Die Zubereitung des perfekten Kaffees ist eine Kunst, die Präzision erfordert – besonders, wenn es um das Mahlen der Bohnen geht. Eine Kaffeemühle Mit Waage verspricht hier eine neue Dimension der Genauigkeit. Tchibo wagt sich mit seiner elektrischen Kaffeemühle und integrierter Waage in den Markt der Espressomühlen und das zu einem Preis von unter 100 Euro, was sie zu einem interessanten Kandidaten in unserem Testfeld macht. Wir haben diese kleine Mühle ausgiebig getestet, um herauszufinden, ob sie das hält, was sie verspricht, und welche Vorteile sie Kaffeeliebhabern bietet.
Eine Kaffeemühle mit Waage zu diesem Preis ist auf dem Markt eher eine Seltenheit. Selbst bei deutlich teureren Modellen sucht man diese Funktion oft vergeblich. Doch wie gut arbeitet die Waage mit dem Mahlwerk zusammen und welche Bedeutung hat diese Integration für das Ergebnis in der Tasse? Bevor wir ins Detail gehen, werfen wir einen Blick auf das grundlegende Prinzip, das hinter dieser cleveren Kombination steckt. Für alle, die tiefer in die Welt der Kaffeemaschinen eintauchen möchten, bietet unser umfassender siebträger espressomaschine test weitere wertvolle Einblicke.
Die Notwendigkeit einer präzisen Dosierung für perfekten Kaffee
Guter Kaffee ist untrennbar mit dem richtigen Verhältnis von Kaffeepulver zu Wasser verbunden. Ein Ungleichgewicht kann das Geschmackserlebnis erheblich beeinträchtigen. Verwenden Sie zu viel Kaffeepulver, kann das Brühwasser die Aromen nicht vollständig extrahieren, was oft zu einer beißenden Säure führt. Ist hingegen zu wenig Kaffeepulver im Verhältnis zum Wasser vorhanden, wird der Kaffee überextrahiert, was sich in unangenehm bitteren Noten äußern kann. Dieses Prinzip ist entscheidend, egal ob Sie Espresso oder Filterkaffee zubereiten.
Für Espresso empfehlen wir in der Regel ein Verhältnis von 1:2 bis 1:2,5. Das bedeutet beispielsweise, dass Sie 18 Gramm Kaffee in den Siebträger dosieren, um 36 Gramm Espresso in die Tasse zu extrahieren. Bei Filterkaffee hingegen ist ein Verhältnis von etwa 60 Gramm Kaffee pro Liter Wasser ideal, um einen ausgewogenen und aromatischen Kaffee zu erhalten. Es ist offensichtlich, dass eine präzise Messung des Kaffeepulvers der erste und wichtigste Schritt zur optimalen Extraktion ist. Erst danach kommen Faktoren wie Mahlgrad, Wassertemperatur und Brühdruck ins Spiel. Die Integration einer Waage in die Tchibo Mühle im Einstiegsbereich ist daher ein absolut sinnvoller Ansatz, der die Bedeutung der richtigen Dosierung direkt aufzeigt. Die Frage bleibt natürlich, wie zuverlässig diese Waage tatsächlich funktioniert. Apropos Mühlen, kennen Sie schon die mazzer kaffeemühle?
Funktionsweise und Genauigkeit der integrierten Waage
Die Tchibo Kaffeemühle bietet die Möglichkeit, die gewünschte Kaffeemenge entweder in Gramm oder nach Tassenzahl zu programmieren. Standardmäßig kalkuliert die Mühle dabei 7 Gramm Kaffee pro Tasse. Der Mahlgutbehälter wird auf die in die Fußplatte integrierte Waage gestellt, welche diesen automatisch tariert, bevor der Mahlvorgang beginnt. Ein praktisches Detail ist, dass der Mahlgutbehälter durch kleinere Behältnisse, wie beispielsweise einen Messbecher, ersetzt werden kann, was zusätzliche Flexibilität bei der Dosierung ermöglicht.
Leider trübt sich der gute erste Eindruck bei genauerer Betrachtung der Genauigkeit. Tchibo selbst gibt eine Toleranz von +/- 3 Gramm an. Unsere eigenen Messungen zeigten zwar eine etwas bessere Abweichung von „nur“ 1,1 Gramm über zehn Bezüge, was die Selbsteinschätzung des Herstellers übertrifft. Im Vergleich zu anderen Mühlen in unserer Testreihe und insbesondere im Kontext der Espressomühlen-Tests, bewerten wir jedoch Werte über einem Gramm als „schlecht“. Gerade für die Espressozubereitung sind Schwankungen von 1 Gramm Kaffee und mehr unzureichend, um die Konstanz und Verlässlichkeit zu gewährleisten, die für einen wirklich guten Espresso unerlässlich ist. Es ist wichtig, bei der Auswahl einer Mühle auch andere Modelle wie die krups ea829g in Betracht zu ziehen, um die beste Lösung für Ihre Bedürfnisse zu finden.
