Wassertank eines Siemens EQ9 Kaffeevollautomaten mit eingesetztem Wasserfilter
Viele Kaffeeliebhaber stellen sich die Frage: Muss ein Wasserfilter unbedingt in den Wassertank meines Kaffeevollautomaten? In den meisten Tests von Kaffeevollautomaten wird dem Wasserfilter selten die volle Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl er eine entscheidende Rolle für Geschmack, Langlebigkeit der Maschine und Wartungsaufwand spielen kann. Doch wie wichtig ist er wirklich?
Ein Wasserfilter für Kaffeevollautomaten soll das Leitungswasser für die Kaffeezubereitung optimieren, das Gerät vor Schäden schützen und den Reinigungs- sowie Wartungsaufwand reduzieren. Aber trifft das wirklich zu?
Dieser Artikel beleuchtet umfassend, ob Kaffeegenuss auch ohne Filtergranulat möglich ist, welche Produkte für verschiedene Kaffeemaschinen geeignet sind und wie Sie einen Filter korrekt einsetzen und seine Leistung realistisch einschätzen. Sie werden feststellen, dass die Bedeutung eines Filters im Wassertank oft überschätzt wird – oder eben auch unterschätzt.
Vorteile & Nachteile: Wasserfilter im Kaffeevollautomaten im Überblick
| Vorteile (+) | Nachteile (-) |
|---|---|
| Reduziert Kalk und feine Partikel im Trinkwasser | Erfordert zusätzliches Zubehör mit laufenden Kosten |
| Verringert Kalkablagerungen im Gerät erheblich | Nicht überall notwendig (abhängig von der Wasserhärte) |
| Optimiert den Geschmack des Kaffees durch ausgeglichene Mineralien | Muss regelmäßig gewechselt werden |
| Verlängert die Lebensdauer des Kaffeevollautomaten | Kompatibilität der Produkte ist begrenzt |
| Senkt den Wartungsbedarf und die Notwendigkeit häufiger Entkalkungen | Die Filterleistung wird oft überschätzt |
Kalk & Wasserqualität: Wie hängt das zusammen und warum ist es für Kaffee wichtig?
Kalk, chemisch Calciumcarbonat, ist eine natürliche mineralische Verbindung. Sie gelangt in unser Trinkwasser, wenn Wasser aus dem Boden Gesteinsschichten durchfließt und dabei Minerale löst. Der Kalkgehalt des Wassers variiert stark je nach regionaler Quelle und wird in deutschen Härtegraden (°dH) angegeben. Eine höhere Zahl bedeutet eine höhere Kalkkonzentration.
Für den optimalen Kaffeegenuss sollte das Wasser weich sein: maximal 3 °dH für Filterkaffee und etwa 6 °dH für Espresso. Weiches Leitungswasser ist in Deutschland allerdings selten flächendeckend verfügbar; die meisten Regionen haben eine durchschnittliche Wasserhärte von 14 bis 16 °dH. Möchten Sie also herausragenden Kaffee zubereiten, ist es theoretisch ratsam, das Wasser vorab zu enthärten. Aber warum genau?
Was macht Kalk mit dem Kaffeegeschmack?
Calciumcarbonat aus dem Leitungswasser liefert zwar wichtige Mineralien und Spurenelemente für unsere Gesundheit – und ist damit eine günstigere Alternative zu teuren Präparaten. Im Kaffee jedoch hat ein zu hoher Kalkgehalt mehrere Nachteile:
- Geschmack: Kalk kann einen kreidigen Beigeschmack verursachen, der das feine Aroma des Kaffees stört.
- Extraktion: Zu viele Kalkverbindungen beeinträchtigen die korrekte Kaffeezubereitung. Bei Espresso beispielsweise, einer komplexen Emulsion, Suspension und Lösung, können wichtige “Strukturplätze” des Wassers bereits durch Kalkmoleküle besetzt sein, was die Extraktion verhindert. Dies äußert sich in einem faden Geschmack und einer mangelhaften Crema-Bildung.
Gleichzeitig sollte der Kalkgehalt auch nicht bei 0 °dH liegen. Eine geringe Menge an Calcium fungiert im Kaffee wie das buchstäbliche Salz in der Suppe, indem es bestimmte Geschmacksnuancen hervorhebt.
Welchen Einfluss hat Kalk auf den Kaffeevollautomaten?
Abgesehen vom Geschmack ist der Einsatz eines Wasserfilters hauptsächlich für die Funktionsfähigkeit und Lebensdauer Ihres Kaffeevollautomaten von Bedeutung. Kalkverbindungen und andere Stoffe lagern sich bei Erhitzung als kristalliner Feststoff auf sämtlichen internen Oberflächen der Maschine ab. Je dicker diese Ablagerungen werden, desto größer sind die Probleme:
- Der Wasserfluss durch Leitungen und Ventile wird behindert.
