Heute jährt sich ein bemerkenswertes Datum: Dietmar Hopp, Mitbegründer von SAP, ehemaliger CEO und Aufsichtsratsvorsitzender, feiert seinen 80. Geburtstag. Die Werte, die er einst prägte, hallen bis heute in der deutschen Software-Ikone wider. Sein Engagement und seine Weitsicht machten Hopp Sap zu einem Synonym für unternehmerischen Erfolg und soziale Verantwortung in Deutschland.
Dietmar Hopp, Mitbegründer von SAP, im Jahr 1998 während seines Abschieds vom VorstandEs ist der 11. Mai 1998: Hunderte blaue Ballons steigen gen Himmel, die Band spielt einen deutschen Schlagerklassiker aus den 1960er Jahren, so mancher Kollege verdrückt ein paar Tränen. Die Mitarbeiter der SAP verabschieden Dietmar Hopp und seinen Mitbegründer Klaus Tschira, die vom Vorstand in den Aufsichtsrat wechseln.
„Es war ein emotionaler Tag“, sagte Hopp später. Hasso Plattner würdigte ihn humorvoll und scherzte, dass es ein Glück sei, dass Hopp immer den Unterschied zwischen brutto und netto gekannt habe, da er seinen Mitbegründern viele schlaflose Nächte wegen der Finanzen des jungen Unternehmens erspart habe. Hopp, fügte er hinzu, habe gewusst, wie man die „großen Punkte“ mache – er habe dem Unternehmen einen unerschütterlichen Teamgeist verliehen und seinen Mitarbeitern enormes Vertrauen entgegengebracht, sie ermutigt, Verantwortung zu übernehmen.
Als Hopp 2005 aus dem Aufsichtsrat ausschied, war Plattner erneut voll des Lobes: „Dietmar Hopp war die treibende Kraft auf dem Weg von SAP – als Mitbegründer, Vorstandsmitglied und Aufsichtsratsmitglied. Sein Fachwissen und seine Fähigkeit, die SAP-Mitarbeiter zu motivieren, waren die Kennzeichen seines Erfolgs an der Spitze des Unternehmens.“
Fünfzehn Jahre später feiert Dietmar Hopp nun seinen 80. Geburtstag. Wieder einmal wird er nicht umhin kommen, die Lobeshymnen und Danksagungen entgegenzunehmen, die ihn von SAP und darüber hinaus erreichen werden.
Ein Abschied, der Werte prägte
Es werden nicht nur SAP und ihre über 100.000 Mitarbeiter dem Mann gratulieren, der stets das Wohl der Kollegen und Kunden im Blick hatte, der SAP prägte und ihren Erfolg überhaupt erst möglich machte. Auch die Metropolregion Rhein-Neckar wird einen ihrer bedeutendsten Philanthropen ehren wollen: Hopps Platz in der Geschichte ist bereits gesichert, dank seiner großzügigen Spenden für das Wohl von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen sowie für Medizin, Bildung, Klimaschutz und Sport.
Respekt vor einem „wahren Anführer“
Fragt man ehemalige oder aktuelle SAP-Mitarbeiter nach Dietmar Hopp, so sprechen sie überwiegend von ihrem enormen Respekt vor ihm: Respekt vor einem Mann, dessen Vision, Mut, Gespür für das Machbare und seine Fähigkeit, Mitarbeiter zu inspirieren und ihnen Vertrauen zu schenken, das Fundament seines Rufs als begnadeter Manager bildeten. „Er war eine Führungspersönlichkeit – so einfach ist das“, sagt ein ehemaliger Kollege.
„Das ist viel zu nett“, wird Hopp wahrscheinlich bescheiden erwidern und wieder einmal auf einen „Team-Erfolg“ verweisen. Doch es ist kein Zufall, dass diejenigen, die mit ihm zusammengearbeitet haben, den Mann, der liebevoll „Vadder Hopp“ genannt wurde, in ihren Erinnerungen immer noch an erster Stelle nennen. Und niemand würde bestreiten, dass es in den frühen Tagen Dietmar Hopp war, der die Verhaltensweisen und Einstellungen – die Kultur – etablierte, die SAP bis heute trotz aller Veränderungen charakterisieren.
Nicht durch das Lesen von Management-Leitfäden fand er seinen moralischen Kompass und wurde zu einem verantwortungsbewussten und mitfühlenden Unternehmensführer, der nie den Bezug zur Realität verlor. Diese Tugenden entwickelten sich aus seinen Erfahrungen als Kind und junger Erwachsener sowie aus den Werten, die ihm seine Eltern vermittelten.
