Schnecken als Haustier zu halten, ist eine überraschend bereichernde Erfahrung, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Diese faszinierenden Weichtiere sind nicht nur pflegeleicht und anspruchslos, sondern auch äußerst interessant zu beobachten. Für Naturfreunde, Familien oder Bildungseinrichtungen bietet ein eigenes Schneckenterrarium eine einzigartige Möglichkeit, die verborgene Welt dieser Kriechtiere aus nächster Nähe zu entdecken, ohne den Aufwand, den beispielsweise größere Haustiere wie eine Dogge mit sich bringen.
In den letzten Wochen konnten wir bei uns im Terrarium bereits vielseitige Beobachtungen machen: Unsere Weinbergschnecken (Helix pomatia) und Bänderschnecken (Cepaea hortensis) haben sich erfolgreich gepaart und bereits mehrfach Eier abgelegt. Aus einem Gelege sind sogar schon Jungschnecken geschlüpft, deren Entwicklung wir mit großem Interesse verfolgen. Für diese winzigen Nachkommen, die anfänglich nur wenige Millimeter groß sind, haben wir eine spezielle Aufzuchtbox eingerichtet, um ihren Schutz und ihr Wachstum optimal zu gewährleisten. Dieser Leitfaden teilt unsere Erfahrungen und bietet allen Interessierten eine praktische Anleitung zur Gestaltung eines artgerechten Terrariums für erwachsene Schnecken und deren Nachwuchs.
Warum Schnecken ideale Begleiter sind – Eine persönliche Erfahrung
Schnecken sind wahrhaft dankbare Haustiere. Sie benötigen keine aufwendige Gassi-Führung und sind im Allgemeinen sehr pflegeleicht, was sie zu einer ausgezeichneten Wahl für Anfänger oder Menschen mit wenig Zeit macht. Ihre ruhige und gemächliche Art macht sie zu idealen Beobachtungstieren. Ein Schneckenterrarium kann so nicht nur eine Bereicherung für das eigene Zuhause sein, sondern auch im Schulunterricht wertvolle Einblicke in Biologie und Ökologie ermöglichen.
Die Beobachtung ihrer Paarung, Eiablage und des Schlupfs der Jungtiere bietet spannende Einblicke in den Lebenszyklus dieser Tiere. Anders als viele andere Haustiere, die viel Platz und Aufmerksamkeit erfordern, sind Schnecken genügsam und eignen sich auch für kleinere Wohnräume. Die Faszination liegt oft in den kleinen Details ihres Verhaltens, die man im Alltag sonst leicht übersieht.
Das perfekte Terrarium für Ihre Schnecken: Einrichtung und Pflege
Ein artgerecht eingerichtetes Schneckenterrarium ist die Grundlage für das Wohlbefinden Ihrer Tiere. Die richtige Wahl des Behälters, des Bodengrunds und der Einrichtung sind entscheidend.
Die Wahl des passenden Behälters
Für unsere Schnecken nutzen wir ein handelsübliches Glasterrarium mit den Maßen 40 cm Breite, 25 cm Höhe und 30 cm Tiefe. Es verfügt über eine abnehmbare Frontscheibe als Schiebetür und eine Dachscheibe mit Lüftungsschlitzen, die eine erste Luftzirkulation ermöglicht.
Weinbergschnecken und eine Gartenbänderschnecke in einem artgerecht eingerichteten Schneckenterrarium mit Erde und Blättern.
Der Bodengrund – Mehr als nur Erde
Eine etwa 4 cm dicke Schicht aus spezieller Terrarienerde ist essenziell. Sie dient den Schnecken nicht nur zum Graben und Verstecken, sondern auch als Ort für die Eiablage. Weinbergschnecken nutzen diese Grabmöglichkeiten besonders gerne. Es ist wichtig, auf die Qualität der Erde zu achten:
- Vorsicht vor Blumenerde: Herkömmliche Blumenerde aus dem Gartenhandel ist oft mit Chemikalien versetzt, die den Schnecken schaden könnten.
- Erde aus der Natur vermeiden: Obwohl verlockend, birgt Erde aus dem Garten oder der freien Natur die Gefahr, Schädlinge wie Nematoden oder andere Parasiten ins Terrarium einzuschleppen.
- Spezielle Terrarienerde: Wir empfehlen spezielle Terrarienerde, die in Zoofachgeschäften erhältlich ist, um die Gesundheit Ihrer Schnecken zu gewährleisten.
Ein Glasterrarium für große Schnecken, ausgestattet mit einer Schicht Terrarienerde und Laub als Versteck und Futter.
Futter, Verstecke und die lebenswichtige Kalkquelle
Auf dem Bodengrund platzieren wir eine wechselnde Schicht aus frischen, grünen Blättern. Diese dienen nicht nur als Futter, sondern auch als zusätzliche Versteckmöglichkeiten. Löwenzahnblätter haben sich dabei als besonders beliebt erwiesen und werden von den Schnecken gerne gefressen.
