Die illy Espressomaschine: Warum die Tasse mehr zählt, als Sie denken

Rosenthal Espressotasse im Detail: Zentrierte Bodenmarkierung und perfekt verarbeitete Kanten

Die Welt des Espressos ist eine Kunst für sich, und jede Komponente, von der Bohne bis zur Maschine, spielt eine entscheidende Rolle. Doch ein oft übersehenes Detail, das maßgeblich zum perfekten Genusserlebnis beiträgt, ist die Espressotasse selbst. Insbesondere die illy Espressotassen, bekannt für ihr ikonisches Design von Matteo Thun, sind ein wichtiges Element der Illy Espressomaschinen-Erfahrung. Über Jahre hinweg waren Ästhetik, Ergonomie und Verarbeitung dieser Tassen unübertroffen. Doch ein Aspekt fehlte lange Zeit zur Perfektion: die Dicke des Porzellans.

Ein tiefes Verständnis für die Bedeutung der Tassendicke ist entscheidend, um den flüchtigen und empfindlichen Espresso optimal zu genießen. Schließlich ist die illy Espressomaschine nur so gut wie das Gefäß, das ihren kostbaren Inhalt aufnimmt. Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklung der illy Tassen, die Rolle ihrer Hersteller und warum die zunehmende Dicke des Porzellans ein Segen für jeden Espressoliebhaber ist.

Ein genauer Blick auf illy Espressotassen: Hinter den Kulissen

Es mag überraschen, aber illy stellt seine Espressotassen nicht selbst her. Stattdessen beauftragt das Unternehmen drei renommierte Porzellanmanufakturen in Europa: IPA in Italien sowie Metternich und Rosenthal in Deutschland. Jedes dieser Unternehmen trägt auf seine Weise zur Vielfalt und Qualität der illy Tassensortimente bei.

illy unterscheidet zudem zwischen zwei Hauptlinien von Tassen: den hochgeschätzten „Art Series“-Tassen, die oft in limitierter Auflage erscheinen und höchste ästhetische Standards erfüllen, sowie den robusteren „Bar Set“-Tassen, die für den gewerblichen Einsatz konzipiert sind. Die Art Series-Tassen werden mit feineren Details gefertigt und sind oft leichter, während die Bar Set-Tassen dicker und widerstandsfähiger sind, aber bei den letzten Schliffen Kompromisse eingehen können. IPA ist hauptsächlich für die Bar Sets zuständig, doch alle drei Manufakturen produzieren verschiedene Serien der Kunstkollektionen.

Ich besitze eine umfangreiche Sammlung von etwa fünfzig illy Art Collection Sets und habe die Arbeit aller drei Hersteller genau studiert. Hierbei geht mein persönlicher Vorzug an Rosenthal für die insgesamt beste Qualität. Ich habe bei Rosenthal-Produkten noch nie unsaubere Nähte, Schnitte, Kanten oder Oberflächenfehler entdeckt. Metternich folgt dichtauf, wenngleich hier manchmal kleinere Mängel auftreten können. Während Rosenthal-Tassen meist einen schön abgerundeten „Donut“-Henkel aufweisen, sind die Henkel bei Metternich-Produkten oft leicht eingekerbt, wobei ich die erstere Form bevorzuge.

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IPA hingegen hinkt meiner Meinung nach den beiden deutschen Unternehmen in Bezug auf die Verarbeitung und Perfektion ihrer Produkte merklich hinterher. Das bedeutet keineswegs, dass IPA minderwertiges Porzellan herstellt; es erreicht lediglich nicht das extrem hohe Niveau, das Rosenthal etabliert hat. Die Art Series-Tassen von IPA sind tendenziell dicker, doch ihre Kanten sind oft nicht so sauber verarbeitet, und dasselbe gilt für Verbindungsstellen. Wo Rosenthal beispielsweise akribische Aufmerksamkeit auf Details wie den Bodenrand der Untertassen (der Teil, der den Tisch berührt) legt, schenkt IPA diesem Bereich oft wenig Beachtung.

