Am 26. Februar 2024 fiel der Startschuss für ein wegweisendes Bildungsprojekt an der Ovakara Grundschule. Im Rahmen einer gemeinsamen Schülerversammlung versammelten sich alle Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte im „Raum der Wünsche“, um den Film „The World’s Largest Lesson“ anzusehen. Dieser Film diente als Initialzündung für die intensive Auseinandersetzung der Schule mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Ab dem 11. März stand dann eine besondere Projektwoche Nachhaltigkeit Grundschule auf dem Programm, in der sich die Kinder konkret mit ihren eigenen Ideen und Vorstellungen zu einzelnen Zielen beschäftigten.
Von der Idee zum Projekt: Schüler gestalten Zukunft
Nachdem die Kinder in der Vorwoche ihre Fragen zu den Nachhaltigkeitszielen im Klassenverband besprochen und gesammelt hatten, füllte sich die Pausenhalle der Ovakara-Schule zusehends mit den vielfältigen und kreativen Ideen der Schülerinnen und Schüler. Bis zum 5. März 2024 hatten die Kinder Zeit, sich über die Vorschläge der anderen zu informieren und weitere Anregungen für ihre Projektwahl zu sammeln.
Grundschulkinder betrachten Plakate mit Ideen für die Projektwoche Nachhaltigkeit in der Pausenhalle.An diesem Tag kamen alle Schülerinnen und Schüler nacheinander in die Pausenhalle, um sich einen letzten Eindruck von den möglichen Themen zu verschaffen. Im Anschluss wählten die Kinder in ihren Klassen die Themen für die bevorstehende Projektwoche. Die Bandbreite der Interessen war beeindruckend, wie die Wahlzettel Wahlzettel Projektwoche Nachhaltigkeit zeigten. So entschieden sich 13 Kinder für “Maßnahmen zum Klimaschutz”, 33 für “Leben unter Wasser”, 22 für “Leben an Land”, 3 für “Armut”, 8 für “Kein Hunger”, 2 für “Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen”, 4 für “Bezahlbare und saubere Energie” und 11 für “Nachhaltiger Konsum und Produktion”.
Lehrkräfte als Lernbegleiter: Freiraum für Kreativität
Am Donnerstag vor Beginn der Projektwoche trafen sich fünf große Hauptgruppen, um das Vorgehen zu besprechen. Im Vorfeld hatten sich die Lehrkräfte vorgenommen, den Kindern in dieser Woche so viel Freiheit wie möglich bei der Arbeit an ihren Themen zu lassen. Ihre Rolle definierten sie primär als Lernbegleiter, die die Kinder in ihren Ideen unterstützten und ihnen Struktur für ihre Arbeit gaben. So wurde mit den Kindern gemeinsam besprochen, welche Ziele sie am Tag und im Laufe der Woche erreichen wollten und wie sie dabei vorgehen möchten. Dieser Ansatz ermöglichte es den Kindern, ihren eigenen Lernweg zu finden und selbstständig an der Erreichung ihrer Ziele zu arbeiten. Die Lehrkräfte agierten dabei stets unterstützend und setzten lediglich einen groben Rahmen, um die individuelle Entfaltung der Schüler zu fördern.
Der Startschuss: Vielfältige Projekte für eine nachhaltige Welt
Start Projektwoche!
Grundschulkinder bauen im Rahmen der Projektwoche Nachhaltigkeit Plätze für Tiere.In den Fluren der Ovakara Grundschule herrschte während der Projektwoche ein emsiges Treiben. Überall waren Gruppen von Schülern zu sehen, die in Kleingruppen konzentriert an ihren Projekten arbeiteten. Die Kinder der Projektwoche im Freiday-Stil zum Thema Nachhaltigkeit äußerten sich voller Begeisterung über ihre Erfahrungen. Bereits nach kurzer Zeit zeigten sich vielfältige und kreative Ideen, die mit großem Engagement umgesetzt wurden.