Die frühen Jahre: Prägung und Antrieb
Dietmar Hopp wurde 1940 in Heidelberg als jüngstes von vier Kindern geboren. Seine Familie lebte im nahegelegenen Hoffenheim in der ländlichen Kraichgau-Region. Sein Vater war Lehrer, seine Mutter Hausfrau. Entbehrung und „Verzicht“ waren ein vertrautes Thema für die Familie. Und selbst als der Zweite Weltkrieg endete und die Familie – zumindest äußerlich – unversehrt blieb, gab es nicht viel. Der junge Dietmar verdiente sich ein wenig Geld mit dem Sammeln von Alteisen. Er war ein guter Schüler und zeichnete sich in naturwissenschaftlichen Fächern aus.
Auch Fußball spielte eine wichtige Rolle in seinem Leben. Mit 17 Jahren wurde Hopp in die erste Mannschaft der TSG Hoffenheim berufen. Die Belohnung war nicht finanzieller Natur; der junge Stürmer erhielt für jedes Tor eine Dose Leberwurst von einem örtlichen Bauern.
Der Weg zu SAP: Vom Wunsch nach Wohlstand zur Vision
Hopp entwickelte früh einen Appetit auf Erfolg und finanzielle Unabhängigkeit. Er gab private Nachhilfe in Mathematik und verkaufte nach dem Abitur 1960 Garagentore an Menschen, die im Rahmen des deutschen Wirtschaftswunders eifrig ihre eigenen Häuser bauten. Nachdem er eine Lehrerkarriere als „nicht ausreichend finanziell attraktiv“ abgelehnt hatte, entschied er sich für ein Studium der Elektrotechnik mit Schwerpunkt Telekommunikation an der damaligen Universität Karlsruhe. „Ich war wirklich vom Wunsch getrieben, Geld zu verdienen, also ging ich dorthin, wo ich glaubte, dass die Nachfrage nach Leuten am größten und die besten Möglichkeiten waren“, sagt er.
Hopp schloss sein Studium 1965 als Ingenieur ab und bewarb sich bei IBM, weil er wusste, dass sie „am meisten bezahlten“. Nach 18 Monaten Grundausbildung beim US-Computer-Marktführer begann er 1966 seine Karriere als Systemberater im Mannheimer Büro des Unternehmens.
Bei seinen Kundenbesuchen stellte Hopp fest, dass Unternehmen häufig mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. 1971 wurde er mit der Modernisierung der Auftragsabwicklungs- und Versandsteuerungssysteme im Nylonfaserwerk des britischen Chemiekonzerns ICI im nahegelegenen Östringen beauftragt. Mit ihm war sein Assistent Hasso Plattner. Im Laufe von neun Monaten entwickelten sie ein System, das „Eingaben in Echtzeit verarbeitete“, so Hopp. Und in diesem Zeitraum wurden sowohl Hopp als auch Plattner davon überzeugt, dass die Zukunft der Unternehmensdatenverarbeitung in Standardprogrammen lag, die Geschäftsprozesse integrieren.
Um ihre Vision zu verwirklichen, beschlossen sie, sich selbstständig zu machen und gründeten am 1. April 1972 mit ihren IBM-Kollegen Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector die Systemanalyse Programmentwicklung (später SAP). Es war der Beginn einer internationalen Erfolgsgeschichte, deren frühe Kapitel maßgeblich von Dietmar Hopp geschrieben wurden.
Der Allrounder: Programmierer, Verkäufer, Kapitän
Hopp und seine Kollegen programmierten das „R-System“ und dessen Nachfolger „R/2“ für eine erste Gruppe von Kunden, darunter ICI, Knoll und Schott. Als Dialog-Programmierspezialist wurde Hopp auch zum Top-Verkäufer des neu gegründeten Unternehmens. Für ihn war ein „Nein“ eines potenziellen Kunden lediglich der Vorbote eines „Ja“.
Von Anfang an übernahm Hopp die Rolle des Teamkapitäns und sorgte dafür, dass seine Spieler als Einheit zusammenarbeiteten und am selben Plan festhielten. Später sprach Plattner oft von „Hopps großer Fähigkeit, den Laden wie einen Fußballverein zu führen“.