Praktischer Bohnenbehälter einer Kaffeemühle, der sich einfach abnehmen lässt.
Design, Abmessungen und Bauweise der Tchibo Mühle
Die elektrische Kaffeemühle von Tchibo präsentiert sich klein und kompakt. Mit einer Breite von 14 cm, einer Höhe von 35 cm (inklusive Bohnenbehälter) und einer Tiefe von 23 cm bringt sie ein Gewicht von etwa 2,1 kg auf die Waage. Der abnehmbare Bohnenbehälter fasst bis zu 450 Gramm Kaffee, was für den Heimgebrauch ausreichend ist.
Das Äußere der Mühle besteht aus Kunststoff und poliertem Aluminium. Im Inneren arbeitet ein Kegelmahlwerk, dessen Bauweise stark an andere Modelle in der günstigeren Preisklasse erinnert. Es stehen 26 verschiedene Mahlgradstufen zur Auswahl, was eine gewisse Flexibilität bei der Anpassung an verschiedene Zubereitungsarten bietet. Neben der Dosierung nach Tassenmenge oder Kaffeegewicht ist auch eine Zeit-Steuerung möglich, bei der die Mühle die gewünschte Zeit lang mahlt.
Besonders hervorzuheben ist die äußerst clevere Lösung zum Abnehmen des Bohnenbehälters. Durch einen einfachen Knopfdruck lässt sich dieser lösen, sodass der obere Teil problemlos entfernt werden kann. Dabei bleiben lediglich 9,4 Gramm ungemahlener Kaffee zurück, ein absoluter Bestwert in unserem Vergleich. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass der Bohnenbehälter anschließend wieder aufgesetzt werden kann, ohne dass störende Restbohnen im Weg sind. Viele andere Kaffee- und Espressomühlen erfordern hier ein umständliches Entfernen der Bohnen, bevor der Behälter wieder angebracht werden kann. Diese durchdachte Konstruktion hat uns im Test wirklich gut gefallen und trägt zur Benutzerfreundlichkeit bei.
Espresso-Qualität: Mahlgrad und sensorisches Profil
Ein Espresso ist nur dann ein guter Espresso, wenn er überhaupt existiert. Das mag logisch klingen, ist aber leider bei vielen günstigen und sogenannten Espressomühlen nicht immer gegeben, da sie schlichtweg nicht fein genug mahlen können.
Auch bei der Tchibo Mühle haben wir im Test den feinsten Mahlgrad eingestellt, um eine Partikelverteilung zu erzielen, die für Espresso ausreichend fein ist. Als „fein genug“ gilt das Mahlgut, wenn es im Espressobezug ausreichend Widerstand aufbaut, um die Brühzeit auf ungefähr 25 Sekunden zu verlangsamen. Das bedeutet, dass die gewünschte Espressomenge in etwa 25 Sekunden durchlaufen sollte – eine Basiseinstellung, die je nach Kaffeesorte um +/- 5 Sekunden angepasst werden kann.
Espresso in einer kleinen Tasse, stilvoll auf einem Unterteller, bereit zum Genuss.
Mit der Tchibo Kaffeemühle erreichten wir Brühzeiten von 22+ Sekunden, und je nach Kaffee und Espressomaschine waren auch Bezüge von 25 Sekunden möglich. Grundsätzlich ist also eine entsprechende Mahlfeinheit für Espresso erreichbar.
Allerdings bewegt man sich dabei bereits im äußersten, feinsten Bereich, und nach unten gibt es keinen weiteren Spielraum mehr. Dies kann problematisch werden, insbesondere bei Kaffees, die bereits etwas älter sind und einen feineren Mahlgrad erfordern, um eine optimale Extraktion zu erzielen. In solchen Fällen könnte die Mühle an ihre Grenzen stoßen.
Die von uns verkosteten Espressi waren sensorisch eindeutig als Espresso-Getränke zu charakterisieren. Sie zeigten die typisch dickflüssige Textur und hatten eine gewisse Schwere auf der Zunge. Beim zweiten und dritten Schluck zeigte sich jedoch eine deutlich bittere Note, die in einem trockenen, adstringierenden Nachgeschmack mündete. Dieses Geschmacksprofil lässt sich gut durch die gemessene Partikelverteilung der Mühle erklären.
Integrierte Waage der Tchibo Kaffeemühle in der Stellfläche für das Mahlgut, mit einem Behälter darauf.