„Wir arbeiten auch mit den Kindern der anderen Klassen zusammen“, erklärte eine Schülerin begeistert. „Wir dürfen an dem Thema arbeiten, das uns wirklich interessiert. Die Lehrerinnen geben uns keine genauen Vorgaben – sie geben nur Tipps. Außerdem haben wir immer wieder andere Lehrer, was total spannend ist und neue Perspektiven eröffnet.“ Ein weiterer Schüler betonte stolz: „Der Schwerpunkt der Projektwoche liegt auf den Nachhaltigkeitszielen. Wir setzen uns für Tiere und die Umwelt ein. Wir dürfen viel mehr selbst machen und können uns in allen Räumen der Schule aufhalten.“ Auch die Möglichkeit, das Material selbst zu bestimmen, stieß auf große Resonanz: „Wir können selbst bestimmen, welches Material wir benutzen möchten“, hieß es von einem anderen Kind. Morgens starteten die Schülerinnen und Schüler stets in einer gemeinsamen Runde, um den Tagesplan zu besprechen, Unterstützung zu finden und ihre Ziele zu definieren. Dabei hörten alle gebannt zu, was die anderen Gruppen planten.
Praktische Initiativen: Von Bienenhotels bis Müllsammelaktionen
Im Werkraum arbeiteten mehrere Kindergruppen fleißig an ihren Projekten. Eine Gruppe baute Nester für Bienen und Vögel, für die sie bereits am Wochenende Material gesammelt hatten. „Wir möchten Vögeln ein Zuhause schaffen“, erklärte ein Schüler. „Das ist nicht nur wichtig für die Tiere, sondern auch für unsere Umwelt und die Artenvielfalt.“
Die Eisbärengruppe beschäftigte sich mit dem drängenden Problem des schwindenden Lebensraums der Eisbären, der durch die globale Erwärmung und das Schmelzen des Eises immer kleiner wird. Die Schülerinnen und Schüler recherchierten eifrig auf den schuleigenen iPads, um andere über die Notlage der Eisbären zu informieren und Bewusstsein zu schaffen.
Schüler gestalten Transparente für eine Demonstration gegen Meeresverschmutzung im Rahmen der Nachhaltigkeits-Projektwoche.Eine andere Gruppe plante eine Demonstration, um auf das Problem von Müll und dessen unsachgemäße Entsorgung im Meer aufmerksam zu machen. „Wir möchten dazu beitragen, dass weniger Müll einfach weggeworfen wird und unsere Meere sauber bleiben“, sagte ein Schüler entschlossen. Gemeinsam plante die Gruppe die Umsetzung ihrer Aktion: Wege wurden überlegt, andere Schülerinnen und Schüler informiert, Plakate untereinander abgesprochen und hergestellt. Schließlich musste alles mit den zuständigen Personen abgeklärt werden. Hierfür nahmen die engagierten Schülerinnen und Schüler selbstständig das Telefon in die Hand und kümmerten sich eigenständig um die Genehmigungen und die Organisation ihrer Demonstration.
Grundschüler demonstrieren mit selbstgemalten Plakaten für eine saubere Umwelt, begleitet von der Polizei.
Schüler der Ovakara Grundschule bei einer Umweltdemonstration während der Projektwoche Nachhaltigkeit.Die Polizei begleitete die Demonstration der Schüler, um ihre wichtige Botschaft für eine sauberere Umwelt zu unterstützen. Die Gruppe zum Nachhaltigen Konsum arbeitete kreativ: „Wir stellen aus Müll etwas Neues her“, berichtete ein Schüler. „Außerdem wollen wir in der Woche noch ins Dorf gehen und den Müll sammeln, den andere einfach wahllos in die Natur geworfen haben.“ Ein anderer Schüler betonte die Nachhaltigkeit der gebastelten Gegenstände: „Wir haben Requisiten für die Theatergruppe gebastelt. Wir werden die Gruppe nachher fragen, ob sie diese gebrauchen können, damit nichts verschwendet wird.“
Grundschüler der Nachhaltiger-Konsum-Gruppe präsentieren kreative Basteleien aus recycelten Materialien.„Wir wollen auch noch durch das Dorf gehen und wahllos weggeworfenen Müll wieder einsammeln und entsorgen.“ Hierfür zog die Gruppe an einem Tag ausgerüstet mit Müllzangen, Handschuhen, Bollerwagen und Müllsäcken los. Besonders erstaunt waren sie über Hunderte von Zigarettenstummeln, die sie in der Natur fanden – ein deutliches Zeichen für die Umweltverschmutzung.
