Die Lew-Tolstoi-Schule, ein etabliertes deutsch-russisches Bildungszentrum, feiert nach 20 Jahren ihres Bestehens einen bedeutenden Meilenstein in ihrer Entwicklung. Eingebettet in das ruhige Wohngebiet Karlshorst, in dem sich kleinteilige Bebauungen aneinanderreihen, präsentiert sich die Schule als ein harmonisches Zusammenspiel aus Bestand und Erweiterung. Das ursprüngliche Schulgebäude, ein funktionaler SK-Berlin-Flügel aus der DDR-Ära, wurde durch einen modernen Anbau ergänzt, der die architektonische Landschaft neu definiert und einen hochwertigen Außenraum schafft.
Ein Ensemble mit Charakter
Der Erweiterungsbau greift die Struktur des Bestandsgebäudes auf und entwickelt sie zu einem differenzierten Ensemble von Cluster-Räumen weiter. Gemeinsam bilden Alt und Neu einen städtebaulichen Dialog, der das Schulareal neu formt. Zwischen dem Bestandsgebäude und der Sporthalle im hinteren Bereich entsteht ein attraktiver Freiraum, der als zentraler Schulhof dient. An der nordöstlichen Seite, zwischen dem Altbau und dem Neubau, wird ein kleiner Vorplatz geschaffen, der die neue Adresse der Schule markiert. Hier begrüßt eine Skulptur aus Gusseisen die Schülerinnen und Schüler. Dieses Kunstwerk von Sven Kalden ist eine Hommage an Valentina Tereschkowa, die erste Kosmonautin, die bereit ist, neue Sphären zu erobern.
Skulptur am Eingang der Lew-Tolstoi-Schule, inspiriert von Valentina Tereschkowa.
Die Platzierung des Neubaus berücksichtigte sowohl strukturelle als auch funktionale Vorteile. Minimale Eingriffe in den Bestand, die Möglichkeit der Bauausführung während des laufenden Betriebs und die doppelte Nutzung der bestehenden Treppenanlage für den Erweiterungsbau waren dabei zentrale Aspekte. Der Neubau setzt die Geschossstruktur des Altbaus fort, reduziert jedoch die Kubatur zu einem kompakten, dreigeschossigen Gebäude. Alle Ebenen des Alt- und Neubaus sind miteinander verbunden, was eine nahtlose Integration und Funktionalität gewährleistet.
Monolithische Fassade mit Textur und Struktur
Die Fassade des Neubaus zeichnet sich durch eine monochrome Gestaltung aus, die durch die Variation unterschiedlicher Oberflächen eine interessante Textur erhält. Glasierte und profilierte Ziegel wechseln sich mit matten Putzflächen ab und werden durch großformatige Betonfertigteile und Fensterbänder gegliedert. Die bodentiefen Verglasungen und Eingangsbereiche sind durch umlaufende Betonwände geschützt und artikuliert, was dem Gebäude eine moderne und zugleich robuste Ästhetik verleiht.
Moderne Fassadengestaltung der Lew-Tolstoi-Schule mit Wechselspiel von Materialien.
Ein durchdachter Grundriss für optimale Funktionalität
Die Grundrissorganisation des neuen Erdgeschosses orientiert sich am bestehenden Haupteingang am Römerweg. Gleichzeitig entsteht eine neue “Schulstraße”, die alle Gebäudeteile, öffentlichen Bereiche und Schulhöfe sowie deren Eingänge miteinander verbindet. Entlang dieser zentralen Achse sind die besonderen Nutzungsbereiche der Schule angeordnet. Die nun zusammengelegte Verwaltung befindet sich im Eingangsbereich mit guter Übersicht über das Schulgelände und die Spielplätze. Das Refektorium bietet die Möglichkeit, den Außenbereich mit einzubeziehen und so eine flexible Nutzung zu ermöglichen.
Die beiden Obergeschosse beherbergen alle Räume für den allgemeinbildenden Unterricht sowie Förder- und Gruppenräume. Diese sind bewusst in einem Zusammenspiel angeordnet, um kurze Wege und Synergien zwischen Lehre und Nachmittagsbetreuung zu gewährleisten. Dies schafft abwechslungsreiche Zirkulationsflächen mit Aufenthaltsqualität für die Pausenzeiten, die durch Sitzbereiche und Ausblicke auf die Schulhöfe Akzente setzen. Die skulpturalen Fassadenelemente deuten diese offenen Begegnungsräume bereits von außen an.
Innenansicht der Schulstraße mit Sitzbereichen und Blick auf die Schulhöfe.
Fazit und Ausblick
Die Erweiterung der Lew-Tolstoi-Schule ist ein Paradebeispiel für gelungene architektonische Integration und funktionale Weiterentwicklung. Durch die Schaffung eines harmonischen Ensembles aus Alt- und Neubau sowie die durchdachte Gestaltung der Innen- und Außenräume wird eine inspirierende Lernumgebung geschaffen, die den pädagogischen Anforderungen gerecht wird und gleichzeitig einen architektonischen Mehrwert für das Stadtbild von Karlshorst darstellt. Diese Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort der Begegnung und der Inspiration für zukünftige Generationen.
