Lemminge als Haustiere: Alles Wichtige zu Haltung, Pflege und Charakter

mehrere steppenlemminge vor weißem hintergrund

Der Wunsch, ein außergewöhnliches Haustier zu halten, wächst bei vielen Tierliebhabern. In diesem Kontext rücken kleine, flinke Nager immer häufiger in den Fokus. Doch sind Lemminge Als Haustiere überhaupt geeignet? Und welche besonderen Bedürfnisse haben diese faszinierenden Geschöpfe? Tauchen wir ein in die Welt der Steppenlemminge, die sich in deutschen Haushalten als putzige Begleiter etablieren. Dieser Artikel beleuchtet umfassend, was Sie wissen müssen, bevor Sie sich für diese besonderen Wühler entscheiden.

Die Steppenlemminge: Exotische Wühler im Heimtierbereich

Ein wichtiger “Aha-Moment” für viele Interessenten ist die Erkenntnis, dass die als Haustiere bezeichneten Lemminge in den meisten Fällen keine “echten” Lemminge im ursprünglichen Sinne sind, sondern Steppenlemminge (Lagurus lagurus). Beide Arten gehören zwar zur Familie der Wühler, doch Steppenlemminge sind näher mit Schermäusen verwandt als mit ihren berühmten, in der Wildnis lebenden Verwandten. Der Einfachheit halber werden wir im Folgenden jedoch weiterhin den Begriff “Lemminge” verwenden, um diese kleinen Nager zu beschreiben.

So sieht ein Steppenlemming aus

Steppenlemminge bestechen durch ihr gedrungenes Erscheinungsbild. Ihr Fell ist kurz, dicht und von einer charakteristischen grauen Farbe, wobei der Bauch etwas heller gefärbt ist. Ein markanter schwarzer Streifen ziert ihren Rücken. Die kleinen Knopfaugen und die eng anliegenden, winzigen Ohren verleihen ihnen ein possierliches Aussehen. Ihr Schwänzchen ist sehr kurz und nur spärlich behaart. Mit einer Körperlänge von acht bis 14 Zentimetern, inklusive Schwanz, und einem geringen Gewicht von etwa 25 bis 35 Gramm gehören sie zu den echten Leichtgewichten unter den Nagern.

Sind Steppenlemminge mit Hamstern verwandt?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Steppenlemminge optisch und auch in ihrem Verhalten eine gewisse Ähnlichkeit mit Hamstern aufweisen. Diese Ähnlichkeit ist kein Zufall, denn beide zählen zur großen Gruppe der Wühler und gehören zur Überfamilie der Mäuseartigen. Diese gemeinsame Abstammung erklärt, warum sie ähnliche Charakterzüge und Bedürfnisse in Bezug auf ihre Haltung und Umgebung zeigen können, auch wenn sie nicht direkt miteinander verwandt sind.

mehrere steppenlemminge vor weißem hintergrundmehrere steppenlemminge vor weißem hintergrundSteppenlemminge sind kleine, gesellige Nager, deren Beliebtheit als Haustiere stetig wächst. Sie benötigen ein artgerechtes Zuhause und geduldige Beobachter.

Charakter und Verhalten: Sensibel, sozial und nachtaktiv

Wer sich Lemminge als Haustiere anschaffen möchte, sollte sich bewusst sein, dass diese Nager keine Kuscheltiere sind. Für ausgiebige Streicheleinheiten oder zum Schmusen eignen sie sich nicht. Daher sind die putzigen Wühler auch weniger für Kinder geeignet, die sich ein interaktives Haustier wünschen. Stattdessen sind sie ideale Begleiter für Nachteulen und Berufstätige, da sie den Großteil des Tages mit Schlafen verbringen und erst in den späten Abendstunden aktiv werden. Ihre lebhaften Phasen bieten spannende Beobachtungsmöglichkeiten.

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Lemminge sind von Natur aus sehr soziale Tiere und benötigen die Gesellschaft von Artgenossen. Menschen gegenüber legen sie ihre natürliche Scheu jedoch nie ganz ab. Es erfordert viel Geduld, Ruhe und Fingerspitzengefühl, um sie überhaupt etwas zahmer zu bekommen. Sie gelten als kleine Sensibelchen, die auf laute Geräusche und schnelle Bewegungen empfindlich reagieren können. Ein weiterer überraschender “Aha-Moment” ist, dass diese kleinen Tiere trotz ihrer geringen Größe erstaunlich laute Geräusche von sich geben können.