Kinder sammeln mit Müllzangen, Handschuhen und Bollerwagen Müll im Dorf ein, als Teil ihres Nachhaltigkeitsprojekts.Ein anderer Teil der Gruppe hat sich für eine Aktion entschieden, welche die gesamte Schule einbezog. „Wir haben in den Klassen Plakate aufgehängt, um alte Spielsachen zu sammeln. Für die Eltern haben wir dafür noch eine Mail verfasst“, erklärte ein Schüler. „Diese werden wir am letzten Tag der Projektwoche verkaufen, und das Geld geht an das Tierschutzzentrum.“ Nicht verkaufte Spielsachen sollten an das Allerkaufhaus in Gifhorn gespendet werden, um eine maximale Wiederverwertung zu gewährleisten.
Soziales Engagement und Bewusstseinsbildung
Neben praktischen Projekten engagierten sich die Schüler auch in Theaterstücken. „Wir haben über das Wochenende gemeinsam ein Theaterstück geschrieben, das wir nun einüben“, berichtete ein Mitglied der Theatergruppe. Die Gruppe arbeitete eigenständig an Kulissen und überlegte gemeinsam, wie sie ihr Stück verbessern konnten, um ihre Botschaft effektiv zu vermitteln.
Schüler proben ein selbstgeschriebenes Theaterstück zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
Kinder einer Theatergruppe diskutieren über ihr Stück und lernen ihre Rollen.In der Bienengruppe kam ein Imker zu Besuch und erklärte den Schülerinnen und Schülern mit vielen mitgebrachten Utensilien anschaulich das Leben der Bienen. Die Kinder lernten nicht nur über die Bedeutung der Bienen für unser Ökosystem, sondern auch, welche Pflanzen sie zum Überleben brauchen.
Ein Imker erklärt Grundschulkindern das Leben der Bienen und zeigt Imkereiausrüstung.
Grundschüler beobachten aufmerksam Bienenwaben und lernen von einem Imker über Bienenschutz.
Grundschüler untersuchen Pflanzen, die für den Bienenschutz wichtig sind.Im Werkraum wurden zudem Bienen aus Dosen gebastelt, was die Kreativität und den Recyclinggedanken der Kinder förderte. Eine Schülerin hatte im Nabu ein Versteck für Igel gebaut. Dieses brachte sie mit in die Projektwoche und bemalte es gemeinsam mit einer anderen Schülerin. Ihr Ziel war es, das Haus an einem geschützten Platz an der Schule aufzustellen. Ergänzend dazu zeichneten sie Plakate, um Autofahrer daran zu erinnern, an bestimmten Stellen vorsichtig zu fahren, da hier Igel die Straße überqueren.
Eine andere Gruppe setzte sich für den Schutz des Regenwaldes ein. Hierfür hat sie ein beeindruckendes Modell gebaut, in dem man den Regenwald im Ursprung und nach der Rodung erkennen konnte. Außerdem gestalteten sie ein Plakat, um anderen zu zeigen, was sie ganz praktisch tun können, um den Regenwald zu schützen.
Armut und Gerechtigkeit: Erlebnisse, die prägen
Die Themen „Armut“ sowie „Gesundheit und Wohlergehen“ waren Inhalte einer anderen Gruppe. Die Kinder überlegten, Kleidung im Dorf zu sammeln, um diese dann einer Organisation zu spenden, die Kleidung an bedürftige Familien verteilt.
Schüler bereiten Informationsmaterial für eine Kleidersammelaktion im Dorf vor, um bedürftige Familien zu unterstützen.
Kinder organisieren gesammelte Kleidung für die Spende an bedürftige Familien im Rahmen ihrer Projektwoche.Von 21 verteilten Kleidersäcken sammelte die Gruppe beeindruckende 15 wieder gefüllt ein – ein herzlicher Dank an die Spenderinnen und Spender. Die Kleidung wurde von der Gruppe anschließend an bedürftige Menschen gespendet.
Grundschüler bei einem Testeinkauf im Supermarkt, um den Unterschied zwischen Armut und Reichtum zu erfahren.
Schüler vergleichen ihre Einkäufe nach einem Experiment, das finanzielle Ungleichheit simuliert.Zusätzlich wollten die Schülerinnen und Schüler den Unterschied zwischen „Reich und Arm“ selbst erfahren. Hierfür sammelten sie zuerst Informationen zu dem Thema, schauten einen Film und gingen dann zum Einkaufen. Ausgerüstet mit 5 € für die „arme“ Gruppe und 15 € für die „reiche“ Gruppe erlebten die Kinder direkt, wie viel gesunde Lebensmittel man sich mit unterschiedlichen Budgets leisten kann. „Oha, das ist aber nicht viel. Die andere Gruppe hat viel mehr Essen als wir!“, stellte eine Schülerin erschrocken fest. Diese direkte Erfahrung hinterließ einen bleibenden Eindruck und förderte das Verständnis für soziale Ungleichheit.
