Die richtige Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihres Hundes. In der modernen Hundehaltung häufen sich ernährungsbedingte Probleme wie Allergien, Hauterkrankungen, Verhaltensauffälligkeiten und sogar ernstere Erkrankungen. Angesichts der Tatsache, dass Krebs eine der häufigsten Todesursachen bei Hunden ist, ist es unerlässlich, sich intensiv mit der Hundeernährung auseinanderzusetzen und ein tiefgreifendes Verständnis für die Bedürfnisse unserer Vierbeiner zu entwickeln.
Die Evolution der Hundeernährung: Vom Wolf zum domestizierten Begleiter
Der Hund stammt vom Wolf ab und ist somit ein Karnivore, ein Fleischfresser. Seine Verdauung ist primär auf die Verwertung von tierischen Produkten ausgelegt. Über Jahrtausende der Domestikation hat sich der Hund jedoch stark an das Leben mit dem Menschen angepasst. Eine 1:1-Übertragung der Ernährungsgewohnheiten des Wolfes auf den modernen Haushund ist daher nicht mehr uneingeschränkt möglich.
Die erste Nahrung eines jeden Hundes ist die Muttermilch seiner Mutter. Diese ist reich an Fett und Eiweiß, aber arm an Milchzucker. Für Welpen decken Proteine etwa 30 Prozent des Energiebedarfs, Fett rund 60 Prozent und Kohlenhydrate nur etwa 10 Prozent. Die Zusammensetzung der Hundemilch unterscheidet sich von der Kuhmilch, insbesondere im Hinblick auf Aminosäuren. Zudem ist sie reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, deren Art sich nach der Futteraufnahme der säugenden Hündin richtet. Die Spurenelementgehalte in der Hundemilch sind auffallend hoch, was auf eine sorgfältige Ernährung der tragenden Hündin hindeutet.
Stärke und Getreide: Nicht für jeden Hund optimal
Welpen sind in ihren ersten Lebenswochen noch nicht in der Lage, Stärke in ausreichendem Maße zu verdauen. Daher sollten getreidehaltige Produkte erst so spät wie möglich im Speiseplan des Hundes auftauchen. Leicht angedünstetes Rinderhackfleisch kann eine geeignete erste Mahlzeit nach der Milch darstellen.
Die Annahme, der moderne Hund sei im Grunde ein Wolf, was seine Ernährungsgewohnheiten betrifft, wird von Experten wie Professor Kurt Kotschral differenziert betrachtet. Nach Tausenden von Jahren der Domestikation hat sich der Hund stärker an den Menschen und seine Lebensweise angepasst. Dies schließt auch die Ernährung mit ein. Der Wunsch nach einer “wolfsnahen” Ernährung kann der Entwicklung des Hundes als Sozialpartner des Menschen entgegenstehen.
Besonderheiten der Hunde-Verdauung
Der Verdauungstrakt des Hundes weist spezifische Merkmale auf. Der Magen kann saure pH-Werte aufweisen, was zu einer langen Verdauungszeit von bis zu 20 Stunden führen kann. Die Dünndarmverdauung ähnelt weitgehend der des Menschen oder Pferdes. Der Dickdarm ist im Vergleich dazu kurz und beherbergt eine vielfältige Bakterienkultur, die das Darmmilieu selbst gestaltet.
Milchzucker und bestimmte Stärkearten können dieses empfindliche Gleichgewicht stören und zu Fehlgärungen führen. Ebenso können einseitige Futterrationen mit einem hohen Eiweiß- oder Bindegewebsanteil Probleme verursachen und Durchfall begünstigen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer ausgewogenen und artgerechten Hundeernährung.
Fleisch, Fett und Faser: Die Bausteine einer gesunden Hundeernährung
Fett kann in der Hundeernährung eine wichtige diätetische Rolle spielen, da es Gärungsvorgänge im Darm dämpfen und somit die Verdauung positiv beeinflussen kann. Leicht fermentierbare Ballaststoffe wie Pektine und Oligosaccharide, die in Rübenschnitzeln, Karotten oder Sellerie vorkommen, wirken ebenfalls verdauungsstabilisierend. Auch Obst und Kräuter sind für Hunde gut verdaulich und bereichern den Speiseplan. Haferkleie kann zur Regulierung der Darmtätigkeit eingesetzt werden.
Panne am Bein
Der ideale Speiseplan für Ihren Hund
Eine abwechslungsreiche und vielfältige Kost ist für den Hund ideal. Fleisch sollte dabei die Hauptrolle spielen. Muskelfleisch und Innereien liefern nicht nur wichtige Aminosäuren, sondern auch eine hohe Konzentration an Spurenelementen wie Eisen und Zink. Die Verwendung von billigem Bindegewebe in industriellem Hundefutter ist oft ernährungsphysiologisch weniger wertvoll.
