Der Wunsch nach einem besonderen Haustier ist weit verbreitet. Während Hund, Katze und Hamster die gängigsten Begleiter sind, träumen viele von der Haltung exotischer Tiere. Doch die Realität sieht oft anders aus: Nicht jedes exotische Tier eignet sich für die Haltung in menschlicher Obhut, und die Anforderungen sind weitaus komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Dieser Artikel beleuchtet, welche exotischen Tiere unter welchen Bedingungen in Deutschland erlaubt sind und welche Verantwortung damit einhergeht, insbesondere im Hinblick auf die artgerechte Haltung.
Exotische Haustiere: Mehr als nur ein Hingucker
Die Faszination für exotische Tiere reicht von faszinierenden Reptilien wie Chamäleons und Vogelspinnen bis hin zu Primaten wie Affen. Ihre Einzigartigkeit und ihr fremdartiges Aussehen können verlockend sein. Die Vorstellung, einen kleinen Affen im Wohnzimmer zu haben, mag für Fans von Geschichten wie Pippi Langstrumpf verlockend klingen. Doch die Realität zeigt schnell: Ein natürlicher Lebensraum lässt sich in einer normalen Wohnung kaum nachbilden. Für Affen beispielsweise wären riesige, speziell eingerichtete Gehege und soziale Strukturen nötig, die ein privater Halter kaum bieten kann.
Poecilotheria metallica
Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von exotischen Tieren, die sich unter bestimmten Voraussetzungen besser für die Haltung eignen. Dazu zählen viele Amphibien, Insekten und Reptilien. Arten wie verschiedene Geckos, Pfeilgiftfrösche, Gottesanbeterinnen oder Schlangen können legal erworben werden, und seriöse Zoohändler beraten ihre Kunden ausführlich zur Haltung.
Geeignete Exoten für die Heimanlage
Viele exotische Tierarten stellen zwar besondere Ansprüche, sind aber dennoch für die Haltung im Terrarium oder Aquarium geeignet. Hierzu zählen unter anderem:
- Skorpione: Sie benötigen spezifische Terrarien mit Bodengrund, Versteckmöglichkeiten und einer angepassten Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
- Axolotl: Diese faszinierenden Schwanzamphibien leben ausschließlich im Wasser und benötigen kühle, saubere Aquarien.
- Bartagame: Als Wüstenbewohner benötigen sie ein Terrarium mit UV-Licht, Wärmelampen und einem geeigneten Bodensubstrat.
- Vogelspinnen: Die Haltung ist oft unkomplizierter als angenommen, erfordert aber Kenntnisse über die jeweilige Art, insbesondere bezüglich ihrer Giftigkeit und Aggressivität. Die Haltung von Vogelspinnen als Haustiere ist in Deutschland unter Auflagen gestattet.
- Riesenkäfer: Verschiedene Käferarten können in Terrarien gehalten werden und bieten faszinierende Einblicke in die Welt der Insekten.
- Wandelndes Blatt: Diese Insekten sind Meister der Tarnung und stellen besondere Anforderungen an ihre Umgebung.
Axolotl
Die Komplexität der Haltung wird oft unterschätzt. Spezielle Ernährung, aufwendige Technik zur Klimatisierung und nicht zuletzt die Größe und Lebenserwartung der Tiere stellen viele Halter vor unerwartete Herausforderungen. Dies führt leider dazu, dass Tiere abgegeben oder sogar ausgesetzt werden – ein Szenario, das unbedingt vermieden werden muss.
Gesetzliche Regelungen und Genehmigungspflichten
In Deutschland regelt das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sowie die EU-Artenschutzverordnung (EG) Nr. 338/97 den Handel und die Haltung von besonders geschützten und gefährdeten Tierarten. Für viele exotische Tiere, insbesondere solche, die als potenziell gefährlich gelten oder deren Haltung besondere Schutzmaßnahmen erfordert, ist eine behördliche Genehmigung erforderlich. Dies betrifft beispielsweise:
- Riesenschlangen und Giftschlangen: Ihre Haltung ist streng reguliert und erfordert oft spezielle Sachkundenachweise und gesicherte Haltungseinrichtungen.
- Chamäleons und Warane: Viele Arten dieser Reptiliengruppe stehen unter besonderem Schutz und ihre private Haltung ist genehmigungspflichtig. Auch für Arten wie den Karakal als Haustier, eine Wildkatze, gelten strenge Regeln und oft ist die Haltung nur mit Ausnahmegenehmigung möglich.
- Grüne Leguane: Obwohl in vielen Zoohandlungen erhältlich, erfordern sie große Terrarien und spezifische Bedingungen.
- Kolibris und bestimmte Fische: Die Haltung von Vögeln wie Kolibris oder von Fischen, die in freier Wildbahn sehr groß werden, ist ebenfalls genehmigungspflichtig.
- Riesenschildkröten und Geierschildkröten: Aufgrund ihrer Größe und potenziellen Gefährdung sind auch hier Genehmigungen und spezielle Haltungsbedingungen vorgeschrieben.
Es ist unerlässlich, sich vor der Anschaffung eines exotischen Tieres umfassend über die rechtlichen Bestimmungen und die spezifischen Haltungsanforderungen zu informieren. Die zuständigen Veterinärämter und Naturschutzbehörden sind die richtigen Ansprechpartner.
Die Verantwortung des Tierhalters
Die Entscheidung, ein exotisches Tier aufzunehmen, ist eine große Verantwortung. Es geht nicht nur um die Anschaffungskosten, sondern vor allem um das Wohlergehen des Tieres. Artgerechte Haltung, angemessene Ernährung, ausreichend Platz und die Berücksichtigung der natürlichen Verhaltensweisen sind essenziell.
Bevor Sie sich für einen exotischen Mitbewohner entscheiden, sollten Sie:
- Umfassend informieren: Recherchieren Sie die spezifischen Bedürfnisse der Tierart.
- Beratung einholen: Sprechen Sie mit erfahrenen Haltern, Züchtern oder Tierärzten.
- Kosten kalkulieren: Berücksichtigen Sie Anschaffung, Haltungseinrichtung, Futter und mögliche Tierarztkosten.
- Rechtliche Rahmenbedingungen prüfen: Stellen Sie sicher, dass die Haltung erlaubt ist und ob Genehmigungen erforderlich sind.
- Langfristig denken: Viele Exoten haben eine lange Lebenserwartung.
Die Anschaffung eines jeden Haustieres, sei es ein Hund, ein Meerschweinchen oder ein Skorpion, sollte stets wohlüberlegt sein. Lassen Sie sich gründlich beraten, tauschen Sie sich mit anderen Besitzern aus und nehmen Sie sich Zeit für diese wichtige Entscheidung. Nur so kann gewährleistet werden, dass sowohl Tier als auch Halter glücklich werden. Lesen Sie auch diesen Artikel über das Halten von Haustieren.
