Vor einigen Wochen hatte ich das Vergnügen, meine Großmutter in der Steiermark zu besuchen. Es ist immer eine Herausforderung, gemeinsame Zeit zu finden, da wir beide sehr beschäftigt sind. Doch Ende August ergaben sich zwei wundervolle Tage, die wir voll und ganz nutzen wollten – auch kulinarisch. Meine Großmutter, Jahrgang 1939, verbrachte ihre Kindheit in Wien, bevor sie während des Krieges zu ihrer Großmutter nach Oberösterreich zog. Ihre Urgroßmutter, eine wunderbare Wienerin, besaß ein kleines Haus in den Wiener Vorstädten mit einem riesigen Marillenbaum. Jeden Sommer besuchten wir sie, um die reifen Früchte zu ernten, und sie lehrte uns, wie man Marillenmarmelade und Marillenknödel zubereitet. Die vielen traditionellen österreichischen Rezepte, die meine Großmutter von ihrer Mutter lernte, gibt sie nun an ihre Kinder und Enkelkinder weiter. Sie ist ein wahrer Segen in meinem Leben, stets präsent und hat mir die Leidenschaft für das Backen und die österreichische Küche vermittelt.
An jenem Augustwochenende bat ich sie, mir die Zubereitung von traditionellen österreichischen Buchteln beizubringen. Dieses himmlische Gebäck wird üblicherweise mit Marmelade gefüllt und mit Puderzucker oder Vanillesauce serviert. Wir folgten einem Rezept aus einem uralten Kochbuch, das in deutscher Kurrentschrift verfasst war – wirklich beeindruckend! Die Kunst, einen perfekten Germteig zu kneten und die Buchteln sorgfältig zu formen, ist ein wunderschönes Ritual, das Generationen verbindet und den Geschmack alter Zeiten bewahrt. Es ist eine Hommage an die Einfachheit und den Reichtum der bäuerlichen Backkunst, die in vielen Regionen Österreichs und Süddeutschlands tief verwurzelt ist.
Die Magie der Marillenmarmelade in Buchteln
Buchteln, oft auch als Rohrnudeln bekannt, sind ein Klassiker der österreichischen Mehlspeisenküche. Sie sind luftig-leicht und unglaublich zart, wenn sie richtig zubereitet werden. Die Füllung mit Marillenmarmelade ist dabei der absolute Höhepunkt. Die süß-säuerliche Marmelade, die oft noch nach sonnengereiften Aprikosen schmeckt, bildet einen wunderbaren Kontrast zum milden Teig und macht jede Buchtel zu einem kleinen Genusserlebnis. Es ist wichtig, eine hochwertige Marillenmarmelade zu verwenden, idealerweise selbstgemacht, um den authentischen Geschmack zu garantieren.
Frisch gebackene Buchteln, bestreut mit Puderzucker und serviert.
Rezept für traditionelle Buchteln (ergibt 4 Portionen)
Die Zubereitung von Buchteln ist recht einfach, erfordert aber etwas Geduld. Der Teig muss zweimal ruhen, jeweils mindestens 45 Minuten, und man sollte dem Rezept sehr genau folgen. Die Mühe lohnt sich aber allemal!
Zutaten:
- 400 g Weizenmehl (Type 480 oder 550)
- 20 g Trockengerm (Trockenhefe)
- 125 ml Milch (lauwarm)
- 2 Eigelb
- 50 g Zucker
- 150 g Butter
- Eine Prise Salz
- 1 EL Rum (optional, für den Geschmack und die Teigelastizität)
- Ca. 150-200 g Marillenmarmelade (oder eine andere bevorzugte Marmelade)
Zubereitung:
- Mehl, Milch, Zucker, Salz und die Eigelb in einer Rührschüssel mit einem Schneebesen vermengen.
- 50 g Butter in einem kleinen Topf schmelzen und abkühlen lassen, bis sie lauwarm (ca. 37°C) ist.
- Den Germ in der geschmolzenen Butter auflösen und diese Mischung zum Teig geben. Alles gut verkneten, bis ein fester, nicht klebriger Teig entsteht. Das Kneten ist entscheidend für die spätere Fluffigkeit.
- Den Teig nun zugedeckt an einem warmen Ort für mindestens 45 Minuten ruhen lassen, bis er sich verdoppelt hat.