Neben pflanzlicher Nahrung ist eine ausreichende Kalkversorgung unerlässlich, insbesondere für die Bildung der Gehäuse und die Produktion der Eierschalen. Wir bieten unseren Schnecken zerkleinerte Eierschalen an. Seitdem nehmen die Tiere regelmäßig Kalk auf, was sich positiv auf ihre Paarungsaktivität und die Eiablage ausgewirkt hat. Die Schnecken fressen nicht nur an der Eihaut, sondern reiben auch mit ihrer Fußsohle Kalkpartikel von den Schalen ab, was an grünen Spuren sichtbar wird.
Eierschalen als wichtige Kalkquelle für Schnecken im Terrarium, sichtbar auf einer Schicht aus Blättern.
Ein großes Rindenstück oder ein halber Blumentopf bieten willkommene Verstecke, die von den Schnecken gerne zum Trockenschlaf oder einfach zum Ausruhen genutzt werden. Ergänzt wird der Speiseplan durch Gurkenscheiben und Apfelstückchen, die ebenfalls gerne angenommen werden.
Regelmäßige Reinigung und Hygiene
Ein sauberes Terrarium ist für die Gesundheit der Schnecken entscheidend. Alle paar Tage sollte das Terrarium von Schleimspuren und Kot gereinigt werden. Dabei ist es auch wichtig, übrig gebliebene Futterreste zu entfernen, um Fäulnis und Schimmelbildung vorzubeugen. Die Verwendung von gepflückten Löwenzahnblättern als Auflage erleichtert die Reinigung erheblich, da sie sich einfacher austauschen lassen, als wenn man versuchen würde, lebende Pflanzen einzupflanzen.
Aktive Schnecken durch optimale Belüftung – Die CO2-Falle vermeiden
Manchmal wirken Schnecken im Terrarium tagelang träge und inaktiv. Ein häufiger Grund dafür ist eine unzureichende Sauerstoffversorgung. Schnecken atmen, genau wie wir, Kohlendioxid aus, das schwerer als Luft ist und sich am Boden des Terrariums sammeln kann. Diese Ansammlung von CO2 führt dazu, dass die Schnecken buchstäblich inaktiv werden.
Eine ruhende Schnecke auf einem Blatt im Terrarium, exemplarisch für träge Schnecken aufgrund mangelnder Belüftung.
Obwohl unser Terrarium über eine Siebleiste und einen kleinen Spalt zwischen Frontscheibe und Gehäuse verfügt, reichte die Belüftung zunächst nicht aus. Die Schnecken zeigten sich nur nach einer frischen Reinigung aktiv. Unsere Lösung war simpel, aber effektiv: Zwei Teelöffel, unter die Frontscheibe geklemmt, schufen einen wenige Millimeter hohen Spalt.
Detailaufnahme eines Terrariums mit einem schmalen Spalt an der Frontscheibe, der zur Verbesserung der Luftzirkulation und CO2-Abfuhr dient.Dieser kleine Spalt ermöglichte das Entweichen des Kohlendioxids, ohne dass die Schnecken entkommen konnten. Seitdem zeigen unsere Schnecken eine deutlich höhere Aktivität, sind ständig unterwegs und fressen wesentlich mehr. Wir hoffen, dass dies ihr Wachstum und ihre Fortpflanzungsfreude weiter fördert.
Eine kreative Lösung zur Belüftung eines Schneckenterrariums mittels Teelöffel unter der Frontscheibe, um CO2 entweichen zu lassen.Dies zeigt, wie kleine Anpassungen in der Schneckenhaltung einen großen Unterschied für das Wohlbefinden der Tiere machen können.
Nahaufnahme eines gut befeuchteten Weinbergschnecken-Terrariums mit einer Schnecke auf Blättern.
Fazit: Freude an der Schneckenhaltung
Die Haltung von Schnecken als Haustier ist eine faszinierende Möglichkeit, sich der Natur auf einfache Weise zu nähern. Mit einem gut eingerichteten Terrarium und der Beachtung einiger grundlegender Pflegehinweise können Sie diese stillen Beobachter in Ihrem Zuhause willkommen heißen. Sie sind pflegeleicht, lehrreich und bieten überraschend viele spannende Momente. Wir hoffen, dieser Leitfaden ermutigt Sie, selbst in die Welt der Schneckenhaltung einzutauchen und Ihre eigenen positiven Erfahrungen zu sammeln. Bei weiteren Fragen oder zum Austausch mit anderen Schneckenliebhabern empfehlen wir einen Besuch im Forum.
Referenzen
- Das Diskussionsforum http://www.schnecken-forum.de behandelt vorwiegend exotische Achatschnecken in Terrarienhaltung, aber auch einheimische Arten, erfreut sich auch einer wachsenden Schnegel-Community und zahlreicher hilfreicher Nutzer.

Ein Glasterrarium für große Schnecken, ausgestattet mit einer Schicht Terrarienerde und Laub als Versteck und Futter.