Das Hähnchenschnitzel, eine beliebte Variante des klassischen Wiener Schnitzels auf Kalbfleischbasis, ist weit mehr als nur eine panierte Hähnchenbrust. Es repräsentiert eine faszinierende kulinarische Brücke zwischen verschiedenen Regionen Mitteleuropas und zeugt von einer reichen Geschichte, die oft übersehen wird. Auf “Shock Naue” tauchen wir tief in die deutsche Esskultur ein und beleuchten, wie dieses Gericht seinen Weg auf unsere Teller gefunden hat und warum es auch heute noch so geschätzt wird.
Das Hähnchenschnitzel im kulinarischen Kontext
Im Wesentlichen besteht ein Hähnchenschnitzel aus einer flach geklopften, panierten und anschließend gebratenen Hähnchenbrust. Es ist die Geflügel-Alternative zum traditionellen Schnitzel, welches in der deutschen und österreichischen Küche einen festen Platz hat. Ähnlich wie beim putenschnitzel wird hier helles Fleisch verwendet, das durch die Panade und das goldbraune Braten eine unvergleichliche Knusprigkeit erhält. Doch seine wahre Geschichte ist komplexer, als man zunächst annehmen würde.
Eine Spurensuche: Die komplexe Geschichte des Schnitzels
Die genaue Herkunft des Schnitzels ist eine der kompliziertesten Fragen der Kulinarik. Sie ist eng verknüpft mit den Tiroler Alpen, einem Gebiet, das sich über die heutigen Grenzen Italiens und Österreichs erstreckt. Das Problem dabei: Als das Schnitzel in Mode kam, existierten weder Österreich noch Italien in ihrer heutigen Form.
Von den Tiroler Alpen bis Mailand
Im norditalienischen Mailand, südlich der Alpen gelegen, gibt es eine lange kulinarische Tradition der „alla Milanese“-Zubereitungsart. Diese bezieht sich unter anderem auf gebratenes, paniertes Fleisch. Wer dort ein kleines Restaurant besucht, findet oft „pollo alla Milanese“ auf der Speisekarte – ein Gericht, das dem Hähnchenschnitzel in seiner Zubereitung frappierend ähnelt.
Österreichische Einflüsse und historische Figuren
Die Idee des Schnitzels könnte von den Österreichern adaptiert worden sein, nachdem ein Adjutant von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, Joseph Radetzky von Radetz, im Jahr 1857 von Graf Attems auf ein Gericht aufmerksam gemacht wurde, das in Österreich als „Italien Tafelt“ bekannt war. Dieses scheint eine Entsprechung zum kalbfleischbasierten Wiener Schnitzel gewesen zu sein. Es ist jedoch bemerkenswert, dass paniertes und frittiertes „Backhendl“ (frittiertes, paniertes Hähnchen) in Österreich bereits 1719 erwähnt wird, obwohl dies eher an moderne Chicken Nuggets als an flache, gebratene Schnitzel erinnert.
Porträt von Feldmarschall Josef Radetzky von Radetz, einer Schlüsselfigur in der Debatte um die Herkunft des Schnitzels
Das Fazit zur Herkunft: Mitteleuropäische Wurzeln
Wie schon beim Wiener Schnitzel erwähnt, ist es müßig, die exakte Herkunft jeder Art von Schnitzel zu ergründen. Es ist ein „mitteleuropäisches“ Gericht, und damit ist die Diskussion oft beendet. Die Faszination liegt in seiner Verbreitung und Anpassung in verschiedenen Kulturen, die alle ihren eigenen Stempel auf dieses simple, doch geniale Konzept gedrückt haben.
Hähnchenschnitzel selbst zubereiten: Ein klassisches Rezept
Ein perfekt zubereitetes Hähnchenschnitzel ist ein Genuss. Hier ist ein erprobtes Rezept, um es zu Hause zuzubereiten:
Ein frisch gebratenes Hähnchenschnitzel, perfekt paniert und goldbraun, bereit zum Servieren mit einer Zitronenspalte
Portionen: 2
Zubereitungszeit: 8 Minuten
Zutaten
- 2 Hähnchenbrustfilets ohne Haut, auf ca. 3 mm Dicke geklopft (darauf achten, keine Löcher zu schlagen)
- 2 Eier
- 50g glattes Mehl
- 50g frische weiße Semmelbrösel, im Ofen getrocknet und erneut zerkleinert, oder frische, eingefrorene und aufgetaute Semmelbrösel (beide sind ausreichend trocken)
- 75g Schweineschmalz, Gänsefett, Entenfett oder Ghee (ungeklärte Butter würde verbrennen, Öl gehört hier nicht hinein)
- 1 Zitrone, in Spalten geschnitten
- Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Anweisungen
- Die Hähnchenbrustfilets beidseitig mit Salz und Pfeffer würzen. Mehl und Semmelbrösel auf separate, flache Teller geben; die Eier in einer Schüssel mit einer Gabel verquirlen.
- Jedes Schnitzel beidseitig im Mehl wenden, dann durch die verquirlten Eier ziehen, um sicherzustellen, dass kein Teil des Schnitzels trocken bleibt. Zuletzt in den Semmelbröseln wenden und die Brösel vorsichtig mit der Rückseite einer Gabel andrücken.
- In einer großen Pfanne ausreichend Fett schmelzen, sodass die Schnitzel darin frei schwimmen können.
- Wenn das Fett so heiß ist, dass es zischt und Bläschen bildet, sobald ein paar Semmelbrösel oder ein kleines Stück Butter hineingegeben werden, ist es bereit für das Fleisch. Je nach Dicke des Fleisches 2 bis 4 Minuten goldbraun braten. Mit einem Spatel wenden, dabei darauf achten, die Panade nicht zu beschädigen. Auf der anderen Seite ebenfalls goldbraun braten.
- Sofort mit einer Zitronenspalte zum Beträufeln servieren.
Ein Hähnchenschnitzel ist ein vielseitiges Gericht, das sowohl als schnelles Mittagessen als auch als herzhaftes Abendessen dient. Es verkörpert die Einfachheit und den Genuss der mitteleuropäischen Küche.
Fazit: Ein Klassiker der Esskultur
Das Hähnchenschnitzel mag in seiner Entstehung verworren sein, doch sein Platz in der kulinarischen Landschaft ist unbestreitbar. Ob in den Alpenregionen, in Mailand oder in den Küchen Deutschlands – es steht für eine Esskultur, die Wert auf Tradition und herzhaften Geschmack legt. Es ist ein Gericht, das Geschichte atmet und doch zeitlos ist, immer wieder neu interpretiert und genossen wird.
Haben Sie ein Lieblingsrezept für Hähnchenschnitzel oder eine besondere Erinnerung daran? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und lassen Sie uns gemeinsam die Vielfalt der deutschen Esskultur feiern!
