Der Gedanke, einen Roten Panda als Haustier zu halten, mag auf den ersten Blick faszinierend erscheinen. Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, ein so einzigartiges und niedliches Geschöpf bei sich zu Hause zu haben? Doch die Realität sieht anders aus. Ein Roter Panda ist und bleibt ein Wildtier, und der Kauf eines Pandas als Haustier ist nicht nur hochkomplex, sondern auch ethisch fragwürdig, oft illegal und für das Tier extrem schädlich. Aus Sicht des Tierschutzes und der Forschung sprechen unzählige Argumente dagegen, diese sensiblen Bewohner des Himalayas in menschlicher Obhut als Haustiere zu halten.
Warum Rote Pandas keine Haustiere sind – Die Herausforderungen der Haltung
Die einzigen Vertreter der Familie der Katzenbären sind äußerst anspruchsvoll in ihrer Pflege und benötigen eine Umgebung, die ihrer natürlichen Lebensweise entspricht. Die Richtlinien für die artgerechte Haltung und Pflege von Roten Pandas, wie sie die EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) vorgibt, verdeutlichen die enormen Herausforderungen.
Der enorme Platzbedarf und das Fluchtverhalten
Ein Roter Panda braucht Platz – viel Platz. Die EAZA empfiehlt für ein einzelnes Tier ein mindestens 80 m² großes Außengehege mit vielfältigen Klettermöglichkeiten. Darüber hinaus muss immer ein wettergeschützter Innenbereich verfügbar sein. Besonders wichtig ist dies bei höheren Temperaturen, denn Hitze vertragen diese Tiere gar nicht gut; in solchen Fällen ist sogar eine Klimaanlage unerlässlich. Da Rote Pandas, abgesehen von der Paarungszeit, Einzelgänger sind, müssten bei der Haltung mehrerer Tiere die Nistboxen oder Unterschlüpfe mindestens 10 Meter voneinander entfernt sein. Und selbst mit den besten Vorkehrungen sind Rote Pandas bekannt für ihr Talent zum Ausbüxen. Die EAZA warnt nicht umsonst: „Beware: Red Pandas are escape artists.“
Das anspruchsvolle Verhalten und mögliche Gefahren
Rote Pandas kommunizieren unter anderem über Duftmarkierungen, die sie mit Analdrüsen absetzen. Dieser Geruch ist intensiv und erfordert eine regelmäßige und aufwendige Reinigung der Haltungsbereiche. In menschlicher Obhut sind Rote Pandas zudem nacht- oder dämmerungsaktiv und zeigen während der Nachtstunden mehrphasige Aktivitätsmuster, was sich schwer mit dem menschlichen Alltag vereinbaren lässt. Die Haltung in Gruppen ist besonders herausfordernd, und männliche Tiere müssen kontinuierlich überwacht werden. Obwohl Rote Pandas nicht von Natur aus aggressiv sind, können sie sich mit ihren scharfen Krallen und einem überraschend starken Biss effektiv verteidigen. Sie können auch Verletzungen verursachen, wenn sie versuchen, auf Menschen hochzuklettern. Es gab sogar Fälle, in denen von Menschenhand aufgezogene Rote Pandas gegenüber ihren Tierpflegern aggressives Verhalten zeigten.
Eine spezialisierte und zeitaufwändige Ernährung
Die Ernährung eines Roten Pandas ist hochspezialisiert und erfordert großen Aufwand. Sie benötigen mindestens zweimal täglich frisches Futter, darunter täglich 200 g frischen Bambus pro Tier, vorzugsweise ganze Zweige. Ergänzt wird dies durch spezielle Kekse mit hohem Proteinanteil. Zucker ist aufgrund von Zahnproblemen strikt zu vermeiden. Große Mengen an Früchten wie Äpfel und Bananen sind für die Magen-Darm-Gesundheit nicht förderlich und werden nur in geringen Mengen als Belohnung beim Medical Training eingesetzt. Frisches Wasser ist jederzeit unerlässlich. Da Ernährung und Gesundheit eng miteinander verknüpft sind, muss der Futterplan bei Krankheiten umgestellt werden, und falsche Ernährung kann eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen hervorrufen.


