Der Verlust eines geliebten Menschen ist für Hinterbliebene eine tiefe Zäsur. Neben der emotionalen Belastung können auch schwerwiegende finanzielle Folgen drohen, besonders wenn die verstorbene Person die Hauptverdienerin war oder maßgeblich zur Deckung laufender Kosten, wie beispielsweise eines Immobilienkredits, beigetragen hat. In solchen existenziellen Situationen kann eine Risikolebensversicherung (RLV) eine unverzichtbare Absicherung bieten. Doch wann ist diese Art der Versicherung tatsächlich sinnvoll und für welche Lebenslagen ist sie die richtige Wahl?
Eine Risikolebensversicherung ist eine reine Todesfallversicherung. Im Gegensatz zu kapitalbildenden Lebensversicherungen spart sie kein Kapital an, sondern zahlt lediglich eine vertraglich vereinbarte Summe an die Begünstigten aus, falls die versicherte Person während der Laufzeit verstirbt. Dadurch sind die Beiträge im Vergleich zu anderen Lebensversicherungsprodukten oft geringer. Um die verschiedenen Optionen und Anbieter auf dem Markt zu überblicken, insbesondere auch solche, die Kapital ansparen oder eine Auszahlung im Erlebensfall anbieten, kann es hilfreich sein, sich über Lebensversicherungen mit Auszahlung vergleichen zu informieren.
Was ist eine Risikolebensversicherung und wann ist sie zu empfehlen?
Das Grundprinzip der Risikolebensversicherung ist einfach: Der Versicherte und das Versicherungsunternehmen vereinbaren zu Beginn der Vertragslaufzeit eine feste Versicherungssumme. Dieser Betrag wird der Familie ausgezahlt, sollte die versicherte Person während der Laufzeit sterben. Die Höhe der jährlichen Versicherungsbeiträge hängt von mehreren wichtigen Faktoren ab: dem Alter bei Vertragsabschluss, der gewünschten Vertragslaufzeit, der Höhe der vereinbarten Versicherungssumme und dem Gesundheitszustand der versicherten Person.
Anna Follmann, Versicherungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, empfiehlt hierbei eine Faustformel: “Die Versicherungssumme sollte circa das Drei- bis Fünffache des Brutto-Jahreseinkommens der zu versichernden Person betragen.” Diese Spanne bietet einen guten Orientierungswert, um die finanziellen Bedürfnisse der Hinterbliebenen für einen angemessenen Zeitraum abzusichern.
Aktenordner mit Dokumenten, Geldscheinen und Taschenrechner
Die Wichtigkeit der Gesundheitsprüfung und ehrlicher Angaben
Der größte Stolperstein beim Abschluss einer Risikolebensversicherung ist oft der Fragebogen zu den persönlichen Merkmalen und dem Gesundheitszustand. Faktoren wie Rauchen, bestehende Vorerkrankungen oder Hobbys mit hohem Verletzungsrisiko werden von Versicherern als sogenannte Risikofaktoren eingestuft. Je höher das Risiko eingeschätzt wird, dass der Versicherte frühzeitig stirbt – und die Versicherung somit die volle Summe auszahlen muss – desto höher fallen die monatlichen Beiträge aus.
Es ist von größter Bedeutung, diesen Fragebogen gewissenhaft und vollständig auszufüllen. Im Zweifelsfall sollte man den eigenen Arzt zu Vorerkrankungen oder potenziellen Risikofaktoren befragen. Auch vermeintliche Kleinigkeiten können entscheidend sein. Daher ist es ratsam, sich ausreichend Zeit zu nehmen und auf jedes Detail zu achten. Stellt die Versicherung später fest, dass beim Vertragsabschluss falsche oder unvollständige Angaben gemacht wurden, kann sie die Auszahlung der Versicherungssumme verweigern.
Bei gravierenden Vorerkrankungen wie Krebs oder Depressionen kann es zudem vorkommen, dass gar kein Vertrag zustande kommt. Um dies zu vermeiden und dennoch Absicherungsmöglichkeiten zu prüfen, rät Anna Follmann von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: “Eine anonyme Voranfrage über einen behördlich zugelassenen Versicherungsberater oder einen Versicherungsmakler kann hier hilfreich sein.”
Mann joggt im Kölner Stadtwald
Risikolebensversicherung in spezifischen Lebenssituationen
Die Risikolebensversicherung entfaltet ihren größten Nutzen in bestimmten Lebenssituationen, in denen die finanzielle Abhängigkeit Dritter besteht.
Schutz für Familien mit Kindern und Alleinerziehende
Besonders für Familien mit Kindern, in denen ein Partner maßgeblich zum Lebensunterhalt beiträgt, ist eine RLV fast unverzichtbar. Sie stellt sicher, dass die Kinder im Ernstfall finanziell abgesichert sind und ihr gewohntes Umfeld so weit wie möglich erhalten können. Auch für alleinerziehende Elternteile ist sie eine hervorragende Möglichkeit, die Zukunft ihrer Kinder abzusichern. Die Kinder werden als Begünstigte in den Vertrag aufgenommen, sodass sie die Versicherungssumme erhalten. Bei Minderjährigen sollte zusätzlich ein Vormund bestimmt werden, der sich im Todesfall um die Kinder kümmert.