Partikelverteilung und Mahlgeschwindigkeit im Detail
Die Partikelverteilung der Tchibo Kaffeemühle zeigt im Vergleich zu Espressomühlen derselben Preisklasse einen relativ schmalen Hauptpeak. Auffällig ist jedoch der verhältnismäßig hohe Anteil an Feinstpartikeln. Dieser Umstand kann erklären, warum eine Espresso-Einstellung zwar möglich war, aber die Trockenheit des Espressos, insbesondere im Nachgeschmack, überwog. Hochwertige Espressomühlen zeichnen sich in der Regel durch einen sehr hohen und spitzen Hauptpeak aus. In dieser Hinsicht fällt die Tchibo Kaffeemühle weder positiv noch negativ aus der Reihe ihrer preislichen Mitkonkurrenten.
Diagramm der Partikelverteilung der Tchibo Kaffeemühle, das einen Überblick über die Mahlqualität gibt.
Hinsichtlich der Mahlgeschwindigkeit gehörte die Tchibo Mühle zu den langsamsten Modellen im Testfeld. In 10 Sekunden konnte sie lediglich 19,2 Gramm Kaffee auf Espresso-Mahlgrad durchmahlen. Auch die Temperatur des Mahlguts über sechs Extraktionen wurde getestet. Die Tchibo Mühle erreichte eine durchschnittliche Temperatur von 35,7 Grad Celsius, wobei die Temperatur von der ersten bis zur sechsten Mahlung um 1,8°C anstieg. Diese Werte gehören zu den höheren im Test, sollten jedoch noch nicht zu einer geschmacklichen Veränderung des Kaffees durch Mahltemperatur führen.
Grafik, die die Mahlkurven verschiedener Tests der Tchibo Kaffeemühle zeigt, mit unterschiedlichen Partikelverteilungen.
Die Mahlkurven der Tests 2, 4, 5 und 7 verdeutlichen, dass die Partikelverteilung teilweise relativ stark schwankt. Obwohl im Prinzip viermal dasselbe Rezept gemahlen wurde, sprang der Feinanteil beispielsweise von 21 auf 23 %. Diese Schwankungen sind eine Erklärung dafür, dass auch die geschmacklichen Ergebnisse immer wieder variierten. Für eine konstantere Kaffeezubereitung könnten sich auch andere Modelle als interessanter erweisen, wie beispielsweise in unserem bestron kaffeemaschine test beschrieben.
Fazit: Lohnt sich die Tchibo Kaffeemühle mit Waage?
Im Vergleich zu anderen Espressomühlen der Preisgruppe bis 150 Euro kann die elektrische Kaffeemühle von Tchibo in einigen Punkten punkten. Die innovative Idee einer integrierten Waage verdient von uns ein „Sternchen“. Die Umsetzung dieser Waage führt jedoch dazu, dass wir dieses Sternchen leider wieder abziehen müssen, da die Genauigkeit für Espressozwecke nicht ausreichend ist. Dennoch ist die Bedienbarkeit der Mühle insgesamt besser als bei vielen Konkurrenten. Die Steuerung ist intuitiv verständlich, und die Lösung zur Entnahme des Bohnenbehälters ist so clever gelöst, dass sie selbst bei teureren Mühlen ihresgleichen sucht.
Zusammenfassung der Bewertung für die Tchibo Kaffeemühle mit einer Notenskala.
Mit durchschnittlich 81 Dezibel ist die Mühle durchschnittlich laut, benötigt aber verhältnismäßig lange, um die gewünschte Kaffeemenge zu mahlen. Der Totraum ist mit 3,2 Gramm Kaffee geringer als bei manchen anderen Modellen, aber größer als bei der Delonghi KG21 oder der Rommelsbacher EKM300. Die Mühle mahlt bei einigen Kaffees espressofein, ist dann aber bereits am feinsten Mahlgrad angelangt. Bei vielen Kaffees, insbesondere älteren, erreicht die Mühle nicht die notwendige Espressofeinheit.
Guten Gewissens können wir die Tchibo Kaffeemühle nicht für die Zubereitung von Espresso empfehlen. Gerade wenn die Mühle den Einstieg in die Faszination der Espressozubereitung ebnen soll, stellen wir hier doch zu viele Gegenargumente fest. Wir befürchten, dass die Mühle Anfängerinnen und Anfänger bei der Findung der richtigen Mahlgradeinstellung eher verunsichert. Daher empfehlen wir, wenn möglich, etwas mehr Geld zu investieren oder sich unsere Tests zu Handmühlen unter 100 Euro anzuschauen. Für eine umfassende Beratung bei der Auswahl der besten Geräte für Ihre Küche, empfehlen wir auch unseren Leitfaden die beste kaffeemaschine.