Punica, einst das Synonym für Fruchtsaftgetränke in deutschen Haushalten und eine Kultmarke der 80er und 90er Jahre, ist nach einer wahren Achterbahnfahrt der Firmengeschichte seit etwa einem Jahr wieder in den Regalen zu finden. Nach Übernahmen durch internationale Konzerne wie PepsiCo und mehreren gescheiterten Neustartversuchen, nahm der Hersteller Punica 2022 vom Markt. Doch Anfang 2024 inszenierte der Vermarkter Columbus Drinks ein lang ersehntes Comeback. Aktuelle Berichte der “Lebensmittelzeitung” zeigen jedoch, dass dieser Neuanfang bisher hinter den Erwartungen zurückbleibt: Lediglich rund eine Million Flaschen wurden verkauft, während die Planung bei fünf bis zehn Millionen lag.
Für viele, die in den 80er- und 90er-Jahren aufwuchsen, war der Punica Saft und der Werbeslogan „Die Punica-Oase“ untrennbar mit Kindheitserinnerungen verbunden. Die Zeichentrick-Figuren, die in den TV-Werbungen angeblich ihren Durst mit dem süßen Saftgetränk aus der gigantischen Glasflasche mit dem ikonisch klackenden Schraubverschluss löschten, prägten eine ganze Generation. Seit den 2000ern jedoch glich die Geschichte von Punica weniger einer erfrischenden Oase, sondern eher einer turbulenten Fahrt mit vielen Wendungen. Die Achterbahnfahrt begann mit der Übernahme durch PepsiCo, der Abschaffung der charakteristischen Glasflaschen, dem Verkauf an einen Finanzinvestor und mündete schließlich 2022 in der Einstellung des gesamten Punica Saft Sortiments. Doch das Ende war nicht endgültig, und das erneute Comeback weckte Hoffnungen – die sich jedoch als mäßig erfolgreich erwiesen haben. Wir beleuchten im Folgenden, wie es zu dieser wechselvollen Geschichte des Punica Saftes kommen konnte.
Punica: Mehr als nur ein Saft – Eine deutsche Werbeikone
Alte Punica-Werbungen sind heute ein faszinierendes Zeugnis deutscher Werbegeschichte. Reihenweise Kinder der 90er-Jahre retteten durstige Comic-Figuren mit Punica vor dem Verdursten und stellten den Punica Saft als überlegene Durstlöscher-Alternative zu vermeintlich weniger erfrischenden Limonaden dar. Ob Ritter, Drachen, Tiger, Dschinns oder Pharaonen – der Punica Saft schien für alle die ultimative Erfrischung zu sein.
Die „Punica-Oase“ und die goldene Ära (80er/90er Jahre)
Mit diesem einzigartigen Werbe-Mix, der markanten Glasflasche mit gigantischer Öffnung und dem unverwechselbaren, satt klackenden Schraubverschluss hatte sich „Punica von Dittmeyer“ – wie es in den Spots häufig betont wurde – fest in den deutschen Kinderzimmern und Supermarktregalen etabliert. Der Punica Saft war ein fester Bestandteil der Konsumkultur dieser Generation und gilt heute als nostalgisches Stück deutscher Markengeschichte.
Rolf H. Dittmeyer: Der Vater des Punica Saftes
Auf den Markt gebracht hatte der Safthersteller Rolf H. Dittmeyer die Marke Punica bereits 1977. Dittmeyer hatte sich zuvor schon mit seiner Fruchtsaftmarke Valensina einen Namen gemacht – ebenfalls mit einem markigen Werbespruch, in dem er als Gründer noch selbst vor die Fernsehkamera trat, um zu verkünden: „Entweder frisch gepresst oder Valensina“. Schon ab 1960 produzierte er in Marokko und Südafrika Zitrussäfte und füllte sie als erster Hersteller direkt bei den Plantagen ab, bevor er sie nach Deutschland verschiffte. Ab 1976 begann er dann, an der spanischen Atlantikküste die größte Orangenplantage Europas aufzubauen.
Rolf H. Dittmeyer, Gründer der Punica Saft Marke, steht lächelnd und blickt zur Seite.
Höhen und Tiefen: Punica unter wechselnder Führung
Die Geschichte des Punica Saftes ist eng mit den dynamischen Veränderungen im internationalen Getränkemarkt verbunden. Nach der Blütezeit unter Dittmeyer begann eine Ära des Besitzerwechsels und der Neuausrichtung.