- Der notwendige Wasserdruck nimmt ab, was die Kaffeequalität mindert.
- Heizelemente und Pumpen benötigen mehr Energie, um ihre Arbeit zu verrichten.
- Elektrische Widerstände steigen, was die Effizienz und Sicherheit beeinträchtigt.
- Die Lebensdauer des Kaffeevollautomaten verkürzt sich drastisch.
Wasserfilter im Kaffeevollautomaten: Funktionsweise und Aufbau
Wasserfilter für Kaffeevollautomaten werden in eine spezielle Halterung im Wassertank eingesetzt. Bei jedem Brühvorgang durchläuft das Wasser diesen Filter und strömt durch ein Filtergranulat, das in den meisten Fällen aus vier Phasen besteht:
- Vorfiltration: Entfernt grobe Stoffe wie Kalkpartikel oder Rost.
- Aktivkohle: Eliminiert Chlor sowie organische Geruchs- und Geschmacksstoffe.
- Ionenaustauscher: Reduziert die Wasserhärte und entfernt Schwermetalle sowie Salze.
- Partikelfilter: Fängt feinste Schwebstoffe und Fasern ab.
Man könnte meinen, unser Trinkwasser sei voller Schad- und Schwebstoffe. Doch gerade in Deutschland ist die Wasserqualität in der Regel erstklassig. Der Kalkgehalt hat keinen Einfluss auf die hygienische Wasserqualität. Auch mit Chlor oder zu vielen Metallen müssen wir uns hierzulande kaum auseinandersetzen, anders als beispielsweise in Irland oder den USA, wo Chlorierung des Wassers den Einsatz von Filtern oft unerlässlich macht.
Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass es auf den letzten Rohrmetern zu Verunreinigungen kommen kann, weshalb die Wasserqualität in Häusern regelmäßig überprüft wird. Sollten sich hier bedenkliche Partikel finden, sind dies jedoch ernstere Probleme als nur ein ungewöhnliches Aroma im Kaffee, und Sie sollten sich in diesem Fall nicht allein auf Filterpatronen verlassen.
Der richtige Wasserfilter für Ihren Kaffeevollautomaten: Worauf kommt es an?
Der Markt für Kaffeevollautomaten-Wasserfilter wird im Wesentlichen von zwei großen Namen dominiert: Claris und Brita. Viele Vollautomatenhersteller wie Philips, DeLonghi oder Melitta bieten zwar Filterpatronen unter eigenem Markennamen an, dahinter verbirgt sich jedoch oft ein Whitelabel-Produkt.
Grundsätzlich gibt es zwei Hauptformen: eckige Kartuschen (wie von Brita) oder längliche Filterpatronen (wie von Claris). Ob die Form die Funktion des Granulats beeinflusst, ist fraglich, aber sie sorgt dafür, dass der Filter optimal im Wassertank platziert ist, effektiv vom Wasser durchströmt wird und dennoch genügend Platz für das Brühen des Kaffees bleibt.
Deshalb macht es wenig Sinn, eine Filterpatrone in einen Wassertank für eine Kartusche einzusetzen oder umgekehrt – abgesehen davon, dass der Filter dann ohnehin keinen Halt finden würde. Dies führt zu einem gewissen Lock-in-Effekt: Wenn Sie sich für einen bestimmten Vollautomaten entscheiden, legen Sie sich ein Stück weit auch auf eine Filtermarke fest.
Welcher Kaffeevollautomaten-Wasserfilter gehört in welche Maschine?
Für die Suche nach der passenden Filterpatrone oder Wassertank-Kartusche für Ihren Kaffeevollautomaten rate ich Ihnen, direkt beim Hersteller zu recherchieren. Beispielsweise verwendet Siemens je nach Gerätemodell unterschiedliche Filtermarken, während andere keine offiziellen Empfehlungen abgeben. Hier eine grobe Übersicht:
| Brita (Intenza) Wasserfilter | Claris Wasserfilter | Eigener Wasserfilter |
|---|---|---|
| Siemens (einige Modelle) | Jura | Melitta (Melitta Pro Aqua) |
| Gaggia | Nivona | Philips + Saeco (Philips Aqua Clean) |
| Krups | WMF (WMF Perfection Wasserfilter) | DeLonghi (Wasserfilter DLSC002) |
| Keine offizielle Empfehlung: Tchibo, Miele |
Ob Sie den passenden Filter dann direkt beim Hersteller kaufen sollten, steht auf einem anderen Blatt. Bei Krups Quattro Force Kaffeevollautomaten beispielsweise zahlen Sie im hauseigenen Shop oft deutlich mehr als bei anderen Händlern. Das führt uns zur nächsten wichtigen Frage.
