Der Strobel Hund: Ein ursprünglicher Altdeutscher Hütehund mit faszinierendem Wesen

Ein kräftiger Strobel Hund, ein Altdeutscher Hütehund mit zottigem Fell, aufmerksam im Gras sitzend

Deutschland ist reich an Geschichte, Kultur und Natur – doch auch seine traditionsreichen Hunderassen sind ein wichtiges Kulturgut. Unter den vielen faszinierenden Vierbeinern nimmt der Altdeutsche Hütehund eine besondere Stellung ein. Er ist kein vom VDH anerkannter Rassehund im herkömmlichen Sinne, sondern ein Gebrauchstyp, der über Jahrhunderte unter den harten Anforderungen der Schäfer gezüchtet wurde. Innerhalb dieser vielfältigen Gruppe sticht der Strobel Hund hervor, ein besonders ursprünglicher Schlag, der als Inbegriff des alten „Schafrüden“ gilt. Er verkörpert die Essenz des deutschen Hütehundes wie kaum eine andere Variante. Tauchen wir ein in die Welt dieses beeindruckenden Arbeitshundes und entdecken seine einzigartigen Merkmale, seine Geschichte und seine Bedeutung für die deutsche Schäferei.

Was macht den Strobel Hund so besonders?

Der Strobel ist eine der markantesten Erscheinungsformen der Altdeutschen Hütehunde und unterscheidet sich optisch durch sein typisches Fell von anderen Schlägen. Seine robuste Erscheinung spiegelt seine Bestimmung als unermüdlicher Arbeitspartner wider.

Ein Blick auf das Fell: Zottig, rau und robust

Das auffälligste Kennzeichen des Strobel Hundes ist sein zotthaariges oder rauhaariges Fell. Es ist grob, wetterfest und bietet optimalen Schutz vor den Elementen – eine essenzielle Eigenschaft für einen Hund, der tagtäglich bei Wind und Wetter im Freien arbeitet. Diese Fellstruktur ist nicht nur funktional, sondern verleiht dem Strobel auch sein charakteristisches, rustikales Aussehen. Die Farbvarietäten sind breit gefächert, können aber einfarbig schwarz, schwarzmarken (Gelbbacke), rot/braun (Fuchs) oder cremefarben sein. Typisch für den Strobel, insbesondere in Süddeutschland, ist die raue, oft zottige Behaarung, die ihn unverwechselbar macht.

Körperbau und Größe

Altdeutsche Hütehunde, und somit auch der Strobel Hund, erreichen eine Schulterhöhe zwischen 50 und 70 cm. Im süddeutschen Raum sind häufiger relativ große Exemplare zu finden, die den Anforderungen der dortigen Herdenarbeit besonders gut gerecht werden. Der Körperbau ist kräftig, aber wendig, ideal für lange Märsche und schnelle Wendungen beim Hüten. Die Ohren werden oft gekippt oder stehend getragen, wobei der typische süddeutsche Altdeutsche Hütehund, zu dem der Strobel gehört, auch hoch angesetzte Hängeohren haben kann. Angeborene Stummelruten, sogenannte Stumper, kommen ebenfalls vor.
Ein kräftiger Strobel Hund, ein Altdeutscher Hütehund mit zottigem Fell, aufmerksam im Gras sitzendEin kräftiger Strobel Hund, ein Altdeutscher Hütehund mit zottigem Fell, aufmerksam im Gras sitzend

Der ausgeprägte Hütetrieb als Kernmerkmal

Das wichtigste und unverzichtbarste Merkmal des Strobel Hundes, das ihn nach wie vor primär als Arbeitshund qualifiziert, ist sein angeborener, stark ausgeprägter Hütetrieb. Dieser Trieb ist das Ergebnis jahrhundertelanger Selektion durch Schäfer und Hirten, die Hunde benötigten, die selbstständig und zuverlässig eine Herde zusammenhalten, lenken und vor Gefahren schützen konnten. Ohne diesen tief verwurzelten Instinkt wäre der Strobel nicht der Hütehund, der er ist.

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Die tiefe Verwurzelung des Strobel in der deutschen Schäferei

Die Geschichte des Altdeutschen Hütehundes ist untrennbar mit der Entwicklung der deutschen Landwirtschaft und Schäferei verbunden. Der Strobel nimmt hierbei eine besonders bedeutsame Position ein.

