Die Farbratte – ein intelligentes und soziales Tier – erfreut sich zunehmender Beliebtheit als Haustier. Doch bevor man sich für diese faszinierenden Nagetiere als Haustier entscheidet, gilt es, sich umfassend über ihre Bedürfnisse und die damit verbundene Verantwortung zu informieren. Eine Ratte als Haustier zu halten, ist eine bereichernde Erfahrung, birgt aber auch spezifische Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf ihre Gesundheit und Lebenserwartung. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte einer artgerechten Rattenhaltung, damit Sie bestens vorbereitet sind und Ihren kleinen Mitbewohnern ein glückliches und gesundes Leben bieten können.
Die kurze Lebenserwartung und typische Krankheiten
Ratten werden leider nur zwei bis drei Jahre alt. Diese vergleichsweise kurze Lebensspanne bedeutet, dass man sich schnell mit Abschieden auseinandersetzen muss. Mit zunehmendem Alter werden sie häufig krank, was relativ schnell hohe Tierarztkosten nach sich ziehen kann. Nur die wenigsten Ratten bleiben ihr Leben lang gesund. Typische Rattenkrankheiten sind Tumore, Ohrenentzündungen und Atemwegserkrankungen, die oft durch Bakterien oder Viren ausgelöst werden und sich schnell verschlimmern können.
Ein aufmerksamer Halter erkennt, ob ein Tier krank ist, meist am Verhalten. Eine Ratte, die nur noch müde in der Ecke liegt, lethargisch wirkt, weniger frisst oder beim Schlafen schnarcht, sollte schnellstmöglich einem auf Nagetiere spezialisierten Tierarzt vorgestellt werden. Durch den schnellen Stoffwechsel der Ratte können selbst harmlos wirkende Symptome innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohlich werden. Regelmäßige Gesundheitschecks und eine proaktive Herangehensweise sind daher unerlässlich.
Viele Erkrankungen können bereits im Vorfeld durch einen geeigneten Standort des Käfigs, eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie viel Bewegung und geistige Abwechslung verhindert oder zumindest hinausgezögert werden. Eine staubarme Umgebung, frisches Wasser und hochwertiges Futter sind Grundvoraussetzungen für die Gesundheit Ihrer Ratte.
Ein artgerechtes Zuhause: Käfig, Einrichtung und Standort
Das Rattenheim sollte Abenteuerspielplatz-Qualitäten haben. Ratten sind extrem neugierig und bewegungsfreudig. Die Tiere brauchen daher genug Möglichkeiten und Platz zum Klettern, Toben, Graben und Verstecken. Leitern, Seile, Röhren, Hängematten, Häuschen und Buddelkisten sind essenziell für das Wohlbefinden. Der Verein der Rattenliebhaber und -halter in Deutschland e.V. (VdRD) empfiehlt für drei Tiere eine Käfig-Mindestgröße von 80 mal 50 mal 80 Zentimetern. Bei größeren Gruppen oder mehr Platzbedarf sind die Maße entsprechend anzupassen.
Der Fachhandel bietet inzwischen eine große Auswahl an rattengerechten Käfigen an, die oft mit mehreren Ebenen und Zubehör ausgestattet sind. Am spannendsten ist für eine Ratte als Haustier jedoch oft der Riesenkäfig Marke Eigenbau. Hier können ganze Kleiderschränke oder Vitrinen zu spannenden Rattenheimen umfunktioniert werden. Anleitungen und Tipps für den Bau und die sichere Gestaltung finden sich auf spezialisierten Rattenfan-Webseiten oder direkt beim VdRD. Achten Sie bei der Auswahl oder dem Bau des Käfigs auf ungiftige Materialien und ausreichend Belüftung.
Eine neugierige Ratte klettert geschickt an einem Sisalseil im Käfig empor.
Auch den Standort des Käfigs sollte man gut auswählen: Er darf weder im direkten Sonnenlicht stehen, da Ratten hitzeempfindlich sind, noch direkt vor einer Heizung oder im Durchzug, was zu Atemwegserkrankungen führen kann. Wer es nachts gerne ruhig hat, sollte den Käfig nicht gerade in sein Schlafzimmer stellen. Ratten sind nachtaktiv und können während ihrer Wachphasen lautstark nagen, sich jagen oder im Käfig herumtoben. Ein ruhiger, geschützter Ort ohne Lärmbelästigung und Temperaturschwankungen ist ideal.
Mindestens einmal in der Woche sollte der Käfig gründlich gereinigt werden, einschließlich des Austauschs der Einstreu und der Reinigung aller Einrichtungsgegenstände. Ratten sind sehr reinliche Tiere und mögen es gerne sauber. Toilettenecken, die Ratten oft instinktiv nutzen, sollten noch häufiger, idealerweise täglich, gesäubert werden, um Geruchsbildung und Keimbelastung zu minimieren. Bevor Sie eine Ratte als Haustier aufnehmen, informieren Sie sich auch über das Mietrecht und Haustiere, um mögliche Konflikte mit Ihrem Vermieter zu vermeiden.
Der tägliche Freilauf: Sicherheit und Abenteuer außerhalb des Käfigs
Auch wenn es im Käfig noch so schön und spannend ist: Die Neugier der Nager kennt keine Grenzen. Deshalb müssen Ratten einmal am Tag die Möglichkeit zum Freilauf außerhalb des Käfigs erhalten. Dies ist entscheidend für ihre körperliche und geistige Gesundheit. Der Freilauf in der Wohnung sollte jedoch nur unter strenger Aufsicht erfolgen – am besten macht man das ganze Zimmer nagesicher, in dem die Ratten untergebracht sind.