Absicherung von Paaren (mit und ohne Trauschein)
Aber auch kinderlose Paare sollten über eine Risikolebensversicherung nachdenken und sich gegenseitig als Begünstigte eintragen. Ein großer Vorteil hierbei ist, dass die Versicherungsleistung – im Gegensatz zu einer direkten Erbschaft – von der Erbschaftssteuer ausgenommen sein kann, insbesondere bei einem sogenannten “Über-Kreuz-Vertrag”. Bei dieser Gestaltung schließen beide Partner jeweils einen separaten Vertrag ab, bei dem der jeweils andere Partner als Begünstigter eingesetzt wird. So profitieren auch unverheiratete Paare von Steuervorteilen, die sonst nur Ehepaaren zugutekämen.
Unverzichtbar bei Immobilienfinanzierung
Risikolebensversicherungen sind eine gängige und oft unverzichtbare Form der Kreditabsicherung. Banken können sie als Bedingung für einen Kreditvertrag voraussetzen, um ihre Forderungen im Todesfall des Kreditnehmers abzusichern. Die Auswahl des Anbieters sollten sie jedoch den Kreditnehmern überlassen. Hierbei ist eine klare Abgrenzung zur Restschuldversicherung wichtig, die oft teurer und weniger flexibel ist.
Anna Follmann betont die Relevanz: “Muss zudem eine Immobilie finanziert werden, ist eine Risikolebensversicherung meist unverzichtbar, denn beim Tod des Hauptverdienenden kann eine Familie die finanzielle Belastung oft nicht mehr stemmen.” Durch die Auszahlung der Versicherungssumme können laufende Raten weiter abbezahlt werden und der Kreditvertrag für die Immobilie kann weiterlaufen. Dies schützt die Familie vor einem möglichen Verlust des Eigenheims. Diese Form der Absicherung eignet sich auch ideal für unverheiratete Paare, die gemeinsam einen Kredit aufgenommen haben.
Kombinationsprodukte vs. reine Risikolebensversicherung
Manche Versicherer bieten die Risikolebensversicherung in Kombination mit einer sogenannten kapitalgebundenen Lebensversicherung an. Ziel dieser Verbindung ist es, nicht nur für den Todesfall vorzusorgen, sondern gleichzeitig Kapital für den Ruhestand anzusparen. Hierbei wird neben den jährlichen Versicherungsbeiträgen Geld angespart, das zu einem festgelegten Zeitpunkt – meist dem Eintritt in die Rente – ausgezahlt wird.
Anna Follmann von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät jedoch von solchen Kombi-Produkten ab und empfiehlt, “eine selbstständige Risikolebensversicherung abzuschließen”. Der Hintergrund ist, dass der gesamte Versicherungsschutz entfällt, sobald man vor Ablauf der Frist das angesparte Geld benötigt. Eine reine Risikolebensversicherung bietet hier eine klarere und oft kostengünstigere Absicherung des Todesfallrisikos ohne diese Nachteile.
Checkliste: Vor dem Abschluss einer Risikolebensversicherung
Jede Lebenssituation ist einzigartig. Um ein Versicherungsmodell zu finden, das optimal auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist, lohnt es sich, vor einem ersten Beratungsgespräch über entscheidende Rahmenbedingungen nachzudenken:
- Versicherungssumme: Wie hoch muss die Summe sein, um die finanziellen Lücken im Ernstfall zu schließen? Berücksichtigen Sie hierbei die Faustformel des 3- bis 5-fachen Brutto-Jahreseinkommens.
- Vertragsdauer: Wie lange wird die Absicherung benötigt? Orientierungshilfe können hier die Laufzeit eines Immobilienkredits oder die Ausbildungszeit der Kinder bieten. Der Vertrag sollte idealerweise so lange laufen, bis das Haus abbezahlt ist oder die Kinder finanziell auf eigenen Beinen stehen.
- Art der Versicherungssumme: Gerade bei Baufinanzierungen werden oft Versicherungen mit einer fallenden Versicherungssumme angeboten. Entsprechend der jährlich sinkenden Kreditsumme verringert sich auch die Versicherungssumme. Dies sichert primär den Kredit ab. Um jedoch die Lebensgrundlage der Hinterbliebenen darüber hinaus zu wahren, empfiehlt es sich, eine gleichbleibende Versicherungssumme zu vereinbaren.
Nicht immer ist eine Risikolebensversicherung die beste oder einzige Wahl der Absicherung. Insbesondere für alleinstehende Personen ohne finanzielle Abhängigkeiten kann es Alternativen geben, oder eine RLV ist gar nicht erforderlich. Eine individuelle Beratung ist hier unerlässlich.
Checkliste für Versicherungen
Fazit: Eine Entscheidung für die finanzielle Sicherheit Ihrer Liebsten
Eine Risikolebensversicherung ist ein wichtiges Instrument der finanziellen Vorsorge, insbesondere wenn andere Menschen von Ihrem Einkommen oder Ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit abhängig sind. Sie ist sinnvoll für:
- Junge Familien mit Kindern, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern.
- Paare (verheiratet oder unverheiratet), die gemeinsame finanzielle Verpflichtungen haben oder sich gegenseitig absichern möchten.
- Immobilieneigentümer, die einen Kredit abbezahlen und ihre Familie vor dem Verlust des Eigenheims schützen wollen.
Die Entscheidung für oder gegen eine Risikolebensversicherung sollte wohlüberlegt sein und die persönliche Lebenssituation sowie zukünftige Pläne berücksichtigen. Sprechen Sie mit einem unabhängigen Versicherungsberater, um die für Sie passende Lösung zu finden und Ihre Liebsten optimal abzusichern.