Ein Kind blickt enttäuscht auf eine kleine Menge gekaufter Lebensmittel, die die Auswirkungen von Armut verdeutlicht.
Mehr als nur Wissen: Ganzheitliches Lernen in Aktion
Doch nicht nur inhaltlich lernten die Kinder viel. Sie hatten das Gefühl, gar nicht „arbeiten“ oder „lernen“ zu müssen, dabei lernten sie ganz nebenbei, also intrinsisch, beim Forschen und Arbeiten an ihren Zielen. Ein inklusives Kind nannte beim Vergrößern der Schrift direkt den Nachfolger einer Zahl. Sie schrieben Texte richtig, da sie sich wie selbstverständlich beim Suchen von Berichten und beim Schreiben von Plakaten unterstützten und absprachen. Sie lernten aber auch im sozialen und methodischen Bereich: sich abzusprechen, anderen zuzuhören, sich auf andere einzulassen und sich in eine Gruppe einzufügen.
Besonders beeindruckend war das soziale und methodische Lernen, das die Kinder erfuhren. Die Schüler arbeiteten zusammen, hörten einander zu und passten sich den Bedürfnissen der Gruppe an. Bei der Entwicklung eines Flyers für eine Theateraufführung korrigierten sie gemeinsam das Layout und die Schrift. Am Ende war für alle klar: Niemand aus der Gruppe darf vergessen werden – ein starkes Zeichen für Teamgeist und Inklusion.
Projektergebnisse: Engagement, das Früchte trägt
Nach einer kurzen Begrüßung und Reflexion präsentierten die Kinder am 15. März 2024 allen Anwesenden in der Schule ihre Projekte. Die Begeisterung und der Stolz auf die erbrachten Leistungen waren förmlich spürbar.
Grundschüler präsentieren stolz ihre Projekte zur Nachhaltigkeit vor der gesamten Schulgemeinschaft.
Kinder erklären an einem Stand ihre Projektarbeiten am Abschlusstag der Nachhaltigkeitswoche.Die Nachhaltigkeitsgruppe zeigte die hergestellten Sachen und organisierte einen Flohmarkt, auf dem viele gespendete Spielsachen, aber auch von einer Recyclinggruppe hergestellte bepflanzte Pflanzgefäße, verkauft wurden. Der Erlös von 230,10 € ging an das Tierschutzzentrum – ein schöner Erfolg, der direkt einem guten Zweck zugutekam. Auch die Gruppe, die sich mit dem Thema Armut auseinandergesetzt hatte, spendete Restgelder aus ihrem Einkauf an diese Aktion, was die übergreifende Solidarität der Kinder unterstrich.
Ein Flohmarktstand, betrieben von Schülern, verkauft gespendete Spielsachen zugunsten des Tierschutzzentrums.Die Gruppe zum Thema „Leben an Land“ hatte sich mit vielen verschiedenen Aspekten beschäftigt und präsentierte unter anderem selbstgebaute Nistkästen und ein Bienenhotel.
Ausgestellte Nistkästen und ein Bienenhotel, Ergebnisse der Projektgruppe zum Thema „Leben an Land“.Die große Gruppe zum Thema „Leben im Wasser“ arbeitete ebenfalls zu vielen verschiedenen Themenbereichen. Ihre Präsentation machte eindringlich auf die Bedrohung der Fische im Meer durch Müll und Verschmutzung aufmerksam.
Schülerpräsentation visualisiert die Bedrohung der Fische im Meer durch Müll und Umweltverschmutzung.
Die Kinder der Ovakara Grundschule zeigten mit ihrer Projektwoche Nachhaltigkeit Grundschule eindrucksvoll, wie wichtig und bereichernd es ist, sich aktiv für die Umwelt, den Tierschutz und soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Mit ihrem Engagement und ihren kreativen Ideen trugen sie nicht nur dazu bei, ihre eigene Schule und Gemeinschaft nachhaltiger zu gestalten, sondern setzten auch ein starkes Zeichen für eine verantwortungsvolle Zukunft. Lassen Sie sich von diesen jungen Umweltschützern inspirieren und entdecken Sie, wie auch kleine Schritte Großes bewirken können.
