Seepferdchen, mit ihrem wissenschaftlichen Namen Hippocampus, sind wahrlich keine gewöhnlichen Fische. Sie erinnern eher an Fabelwesen aus alten Sagen, mit ihrem pferdeähnlichen Kopf, der aufrechten Schwimmhaltung und dem Greifschwanz, mit dem sie sich an Pflanzen und Korallen festhalten. Diese einzigartigen Merkmale machen sie zu einem faszinierenden Anblick in jedem Aquarium. Doch wer Seepferdchen als Haustier halten möchte, sollte sich bewusst sein, dass diese Tiere sehr anspruchsvoll sind und besondere Pflege benötigen. Dieser Artikel beleuchtet alles Wissenswerte über das Aussehen, die Haltung, die Ernährung und die Vergesellschaftung von Seepferdchen und gibt einen Überblick über die Artenvielfalt.
Einzigartiges Aussehen: Mehr Fisch als Fabelwesen?
Der Name “Seepferdchen” leitet sich vom griechischen Fabelwesen Hippokamp ab, das vorne wie ein Pferd und hinten wie ein Fisch aussieht. Diese Beschreibung passt auch gut zu den echten Seepferdchen. Ihr langer, schmaler Kopf mit der charakteristischen Schnauze, der aufrechte Gang im Wasser und der lange, zum Greifen dienende Schwanz unterscheiden sie grundlegend von den meisten anderen Meeresbewohnern. Hinzu kommen ihre schillernden Farbwechsel, mit denen sie sich ihrer Umgebung anpassen, und die Fähigkeit, ihre Augen unabhängig voneinander zu bewegen, was ihnen ein fast überirdisches Aussehen verleiht. Trotz ihrer ungewöhnlichen Erscheinung gehören Seepferdchen zur Familie der Seenadeln (Syngnathidae) und sind somit Fische. Anstelle von Schuppen besitzen sie jedoch knöcherne Ringe, die wie eine schützende Rüstung wirken und sie vor Fressfeinden bewahren.
Haltung: Sensibelchen mit hohen Ansprüchen
Seepferdchen im Korallenriff*Seepferdchen stellen hohe Ansprüche an die Haltung und benötigen ein speziell eingerichtetes Aquarium. © Mariusz Niedzwiedzki / stock.adobe.com*
Obwohl Seepferdchen im heimischen Aquarium keine natürlichen Fressfeinde haben, ist ihre Sterblichkeitsrate oft erschreckend hoch. Der Grund liegt in ihrer extremen Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen in ihrer Umgebung. Jegliche Schwankungen der Wasserqualität, der Salzkonzentration oder der Temperatur können bei Seepferdchen starke Reaktionen hervorrufen. Eine tägliche Kontrolle der Wasserwerte ist daher unerlässlich, um frühzeitig auf Abweichungen reagieren zu können.
Neben den Wasserparametern sind auch die Filterleistung und die Wasserströmung von entscheidender Bedeutung. Da Seepferdchen in der Natur in ruhigen Gewässern leben, vertragen sie keine starke Strömung. Eine zu kraftvolle Pumpe kann dazu führen, dass sich ihr Schwanz verkrampft und sie sich nicht mehr frei bewegen können. Ein hochwertiger Filter, der eine gute Leistung bei gleichzeitig geringer Strömungserzeugung bietet, ist daher ein absolutes Muss.
Die richtige Einrichtung im Aquarium
Die Einrichtung des Aquariums spielt eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden von Seepferdchen. Es sollte für ausreichend Versteckmöglichkeiten gesorgt werden, idealerweise durch spezielle Algenarten wie Caulerpa, in deren Blättern sich die Tiere sicher fühlen können. Auch Korallen, poröse Steine oder tote Korallenäste eignen sich gut, da sich die Seepferdchen hieran Festhalten können. Pflanzen oder Steine mit scharfen Kanten oder Dornen sollten vermieden werden, da sich die Tiere beim Festhalten verletzen könnten.
Seepferdchen brauchen Artgenossen
Seepferdchen sind sehr gesellige Tiere und sollten niemals einzeln gehalten werden. Sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie in einem Paar oder einer kleinen Gruppe mit Artgenossen zusammenleben können. Bei der Auswahl der Mitbewohner ist jedoch Vorsicht geboten.
Artenschutz und Meldepflicht
Es ist wichtig zu wissen, dass Seepferdchen seit 2004 unter Artenschutz stehen und ihre Haltung meldepflichtig ist. Potenzielle Halter müssen ihren Bestand bei der zuständigen Naturschutzbehörde melden.
Ernährung
Ernährung: Lebendfutter als Delikatesse
Seepferdchen ernähren sich im Meer von kleinen Fischen, Garnelen, Wasserflöhen und Plankton. Diese Ernährung muss auch im Aquarium nachgestellt werden. Lebendfutter wie Artemia, Fischlarven oder Zooplankton sind daher unerlässlich. Alternativ kann auch Frostfutter wie gefrorene Mückenlarven oder Garnelen angeboten werden. Es ist ratsam, sich beim Kauf von Frostfutter beraten zu lassen, ob das Seepferdchen die jeweilige Sorte annimmt.
