In Deutschland ist die Wurstkultur tief verwurzelt – jede Stadt, jede Region pflegt ihre eigene Wurstspezialität, von der Berliner Currywurst bis zur bayerischen Weißwurst. Diese Tradition, die auch unsere amerikanischen Freunde in Cincinnati mit ihren Metts und Brats beeinflusst hat, findet ihren Höhepunkt in einer ganz besonderen Form: dem Fußballbrötchen. Wenn wir die Oktoberfest-Saison einläuten und unsere Würste mit Unmengen Sauerkraut belegen, lohnt sich ein Blick auf die Bedeutung der Wurst in ihrem natürlichen Habitat: dem Fußballstadion.
Wurst ist nicht gleich Wurst: Eine deutsche Tradition
Die deutsche Liebe zur Wurst ist unbestreitbar und äußert sich in einer beeindruckenden regionalen Vielfalt. Ob die scharfe und würzige Currywurst, ein Wahrzeichen Berlins, oder die zarte, hellgraue Weißwurst aus Bayern, die oft mit süßem Senf und Brezeln genossen wird – jede Wurst erzählt eine Geschichte. Diese reiche Wurstkultur prägte auch die Essgewohnheiten deutscher Einwanderer, die beispielsweise im Vorbürgerkriegs-Cincinnati ihre einzigartigen Metts und Brats etablierten und damit ein Stück deutscher Esskultur in die Neue Welt brachten.
Die unverzichtbare Stadionwurst im deutschen Fußball
Ähnlich wie bei Baseball- oder Footballspielen in den USA, ist das deutsche Fußballstadion der beste Ort, um eine wirklich gute Wurst zu genießen. Hier kommt die berühmte Stadionwurst ins Spiel. Jede Mannschaft, jeder Verein hat seine eigene, oft liebevoll zubereitete Stadionwurst, die untrennbar mit dem Spielerlebnis verbunden ist. In Penzlin, der Heimatstadt meiner Familie in Mecklenburg-Vorpommern, liefert beispielsweise die lokale Bar „Zur Postelrei“ die Stadionwurst, die perfekt zu einem regionalen Lübzer Pils passt. Die Stadionwurst ist mehr als nur ein Snack; sie ist ein fester Bestandteil der deutschen Fankultur und ein kulinarisches Ritual, das bei keinem Spiel fehlen darf.
Fußballfans im deutschen Stadion, mit Blick auf das Spielfeld und die begeisterte Menge
Das “Fußballbrötchen”: Eine Wissenschaft für sich
Die Deutschen nehmen ihre Stadionwürste sehr ernst. Das zeigt sich daran, dass es sogar eine eigene Website, fussballwurst.de, gibt, die die Stadionwürste jedes Fußballstadions bewertet und diskutiert – nach Geschmack, Größe, Dicke und Zubereitung. Es gibt sogar ein Handbuch mit dem Titel „Auf der Suche nach der perfekten Stadionwurst“. Das typische „Fußballbrötchen“ ist dabei ein knuspriges, deutsches Brötchen, das die Wurst an beiden Seiten überragt und meist mit regionalem, scharfem Senf serviert wird. Es ist das ideale Gefährt für die Stadionwurst, perfekt in der Hand zu halten.
Cover des Ratgebers "Auf der Suche nach der perfekten Stadionwurst" mit Bratwurstmotiv
Sauerkraut? Nein danke! Die goldene Regel des “Fußballbrötchens”
Eines werden Sie auf einer deutschen Stadionwurst jedoch niemals finden: eine Schicht Sauerkraut, wie es in Amerika üblich ist. Für uns Deutsche ist Sauerkraut eine Beilage oder ein Salat, kein Belag, und wird eher älteren Menschen zur Verdauungsunterstützung empfohlen. Wie meine Freundin Jeanne zu Besuchern sagt, wenn sie zum ersten Mal Sauerkraut probieren: „Passen Sie auf, das Zeug putzt Sie durch!“ Das Brötchen dient bei uns primär als praktisches „Haltesystem“ für die Wurst und den Senf. So kann man die Stadionwurst bequem in einer Hand halten, ungestört aufstehen und ausgelassen jubeln, ohne dass eingelegter Kohl überallhin fliegt.
Nahaufnahme einer fertig gegrillten Stadionwurst im knusprigen Brötchen mit Senf
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Zusammenspiel von Stadionwurst und Fußballbrötchen ein unverzichtbarer Pfeiler der deutschen Esskultur im Kontext des Fußballs ist. Es ist eine Tradition, die Genuss, Praktikabilität und Leidenschaft für den Sport auf einzigartige Weise verbindet. Vielleicht sollten auch andere Vereine, wie beispielsweise die Fans vom FC Cincy, darüber nachdenken, ihre eigene, lokale Stadionwurst-Tradition zu etablieren. Teilen Sie uns mit: Was ist Ihre liebste Stadionwurst-Erinnerung?