Rosenthal Espressotasse im Detail: Zentrierte Bodenmarkierung und perfekt verarbeitete KantenRosenthal Espressotasse im Detail: Zentrierte Bodenmarkierung und perfekt verarbeitete Kanten

Im Gegensatz dazu sind bei IPA-Tassen die Markierungen nicht immer zentriert, und die Kanten können rau und uneben sein. Auch bei den Untertassen zeigt sich ein ähnliches Bild: Rosenthal (links) bietet eine makellose Verarbeitung und kennzeichnet die Untertassen, während IPA diese nicht markiert und die Oberfläche oft rau und mit kleinen Vertiefungen versehen ist. Ein entscheidender Vorteil von IPA war in der Vergangenheit jedoch, dass ihr Porzellan bei den Art Series-Tassen tendenziell dicker und schwerer war.

IPA Espressotasse im Detail: Dezentrierte Markierung und raue, ungleichmäßige KantenIPA Espressotasse im Detail: Dezentrierte Markierung und raue, ungleichmäßige Kanten

Warum die Dicke von Espressotassen entscheidend ist

Espresso ist ein flüchtiges Vergnügen. Die geringe Flüssigkeitsmenge – zwischen 20 und 90 Millilitern für einen doppelten Espresso, je nachdem, ob man Ristretto oder einen traditionellen Ansatz bevorzugt – ist äußerst empfindlich gegenüber äußeren Temperatureinflüssen. Ideal wird Espresso bei 92-95°C extrahiert. Das bedeutet, nicht nur das Brühwasser, sondern auch die Brühgruppe und der Siebträger müssen entsprechend heiß sein, um die Wassertemperatur während des Fließens durch das Kaffeebett zu halten.

Vergleich von Untertassen: Rosenthal (links) mit sauberer Verarbeitung, IPA mit rauer OberflächeVergleich von Untertassen: Rosenthal (links) mit sauberer Verarbeitung, IPA mit rauer Oberfläche

Doch was passiert mit dieser Temperatur, wenn der Espresso in die Tasse fließt? Viele Faktoren tragen zum Temperaturverlust bei. Der Weg vom Kaffeebett durch den Siebträger in die Ausläufe reduziert bereits die Temperatur. Hinzu kommt der “monumentale” Fall von den Ausläufen in die Tasse – mag er für uns nur wenige Zentimeter betragen, so ist es für den Espresso und seine Temperaturerhaltung wie ein Sturz über die Niagarafälle. Hier kommt die Tasse ins Spiel, und ihre Temperatur ist absolut entscheidend.

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Die Espressotassen müssen heiß sein – idealerweise zwischen 55°C und 65°C. Wenn Sie eine Tasse mit Raumtemperatur unter die Ausläufe einer illy Espressomaschine stellen, wird die gerade extrahierte Flüssigkeit lauwarm sein, noch bevor Sie sie trinken können. Das Porzellan wirkt als massiver Wärmespeicher für den Espresso; ist es kalt, entzieht es dem Espresso einen erheblichen Teil seiner verbleibenden Temperatur.

Besonders dünne Tassen sind hier anfällig, und selbst ein Vorwärmen reicht oft nicht aus. Ich habe Tests mit extrem dünnen Porzellantassen (Francis! Francis! Tassen) im Vergleich zu sehr dicken Tassen (La Marzocco) durchgeführt. Beide Tassen wurden in kochendem Wasser vorgewärmt, gleichzeitig unter die Ausläufe gestellt und mit Espresso gefüllt. Das Ergebnis war eindeutig: Der Espresso in den dickeren La Marzocco-Tassen war spürbar heißer.

Das Fazit ist klar: Espresso, diese winzige, konzentrierte Flüssigkeit, benötigt dickes, gut konstruiertes Porzellan, das korrekt vorgewärmt wird, um sein volles Aroma zu entfalten und das perfekte Genusserlebnis zu liefern. Nur so bleiben Crema und Geschmack optimal erhalten.