Muss der Filter von Brita oder Claris sein?
Aktivkohle ist kein patentiertes Produkt, und die Zusammensetzung sowie der Aufbau von Filtergranulat und Patrone sind kein Geheimnis. Es gibt unzählige Drittanbieter, die scheinbar identische Produkte zu einem deutlich geringeren Preis pro Stück anbieten.
Wie bei Reinigungstabletten, Entkalkern oder anderem Zubehör gilt auch hier: Solange Inhalt und Form stimmen, ist die Marke zweitrangig. Achten Sie auf die Qualität des Filtergranulats und die bauliche Kompatibilität mit dem Wassertank. So können Sie eine Menge Geld sparen. Denn die Originalfilter von Brita oder Claris schlagen mit jeweils rund 13 Euro pro Stück auf Dauer ein erhebliches Loch in das Budget für Ihren Kaffeevollautomaten. Dieses Geld lässt sich wesentlich besser in hochwertige Kaffeebohnen oder andere Dinge investieren.
Warum Wasserfilter-Pads oft keine gute Alternative sind
Wer noch mehr Geld sparen möchte, stößt schnell auf Wasserfilter-Pads – bei DeLonghi Maestosa im Test werden sie beispielsweise “Softballs” genannt – als vermeintlich noch klügere Alternative. Hier befindet sich das Filtergranulat in einem Sachet, das Sie einfach in jeden Wassertank legen können. Der Granulat-Inhalt ist meist auf den Kalkgehalt abgestimmt; Aktivkohle oder komplexe Vorrichtungen zum Filtern fehlen jedoch.
Der Vorteil: Sie können in allen Kaffeemaschinen verwendet werden, selbst wenn der Wassertank keine spezielle Halterung besitzt. Auch über die Passgenauigkeit müssen Sie sich keine Gedanken machen.
Untersuchungen, unter anderem von den Schweizer Kaffeemachern, haben jedoch gezeigt, dass diese Pads nicht sinnvoll funktionieren. Damit das Filtergranulat seine volle Wirkung entfalten kann, muss das Wasser aktiv hindurchfließen. Dies ist gewährleistet, wenn die Kartusche fest im Wassertank des Kaffeevollautomaten verbaut ist. Schwimmt das Pad jedoch nur im Wasser, funktioniert dieser Mechanismus nicht effektiv.
Bis das Filtergranulat überhaupt richtig aktiv wird, können bis zu 100 Stunden vergehen, und auch die Filterleistung selbst ist begrenzt. Ihr Kaffee wird also lange Zeit nicht besser schmecken, und die Maschine profitiert davon kaum. Dies ist ein wichtiger Aspekt, den man auch bei der Auswahl von Bestron Kaffeemaschinen beachten sollte, falls man über die Nutzung solcher Pads nachdenkt.
Wasserfilter richtig einsetzen & wechseln: So geht’s
Als ob die Einstellung und Pflege eines Kaffeevollautomaten nicht schon aufwendig genug wären: Eine Filterpatrone oder -kartusche kann nicht einfach in den Wassertank eingesetzt, sondern muss vorbereitet werden. Hauptsächlich geht es dabei darum, das Granulat zu “aktivieren”.
Die genaue Vorgehensweise für Ihren Kaffeevollautomaten entnehmen Sie am besten der jeweiligen Bedienungsanleitung. Die Unterschiede zwischen den Maschinen sind jedoch meist gering. Für einen DeLonghi Wasserfilter geht das Ganze beispielsweise so:
- Messen Sie die Wasserhärte mit Teststreifen und notieren Sie das Datum auf der Filter-Oberseite (zur Kontrolle).
- Füllen Sie den Filter extern mit etwa 500 ml Wasser.
- Tauchen Sie den Filter in den Wassertank ein und drücken Sie ihn leicht, um überschüssige Luft zu entfernen.
- Setzen Sie den Filter fest in die dafür vorgesehene Halterung im Wassertank ein.
- Tauschen Sie den Wasserfilter je nach Wasserhärte und Betriebszeit aus.
Wie oft muss ein Wasserfilter gewechselt werden?
Hersteller wie DeLonghi, Krups, Siemens oder Nivona geben unterschiedliche Empfehlungen für den Filterwechsel an. Praktisch jeder FAQ-Artikel zu markeneigenen Produkten empfiehlt, eine Filterpatrone spätestens nach zwei Monaten oder nach etwa 600 Tassen zu wechseln. Schließlich ist auch das beste Filtergranulat mit der aktivsten Aktivkohle irgendwann erschöpft.
Diese Werte sind jedoch nur Richtlinien. Entscheidend ist der Zustand Ihres Kaffees, Ihres Vollautomaten und des Wassertanks. Wenn der Geschmack des Kaffees nicht mehr stimmt oder Sie ungewöhnliche Ablagerungen bemerken, ist es höchste Zeit für einen Wechsel.
