Das erste Haustier ist für viele Kinder ein großer Wunsch und eine wichtige Lektion in Sachen Verantwortung und Fürsorge für ein Lebewesen. Oftmals fällt die Wahl auf flauschige Kandidaten wie Hasen oder Meerschweinchen. Eine eher außergewöhnliche, aber faszinierende Entscheidung können Landschildkröten als Haustier sein. Doch ist eine Landschildkröte wirklich ein geeignetes Tier für ein Kind, und was muss man bei der Haltung dieser besonderen Reptilien beachten? In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige rund um die Anschaffung und Pflege von Landschildkröten.
Ist eine Landschildkröte das richtige Haustier für Kinder?
Wenn Ihr Kind den Wunsch hegt, sich um eine Landschildkröte kümmern zu wollen, oder Sie selbst mit dem Gedanken spielen, eine Schildkröte aufzunehmen, gibt es einige wichtige Punkte zu berücksichtigen. Grundsätzlich raten wir bei der Haltung von Landschildkröten im jüngeren Alter zur Vorsicht. Wir empfehlen ein Mindestalter von 12 Jahren für die Anschaffung einer Landschildkröte. Ein Kind sollte in der Lage sein, die Verantwortung für das Tier zu verstehen und Freude daran haben, es zu beobachten und zu versorgen. Dazu gehört das selbstständige und tägliche Füttern sowie die kreative Mitgestaltung des Freigeheges. Landschildkröten sind faszinierende Begleiter, die jedoch ein tiefgreifendes Engagement und Verständnis für ihre spezifischen Bedürfnisse erfordern. Es ist wichtig, dass alle Familienmitglieder, insbesondere das Kind, bereit sind, diese langfristige Verpflichtung einzugehen.
Ein Kind füttert vorsichtig eine kleine Landschildkröte im Garten
Die Entscheidung für Schildkröten als Haustier sollte wohlüberlegt sein, da diese Tiere nicht nur ein langes Leben führen, sondern auch spezielle Anforderungen an ihren Lebensraum und ihre Pflege stellen. Dies unterscheidet sie grundlegend von vielen anderen Kleintieren, die oft als erste Haustiere für Kinder in Betracht gezogen werden. Ein verantwortungsvoller Umgang und eine artgerechte Haltung sind entscheidend für das Wohlbefinden der Panzertiere.
Beliebte Landschildkrötenarten für Einsteiger
Nicht jede Landschildkrötenart ist gleichermaßen für Anfänger geeignet. Einige Arten stellen höhere Ansprüche an Haltung und Klima. Hier ist ein Ranking der beliebtesten und meist empfohlenen Arten für Einsteiger:
Die Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni)
Die Griechische Landschildkröte ist wohl die bekannteste und beliebteste Art unter den europäischen Landschildkröten. Sie sind äußerst lebhaft, insbesondere in einem ausreichend großen Gehege, und zeigen beeindruckende Kletterkünste. Ihre Anpassungsfähigkeit und ihr relativ pflegeleichter Charakter machen sie zu idealen Anfängertieren. Sie erreichen eine moderate Größe und können bei guter Pflege ein sehr hohes Alter erreichen.
Eine Griechische Landschildkröte klettert über einen Stein im Freigehege
Die Maurische Landschildkröte (Testudo graeca)
Maurische Landschildkröten sind ebenfalls sehr aktive Tiere und lassen sich in einem artgerecht ausgestatteten Freigehege in Deutschland sehr gut halten. Besonders die Männchen dieser Art zeichnen sich durch ihre Neugier und ihren hohen Aktivitätsdrang aus. Sie ähneln in vielen Haltungsaspekten der Griechischen Landschildkröte, haben jedoch oft spezifischere Anforderungen an die Substratgestaltung im Gehege.