Ursprünglichkeit und die Rolle des “Schafrüden”

Noch um die Jahrhundertwende wurden die deutschen Schäferhunde in einer breiten Vielfalt von Farb- und Fellschlägen beschrieben, darunter auch zotthaarige und getupfte Tiere. Der heutige Deutsche Schäferhund, wie wir ihn kennen, wurde züchterisch stark bearbeitet und hat nur noch wenig mit diesen ursprünglichen Formen gemeinsam. Der Strobel hingegen wird als der ursprünglichste Schlag der Altdeutschen Hütehunde angesehen. Er kommt dem alten “Schafrüden”, dem klassischen Hüte- und Schutzhund der Schäfer, am nächsten. Historisch gesehen wies der Strobel auch Herdenschutzhundqualitäten auf, was seine Robustheit und seinen Schutzinstinkt unterstreicht. Seine Entwicklung erfolgte nicht nach Schönheitsidealen, sondern ausschließlich nach seiner Funktionstüchtigkeit und Leistungsfähigkeit an der Herde.

Geografische Schwerpunkte der Verbreitung

Die Altdeutschen Hütehunde zeigen eine interessante regionale Verteilung ihrer Schläge innerhalb Deutschlands. Der Strobel ist insbesondere in Süddeutschland stark verbreitet, oft gemeinsam mit dem “Tiger”-Schlag (Merle-Faktor). Im Gegensatz dazu findet man im Osten und in Mitteldeutschland häufiger Gelbbacken, Schwarze und Füchse. Schafpudel sind fast ausschließlich im Osten zu finden, mit wenigen Vorkommen im Norden. Diese regionalen Schwerpunkte sind jedoch keine festen Grenzen, sondern spiegeln die historischen Zuchtpräferenzen und Arbeitsanforderungen der jeweiligen Regionen wider.
Altdeutscher Hütehund vom Farbschlag Tiger mit wachsamen Blick auf einer WieseAltdeutscher Hütehund vom Farbschlag Tiger mit wachsamen Blick auf einer Wiese

Der Strobel als Arbeitshund: Leistung und Anforderungen

Die Existenz des Strobel Hundes ist seit jeher eng an seine Funktion als unersetzlicher Arbeitspartner gebunden. Seine Eigenschaften sind perfekt auf diese Rolle zugeschnitten.

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Jahrhundertelange Selektion auf Gebrauchseigenschaften

Schäfer und Hirten haben über Jahrhunderte ihre Hunde konsequent auf Gebrauchseigenschaften hin selektiert. Dazu gehören ein ausgeprägter Hütetrieb und Griff, aber auch Robustheit, immense Ausdauer für lange Arbeitstage, Leichtfuttrigkeit (Anspruchslosigkeit in der Ernährung), Härte im Umgang mit Witterung und Widrigkeiten sowie eine hohe Hitzeresistenz. Diese Selektion hat einen Hundetyp hervorgebracht, der nicht nur intelligent und lernwillig ist, sondern auch eine große Eigenständigkeit besitzt – eine unverzichtbare Qualität für die selbstständige Arbeit an der Herde, wo der Hund oft ohne direkte Anweisung des Schäfers agieren muss.

Herausforderungen bei der Privathaltung

Der Strobel Hund ist noch heute überwiegend ein Arbeitshund, der seine wahre Erfüllung in der täglichen Arbeit an der großen Schafherde des Wanderschäfers findet. Diese Hunde sind für den dauerhaften, stundenlangen Einsatz gezüchtet, der sowohl intensive körperliche Bewegung als auch hohe geistige Anforderungen mit sich bringt. Als reiner Hof- oder Familienhund ist der Strobel daher nicht unbedingt geeignet. Eine Haltung ohne adäquate Aufgaben und Auslastung kann schnell zu Verhaltensproblemen führen, da der Hund unterfordert ist und seinen natürlichen Trieb nicht ausleben kann.