Wann sollte ich die Filterpatrone wechseln? Mythos vs. Realität
Wir haben uns schon oft über das Marketing von Jura Kaffeevollautomaten amüsiert. Aber in Sachen Kalkablagerungen schießen sie unserer Meinung nach den Vogel ab. Sie behaupten, dass Sie Ihre Maschine nicht mehr entkalken müssen, wenn Sie ihren Filter einsetzen.
Screenshot der Jura-Angabe zum Wasserfilter und der Entkalkungspflicht
Dies halte ich für eine grobe Verfälschung der Tatsachen. Kein Wasserfilter senkt den Kalkgehalt auf Null, und die Qualität der Filterung ist nicht immer gleichbleibend. Jeder Kaffeemaschine droht auf Dauer Verkalkung – und zuvor schon schlechter Kaffee.
Worauf ich eigentlich hinaus will: Kombinieren Sie den Wechsel des Filters am besten direkt mit allen anderen Schritten einer gründlichen Reinigung. Und ja, auch mit der Entkalkung. Mit jedem gründlichen Reinigungsgang wird Ihr Kaffee auf Dauer ein Stück besser, und die Maschine hält länger. Wahrscheinlich hat (nicht nur) Jura daran kein Interesse. Lassen Sie sich davon nicht beirren, sondern befolgen Sie lieber meine Ratgeber zur umfassenden Pflege.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass ein Wasserfilter selbst eine hygienische Herausforderung darstellen kann, wenn er nicht regelmäßig gewechselt wird. Intensiver beschäftigen wir uns mit diesem Aspekt in der Betrachtung zum Brita Wasserfilter.
Besserer Kaffeegeschmack mit Wasserfilter: Ja oder nein?
Ich bin Ihnen noch eine Antwort schuldig: Kann man einen Kaffeevollautomaten nun ohne Wasserfilter verwenden oder nicht? Ja, das kann man. Problemlos.
Die wesentlichen Aromen eines Kaffees können Sie auch völlig ohne Filter herausarbeiten. Wenn Sie beim Entkalken konsequent bleiben, passiert auch Ihrem Kaffeevollautomaten von Siemens, Krups oder einem anderen Hersteller nichts. Schlechtes Wasser, das den Filter zwingend notwendig macht, gibt es in Deutschland ohnehin kaum.
Ein Filter hilft Ihnen aber dabei, die Mineralien im Leitungswasser in Zaum zu halten, die Verkalkung der Kaffeemaschine zu verzögern und noch mehr Qualität aus Ihrem Kaffee zu holen. Auf Entkalker können Sie aber trotzdem nicht verzichten, wenn Ihnen die Lebensdauer Ihres Geräts wichtig ist.
Also: Filter ja oder Filter nein? Offenbar alles eine Frage der Einstellung und individuellen Prioritäten. Wichtig ist in jedem Fall eine regelmäßige Pflege des Geräts.
Wie stehen Sie zum Filter, zum Filterwechsel und überhaupt zu Leitungswasser für den Kaffeegenuss? Hinterlassen Sie uns gern einen Kommentar unter diesem Artikel!
FAQ zu Wasserfiltern in Vollautomaten
Kann man einen Kaffeevollautomaten ohne Wasserfilter betreiben?
Ja, jeder Kaffeevollautomat lässt sich problemlos ohne Wasserfilter benutzen. Wenn Ihr Leitungswasser besonders weich ist, würde ein Filter den Kaffee ohnehin nicht wesentlich besser machen. Eine regelmäßige und gründliche Entkalkung ist in jedem Fall unerlässlich.
Wie oft muss der Wasserfilter im Kaffeevollautomaten gewechselt werden?
Hersteller raten dazu, spätestens nach zwei Monaten oder um die 600 Tassen Kaffee einen neuen Filter einzusetzen. Es ist jedoch ratsam, auch auf den Kaffeegeschmack und mögliche Ablagerungen im Wassertank zu achten, da diese die tatsächliche Notwendigkeit eines Wechsels anzeigen können.
Lohnt sich ein Wasserfilter für den Kaffeevollautomaten?
Wasserfilter können sich grundsätzlich lohnen, da sie die Wasserqualität nicht nur in Sachen Kaffee optimieren und die Maschine vor Kalkablagerungen schützen. Allerdings sollte man ihre Funktionstüchtigkeit nicht überschätzen. Einfache Filterpatronen haben bei Weitem nicht die gleiche Leistung wie aktive Filteranlagen oder eine professionelle Wasseraufbereitung.
Referenzen
- Jura Schweiz. (o. D.). FAQ zur optimalen Pflege. Abgerufen von https://ch.jura.com/de/einkaufsberatung/optimale-pflege/faq