Die hohe Krankheitsanfälligkeit und intensive medizinische Versorgung
Der Gesundheitsaspekt sollte jeden verantwortungsvollen Tierfreund von dem Gedanken, einen Roten Panda zu kaufen und als Haustier zu halten, abbringen. Rote Pandas sind extrem anfällig für Krankheiten wie die Staupe, die für sie stets tödlich endet. Halbjährliche Parasitenuntersuchungen sind Pflicht, und auch massive Flohbefälle, die teilweise tödlich enden können, kommen vor. Häufig leiden Rote Pandas zudem unter Zahnkrankheiten, welche zu weiteren, schwerwiegenden Infektionen führen können. Zoos führen aus diesen Gründen nicht nur regelmäßige Impfungen, sondern auch umfassende Gesundheitschecks durch. Um diese Untersuchungen stressfrei durchführen zu können, wird das sogenannte Medical Training fest in den Tagesablauf der Tiere integriert.


Rechtliche Aspekte der Haltung Roter Pandas in Deutschland
Die Haltung von Roten Pandas ist in Deutschland und vielen anderen Ländern streng reguliert. Als geschützte Art fallen sie unter das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) und das Bundesnaturschutzgesetz. Der private Kauf eines Pandas als Haustier ist praktisch unmöglich und illegal. Eine Genehmigung zur Haltung dieser Tiere wird nur an spezialisierte Zoos oder wissenschaftliche Einrichtungen vergeben, die nachweislich die extrem hohen Anforderungen an Platz, Ausstattung, Pflege und Fachwissen erfüllen können. Jeder Versuch, einen Roten Panda illegal zu erwerben, birgt nicht nur schwere Strafen, sondern fördert auch den skrupellosen Wildtierhandel, der diese bereits gefährdete Art weiter bedroht.
Der Rote Panda: Ein Wildtier in Gefahr
Der Rote Panda ist ein Wildtier und keinesfalls domestiziert. Dies stellt außergewöhnliche Anforderungen an seine Pflege. Selbst in Zoos, wenn Pandababys beispielsweise von ihrer Mutter nicht angenommen werden oder diese verstirbt, nehmen Mitarbeiter die Jungtiere nur unter strengster Aufsicht und für begrenzte Zeit mit nach Hause, um sie rund um die Uhr zu füttern. Solche Maßnahmen sind Ausnahmen und unterliegen einer kontinuierlichen Überwachung durch Experten.
Neben den komplexen Haltungsanforderungen zählt der Rote Panda zu den gefährdeten Tierarten. Wer diese Tiere wirklich liebt, sollte ihren Schutz in ihrem natürlichen Lebensraum unterstützen. Anstatt über einen Kauf eines Pandas als Haustier nachzudenken, wäre es viel wirksamer, eine Patenschaft beim Red Panda Network abzuschließen oder an Organisationen wie den WWF zu spenden. Am Ende geht es darum, dieses einzigartige und faszinierende Tier zu retten, das uns so viel Freude bereitet und dessen Existenz von intakten Ökosystemen abhängt.
Fazit
Der Rote Panda ist ein faszinierendes Geschöpf der Wildnis, dessen komplexe Bedürfnisse und sein Schutzstatus ihn absolut ungeeignet als Haustier machen. Die Idee, einen Panda kaufen als Haustier, ist ein unerfüllbarer und unverantwortlicher Traum. Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, diese wundervollen Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu schützen und sie in zoologischen Gärten zu bewundern, wo sie artgerecht gepflegt werden und wichtige Botschafter für den Artenschutz sind. Unterstützen Sie den Schutz des Roten Pandas – für seine Zukunft in der Wildnis.
Quellenangaben
- EAZA (European Association of Zoos and Aquaria): Best Practice Guidelines for Red Pandas (.pdf, in Englisch)
- Wikipedia: Staupe
- Red Panda Network: Adopt a Red Panda
- WWF Deutschland: Roter Panda – Für ein Projekt spenden
- Redpandazine.com: Medical Training Roter Panda Zoo Neuwied