Langsame Fresser mit einzigartigem Verdauungssystem
Im Gegensatz zu vielen anderen Aquarienfischen fressen Seepferdchen sehr langsam. Sie besitzen keinen echten Magen, sondern nur einen Darm, was bedeutet, dass sie das Futter erst verdauen müssen, bevor sie den nächsten Happen aufnehmen können. Dies kann dazu führen, dass schnell schwimmende Fische ihnen das Futter wegschnappen. Seepferdchen können zwar mit ihrer Schnauze erstaunlich schnell nach Futter schnappen, doch andere Fische können Futter einfach schneller aufnehmen und verdauen. Es ist daher wichtig, den Seepferdchen ausreichend Zeit zum Fressen zu geben, idealerweise über zwei Fütterungen täglich verteilt für jeweils 1 bis 1,5 Stunden. Futterreste müssen anschließend entfernt werden, um die Wasserqualität nicht zu beeinträchtigen.
Vergesellschaftung
Vergesellschaftung: Mit wem teilen Seepferdchen ihr Zuhause?
Grundsätzlich können Seepferdchen mit anderen Aquarienbewohnern vergesellschaftet werden, sofern die Wasserparameter übereinstimmen. Da sie jedoch langsam schwimmen und fressen, sollten sie nicht mit hektischen oder sehr schnellen Fischen zusammengehalten werden. Gut geeignete Mitbewohner sind beispielsweise Mandarinfische, die ebenfalls langsam fressen, sowie Schnecken, Grundeln, Einsiedlerkrebse und Schlangenseesterne, die helfen, Futterreste zu beseitigen. Auch Kauderni (Kardinalbarsche) können eine gute Wahl sein.
Artenvielfalt
Artenvielfalt: Über 100 verschiedene Varianten
Die Welt der Seepferdchen ist faszinierend vielfältig: Es gibt über 100 wissenschaftlich beschriebene Arten, von winzigen Zwergseepferdchen, die kleiner als ein Cent-Stück sind, bis hin zu stattlichen Exemplaren, die größer als ein DIN A4 Blatt werden. Bei der Vergesellschaftung verschiedener Seepferdchen-Arten ist es wichtig, darauf zu achten, dass sie ähnliche Ansprüche an ihre Umgebung stellen. Tropische Arten bevorzugen beispielsweise Wassertemperaturen zwischen 24 und 26 Grad Celsius. Auch die Größe der Tiere sollte nicht zu stark variieren, um unterschiedliche Futterbedürfnisse und Beckengrößenanforderungen zu berücksichtigen. Zwergseepferdchen können in Becken ab 100 Litern gehalten werden, während größere Arten mindestens 250 Liter benötigen.
Nicht jedes Seepferdchen ist gleich
Bei der Haltung mehrerer Seepferdchen-Arten ist es essenziell, auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Art zu achten. Während tropische Arten sich bei 24-26 Grad Celsius wohlfühlen, haben Zwergseepferdchen besondere Ansprüche an den Salzgehalt und können in kleineren Becken gehalten werden. Größere Arten hingegen benötigen deutlich mehr Platz.
Paarung und Zucht: Reine Männersache?
Die Fortpflanzung der Seepferdchen ist ein besonderes Schauspiel der Natur. Das Weibchen legt seine Eier in die Bauchfalte des Männchens, wo diese befruchtet und für 10 bis 14 Tage ausgebrütet werden. Nach dem Schlüpfen entlässt das Männchen den Nachwuchs in die Freiheit. Damit die Baby-Seepferdchen im Aquarium überleben können, benötigen sie sofort nach der Geburt spezielles Futter wie Zooplankton.
Gelbe Seepferdchen bei der Fütterung*Die Fortpflanzung von Seepferdchen ist ein faszinierendes Ereignis. © ducksmallfoto / stock.adobe.com*
Fazit: Ein Fisch nur für Fortgeschrittene
Seepferdchen sind zweifellos wunderschöne und majestätische Bewohner eines Aquariums, die jeden Betrachter in ihren Bann ziehen. Ihre Haltung ist jedoch anspruchsvoll und sollte nur von erfahrenen Aquarianern in Betracht gezogen werden. Aufgrund ihrer Empfindlichkeit und der besonderen Anforderungen an Wasserqualität, Strömung und Fütterung sind sie für Anfänger in der Aquaristik nicht geeignet. Wer jedoch über fundierte Kenntnisse in der Aquarienpflege verfügt, sich mit Wasserwerten, Filteranlagen und der richtigen Reinigung auskennt und keine Scheu vor der Fütterung mit Lebendfutter hat, kann mit der Haltung von Seepferdchen eine einzigartige und bereichernde Erfahrung machen. Die Beachtung der Artenschutzbestimmungen und die Bereitschaft, Zeit und Ressourcen zu investieren, sind dabei unerlässlich.