Die Breitrandschildkröte (Testudo marginata)
Als größte europäische Landschildkrötenart kann die Breitrandschildkröte eine Panzerlänge von bis zu 40 cm erreichen. Ihre Haltung ähnelt der der Griechischen Landschildkröte, erfordert jedoch aufgrund ihrer Größe ein entsprechend größeres Gehege. Breitrandschildkröten benötigen eine ihrem natürlichen Lebensraum nachempfundene Einrichtung aus Steinen und Büschen, um sich wohlzufühlen und ausreichend Bewegung zu haben.
Eine große Breitrandschildkröte läuft auf trockenem Untergrund zwischen Steinen
Die Pantherschildkröte (Stigmochelys pardalis)
Die Pantherschildkröte ist eine tropische Landschildkröte und der viertgrößte Vertreter ihrer Art weltweit. Sie kann ein Gewicht von über 30 kg und eine Panzerlänge von mehr als 50 cm erreichen. Beim Gehegebau muss ihre spätere immense Größe unbedingt einkalkuliert werden, was die Kosten für ihre Haltung im Vergleich zu einer Griechischen Landschildkröte um ein Vielfaches übersteigen lässt. Diese Art benötigt eine großzügige Freianlage für den Sommer und ein entsprechend großes Zimmerterrarium für die Wintermonate, da sie keine Winterstarre hält. Für interessante Haustiere wie die Pantherschildkröte sind spezielle klimatische Bedingungen notwendig.
Eine ausgewachsene Pantherschildkröte mit ihrem charakteristischen Panzer
Wichtige Aspekte bei der Landschildkrötenhaltung
Die Entscheidung für eine Landschildkröte als Haustier bringt spezifische Verantwortlichkeiten mit sich, die über die typische Heimtierhaltung hinausgehen. Hier sind die entscheidenden Punkte, die Sie und Ihr Kind beachten müssen:
Hohe Lebenserwartung – eine lebenslange Verpflichtung
Einer der wichtigsten Punkte, den man sich vor der Anschaffung bewusst machen sollte: Eine Griechische Landschildkröte kann bei richtiger Pflege und artgerechter Haltung bis zu 100 Jahre alt werden. Das bedeutet, eine Landschildkröte ist eine lebenslange Verantwortung – nicht nur für Sie, sondern auch für Ihr Kind, das sie möglicherweise selbst noch an die nächste Generation weitergeben muss. Es ist eine Verpflichtung, die über Jahrzehnte reichen kann.
Keine Kuscheltiere – Respekt vor ihrer Natur
Landschildkröten gehören zu den Reptilien und sind somit mit Schlangen, Echsen und sogar Krokodilen verwandt. Im Gegensatz zu Säugetieren mögen es Schildkröten nicht, ständig angefasst und hochgehoben zu werden. Zu viel Stress kann die Tiere sehr krank machen. Es ist wichtig, Kindern beizubringen, dass eine Schildkröte ein Beobachtungstier ist, das man respektvoll behandelt und nicht zum Kuscheln geeignet ist. Sie zeigen ihre Zuneigung und ihr Wohlbefinden nicht durch Streicheln, sondern durch aktives Verhalten und eine gesunde Entwicklung in ihrem Gehege.
Eine Hand hält vorsichtig eine kleine Landschildkröte
Artgerechte Unterbringung im Freigehege ist ein Muss
Landschildkröten benötigen zwingend ein Außengehege im Garten mit natürlicher Sonne und genügend Versteckmöglichkeiten. Das Gehege sollte für ein Tier mindestens 10 m² groß sein; für jede weitere Landschildkröte sind zusätzlich 8 m² einzuplanen. Ein Terrarium ist für die meisten europäischen Arten als dauerhafte Unterbringung nicht geeignet, da es die notwendigen klimatischen Bedingungen und die Bewegungsfreiheit nicht bieten kann. Wenn Sie mehr über ein artgerechtes Gehege erfahren möchten, empfehlen wir diesen Artikel zum Gehegebau.
Schutz vor anderen Haustieren
Sind bereits andere Tiere im Haushalt vorhanden, benötigt Ihre Schildkröte besondere Aufsicht. Vor allem Hunde neigen manchmal dazu, das Panzertier als “Kauknochen” zu missbrauchen und können dabei schwere Verletzungen verursachen. Egal wie lieb Ihr Hund ist oder wie gut er bereits mit anderen Tieren auskam: Ihre Schildkröte benötigt Schutz vor anderen Lebewesen in Form eines hohen Zaunes. Ebenso sollten Sie, wenn beide Tiere in der Nähe sind, sie niemals unbeaufsichtigt lassen.
Die Besonderheiten der Landschildkröte als Haustier
Die Haltung einer Landschildkröte unterscheidet sich grundlegend von der Haltung eines Hundes, einer Katze oder eines Hamsters. Diese Panzertiere haben spezielle Eigenheiten, die bei einer Adoption unbedingt beachtet werden müssen.
Die lebensnotwendige Winterstarre
Die Winterstarre, auch Hibernation genannt, gehört für Landschildkröten zum psychologischen Zyklus der Tiere und ist von entscheidender Bedeutung für ihre Gesundheit. Sie ist die Voraussetzung für ein gesundes Panzerwachstum und ein starkes Immunsystem, wodurch Krankheiten vorgebeugt wird. Die meisten Tiere beginnen die Winterstarre im November, und sie dauert ungefähr vier bis fünf Monate lang an. Während dieser Zeit befinden sich die Schildkröten in einem Ruhezustand, in dem Stoffwechsel und Körperfunktionen stark heruntergefahren sind.
Eine Landschildkröte ist teilweise im Erdboden vergraben und hält Winterstarre
Eine korrekte Vorbereitung und Durchführung der Winterstarre ist essenziell. Dazu gehören eine langsame Reduzierung der Umgebungstemperatur und des Futterangebots. Nach der Winterstarre, meist im Frühjahr, erwachen die Tiere wieder und nehmen ihre normalen Aktivitäten auf. Viele Halter empfinden diesen Prozess als besonders faszinierend und als ein Zeichen für die Authentizität der schöne Haustiere in ihrem natürlichen Rhythmus.
Optimaler Zeitpunkt für die Adoption
Da die Tiere eine Winterstarre halten, ist es nicht empfehlenswert, eine Schildkröte vor Ende der Starre zu holen. Die meisten Landschildkröten werden erst nach der ersten erfolgreichen Winterstarre abgegeben, um sicherzustellen, dass sie diesen wichtigen Lebensabschnitt bereits gemeistert haben und optimal auf ein neues Zuhause vorbereitet sind.
Fazit
Wie Sie erfahren haben, gehört eine Landschildkröte als Reptil zu den eher besonderen Haustieren, die eine hohe Verantwortung und spezielle Kenntnisse erfordern. Dennoch erfreuen sie sich immer größerer Beliebtheit, und wir freuen uns über jeden neuen Liebhaber, der diesen faszinierenden Tieren ein artgerechtes Zuhause bieten möchte. Eine Landschildkröte kann eine Bereicherung für das Familienleben sein, wenn man sich ihrer Bedürfnisse bewusst ist und bereit ist, die notwendige Fürsorge zu leisten. Bei uns auf der Station haben wir Landschildkröten jeden Alters, die sich über ein neues Zuhause freuen würden. Wir bieten auch einen Ratgeber speziell für Kinder an, der den verantwortungsvollen Umgang mit einer Landschildkröte vereinfachen soll und dessen Einnahmen direkt der Station zugutekommen, um die Instandhaltung von Gehegen, die Pflege, Futter, Medizin und ärztliche Untersuchungen zu finanzieren. Überlegen Sie gut, sprechen Sie mit Ihrer Familie und informieren Sie sich umfassend, bevor Sie eine Landschildkröte bei sich aufnehmen – es ist eine Entscheidung für ein ganzes Leben.