Die Faszination für Hasenartige ist groß, doch die Frage “Hase oder Kaninchen als Haustier?” führt oft zu Verwirrung. Biologisch sind beide zwar eng verwandt und gehören zur Familie der Hasenartigen (Lagomorpha), doch ihre Eignung als Haustier unterscheidet sich grundlegend. Während Kaninchen seit Jahrtausenden domestiziert wurden und beliebte Heimtiere sind, bleiben Hasen Wildtiere, deren Haltung in Gefangenschaft weder artgerecht noch legal ist. Dieser Artikel beleuchtet die entscheidenden Unterschiede und bietet umfassende Informationen für alle, die über die Anschaffung eines Kaninchens nachdenken.
Biologische Unterschiede: Hase vs. Kaninchen
Auf den ersten Blick mögen Feldhase und Kaninchen ähnlich erscheinen, doch die Natur hat sie für unterschiedliche Lebensweisen geformt. Feldhasen sind im Allgemeinen größer und schlanker, mit langen, kräftigen Hinterläufen und Ohren, die proportional länger sind als ihr Kopf. Sie wiegen typischerweise vier bis sechs Kilogramm und sind Einzelgänger, die an der Oberfläche leben und bei Gefahr fliehen. Ihre Jungen, sogenannte “Nestflüchter”, kommen behaart, sehend und weitgehend selbstständig zur Welt.
Wildkaninchen hingegen sind kleiner und gedrungener, mit kürzeren Ohren und einem Gewicht von etwa zwei Kilogramm. Sie sind gesellig und leben in Kolonien, graben komplexe Höhlensysteme unter der Erde. Ihre Jungen sind “Nesthocker”, die nackt und blind geboren werden und die erste Zeit ihres Lebens völlig auf die Fürsorge der Mutter angewiesen sind.
Ein weiterer entscheidender biologischer Unterschied, der Hasenartige von Nagetieren abgrenzt (zu denen sie früher fälschlicherweise gezählt wurden), ist das Vorhandensein eines zusätzlichen kleinen Zahnpaars, der Stiftzähne, direkt hinter den oberen Nagezähnen. Außerdem können Hasenartige im Gegensatz zu Nagetieren nicht mit den Vorderpfoten greifen. Diese biologischen Fakten sind nicht nur für Wissenschaftler interessant, sondern auch entscheidend, wenn man die Eignung der Tiere als Heimtier beurteilt.
Warum Feldhasen keine Haustiere sind
Der bekannteste Hase in Deutschland ist der Feldhase (Lepus europaeus). Er ist ein echtes Wildtier, dessen Lebensraum sich über Felder, Wälder und Wiesen erstreckt. Er ist perfekt an das Leben in der freien Natur angepasst und benötigt große Reviere, die er in der Regel als Einzelgänger durchstreift. Die Haltung eines Feldhasen in menschlicher Obhut ist nicht nur schwierig, sondern auch tierschutzrechtlich problematisch und in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, gesetzlich verboten.
Feldhasen sind extrem stressanfällig und würden in einer häuslichen Umgebung leiden. Ihre kräftigen Hinterläufe sind für die schnelle Flucht optimiert, nicht für das beengte Leben in einem Gehege. Immer wieder werden verwaiste Jungtiere gefunden, und obwohl der menschliche Impuls ist, zu helfen, sollte man sich bei solchen Funden stets an Wildtierstationen oder Tierärzte wenden, die Erfahrung mit der Aufzucht und späteren Auswilderung haben. Der Feldhase steht in einigen Regionen Deutschlands sogar auf der Roten Liste gefährdeter Arten, was seinen Schutz und die Erhaltung seines natürlichen Lebensraumes umso wichtiger macht. Wer das Verhalten von Feldhasen beobachten möchte, sollte dies mit Respekt und Abstand in ihrer natürlichen Umgebung tun.
Zwei Feldhasen kämpfen auf offenem FeldDer Feldhase ist ein echtes Wildtier und gehört nicht als Haustier gehalten.
Kaninchen als Haustier: Geschichte und Verantwortung
Im Gegensatz zum Feldhasen sind Kaninchen ausgezeichnete Haustiere. Alle heutigen Hauskaninchen stammen vom Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ab, dessen Domestizierung vor etwa 4000 Jahren begann. Schon die Phönizier und später die Römer hielten Kaninchen, damals hauptsächlich als Nahrungsquelle. Die Römer legten spezielle “Leporarien” an, um halbwilde Kaninchen zu züchten. Auch im Mittelalter wurden Kaninchen zunehmend größer und schwerer gezüchtet, da sie weiterhin vornehmlich dem Speiseplan dienten.
Mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert, als die Menschen in Städten beengter lebten und weniger Platz für große Nutztiere wie Kühe oder Schweine hatten, erlebte die Kaninchenzucht einen Aufschwung. In Deutschland, das eine Hochburg der Kaninchenzüchter ist, sind bis heute über 140.000 Rassekaninchenzüchter im “Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter” registriert. Viele beginnen mit der Liebe zum Haustier und entwickeln sich dann zum engagierten Züchter. Diese Züchter legen großen Wert auf Reinerbigkeit und die Bewahrung spezifischer Fell- oder Charaktereigenschaften ihrer Rassen wie Hasenkaninchen, Deutscher Riese, Castor-Rex, Angorakaninchen, Jamora, Deutscher Widder oder Zwergwidder.
Die Entscheidung für ein Kaninchen als Haustier bedeutet eine große Verantwortung. Kaninchen sind keine Kuscheltiere im klassischen Sinne, sondern intelligente und soziale Tiere mit spezifischen Bedürfnissen. Die Auswahl des richtigen Futters ist für jedes Haustier entscheidend. So wie Hundehalter sich mit der Frage nach dem [bestes trockenfutter hund](https://de.viettopreview.vn/bestes-trockenfutter-hund/) beschäftigen, müssen auch Kaninchenbesitzer die spezifischen Ernährungsbedürfnisse ihrer Tiere genau kennen, um ihre Gesundheit zu gewährleisten.
Ein Kaninchenzüchter hält eines seiner Kaninchen der Rasse Deutsche Riesen auf dem ArmStolzer Kaninchenzüchter mit einem Tier der Rasse “Deutscher Riese”. Hauskaninchen sind domestiziert und eignen sich als Haustiere.
Artgerechte Haltung von Kaninchen als Haustier
Um Kaninchen ein glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen, sind einige grundlegende Aspekte der Haltung unerlässlich:
- Sozialleben: Kaninchen sind hochsoziale Tiere und dürfen niemals alleine gehalten werden. Ideal ist die Haltung von mindestens zwei Tieren. Eine Gruppe von drei oder mehr Kaninchen kann noch artgerechter sein. Einzelhaltung führt zu Kummer und Verhaltensstörungen.
- Platzbedarf: Entgegen der weitverbreiteten Meinung, Kaninchen seien Käfigtiere, benötigen sie viel Platz. Ein Gehege von mindestens 6 Quadratmetern für zwei Kaninchen ist das Minimum, größer ist immer besser. Wichtig ist auch die Möglichkeit zum täglichen Freilauf in einem sicheren Bereich.
- Ernährung: Die Hauptnahrung von Kaninchen besteht aus Heu (unbegrenzt verfügbar), frischem Grünfutter (Blattgemüse, Kräuter, Äste) und einer kleinen Menge hochwertiger Pellets ohne Getreide. Obst sollte nur sparsam als Leckerli gegeben werden. Wasser muss stets frisch zur Verfügung stehen.
- Beschäftigung: Kaninchen sind neugierig und brauchen Beschäftigung. Tunnel, Verstecke, Buddelkisten und Nagematerial helfen gegen Langeweile.
- Gesundheit: Regelmäßige Kontrollen der Zähne, Krallen und des Fells sind wichtig. Zudem sind Impfungen gegen RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease) und Myxomatose unerlässlich. Bei Anzeichen von Krankheit sollte umgehend ein kaninchenkundiger Tierarzt aufgesucht werden.
Die Wahl der richtigen Kaninchenrasse
Für die Haltung als Haustier eignen sich grundsätzlich viele Rassen. Zwergkaninchen sind aufgrund ihrer Größe sehr beliebt, aber auch mittelgroße Rassen können hervorragende Hausgenossen sein, sofern ausreichend Platz vorhanden ist. Wichtig ist, sich über die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Rasse zu informieren. Manche Rassen, wie Angorakaninchen, benötigen beispielsweise eine sehr intensive Fellpflege. Unabhängig von der Rasse sind Charakter und Verträglichkeit innerhalb der Gruppe entscheidender als das Aussehen.
Fazit: Eine bewusste Entscheidung für das Kaninchen
Die klare Antwort auf die Frage “Hase oder Kaninchen als Haustier?” lautet: Kaninchen. Während Feldhasen wilde, unzähmbare Tiere sind, haben Kaninchen eine lange Geschichte als domestizierte Begleiter des Menschen. Wer sich für ein Kaninchen entscheidet, übernimmt die Verantwortung für ein soziales, intelligentes Lebewesen, das eine artgerechte Haltung mit ausreichend Platz, Gesellschaft, passender Ernährung und liebevoller Fürsorge benötigt. Es ist eine lohnende Aufgabe, die mit viel Freude und Zuneigung belohnt wird. Informieren Sie sich umfassend, bevor Sie sich für ein oder besser noch zwei Kaninchen entscheiden, und schenken Sie diesen wundervollen Tieren das Zuhause, das sie verdienen.
