Spinnen als Haustiere sind faszinierend und können eine Bereicherung für jedes Zuhause sein, doch die Anschaffung erfordert Wissen und Vorbereitung. Bevor Sie sich für eine dieser achtbeinigen Kreaturen entscheiden, ist es entscheidend, sich umfassend zu informieren und die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Art zu verstehen. Die Haltung von Spinnen, insbesondere von Vogelspinnen, ist eine langfristige Verpflichtung, da viele Arten ein beeindruckendes Alter von bis zu 30 Jahren erreichen können. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer fachkundigen Pflege und Fütterung.
Die richtige Auswahl: Worauf Sie beim Kauf einer Spinne achten sollten
Die Entscheidung für eine Spinne als Haustier sollte wohlüberlegt sein. Informieren Sie sich gründlich über die verschiedenen Arten und ihre Ansprüche, bevor Sie sich an seriöse Züchter wenden. Der Austausch mit erfahrenen Spinnenhaltern kann wertvolle Einblicke und praktische Tipps liefern. Auch wenn manche Spinnenarten als anspruchslos gelten, sind sie in menschlicher Obhut vollständig auf eine sachkundige Pflege angewiesen. Es empfiehlt sich, Fachliteratur zu konsultieren und sich zum Spinnen-Experten zu entwickeln, bevor Sie einen achtbeinigen Mitbewohner aufnehmen.
Kaufen Sie Nachzuchten, keine Wildfänge
Es ist unbedingt davon abzuraten, Spinnen zu kaufen, die in der Natur gefangen wurden (“Naturentnahmen”). Solche Tiere haben oft einen langen Leidensweg hinter sich und können bereits krank sein, bevor sie überhaupt in ein neues Terrarium einziehen. Hören Sie auf die Ratschläge von Experten, denn die Beratung in Zoogeschäften ist oft mangelhaft. Suchen Sie den Kontakt zu Spinnenkundlern (Arachnologen), um fundierte Eindrücke zu sammeln.
Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland
In Deutschland gibt es keine bundesweit einheitlichen Regelungen für die Haltung exotischer Tiere. Die Vorschriften können von Bundesland zu Bundesland variieren. Während einige Bundesländer, wie Bayern oder Berlin, relativ strenge Auflagen für die Haltung exotischer und giftiger Tiere haben, gibt es in anderen, wie Nordrhein-Westfalen, kaum Beschränkungen. Zur Sicherheit ist es ratsam, sich vorab mit dem örtlichen Veterinäramt in Verbindung zu setzen, um Ihren Einzelfall zu klären.
Geeignete Spinnenarten für Anfänger und Fortgeschrittene
Bei der Auswahl einer Spinne als Haustier spielen Optik und Haltungseigenschaften eine Rolle. Vogelspinnen beispielsweise sind oft imposant und schön anzusehen. Für Anfänger ist es jedoch ratsam, nicht nur nach dem Aussehen zu gehen, sondern auch auf ein friedliches und fehlerverzeihendes Wesen zu achten. Tiere aus Afrika und Asien sind oft nicht für Einsteiger geeignet. Unterschätzen Sie nicht die Kosten für die Ausstattung des Spinnenheims – ein Terrarium samt Zubehör kann eine bedeutende Investition sein, auch wenn die Spinne selbst günstig ist.
Rote Chile-Vogelspinne (Grammostola porteri)
Die Rote Chile-Vogelspinne, etwa fünf bis sechs Zentimeter groß, gilt als weitgehend friedlich und robust. Sie wächst langsam und legt längere Fresspausen ein, was Geduld erfordert. Das Terrarium sollte eine Größe von 30x30x30 cm haben, mit einer fünf bis zehn Zentimeter dicken Bodenschicht aus Kokosfasern, Erde oder spezieller Terrarienerde. Eine kleine, feuchte Stelle mit einem separaten Wassernapf und ein Stück Kork als Versteckmöglichkeit sind ideal. Junge Spinnen bauen oft Gänge in den Boden. Gefüttert wird mit Insekten, größere Tiere fressen auch nestjunge Mäuse. Während der Häutung sollte keine Fütterung stattfinden.
Rote Chile-Vogelspinne häutet sich im Terrarium*Während der Häutung sollten Spinnen nicht gefüttert werden.*
Rotfußvogelspinne (Caribena versicolor)
Die Rotfußvogelspinne ist bei Fans sehr beliebt und bekannt für ihr friedliches Wesen, benötigt jedoch etwas mehr Aufmerksamkeit als die Chile-Vogelspinne. Weibchen können bis zu 15 Jahre alt werden. Da es sich um eine Baumbewohnerin handelt, ist ein hohes Terrarium (mindestens 40 cm) mit Klettermöglichkeiten wie Ästen und Pflanzen erforderlich. Ein Unterschlupf ist ebenfalls wichtig. Diese Art stammt aus Mittel- und Südamerika und bevorzugt ein feuchtes Klima. Die Bodenerde sollte feucht gehalten werden, eventuell ergänzt durch Moos, um die Verdunstung zu verlangsamen. Die Tagestemperatur sollte zwischen 27 und 30 Grad Celsius liegen, nachts genügen 21 bis 24 Grad. Die Fütterung erfolgt einmal wöchentlich mit Heimchen, Heuschrecken oder Schaben aus dem Zoofachhandel, um die Einschleppung von Krankheiten und Parasiten zu vermeiden.
Mexikanische Rotknie-Vogelspinne (Brachypelma smithi)
Die Mexikanische Rotknie-Vogelspinne ist optisch ansprechend und auch für Anfänger geeignet, da sie kleinere Haltungsfehler verzeiht und gutmütig ist. Weibchen können bis zu 30 Jahre alt werden, was eine lange Verpflichtung bedeutet. Ihren Namen verdankt sie den auffälligen rötlichen Kniegelenken, die sich vom schwarzen Körper abheben. Ein Terrarium mit mindestens 30 cm Kantenlänge und zehn Zentimeter Bodengrund ist notwendig, da diese Spinne sich gerne eingräbt. Eine Mischung aus Lehmerde und Sand eignet sich gut zum Bau von stabilen Höhlen.
Die Rotknie-Vogelspinne gräbt sich gerne ein.
Generell sollte der Boden trocken gehalten werden, jedoch mit einer leicht feuchten Ecke. Eine Korkröhre dient als beliebter Unterschlupf. Achten Sie auf die passende Größe der Röhre. Pflanzen im Terrarium sollten keine Dornen oder Stacheln haben, um Verletzungen zu vermeiden; künstliche Pflanzen sind eine gute Alternative. Als Nahrung genügen Heimchen, Grillen und Heuschrecken.
Spinnen sind keine Kuscheltiere: Umgang mit Ihrer Haustierspinne
Auch wenn es verlockend sein mag, eine Spinne aus dem Terrarium zu nehmen, sollte man bedenken, dass Spinnen keine Tiere zum Kuscheln oder Spielen sind. Sie bevorzugen es, in ihrem Terrarium in Ruhe gelassen zu werden und nur zum Füttern herauszukommen. Direkter Kontakt kann Stress auslösen, was dazu führen kann, dass die Spinne sich durch das Abschießen von Brennhaaren oder im Extremfall durch einen Biss verteidigt.
Wenn Sie Ihre Spinne auf die Hand nehmen möchten, gehen Sie vorsichtig vor: Schieben Sie die Spinne langsam mit einer Hand vorwärts, während Sie mit der anderen Hand eine Barriere bilden. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Spinne nicht herunterfällt, da dies für bodenbewohnende Arten tödlich enden kann.
(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 22.07.2019)