- Die Arbeitsfläche leicht bemehlen und den Teig mit einem Nudelholz flach ausrollen.
- In einer Auflaufform 100 g Butter schmelzen und beiseitestellen. Diese Butter ist entscheidend für das goldbraune Backergebnis und verhindert, dass die Buchteln zusammenkleben.
Frischer Germteig wird auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausgerollt.
- Den Teig in kleine Quadrate schneiden (ca. 6×6 cm).
- Auf jedes Quadrat einen Teelöffel Marillenmarmelade geben und den Teig fest um die Marmelade zu kleinen Kugeln formen. Achten Sie darauf, dass die Kugeln gut verschlossen sind, damit die Füllung beim Backen nicht austritt.
- Jede Kugel mit etwas geschmolzener Butter bestreichen und die Buchteln nebeneinander in die Auflaufform legen. Die Butter sorgt für eine schöne Bräunung und hält sie saftig.
- Die gefüllten Buchteln erneut zugedeckt für weitere 45 Minuten ruhen lassen, damit sie nochmals aufgehen.
- Den Backofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Buchteln goldbraun und fluffig backen (ca. 25-30 Minuten).
Goldbraun gebackene Buchteln in einer Auflaufform, bereit zum Servieren.
Die Buchteln schmecken am besten frisch aus dem Ofen, noch lauwarm. Sie sind eine wunderbare Ergänzung zu Kaffee und Kuchen oder als süßes Hauptgericht.
Die perfekte Begleitung: Zarte Vanillesauce
Buchteln werden traditionell mit Puderzucker bestreut oder mit einer zarten Vanillesauce serviert. Hier ist ein Rezept für eine hausgemachte, himmlisch cremige Vanillesauce, die perfekt dazu passt.
Zutaten für die Vanillesauce:
- 120 g Zucker
- 1/2 Liter Milch
- 1 ganzes Ei
- 2 Eigelb
- 1 TL Vanillezucker (oder das Mark einer halben Vanilleschote)
Zubereitung der Vanillesauce:
- Eigelb, Vanillezucker, das ganze Ei und die Hälfte des Zuckers mit etwas Milch glattrühren.
- In der Zwischenzeit die restliche Milch in einem Topf erhitzen und die andere Hälfte des Zuckers darin auflösen. Achten Sie darauf, dass die Milch nicht kocht.
- Die Eier-Zucker-Mischung nach und nach unter ständigem Rühren zur warmen Milch geben. Die Hitze reduzieren und weiter rühren, bis die Sauce leicht andickt. Sie darf auf keinen Fall kochen, sonst gerinnt das Ei!
- Den Topf vom Herd nehmen und die Sauce etwa 10 Minuten ruhen lassen.
- Die gesamte Sauce durch ein feines Sieb passieren, um eventuelle kleine Ei-Flocken zu entfernen und eine seidig glatte Konsistenz zu erhalten. Dies ist ein Geheimtipp für eine makellose Sauce, die auf der Zunge zergeht, ähnlich wie man es von feinstem Krapfen Rezept oder Linzer Augen Rezepten kennt.
Frisch zubereitete Vanillesauce wird durch ein Sieb passiert, um eine seidige Konsistenz zu erhalten.
Servieren Sie die Buchteln und die Vanillesauce am besten, solange sie noch warm sind, um das volle Aroma und die zarte Textur zu genießen.
Traditionelles Gebäck, neu entdeckt
Die Buchteln mit Marillenmarmelade sind mehr als nur ein Rezept; sie sind ein Stück Familiengeschichte, eine Verbindung zu den Wurzeln der österreichischen Backkunst und ein Ausdruck herzlicher Gastfreundschaft. Jedes Mal, wenn ich sie zubereite, erinnere ich mich an die Geschichten meiner Großmutter und die warmen Sommertage unter dem Marillenbaum in Wien. Es ist diese persönliche Note, die einfache Rezepte zu unvergesslichen Momenten macht.
Wir bei Shock Naue sind stolz darauf, Ihnen solche authentischen Einblicke in die deutsche und österreichische Esskultur zu bieten. Teilen Sie Ihre liebsten Erinnerungen an traditionelles Gebäck oder Ihre Erfahrungen mit diesem Buchteln-Rezept in den Kommentaren! Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören und unsere gemeinsame Leidenschaft für gutes Essen zu teilen.