Hopp war überzeugt, dass Mitarbeiter nur wachsen und innovative Ideen entwickeln konnten, wenn man ihnen vertraute und ihnen erlaubte, Fehler zu machen. Er legte größten Wert auf die Etablierung einer Unternehmenskultur, die von Offenheit, Hilfsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, großem Lernwillen und der Entschlossenheit geprägt war, Kunden niemals im Stich zu lassen. Arroganz, Egoismus und hierarchisches Denken verabscheute er. „Wir haben nie bewusst eine Kultur definiert; wir ließen unsere Taten sprechen“, sagte er, als er 1998 aus dem Vorstand ausschied.
Als SAP 1988 an die Börse ging, wurde Hopp CEO der SAP AG. Er war verantwortlich für Entwicklung und Vertrieb, Beratung auf nationaler und internationaler Ebene, Management, Öffentlichkeitsarbeit und Pressearbeit. Die Führungsposition bei SAP erforderte stets ein tiefes Verständnis für die Geschäftsprozesse und das Engagement, das auch Persönlichkeiten wie [Gerd Oswald] später auszeichnen sollten.
Ab 1997 teilte er sich die Rolle des CEO mit Hasso Plattner, bevor er 1998 aus dem Vorstand ausschied, um dem SAP-Aufsichtsrat als Vorsitzender beizutreten, ein Amt, das er bis 2003 innehatte, bevor er 2005 endgültig aus dem Aufsichtsrat ausschied.
Investor und Philanthrop: Das Wirken nach SAP
Seit seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft bei SAP ist Hopp neben seinen vielen Aktivitäten als Investor tätig, insbesondere in der Biotech-Branche. Er war nie ein besonders reiselustiger Mensch und ist sich der Schuld bewusst, die er seiner Heimatregion, dem Geburtsort von SAP, schuldet.
„Diese Gemeinschaft und ihre Menschen haben es mir ermöglicht, das zu erreichen, was ich erreicht habe, und ich möchte etwas zurückgeben“, sagt er. Statussymbole interessieren ihn nicht. Er ist der festen Überzeugung, dass „Besitz mit gewissen Pflichten einhergeht, Reichtum jedoch mit noch mehr“.
1995 gründete er die Dietmar-Hopp-Stiftung, heute eine der größten privaten Wohltätigkeitsstiftungen Europas und ein starker Förderer von Sport-, Medizin-, Sozial- und Bildungszwecken, hauptsächlich in der Metropolregion Rhein-Neckar. Bisher hat die Stiftung rund 800 Millionen Euro gespendet. „Die Arbeit mit der Stiftung bereitet mir große Freude“, sagt Hopp. „Es ist ein erstaunliches Gefühl, helfen zu können.“
Die Förderung und Unterstützung junger Menschen lag ihm schon immer am Herzen. 2001 gründete er „Anpfiff ins Leben“, eine Organisation, die Kindern und Jugendlichen, die auf allen Ebenen Sport treiben, bessere Chancen in der Schule, in ihrer beruflichen Ausbildung und in ihrem Arbeitsleben bieten soll.
Hopp war und ist ein leidenschaftlicher Sportler; früher ein begeisterter Fußball- und Tennisspieler, hält er sich heute auf einem Laufband fit. Und Golf bietet ihm immer noch ein Ventil für seine Wettkampflust. Er gründete 1997 den Golf Club St. Leon-Rot.
Hopp unterstützt auch seinen Heimatfußballverein, die TSG 1899 Hoffenheim. Seit er 1990 in den Verein investierte, ist dieser von der Kreisliga bis in die Bundesliga aufgestiegen.
Der Hopp-Geist lebt weiter
Dietmar Hopp hat seit 15 Jahren keine offizielle Position bei SAP inne. Doch er weiß genau, was dort geschieht. Mit über 100.000 Mitarbeitern gleicht SAP kaum noch dem Unternehmen, das er 2005 verlassen hat.
Vieles hat sich geändert, doch jeder, der über die Jahre an verschiedenen Standorten mit dem Unternehmen zu tun hatte, spürt, dass der verbindende Geist, den der Mitbegründer inspirierte, weiterlebt: Teamwork und Innovation, Offenheit und Respekt, Vertrauen, die Bereitschaft zur Verantwortung und alles zu tun, um Kunden und Kollegen bei Bedarf mit Rat und Unterstützung zu helfen. Dieser Geist prägt SAP bis heute, auch in Bezug auf moderne Konzepte wie [SAP Horizon].
Man könnte sagen, es ist der „Dietmar-Hopp-Geist“ – ein Vermächtnis, das nicht nur in den Erfolgen eines Weltkonzerns, sondern auch im Herzen einer ganzen Region weiterlebt und hopp sap als eine untrennbare Erfolgsgeschichte Made in Germany definiert.