Welche Laute machen Lemminge?

Während ihrer aktiven Phasen am Abend kann der Lautstärkepegel im Nagarium durchaus in die Höhe schnellen. Die Steppenlemminge kommunizieren auf vielfältige Weise, und ihr Repertoire an Lauten ist erstaunlich breit. Es reicht von leisen Fieplauten über deutliches Kreischen bis hin zu schrillen Quietschgeräuschen. Diese Lautäußerungen sind ein wichtiger Teil ihres Sozialverhaltens und können für aufmerksame Halter viel über die Stimmung und Interaktion der Tiere verraten.

Artgerechte Haltung: Ein optimales Zuhause für Lemminge schaffen

Aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer Vorliebe für das Buddeln eignen sich Lemminge nicht für die herkömmliche Käfighaltung mit Gitterstäben. Ein Nagarium, also eine Art Terrarium speziell für Nager, ist hier die deutlich bessere und sicherere Lösung. Der große Vorteil eines Nagariums liegt in der klaren Sicht auf die kleinen Bewohner, ohne dass die Gefahr besteht, dass die Winzlinge durch Gitterstäbe entwischen oder sich verletzen. Die geschlossenen Seitenwände verhindern zudem das Herausfallen von Einstreu und Futterresten.

Können Lemminge klettern?

Im Gegensatz zu einigen anderen Nagern sind Kletterkünste keine Stärke der Steppenlemminge. Ihre gedrungene Körperform und kurze Beine sind nicht auf vertikale Bewegungen ausgelegt. Aus diesem Grund ist ein Nagarium mit glatten Glaswänden die perfekte Umgebung. Es verleitet die Tiere erst gar nicht dazu, ihre nicht vorhandenen Kletterfähigkeiten auszuprobieren und sich dabei womöglich unnötig zu verletzen. Ihre Energie investieren Lemminge lieber in ausgiebiges Graben und Laufen.

Kann man Lemminge zu zweit halten?

Steppenlemminge sind absolut keine Einzelgänger. Im Gegenteil, sie genießen die Gesellschaft von Artgenossen und benötigen diese für ihr Wohlbefinden. Eine Haltung sollte daher mindestens paarweise erfolgen. Idealerweise werden die Tiere bereits in jungen Jahren aneinander gewöhnt, da die Vergesellschaftung dann deutlich einfacher gelingt. Für Anfänger in der Lemminghaltung empfiehlt es sich, zwei Weibchen zusammenzuhalten, da diese in der Regel entspannter miteinander umgehen als Männchen. Noch besser ist es, wenn die Lemming-Damen Wurfgeschwister sind, da sie von Geburt an aneinander gewöhnt sind.

Das perfekte Nagarium: Größe und Ausstattung

Steppenlemminge verbringen einen erheblichen Teil ihrer Zeit am liebsten unter der Erde, wo sie komplexe Gangsysteme anlegen. Um diesem natürlichen Instinkt gerecht zu werden und ein echtes “Underground”-Gefühl zu schaffen, sollten Sie ein möglichst hohes Nagarium wählen. Füllen Sie dieses etwa 20 bis 30 Zentimeter hoch mit geeigneter Kleintierstreu, die gut zum Graben geeignet ist.

Zur weiteren Ausstattung eines artgerechten Lemming-Nagariums gehören:

  • Laufrad: Um dem hohen Bewegungsdrang gerecht zu werden, ist ein Laufrad unerlässlich. Achten Sie unbedingt auf ein geschlossenes Rad ohne Gitterstäbe, idealerweise aus Holz, um Verletzungen zu vermeiden. Ein Durchmesser von mindestens 20 Zentimetern ist empfehlenswert.
  • Brücken und Treppen: Diese Elemente sorgen für zusätzliche Bewegung und Abwechslung im Gehege und laden zu kleinen Entdeckungstouren ein.
  • Häuschen: Jedes Lemming-Paar benötigt mindestens ein bis zwei Rückzugsorte. Häuschen aus Holz dienen als Schlaf- und Versteckmöglichkeiten, die den Nagern Geborgenheit bieten.
  • Wasserstelle und Futternäpfe: Eine stabile Wasserflasche oder ein standfester Napf sowie Futternäpfe sind Grundausstattung. Platzieren Sie diese erhöht auf einem Häuschen oder einer zweiten Ebene, um zu verhindern, dass sie beim Buddeln verschüttet oder schnell verunreinigt werden.
  • Naturäste: Ungespritzte Naturäste von Obstbäumen oder Haselnusssträuchern sind nicht nur eine tolle Erinnerung an die natürliche Heimat der Lemminge, sondern dienen auch als Knabbermaterial zur Zahnpflege und als kleine Snackquelle.
  • Sandbereich: Eine separate Ecke mit Chinchilla-Sand dient den Lemmingen als Sanitärbereich und zur Fellpflege.
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Umgebungsbedingungen und Reinigungsintervalle

