Die deutsche Brottradition ist tief in unserer Kultur verwurzelt. Ob zum Frühstück, als herzhafte Brotzeit am Abend oder als Beilage zu deftigen Gerichten – Brot ist ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Esskultur. Doch was tun, wenn man sich kohlenhydratreduziert ernähren oder den Eiweißkonsum steigern möchte? Die Antwort scheint auf den ersten Blick einfach: Eiweißbrot aus dem Supermarkt. In den letzten Jahren hat sich das Angebot an diesen sogenannten „Low-Carb-Broten“ enorm erweitert, und immer mehr Discounter und Supermärkte wie Lidl, Aldi, Kaufland, Rewe und Edeka locken mit ihren Eigenmarken. Aber wie gut sind diese Alternativen wirklich und können sie ein vollwertiger Ersatz für traditionelles deutsches Brot sein? Dieser umfassende Test nimmt die beliebtesten Eiweißbrote unter die Lupe, analysiert Nährwerte, Inhaltsstoffe und natürlich den Geschmack – speziell für den deutschen Gaumen.
Die Verlockung des Low-Carb-Brotes: Warum greifen wir zu?
Die Gründe für eine kohlenhydratreduzierte Ernährung sind vielfältig und reichen von Gewichtsmanagement bis hin zu gesundheitlichen Aspekten. Klassisches Brot, insbesondere vollwertige Varianten, ist jedoch reich an Kohlenhydraten. Für viele Menschen, die ihre Ernährung umstellen, stellt der Verzicht auf Brot eine große Herausforderung dar. Die Gewohnheiten sind tief verwurzelt, und der Wunsch nach einer vertrauten Mahlzeit – wie einem belegten Brot – bleibt bestehen.
Eiweißbrote versprechen hier einen Kompromiss: Sie bieten die texturliche Ähnlichkeit und die praktische Handhabung von Brot, jedoch mit einem deutlich reduzierten Kohlenhydratanteil und einem erhöhten Proteingehalt. Dies kann eine wertvolle Unterstützung sein, um langfristig an seinen Ernährungszielen festzuhalten und Heißhungerattacken auf klassisches Brot zu vermeiden. Anstatt radikaler Verbote setzen viele auf diese modifizierte Alternative, um den Übergang zu erleichtern und die Ernährungsumstellung erfolgreich zu gestalten. Aber sind diese Produkte nur ein cleveres Marketingversprechen oder halten sie tatsächlich, was sie versprechen?
Eiweißbrot bei Lidl: Grafschafter mit Ölsaaten im Test
Beginnen wir unseren kulinarischen Streifzug bei einem der größten Discounter Deutschlands. Das Grafschafter Eiweißbrot von Lidl mit Ölsaaten wird unter der Eigenmarke vertrieben und präsentiert sich als vakuumverpacktes Produkt. Ein kleiner Nachteil: Die Haltbarkeit ist mit etwa einer Woche kürzer als bei vielen anderen Produkten, was aber durch die Möglichkeit des Einfrierens ausgeglichen werden kann.
Grafschafter Eiweißbrot von Lidl mit Ölsaaten im Test
Nährwerte und Inhaltsstoffe: Eine Analyse
Die Nährwerte des Grafschafter Eiweißbrotes von Lidl sind bemerkenswert. Mit 23,0 g Eiweiß pro 100 Gramm liegt es im oberen Bereich, während der Kohlenhydratgehalt mit 14,0 g etwas höher ist als bei manchen Konkurrenten, aber immer noch deutlich unter dem eines klassischen Vollkornbrotes. Der Fettgehalt liegt bei 9,4 g, was angesichts der enthaltenen Ölsaaten moderat ist.
Die Hauptproteinquellen sind Weizeneiweiß sowie eine Fülle von Samen und Saaten. Die Zutatenliste liest sich unauffällig und ähnelt der eines abgepackten Vollkornbrotes, was für ein Produkt dieser Art positiv zu bewerten ist. Allergiker, insbesondere mit einer Glutenunverträglichkeit, sollten jedoch vorsichtig sein, da Weizeneiweiß enthalten ist.
Geschmack: Nah am Original?