Perfekte Espresso-Extraktion in einer dicken, vorgewärmten Tasse zur optimalen Crema-EntwicklungPerfekte Espresso-Extraktion in einer dicken, vorgewärmten Tasse zur optimalen Crema-Entwicklung

illy wird dicker: Eine positive Entwicklung

Ich habe über die Jahre das Gewicht einer Vielzahl von illy Art Cups aus verschiedenen Jahrgängen gemessen. Tassensets aus der Mitte der neunziger Jahre wogen durchschnittlich:

  • IPA: 118g
  • Metternich: 105g
  • Rosenthal: 108g

Bei Sets aus den Jahren 2000 und 2001 zeigten sich bereits positive Veränderungen:

  • IPA: 124g
  • Metternich: 112g
  • Rosenthal: 116g

Das war ein guter Trend, aber noch nicht ausreichend. Die oben erwähnte La Marzocco-Tasse wiegt beispielsweise stolze 178,4 g. Einige meiner bevorzugten “schweren” Tassen, die Ancap-Tassen, die von Elektra und Intelligentsia Coffee verwendet werden, liegen bei etwa 170g.

Die gute Nachricht ist, dass sich dieser Trend bei den illy Tassen fortgesetzt hat, insbesondere in jüngster Zeit. IPA scheint dieses Jahr der bevorzugte Hersteller für illy zu sein, und drei Sets wurden von ihnen produziert. IPA hat nicht nur das Gewicht ihrer Art Cups erhöht, sondern die Zunahme der Wandstärke ist auch mit bloßem Auge erkennbar. Die beiden jüngsten Tassensets, die ich erhalten habe, sind die „Dreams and Conflicts“- und die „Pen Tests“-Sets, beide von IPA. Das „Dreams“-Set wiegt beeindruckende 146,4 g, und das Durchschnittsgewicht der „Pen Tests“-Tassen beträgt 142,1 g. Eine dritte einzelne Tasse („In Principio“) wiegt 136 g (alle Gewichte ohne Untertasse).

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Die illy 'Pen Tests' Kollektion von 2004, eine Espressotasse mit einem Gewicht von 142g.Die illy 'Pen Tests' Kollektion von 2004, eine Espressotasse mit einem Gewicht von 142g.

Auch die Rosenthal-Tassen des Jahres 2003 scheinen etwas schwerer zu sein; das Durchschnittsgewicht des „Haim“-Sets liegt bei etwa 120 g. Das ist immer noch nicht annähernd an den über 170 g anderer Tassen, aber der Aufwärtstrend setzt sich fort. Die beste Nachricht ist jedoch die Zunahme von Gewicht und Dicke bei den IPA-Tassen. Obwohl IPA seine Tassen immer noch nicht so perfekt verarbeitet wie Rosenthal, scheinen sie sich zumindest an den Nähten, wo Tasse und Henkel aufeinandertreffen, leicht zu verbessern.

Fazit: Die Espressotasse als unverzichtbarer Partner der illy Espressomaschine

illy versteht so viele Aspekte des Espressos meisterhaft. Das Unternehmen weiß um die Kunst der Extraktion und die Bedeutung der Temperatur, spricht als eine der wenigen italienischen Autoritäten über die Wichtigkeit des Tampens und treibt die wissenschaftliche Forschung voran, um genau zu verstehen, was im Siebträger passiert, und teilt dieses Wissen mit der Welt. All das ist hervorragend.

Lange Zeit schien illy jedoch die Bedeutung der Tassendicke für den perfekten Espresso zu unterschätzen. Doch mit Sets wie der 146 g schweren „Dreams and Conflicts“ Espressotasse scheint illy auch in dieser Hinsicht endlich „den Dreh raus“ zu haben. Die verbesserte Qualität und insbesondere die erhöhte Dicke der illy Espressotassen tragen maßgeblich dazu bei, dass jeder Espresso aus Ihrer illy Espressomaschine seine ideale Temperatur behält und sein volles Aroma entfalten kann. Eine dicke, vorgewärmte Tasse ist nicht nur ein schönes Accessoire, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil für ein optimales Espressoerlebnis.

Es bleibt zu hoffen, dass illy Rosenthal dazu bewegen kann, das Gewicht ihrer Tassen ebenfalls auf 160 g oder mehr zu erhöhen und die Dicke weiter zu steigern. Alternativ könnte man IPA anspornen, Rosenthals exquisite Verarbeitungsqualität zu erreichen. So oder so, die Entwicklung hin zu robusteren, wärmeisolierenden Tassen ist ein Gewinn für jeden, der den perfekten Espresso aus seiner illy Espressomaschine schätzt. Achten Sie bei Ihrem nächsten Kauf auf das Gewicht und die Haptik Ihrer Espressotassen – es macht einen spürbaren Unterschied!