Lemminge fühlen sich am wohlsten bei moderaten Raumtemperaturen zwischen 18 und 24 Grad Celsius und einer geringen Luftfeuchtigkeit. Direkte Sonneneinstrahlung oder Zugluft sollte unbedingt vermieden werden.

Die Reinigung des Nagariums ist etwa ein- bis zweimal im Monat erforderlich. Dabei ist es entscheidend, nicht die komplette Streu auszutauschen, sondern nur etwa ein Drittel. Lemminge orientieren sich stark über ihren Geruchssinn, und ein vollständiger Austausch der Einstreu würde sie unnötig stressen und ihre Orientierung erschweren. Durch das Belassen eines Teils der alten Streu bleibt der vertraute Geruch erhalten.

Ernährung: Was gehört auf den Speiseplan von Steppenlemmingen?

Als Pflanzenfresser benötigen Lemminge eine ausgewogene Ernährung, die reich an Grünfutter ist. Neben frischem, sauberem Trinkwasser sollte ihr täglicher Speiseplan einmal am Tag eine Mischung aus folgenden Bestandteilen enthalten, ergänzt durch gelegentliche Extras:

  • Grünfutter: Dies ist die Hauptkomponente der Lemming-Ernährung. Wildpflanzen wie Löwenzahn und Gänseblümchen, verschiedene Gräser, Blattgemüse wie Salatherzen oder Endiviensalat sowie frische Küchenkräuter wie Petersilie oder Dill werden besonders gerne angenommen.
  • Gemüse: Gemüse mit geringem Zuckeranteil wie Gurken, Zucchini oder Paprika (ohne Kerne) kann in kleinen Mengen den Futternapf bereichern.
  • Fettarme Sämereien und Trockenfutter: Eine hochwertige Mischung aus fettarmen Sämereien und speziellem Trockenfutter für Kleinnager ergänzt die tägliche Mahlzeit und liefert wichtige Nährstoffe.
  • Tierisches Eiweiß: Hin und wieder, etwa ein- bis zweimal pro Woche, sollte der Speiseplan mit tierischem Eiweiß angereichert werden. Getrocknete Insekten wie Mehlwürmer oder Grillen sind hierfür gut geeignet.

Vorsicht bei Obst: Diabetes-Risiko bei Lemmingen

Ein wichtiger Hinweis für die Ernährung von Lemmingen betrifft Obst. Wie viele andere Wühlmäuse neigen auch Steppenlemminge zu Diabetes. Obwohl nicht vollständig geklärt ist, ob Obst das Risiko direkt erhöht, sollten Sie zur Sicherheit lieber auf die Fütterung von Obst und zuckerhaltigen Leckerlis verzichten. Der hohe Fruchtzuckergehalt kann das sensible Verdauungssystem der Tiere überlasten und langfristig gesundheitliche Probleme verursachen.

Gesundheit und Lebenserwartung: Robuste Nager mit kurzem Leben

Lemminge sind im Allgemeinen pflegeleichte und robuste Kleintiere. Trotzdem ist es unerlässlich, wie bei allen Haustieren, täglich den Gesundheitszustand der possierlichen Zwerge zu überprüfen. Achten Sie auf Veränderungen im Verhalten, im Fellzustand oder im Appetit.

Wirken die Tiere abgemagert, ist ihr Fell struppig oder weniger gepflegt als sonst, oder zeigen sie ungewöhnliche Verhaltensweisen, ist ein Besuch beim Tierarzt unvermeidlich. Es ist ratsam, sich vorab zu erkundigen, ob der Tierarzt Erfahrung in der Behandlung von Lemmingen oder kleinen Nagern hat, da nicht jeder Tierarzt auf Exoten spezialisiert ist.

