertigt und mit Epoxidharzen verklebt, enthalten giftige Substanzen wie Bisphenol A. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dieses Material sogar als ähnlich krebserregend eingestuft wie das inzwischen verbotene Asbest. Bereits 2014 warnte das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistung der Bundeswehr vor den lungengängigen Carbonfasern, die nach Bränden freigesetzt werden.

Das Problem verschärft sich durch das Recycling der Rotorblätter. Angesichts des forcierten Ausbaus der Windkraft steigt die Menge der ausgedienten Materialien stetig an, doch trotz kostspieliger Forschung ist keine industrielle Lösung in Sicht. Während Rotorblätter auf Glasfaserbasis nach aufwendiger Vorbehandlung in der Zementindustrie als Sekundärbrennstoff verwendet werden können, sind Kohlefaserverbundwerkstoffe wesentlich problematischer. Sie zerfallen erst bei deutlich höheren Temperaturen als in Müllverbrennungsanlagen üblich. Oftmals werden daher ausgediente Rotorblätter ins Ausland „verschenkt“, um das eigene, teure Recyclingproblem zu umgehen.

Ein erschreckendes Beispiel ist eine havarierte Windkraftanlage in Losheim (Saarland), die im Dezember in Brand geriet. Dabei wurden toxische Fasern großflächig in der umliegenden landwirtschaftlichen Fläche verteilt. Ein ökologisches Fiasko und ein unkalkulierbares Risiko. Diese hochgiftigen Fasern versickern im Erdreich und verunreinigen Boden und Wasser auf Dauer, da sie erst bei extrem hohen Temperaturen chemisch abgebaut werden können. Liegen solche Fasern beispielsweise auf Weideland, muss der kontaminierte Boden kostenintensiv abgetragen und entsorgt werden.

Vertuschung und steigende Risiken: Die unzureichende Datenerfassung

Offizielle Statistiken über in Brand geratene Windkraftanlagen existieren nicht. Die Anzahl der mittlerweile havarierten Anlagen wird von Behörden auf Bundes- und Landesebene sowie von der Windkraft-Lobby bewusst verschwiegen, um die Bevölkerung angesichts der Gesundheitsrisiken durch die freigesetzten, hochgiftigen Fasern nicht zu beunruhigen. Inoffizielle Quellen sprechen von etwa 30 bis 40 Windkraftbränden pro Jahr. Aufgrund der fehlenden offiziellen Erhebung ist jedoch davon auszugehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Mit dem nun begonnenen forcierten Ausbau der Windkraft ist anzunehmen, dass die Anzahl der durch Havarien verursachten Brände und die daraus resultierenden Gesundheitsrisiken durch die freigesetzten toxischen und hochgiftigen Fasern bundes- und landesweit erheblich zunehmen werden. Dies erfordert eine dringende Neubewertung der Sicherheitsmaßnahmen und Risikobewertungen.

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Zur Person

Hansjörg Jung, ein Betriebswirt (VWA) aus Baden-Württemberg, beschäftigt sich im Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität e.V. (Landegruppe Baden-Württemberg) intensiv mit den Auswirkungen der Windkraft. Seine Forschungen und Beobachtungen tragen dazu bei, die Öffentlichkeit über diese oft übersehenen Gefahren aufzuklären.


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