Geschmacklich nähert sich das Lidl-Eiweißbrot erfreulich stark einem „richtigen“ Brot an. Es ist fluffig und leicht, wenngleich manche es als etwas zu weich und feucht empfinden könnten. Ein kurzes Toasten verleiht ihm eine angenehme Knusprigkeit und Bissfestigkeit. Im Vergleich zu anderen abgepackten Supermarktbroten kann dieses Produkt durchaus überzeugen und stellt eine solide Low-Carb-Alternative dar.
Aldi: Goldähren Eiweißbrot und Eiweiß-Toasterbrötchen im Fokus
Weiter geht es zu Aldi, wo die Eigenmarke Goldähren gleich mehrere Eiweißprodukte bereithält. Wir konzentrieren uns hier auf das klassische, vakuumverpackte Eiweißbrot und die beliebten Eiweiß-Toasterbrötchen.
Goldähren Low Carb Eiweißbrot aus dem Aldi-Supermarkt im Test
Goldähren Eiweißbrot: Nährwerte und Geschmack
Das vakuumverpackte Goldähren Eiweißbrot überzeugt mit soliden Nährwerten. Mit 22,0 g Eiweiß und nur 7,5 g Kohlenhydraten pro 100 Gramm ist es ein echtes Low-Carb-Produkt. Der Fettgehalt liegt bei 13,1 g, und die Ballaststoffe sind mit 14,2 g beachtlich. Die Proteinquellen umfassen Weizeneiweiß, Erbseneiweiß, Sojaschrot und Sojamehl. Auch hier gilt: Vorsicht bei Glutenunverträglichkeit.
Geschmacklich ist das Brot direkt aus der Packung eher dezent und unspektakulär. Es dient hervorragend als Basis für den Belag, ohne selbst geschmacklich zu dominieren. Getoastet wird es etwas besser, erhält eine leichte Knusprigkeit, bleibt aber insgesamt eher mild. Eine brauchbare, geschmacksneutrale Option für kohlenhydratreduzierte Mahlzeiten.
Goldähren Eiweiß-Toasterbrötchen: Proteinbomben für den Toaster
Die Eiweiß-Toasterbrötchen von Goldähren sind mit 25 g Eiweiß pro 100 Gramm wahre Proteinwunder. Der Kohlenhydratgehalt liegt bei 13 g, der Fettgehalt bei 11,0 g. Der Großteil des Proteins stammt aus Soja, ergänzt durch Weizeneiweiß und Saaten.
Low Carb Brot im Supermarkt – GoldährenEiweißbrot von Aldi im Geschmackstest
Geschmacklich überzeugen diese kleinen Brötchen viele. Sie erinnern eher an eine Scheibe kerniges Körnerbrot als an ein klassisches Brötchen, werden im Toaster aber herrlich knusprig und bleiben innen saftig. Ein beliebter und praktischer Ersatz für den morgendlichen Brotgenuss.
Pema Eiweißbrot bei Kaufland: Eine sojafreie Alternative
Bei Kaufland findet sich das Pema Eiweißbrot. Dieses ist doppelt in Plastikfolie eingeschweißt, was für die Haltbarkeit sorgt.
Pema Eiweißbrot von Kaufland im Test
Nährwerte und Inhaltsstoffe: Fokus auf Vielfalt
Die Nährwerte des Pema Eiweißbrotes sind mit 18,0 g Eiweiß und 12 g Kohlenhydraten im Vergleich etwas schwächer. Hervorzuheben ist jedoch die sojafreie Zusammensetzung. Statt Soja setzt Pema auf Weizeneiweiß und Süßlupinenmehl. Die Inhaltsstoffe sind unbedenklich, und für Menschen, die Soja meiden möchten, ist dies eine interessante Option.
Geschmack: Eine Frage der Gewöhnung
Der Geruch des Pema Eiweißbrotes ist durchaus dominant und erinnert an eine Mischung aus muffig und leicht bitter, was dem Süßlupinenmehl geschuldet sein könnte. Nach dem Toasten wird er milder, und auch geschmacklich ist er weniger auffällig als befürchtet, mit einer leichten Note von Pumpernickel und einem Hauch Bitterkeit. Die Textur ist aufgrund der hohen Feuchtigkeit eher weich, und es braucht etwas Zeit im Toaster, um Knusprigkeit zu entwickeln. Es ist kein Brot für jedermann, aber für Kenner der Süßlupine durchaus eine Option.