Von Procter & Gamble zu PepsiCo
1984 verkaufte Rolf H. Dittmeyer Punica an den US-Konzern Procter & Gamble. Währenddessen erlebte auch Dittmeyers andere Marke Valensina eine turbulente Phase: Dittmeyer kaufte sie 1998 für 41 Millionen D-Mark zurück, um das Werk in Bremen zu retten, was jedoch nicht gelang. 2001 meldete Valensina Insolvenz an, und das Werk wurde geschlossen. Auch Punica, das in den 90ern noch seine Werbehochphase genoss, erlebte ab den 2000ern keinen besseren Verlauf. 2004 verkaufte Procter & Gamble die Marke an einen US-Investor, der sie wiederum an PepsiCo weiterverkaufte.
Relaunches und das Ende einer Ära (2000er bis 2022)
Unter der Ägide von PepsiCo gab es mehrere Versuche, den Punica Saft neu zu positionieren. Ab 2018 war Punica beispielsweise nur noch in PET-Flaschen erhältlich, was bei vielen Nostalgikern auf Unverständnis stieß, die die ikonische Glasflasche vermissten. 2016 und 2019 versuchte PepsiCo mit neuen Logos, Verpackungen und gezielter Werbung via Facebook, Instagram und TikTok einen Neustart. Doch diese Bemühungen erwiesen sich als wenig erfolgreich. Schließlich verkaufte der Konzern seine Saftsparte 2022 an das französische Private-Equity-Unternehmen PAI Partners. Diese gliederten Punica in die Tropicana Brands Group ein, ein Joint Venture, an dem PepsiCo noch mit 39 Prozent beteiligt blieb, wie „t-online“ berichtete. Im Jahr 2023 traf die Tropicana Brands Group die Entscheidung, Punica nach 45 Jahren den Saft abzudrehen. Wer danach noch Punica Saft kaufte, erhielt lediglich Restbestände.
Das erneute Comeback des Punica Saftes: Erwartungen vs. Realität
Doch die Geschichte des Punica Saftes war noch nicht zu Ende. Nach rund zwei Jahren Abwesenheit ist Punica seit September 2024 wieder im Handel erhältlich. Berichten zufolge ist der Vermarkter Columbus Drinks dafür verantwortlich, der der Marke neues Leben einhauchen wollte.
Mit einem leicht erhöhten Fruchtanteil und einer bewusst leicht älteren Zielgruppe – den Millennials – sollte Punica erneut an alte Erfolge anknüpfen. Social-Media-Kampagnen wurden mit Testimonials von Prominenten wie Sängerin Bahar Kizil und Jimmy Blue Ochsenknecht beworben, um die Marke in den digitalen Kanälen präsent zu machen und die alten Erinnerungen an den Punica Saft wiederzubeleben.
Das Medienecho auf das Comeback war beachtlich, doch die Verkaufszahlen wenige Monate später spiegeln diesen Hype kaum wider. Laut „Lebensmittelzeitung“ (LZ) wurden seit der ersten Ankündigung rund eine Million Punica-Flaschen verkauft. Das ambitionierte Ziel für das erste Jahr lag jedoch bei fünf bis zehn Millionen Flaschen. Auch mittelfristig waren die Prognosen mit 30 bis 50 Millionen Litern pro Jahr noch deutlich optimistischer. All diese Ziele scheinen aktuell unrealistisch.
Hinzu kommt, dass die gesamte Sparte der Fruchtsaftgetränke in Deutschland nicht gerade boomt. Daten des Marktforschers Nielsen IQ zeigen, dass der Absatz in den vergangenen Jahren eher geschrumpft ist. Zudem sieht sich Punica Saft im Segment der jüngeren Zielgruppe starker Konkurrenz durch Influencer-Getränke ausgesetzt, die ebenfalls um die Gunst der Konsumenten buhlen.
Trotz der enttäuschenden Startzahlen will Columbus Drinks die Kultmarke Punica Saft bisher nicht aussortieren. Immerhin sei das Saftgetränk noch in 3000 Supermärkten gelistet. Es bleibt abzuwarten, ob die Punica-Strategie diesmal langfristig erfolgreicher sein wird und der Punica Saft seinen Platz in der deutschen Konsumlandschaft zurückerobern kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Punica Saft eine facettenreiche Geschichte hinter sich hat, die von Innovation, Kultstatus und wirtschaftlichen Herausforderungen geprägt ist. Als ein Stück deutscher Getränkekultur und Werbegeschichte bleibt Punica ein spannendes Beispiel für die Höhen und Tiefen von Traditionsmarken.
Was sind Ihre Erinnerungen an den Punica Saft? War das Comeback für Sie gelungen? Teilen Sie Ihre Gedanken und Lieblingsanekdoten zu diesem deutschen Kultgetränk mit uns!
Quellen:
- Lebensmittelzeitung (LZ)
- t-online
- Der Spiegel
- Die Welt
- Nielsen IQ