Kabel sollten so verlegt werden, dass die Tiere sie nicht erreichen können, da das Benagen eine große Gefahr darstellt. Pflanzen sollten nicht auf dem Boden stehen, da viele Zimmerpflanzen für die Nager oft giftig sind. Außerdem wühlen Ratten für ihr Leben gern in Blumenerde und verteilen diese nachher im ganzen Raum. Auch vor Möbeln machen sie keinen Halt – an Holzregalen, Tischbeinen und Polstermöbeln wird besonders gerne genagt und genagt. Wer also an seinen Sachen hängt, sollte die Bereiche absperren, zu denen die Ratten keinen Zutritt haben sollen, oder diese ausreichend schützen. Ein spezieller Freilaufbereich mit spannendem Spielzeug und Versteckmöglichkeiten ist eine gute Alternative.
Zwei Ratten beim sozialen Putzverhalten, ein Zeichen für ihre Bindung und soziale Struktur.
Während des Freilaufs bieten Ratten viele Gelegenheiten zur Interaktion. Sie sind außergewöhnliche Kuscheltiere, die oft engen Kontakt zu ihren Menschen suchen. Sie lernen schnell kleine Tricks, reagieren auf ihren Namen und lieben es, auf der Schulter ihres Besitzers zu sitzen oder in Taschen zu klettern.
Eine Ratte adoptieren oder kaufen: Verantwortungsvolle Wege zum neuen Haustier
Sie sind fest entschlossen, sich ein paar Ratten als Mitbewohner nach Hause zu holen? Beachten Sie, dass Ratten hochsoziale Tiere sind und niemals einzeln gehalten werden sollten. Eine Gruppe von mindestens zwei, besser drei oder mehr Tieren ist artgerecht. Dann gibt es folgende Möglichkeiten der Vermittlung:
- Der Zoofachhandel: Achten Sie darauf, dass die Tiere nach Geschlechtern getrennt gehalten werden und artgerecht untergebracht sind, um ungewollten Nachwuchs oder Stress zu vermeiden. Die Tiere sollten glänzendes Fell haben, munter wirken und keine Anzeichen von Krankheit zeigen. Tierschützer raten allerdings oft davon ab, Ratten im Zoogeschäft zu kaufen, da die Herkunft und Zuchtbedingungen dort nicht immer transparent sind.
- Notfallvermittlung: Tierheime quellen oftmals über von Rattennachwuchs, der von den Ratteneltern wegen Unkenntnis oder Unvorsichtigkeit der Halter gezeugt wurde. Auch unter Kleinanzeigen in Fachmagazinen oder Anzeigeblättern werden immer wieder Abnehmer für Rattenbabys gesucht. Die Notfallvermittlung über Tierheime oder Rattenhilfen sollte immer die erste Anlaufstelle sein, um diesen Tieren eine zweite Chance zu geben. Hier finden Sie oft auch erwachsene Tiere, die bereits handzahm sind.
- Private Züchter: Verantwortungsvolle Züchter legen Wert auf gesunde Tiere und eine gute Sozialisierung. Sie betreiben keine Qualzuchten, die zweifelhaften Schönheitsidealen entsprechen sollen, und auch keine Inzuchten. Ein seriöser Züchter wird Ihnen viele Fragen zur Haltung stellen und Ihnen erlauben, die Elterntiere kennenzulernen. Fragen Sie auch nach der Abstammung und der Krankheitsgeschichte der Tiere. Informieren Sie sich generell über Regelungen zur Haustierhaltung, bevor Sie eine Verpflichtung eingehen.
Bevor man sich eine Ratte als Haustier zulegt, sollte man zudem überlegen, ob diese Haustiere für Kleinkinder geeignet sind. Obwohl Ratten liebenswerte und intelligente Tiere sind, sind sie aufgrund ihrer Zerbrechlichkeit und Schnelligkeit oft nicht die beste Wahl für sehr kleine Kinder, die noch nicht gelernt haben, vorsichtig mit Tieren umzugehen.
Fazit: Die Ratte – ein faszinierendes, aber anspruchsvolles Haustier
Eine Ratte als Haustier zu halten, ist eine wunderbare Aufgabe, die jedoch ein hohes Maß an Verantwortung erfordert. Ihre kurze Lebenserwartung, die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten und ihre komplexen sozialen sowie räumlichen Bedürfnisse verlangen von ihren Haltern viel Engagement und Zeit. Doch die Intelligenz, soziale Ader und die liebevolle Art der Farbratte machen all diese Anstrengungen wett.
Indem Sie sich umfassend informieren, ein artgerechtes Zuhause schaffen, auf eine gesunde Ernährung achten und Ihren Ratten täglich Freilauf und Interaktion ermöglichen, legen Sie den Grundstein für ein erfülltes gemeinsames Leben. Wenn Sie bereit sind, diese Verantwortung zu übernehmen, werden Sie in der Ratte als Haustier einen loyalen, unterhaltsamen und zärtlichen Begleiter finden. Wir ermutigen Sie, den ersten Schritt zu tun und sich im örtlichen Tierheim oder bei einer Rattenhilfe nach adoptierbaren Tieren umzusehen.