Alternative Beschäftigungsmöglichkeiten

Trotz seiner Spezialisierung finden Altdeutsche Hütehunde, und damit auch der Strobel, zunehmend Liebhaber bei Privathaltern. Hier können sie zwar zumeist nicht ihrer eigentlichen Berufung nachgehen, doch die intelligenten und lernwilligen Hunde, die eine zugewiesene Aufgabe schätzen, können mit großem Erfolg im Hundesport, wie zum Beispiel Agility, Obedience oder beim Treibball, eingesetzt werden. Auch in der Rettungshundearbeit oder bei anderen anspruchsvollen Arbeitsaufgaben, die den Hund geistig und körperlich fordern, finden sie eine sinnvolle Beschäftigung. Wichtig ist stets, dass die Verpaarung nur unter hütetauglichen Hunden erfolgt. Die Zuchtgemeinschaft AAH (Arbeitsgemeinschaft Altdeutsche Hütehunde) sieht hierfür eine Zuchttauglichkeitsprüfung an der Herde vor, bei der grundlegende Hüteanforderungen gezeigt werden müssen, um die Gebrauchseigenschaften der Rasse zu erhalten.
Ein Altdeutscher Hütehund vom Typ Gelbbacke mit langem, stockhaarigem Fell und aufmerksamer HaltungEin Altdeutscher Hütehund vom Typ Gelbbacke mit langem, stockhaarigem Fell und aufmerksamer Haltung

Bestand, Gefährdungsgrad und Schutz des Strobel Hundes

Die Zukunft des Strobel Hundes ist eng mit der Entwicklung der traditionellen Schäferei in Deutschland verbunden.

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Rückgang der Wanderschäferei und Liebhaberhaltung

Durch den fortschreitenden Rückgang der Wanderschäferei in Deutschland geht zwangsläufig auch die Zahl der vierbeinigen Arbeitspartner der Schäfer stark zurück. Dies bedroht die Existenz der Altdeutschen Hütehunde in ihrer ursprünglichen Funktion. Obwohl die Rasse bei Privathaltern Liebhaber findet, kann sie hier oft nicht ihrer eigentlichen Berufung nachgehen. Die Gesamtzahl der Altdeutschen Hütehunde wird bundesweit auf rund 3000 Tiere geschätzt. Innerhalb dieser Gruppe sind bestimmte Schläge besonders gefährdet.

Der Strobel auf der Roten Liste

Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) führt den Strobel Hund in ihrer Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen. Er ist, zusammen mit den Schlägen Gelbbacke, Schwarzer, Fuchs, Tiger und Schafpudel, in Kategorie III (gefährdet) eingestuft. Besonders bedroht ist der Westerwälder Kuhhund, der in Kategorie I (extrem gefährdet) fällt. Auch der rollhaarige Haarschlag der Süddeutschen Hütehunde kommt nur selten vor. Der Schutz und die Förderung des Strobel Hundes sind daher von großer Bedeutung, um dieses wertvolle kulturelle und biologische Erbe für zukünftige Generationen zu bewahren. Dies erfordert nicht nur die Unterstützung der traditionellen Schäferei, sondern auch eine verantwortungsvolle Zucht und Haltung in privaten Händen, die den spezifischen Bedürfnissen dieser Hunde gerecht wird.
Statistik zur Entwicklung der Wurfzahlen bei Altdeutschen Hütehunden, die den Rückgang der Population illustriertStatistik zur Entwicklung der Wurfzahlen bei Altdeutschen Hütehunden, die den Rückgang der Population illustriert

Fazit: Ein Erbe, das es zu bewahren gilt

Der Strobel Hund ist weit mehr als nur eine Hunderasse; er ist ein lebendiges Denkmal der deutschen Schäfereigeschichte und ein Beispiel für die perfekte Anpassung an eine anspruchsvolle Arbeitsumgebung. Seine Ursprünglichkeit, sein unermüdlicher Hütetrieb und seine Robustheit machen ihn zu einem faszinierenden Begleiter für Menschen, die seine Bedürfnisse verstehen und ihm eine artgerechte Aufgabe bieten können. Die Bedrohung seines Bestandes unterstreicht die Dringlichkeit, sich für den Erhalt dieses einzigartigen Altdeutschen Hütehundes einzusetzen. Wer einen Strobel Hund in sein Leben holen möchte, sollte sich intensiv mit seinen Ansprüchen auseinandersetzen und bereit sein, ihm die nötige geistige und körperliche Auslastung zu ermöglichen. So kann das Erbe dieses besonderen Hundes auch in Zukunft fortbestehen.

Weiterführende Informationen:

  • Strobel
  • Rollhaariger Altdeutscher
  • Schwarzer Altdeutscher
  • Gelbbacke
  • Altdeutscher Tiger
  • Schaf- oder Hütepudel
  • Fuchshunde
  • Westerwälder Kuhhund
  • Süddeutscher Schwarzer