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Wie alt wird ein Lemming?

Die Lebenserwartung von Lemmingen ist, typisch für Nager, relativ kurz. Bleibt Ihr Steppenlemming von schweren Erkrankungen verschont und genießt er eine artgerechte Ernährung sowie eine liebevolle Haltung, können Sie sich auf etwa zwei bis zweieinhalb gemeinsame Jahre freuen. Eine gute Pflege und aufmerksame Beobachtung tragen maßgeblich zu einem langen und gesunden Lemmingleben bei.

Herkunft und Verbreitung: Aus den Steppen des Ostens

Der natürliche Lebensraum der Steppenlemminge, die als Haustiere gehalten werden, ist bereits in ihrem Namen enthalten: Sie sind in den weiten Steppen und Halbwüsten Osteuropas und Asiens beheimatet. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Ost-Ukraine über weite Teile Kasachstans bis hin in die Mongolei. In diesen Regionen sind die kleinen Wühler, zum Leidwesen vieler Bauern, auch häufig in Getreidefeldern anzutreffen, wo sie sich von den Feldfrüchten ernähren. Die Anpassung an diese trockenen und oft kargen Landschaften hat ihre robusten Überlebensfähigkeiten geprägt.

Anschaffung: Wo finde ich Lemminge als Haustiere?

Wenn die felligen Wühlmäuse Ihr Herz erobert haben und Sie sich für Lemminge als Haustiere entschieden haben, kommt ein weiterer “Aha-Moment”: Obwohl die Beliebtheit dieser Kleintiere wächst, sind sie in Deutschland noch immer Exoten. Ihre Anschaffung gestaltet sich daher nicht immer einfach.

Ihre erste Anlaufstelle sollte immer der Tierschutz sein. Tierheime oder Auffangstationen für Kleintiere haben gelegentlich Lemminge, die ein neues Zuhause suchen. Die zweite Möglichkeit, ein passendes Lemming-Duo zu finden, ist die Suche bei seriösen Züchtern. Halten Sie hierfür im Internet Ausschau nach spezialisierten Anbietern oder schauen Sie in den Kleinanzeigenteil Ihrer Lokalzeitung. Seriöse Züchter bieten ihre Nager übrigens nach Geschlecht getrennt an, um unkontrollierte Vermehrung zu vermeiden und eine artgerechte Haltung zu gewährleisten. Für den Kauf eines Steppenlemmings müssen Sie mit etwa zehn bis 20 Euro pro Tier rechnen.

Fazit: Lohnt sich die Haltung von Lemmingen als Haustiere?

Steppenlemminge sind zweifellos klein, niedlich und sehen auf den ersten Blick zum Knuddeln aus. Doch wie wir gesehen haben, eignen sie sich aufgrund ihres Charakters und ihrer Bedürfnisse am besten für Erwachsene, die Freude daran haben, exotische Tiere in ihrem Alltag zu beobachten und ein artgerechtes, naturnahes Umfeld zu schaffen. Wer bereit ist, Geduld und Engagement in die Pflege und Beobachtung dieser faszinierenden Nager zu investieren und ihre scheue, aber soziale Natur zu respektieren, wird mit Lemmingen viel Freude haben. Sie sind keine Tiere zum Anfassen, aber ihre lebhaften Aktivitäten und ihr soziales Miteinander im Nagarium bieten eine einzigartige und bereichernde Erfahrung.

Lemminge: Steckbrief

Name:Steppenlemming (Lagurus lagurus)
Größe:Ca. 8-14 cm (inkl. Schwanz)
Gewicht:25-35 g
Durchschnittliche Lebenserwartung:Ca. 2 bis 2,5 Jahre
Haltung:Mindestens paarweise im Nagarium
Sozialverhalten und Charakter:Gesellig, sensibel, scheu gegenüber Menschen, nachtaktiv
Fell:Kurz, dicht, grau mit schwarzem Rückenstreifen
Pflegeaufwand:Mittel (regelmäßige Reinigung, spezielle Ernährung)
Bewegungsbedarf:Hoch (Laufrad, Grabmöglichkeiten)
Herkunft:Steppen und Halbwüsten Osteuropas und Asiens

Quellen: