Jeder Katzenbesitzer kennt es: Das faszinierende, manchmal rätselhafte Verhalten unserer Stubentiger. Vielleicht haben Sie schon beobachtet, wie Ihre Katze mit der Pfote am Boden rund um ihren Futternapf kratzt. Obwohl dieses Scharren oft mit der Katzentoilette oder dem Vergraben von Ausscheidungen in Verbindung gebracht wird, hat das Kratzen am Futterplatz ganz andere, tief verwurzelte Gründe. Es ist ein instinktives Verhalten, das uns viel über die Kommunikation und die Bedürfnisse unserer felinen Freunde verrät.
Unabhängig davon, ob Sie bereits langjähriger Katzenhalter sind oder sich für die Adoption eines Hundes interessieren, das Verständnis tierischen Verhaltens ist der Schlüssel zu einem harmonischen Zusammenleben. In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen dieses spezifischen Kratzverhaltens rund um den Katzenfutternapf und geben Ihnen wertvolle Einblicke.
Ein tief verwurzelter Instinkt: Jagdverhalten und Schutz des Vorrats
Das Scharren am Boden nach dem Fressen ist für unsere Katzen kein neues Phänomen; es ist ein Verhalten, das tief in ihrer Evolution verankert ist. Seit Urzeiten haben Katzen in freier Wildbahn gelernt, die Überreste ihrer Beute sorgfältig zu vergraben. Dieser Instinkt diente und dient noch immer zwei primären Überlebenszwecken:
- Verhinderung des Verderbs: Fleisch verdirbt schnell, besonders bei höheren Temperaturen. Durch das Vergraben wurde die Beute vor direkter Sonneneinstrahlung und Luft geschützt, was ihre Haltbarkeit verlängerte.
- Schutz vor Konkurrenten: Der Geruch von frischem Fleisch kann andere Raubtiere oder Konkurrenten anlocken. Indem die Katze ihre Beute vergräbt und den Geruch kaschiert, schützt sie nicht nur ihren Vorrat für später, sondern auch sich selbst vor potenziellen Gefahren. Ein starker Geruch könnte ihr Versteck verraten und andere Tiere auf den Plan rufen, die ihr die Beute streitig machen oder sie sogar angreifen könnten.
Unsere Hauskatzen müssen heute zwar keine Beute mehr jagen oder vergraben, da wir ihnen täglich schmackhaftes Trocken- und Nassfutter im Katzenfutternapf bereitstellen. Doch der Instinkt bleibt. Wenn Ihre Katze also rund um ihren Futternapf kratzt, ahmt sie dieses uralte Vergrabe-Verhalten nach. Es ist ihre Art, ihren “Schatz” – das Futter – zu schützen und zu sichern, auch wenn sie genau weiß, dass sich keine echte Beute dort befindet und kein Raubtier lauern wird.
Eine Katze kratzt mit der Pfote auf dem Boden neben ihrem Futternapf, ein Zeichen instinktiven Verhaltens.
Daher ist es wichtig, Ihre Katze für dieses instinktive Verhalten nicht zu bestrafen. Sie würde den Zusammenhang nicht verstehen, und ein solches Vorgehen könnte das Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Haustier nachhaltig beeinträchtigen. Respektieren Sie diese tiefe Verbindung zu ihren wilden Vorfahren.
Reviermarkierung am Futternapf: Eine Botschaft an Artgenossen
Neben dem instinktiven Vergraben der Beute dient das Kratzen am Futternapf auch einem weiteren wichtigen Zweck: der Reviermarkierung. Auch wenn keine anderen Katzen im Haus leben, sendet Ihre Katze eine klare Botschaft aus: “Das ist MEIN Futterplatz!”
Kommunikation durch Pheromone
Das Kratzen ist eine effektive Methode, um das Territorium abzustecken. Die Pfotenballen unserer Katzen sind mit sogenannten Podialdrüsen ausgestattet. Diese Drüsen sondern Pheromone ab – chemische Botenstoffe, die für Menschen geruchlos sind, aber von Katzen deutlich wahrgenommen werden. Beim Kratzen hinterlässt die Katze diese Pheromone auf der Oberfläche, quasi eine unsichtbare “Visitenkarte”. Diese Kratzspuren dienen also nicht nur der Krallenpflege oder dem Dehnen, sondern auch der gezielten Abgabe von Pheromonen, um anderen Katzen zu signalisieren: “Dieses Territorium und dieser Katzenfutternapf gehören mir!”
Wenn Sie sich Sorgen um mögliche Schäden an Ihrem Boden machen, können Sie ganz einfach rutschfeste Unterlagen oder spezielle Matten unter die Futternäpfe legen. Dies schützt nicht nur den Boden, sondern bietet Ihrer Katze auch eine stabilere Oberfläche. Selbst wenn man bedenkt, wie facettenreich die Haustierwelt ist und wie unterschiedlich die Bedürfnisse sind, vom Nerz als Haustier bis zur Katze, ist es immer die Aufgabe des Halters, eine sichere und artgerechte Umgebung zu schaffen.
Das Jacobson-Organ: Wie Katzen Pheromone wahrnehmen
Das Wort “Pheromon” stammt aus dem Griechischen und bedeutet “Erregung tragen”. Diese flüchtigen chemischen Stoffe werden von einem Individuum ausgeschieden und können von Artgenossen wahrgenommen werden, um spezifische Reaktionen auszulösen. Katzen verfügen über ein spezielles Organ, das sogenannte Jacobson-Organ (auch vomeronasales Organ genannt), das es ihnen ermöglicht, Pheromone detailliert zu erkennen und zu interpretieren. Es sitzt im Gaumen und spielt eine entscheidende Rolle in der chemischen Kommunikation.
Pheromone werden nicht nur von den Podialdrüsen der Pfoten abgesondert, sondern auch von anderen Körperregionen wie den Talgdrüsen zwischen den Milchleisten, den Analdrüsen sowie den Drüsen am Kinn, an den Wangen und im Bereich der Vibrissen (Schnurrhaare). Jede dieser Drüsen produziert spezifische Pheromone, die unterschiedliche Botschaften übermitteln – von der Markierung des Reviers über sexuelle Bereitschaft bis hin zu Beruhigung. Das Kratzen am Futternapf ist somit eine bewusste Handlung Ihrer Katze, um über diese chemischen Signale mit ihrer Umwelt zu kommunizieren.
Rutschfeste Unterlage unter zwei Katzenfutternäpfen, um das Verrutschen beim Kratzen zu verhindern.
Der Futternapf als zentraler Punkt im Revier
Der Futternapf ist für eine Katze ein zentraler und wichtiger Ort in ihrem Revier. Er ist der Ort, an dem sie ihre primären Bedürfnisse befriedigt – die Nahrungsaufnahme. Es ist daher logisch, dass sie gerade diesen Bereich besonders intensiv markieren möchte, um ihren Anspruch deutlich zu machen. Das Kratzen am Futternapf festigt somit die Vorstellung, dass dieser Bereich ihr gehört und signalisiert potenziellen Eindringlingen (auch wenn diese nur imaginär sind), dass hier bereits ein Anspruch erhoben wurde. Die Wahl des richtigen Katzenfutternapfes – sei es aus Keramik, Edelstahl oder Glas – kann auch die Akzeptanz und das Wohlbefinden Ihrer Katze am Futterplatz beeinflussen.
Abgrenzung zu Unsauberkeit: Wann das Kratzen auf ein Problem hinweist
Es ist wichtig, das instinktive Kratzen am Futternapf von anderen, potenziell problematischen Verhaltensweisen zu unterscheiden. Wenn Ihre Katze nicht nur am Futterplatz, sondern auch an anderen Stellen wie dem Boden oder den Wänden kratzt und dies mit Urinieren außerhalb der Katzentoilette einhergeht, könnte es sich um Unsauberkeit handeln.
Unsauberkeit kann verschiedene Ursachen haben, darunter medizinische Probleme (z. B. Harnwegsinfektionen), Stress, Veränderungen in der Umgebung (z. B. ein neuer Mitbewohner, Umzug), unpassende Katzentoiletten (Größe, Standort, Einstreu) oder mangelnde Hygiene der Toilette. In solchen Fällen ist es ratsam, zunächst einen Tierarzt aufzusuchen, um gesundheitliche Ursachen auszuschließen. Sollte keine medizinische Erklärung gefunden werden, kann ein Verhaltenstherapeut für Katzen weitere Unterstützung bieten, um die Ursache zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Beachten Sie daher immer den gesamten Kontext des Verhaltens Ihrer Katze.
Fazit: Das Kratzen am Futternapf als natürlicher Ausdruck
Das Kratzen Ihrer Katze rund um den Katzenfutternapf ist in den meisten Fällen ein völlig normales und instinktives Verhalten. Es ist ein faszinierendes Zeugnis ihrer wilden Abstammung, das tief in ihrem Bedürfnis nach dem Schutz des Vorrats und der Reviermarkierung verwurzelt ist. Durch die Abgabe von Pheromonen sendet Ihre Katze eine klare Botschaft an ihre Umwelt und festigt ihren Anspruch auf diesen wichtigen Nahrungsplatz.
Anstatt dieses Verhalten als störend zu empfinden, sollten Sie es als einen natürlichen Ausdruck der felinen Persönlichkeit ansehen. Beobachten Sie Ihre Katze genau, um sicherzustellen, dass es sich um harmloses instinktives Scharren handelt und nicht um ein Anzeichen für Unsauberkeit oder Unwohlsein. Verstehen Sie die Botschaften Ihres Vierbeiners und bieten Sie ihm eine Umgebung, die seinen natürlichen Bedürfnissen entgegenkommt – zum Beispiel durch rutschfeste Unterlagen am Futternapf. So stärken Sie die Bindung zu Ihrer Katze und fördern ein harmonisches Zusammenleben.
