An der Deckenlampe über dem Bett von Lubov (40) und Georg Malusch (39) finden sich seltsame Dekorationen: Stofffetzen und Serviettenstückchen hängen herab. Was auf den ersten Blick wie eine moderne Kunstinstallation anmutet, hat eine ganz besondere Erklärung. „Das waren nicht wir“, sagt Georg Malusch lachend und schüttelt den Kopf. „Das hat unser Jacky gemacht.“ Jacky ist kein gewöhnliches Tier; er ist ein Spatz und das liebenswerte Haustier der Familie Malusch aus Weilheim. Seit über zwei Jahren ist er ein vollwertiges Familienmitglied, schläft im Schlafzimmer und begleitet die Familie sogar auf Ausflüge oder in den Sommerurlaub nach Kroatien – eine ungewöhnliche und herzerwärmende Geschichte, die zeigt, wie ein Spatz Als Haustier das Leben bereichern kann.
Ein Spatz findet eine Familie: Jackys wundersame Rettung und Aufzucht
Jacky flattert munter durch die Wohnung, landet immer wieder auf einem Arm oder einer Schulter und zwitschert dabei unermüdlich. Wenn die beiden Brüder Timur (12) und Artöm (10) nach Hause kommen, fliegt er ihnen sofort entgegen. „Er spielt gerne“, erzählt Georg Malusch. Die Geschichte des kleinen Vogels bei der vierköpfigen Familie begann vor über zwei Jahren, als sie ihn in der Nähe von Schwabach in Mittelfranken fanden.
Lubov Malusch hält Spatz Jacky liebevoll in der Hand, der sich an ihren Finger schmiegt.
Das Vogelküken lag damals halbtot auf einem Stromkasten, wahrscheinlich aus seinem Nest gefallen. Als die Maluschs merkten, dass der kleine Vogel noch lebte, zögerten sie nicht lange. Sie nahmen ihn mit nach Hause und päppelten ihn liebevoll auf. Mit Hilfe einer Pinzette wurde der Jungvogel gefüttert. „Beim ersten Mal mussten wir ihm sogar den Schnabel aufmachen“, erinnert sich Lubov Malusch, die schnell zu Jackys Ersatzmama wurde. Diese aufopferungsvolle Pflege war der Beginn einer außergewöhnlichen Bindung. Das Päppeln von Wildvögeln erfordert viel Geduld und Engagement, doch für die Maluschs war es eine Herzensangelegenheit, ihrem kleinen Haussperling eine zweite Chance zu geben.
Von Weilheim nach Kroatien: Jackys Reiseabenteuer als Familienmitglied
Der Spatz Jacky ist längst zu einem voll integrierten Familienmitglied avanciert, das die Maluschs sogar auf längere Reisen begleitet. Erst kürzlich war die Familie samt ihrem tierischen Begleiter im Sommerurlaub in Kroatien. „Das hat gut geklappt“, berichtet Familienvater Georg Malusch. Die Reise erfolgte mit dem Auto, und vor Ort hatte die Familie eine Ferienwohnung gemietet. Jeden Vormittag ging es dann mit dem Vogel an die frische Luft, um die Umgebung zu erkunden. „Am Meer waren wir aber nicht mit ihm. Da sind zu viele Menschen“, erklärt Georg Malusch, stets bedacht auf das Wohlergehen seines gefiederten Freundes.
Unter freiem Himmel setzt sich der kleine Piepmatz meistens auf die Schulter seiner „Eltern“ oder lässt sich von ihnen in der Hand tragen. Dieses Ritual pflegen sie nicht nur in Kroatien, sondern auch bei zahlreichen Bergtouren in Deutschland, die die Familie regelmäßig gemeinsam mit ihrem Haustier Spatz unternimmt. Überall, wo sie auftauchen, sind die Maluschs mit Jacky stets eine kleine Attraktion. „Die Menschen meinen immer, wir hätten den Vogel gerade erst gefunden“, erklärt Georg Malusch. „Wenn sie dann erfahren, dass er unser Haustier ist, sind sie ganz begeistert.“ Denn ein Wildvogel als Haustier ist sicherlich keine alltägliche Erscheinung. Wenn Jacky nach den Bergtouren wieder nach Hause möchte, flattert er in Richtung Auto und setzt sich demonstrativ auf den Lenker. „Das ist dann das Zeichen, dass es ihm reicht.“
Jacky, der Spatz, sitzt auf dem Arm eines Familienmitglieds und schaut aufmerksam in die Ferne.
Jackys Alltag: Gemeinsames Frühstück und ein Zuhause voller Geborgenheit
Zu Hause hat Jacky einen gemütlichen Käfig, der ihm als Rückzugsort und Schlafplatz dient. Auch diesen hat er mit Serviettenstückchen dekoriert, ganz ähnlich der Lampe im Schlafzimmer der Eltern. Tagsüber steht der Käfig im Wohnzimmer, nachts stellen ihn Lubov und Georg Malusch auf die Kommode gegenüber von ihrem Bett. Zwischen sechs und sieben Uhr morgens weckt der Vogel dann meist mit Geflatter und Getschilpe die ganze Familie auf. „Weil er Hunger hat“, wie Georg Malusch schmunzelnd erklärt. Gefrühstückt wird gemeinsam am Wohnzimmertisch. Für den Vogel stehen Wasser und Körner bereit, aber manchmal stibitzt er auch etwas vom Teller seiner menschlichen Familie.
Die Fenster ihrer Wohnung können die Maluschs getrost gekippt lassen. „Wenn wir da sind, fliegt Jacky eigentlich nicht nach draußen“, sagt Georg Malusch. Ausgebüchst ist der Vogel bisher nur einmal, aber damals war die Aufregung groß. „Einen halben Tag haben wir nach ihm gesucht“, erinnert sich Georg Malusch. Schließlich fanden sie ihn unweit der Wohnung. „Er saß auf der Schulter einer Bekannten.“ Nicht nur die Familie war froh, ihren Jacky wiedergefunden zu haben, sondern offensichtlich auch der Vogel selbst. „Er ist sofort auf meine Schulter gehüpft und mit mir in die Wohnung gekommen.“ Schließlich ist das sein Zuhause, hier wohnt seine Familie. „Was anderes kennt er ja nicht.“ Die Geschichte von Jacky zeigt auf besondere Weise, dass die Freude an einem Spatz als Haustier nicht nur für den Menschen, sondern auch für den geretteten Vogel eine tiefe Bindung und Geborgenheit schaffen kann, weit über das Übliche hinaus.