Hunde tolerieren Fett gut, was der Zusammensetzung der Muttermilch entspricht. Hochwertige Öle wie Lein- oder Hanföl sind reich an Omega-3-Fettsäuren und können entzündungshemmend wirken. Gekochtes oder rohes Gemüse liefert Ballaststoffe, Vitamine und Spurenelemente.
Fisch, wie Kabeljau oder Thunfisch, ist eine ausgezeichnete Quelle für Jod, Zink und Omega-3-Fettsäuren. Fischöl kann ebenfalls positive Effekte haben. Gekochtes Huhn mit Reis gilt als leicht verdauliches Diätfutter für Hunde mit Verdauungsproblemen. Hüttenkäse und Eier sind ebenfalls wertvolle und gut verdauliche Bestandteile des Hundefutters. Kräuter liefern Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativen und verdauungsfördernden Eigenschaften.
Barsoi
Kohlenhydrate in der Hundeernährung: Eine Frage der Balance
Kohlenhydrathaltige Futtermittel wie Weizen, Gerste, Roggen und Mais spielen in der Ernährung des Wolfes eine untergeordnete Rolle. Mit der Domestikation und der Sesshaftwerdung des Menschen änderte sich auch die Ernährung des Hundes. Bei Hunden, die starke körperliche Arbeit verrichten, können stärkehaltige Futtermittel sinnvoll sein, da sie den Stoffwechsel entlasten. Allerdings reagieren viele Hunde allergisch auf Getreideeiweiß, und unaufgeschlossenes Getreide kann zu Durchfall führen. Sanfte Kohlenhydratquellen wie Reis, Hirse, Kartoffel oder Süßkartoffel sind oft besser verträglich. Hunde mit geringem Energiebedarf sollten mit weniger Kohlenhydraten gefüttert werden. Getreide sollte immer aufgeschlossen, also gekocht oder als Flocke verarbeitet, angeboten werden. Diabetiker-Hunde sollten auf Getreide und Zucker verzichten.
Der Hund ist kein Aasfresser: Risiken von verdorbenem Fleisch
Die Vorstellung, Hunde würden gerne verdorbenes Fleisch fressen, ist ein Mythos, der gefährliche Folgen haben kann. Verdorbenes Fleisch kann biogene Amine wie Histamin, Cadaverin und Putrescin enthalten, die gesundheitsschädlich sind und zu Allergien, Ekzemen, Leberschäden und Durchfall führen können. Diese Amine sind hitzebeständig und können daher auch in industriellem Hundefutter vorkommen, das aus Schlachtabfällen hergestellt wird.
Dackel mit knochen
Essbares vom Tisch: Vorsicht vor Zusatzstoffen
Obwohl Hunde sich über Jahrtausende an verschiedene Nahrungsmittel des Menschen gewöhnt haben, sind körperfremde Stoffe wie Pestizide, Konservierungsstoffe und Farbstoffe problematisch. Diese Zusatzstoffe können Leber und Entgiftungssystem belasten. Es ist ratsam, dem Hund keine stark gewürzten oder fetten Speisen vom Tisch zu geben, oder diese zumindest gründlich abzuwaschen.
Bei der Auswahl von Fertigfutter sollte man die Zutatenliste genau prüfen. Hersteller sind verpflichtet, die Inhaltsstoffe nach absteigendem Gewichtsanteil aufzulisten. Futter, das mit verschiedenen Getreidekomponenten beginnt oder hochwertige Rohstoffe vermissen lässt, sollte kritisch hinterfragt werden.
Allergien, Ekzeme und Verdauungsprobleme: Ursachen und Lösungen
Viele der genannten Gesundheitsprobleme beim Hund lassen sich auf eine gestresste Leber und einen Mangel an Spurenelementen zurückführen. Konservierungsmittel, Aroma- und Farbstoffe belasten die Leber als wichtigstes Entgiftungsorgan. Dies erhöht den Bedarf an Mikronährstoffen, insbesondere an Zink, Kupfer, Selen und Vitamin E.
Eine bedarfsgerechte Ernährung mit einem hohen Anteil an naturbelassenen Lebensmitteln und einer ausreichenden Zufuhr von Spurenelementen kann Haut-, Darm- und psychischen Problemen vorbeugen. Bei empfindlichen Hunden kann biologisches Hundefutter eine gute Option sein. Eine optimale Hundeernährung trägt maßgeblich zur Lebensqualität Ihres Hundes bei, insbesondere im Alter.
Dr. Susanne Weyrauch- Wiegand 2012 überarbeitet 2024©
(Quelle Meyer, Zentek, Ernährung des Hundes, Parey 2001)