Mestemacher: Der Pionier bei Rewe und Edeka
Die Marke Mestemacher gilt als Pionier im Bereich der Eiweißbrote und ist bei Rewe und Edeka flächendeckend erhältlich. Das Sortiment umfasst mehrere Varianten, darunter ein klassisches Eiweißbrot, eine Variante mit Karotte sowie Eiweiß-Toastbrötchen.
Mestemacher Proteinbrot-Klassiker: Bewährte Qualität
Der Klassiker von Mestemacher weist mit 22,0 g Eiweiß und 7,5 g Kohlenhydraten pro 100 Gramm identische Nährwerte wie das Goldähren Eiweißbrot von Aldi auf. Die Zutatenliste ist ebenfalls sehr ähnlich: eine Eiweißmischung aus Weizen und Erbse, Roggenvollkornmehl, Leinsaaten, Sojaschrot und Sojamehl.
Mestemacher Eiweißbrot von Rewe und Edeka im Test
Geschmacklich ist das Brot bissfest und auch ungetoastet essbar. Es könnte etwas kräftiger gewürzt sein, und der Geschmack erinnert an das neutrale Aldi-Brot, möglicherweise mit einer leicht süßlicheren Note. Getoastet gewinnt es an Biss und gleicht Brothunger aus.
Karotten-Eiweißbrot: Eine süßliche Note
Die Variante mit Karotte bietet 21,7 g Eiweiß und 11,4 g Kohlenhydrate. Die Karottenstücke verleihen dem Brot eine leicht süßliche Note, die bei vielen gut ankommt. Ungetoastet ist es weich, aber nicht labberig. Getoastet wird es krosser und wirkt frischer. Eine geschmackliche Bereicherung für Liebhaber der Karotte im Brot.
Mestemacher Eiweißbrot von Edeka und Rewe mit Karotten im Test
Mestemacher Eiweiß-Toastbrötchen: Der Klassiker und die Karotten-Variante
Die klassischen Eiweiß-Toastbrötchen von Mestemacher liegen mit 25,0 g Eiweiß und 11,4 g Kohlenhydraten knapp hinter dem Aldi-Pendant. Sie schmecken würziger als die Aldi-Variante und sind eine gute Alternative für den schnellen Hunger.
Die Karotten-Eiweiß-Toastbrötchen haben mit 19,6 g Eiweiß und 15,1 g Kohlenhydraten etwas weniger Protein und mehr Kohlenhydrate. Sie riechen und schmecken wie ein leicht getoastetes Roggen-Vollkorn-Toasterbrötchen, mit einer dezenten Karottennote. Getoastet sind sie außen knusprig und innen weich.
Mestemacher Eiweiß-Toastbrötchen mit Karotten bei Edeka und Rewe im Test
Edeka Eigenmarke: Ein starker Konkurrent
Das Eiweißbrot der Edeka Eigenmarke ist ein überraschend starker Mitbewerber. Mit nur 6,5 g Kohlenhydraten und 21,2 g Eiweiß pro 100 Gramm glänzt es mit hervorragenden Nährwerten. Der hohe Anteil an Leinsaaten und die Proteinquellen aus Weizeneiweiß und Soja machen es zu einer vollwertigen Option.
Eiweißbrot von der Edeka-Eigenmarke im Test
Geschmacklich erinnert es an das Mestemacher-Produkt und profitiert ebenfalls enorm vom Toasten. Es duftet nach dem Toasten weniger muffig und ist nach kurzer Zeit im Toaster ein absolut brauchbarer Brot-Ersatz. Aufgrund des geringeren Kohlenhydratgehalts und des oft attraktiveren Preises ist es eine klare Empfehlung.
Alternative: Selbstgemachtes Eiweißbrot
Für alle, die das ultimative Geschmackserlebnis und die volle Kontrolle über die Inhaltsstoffe wünschen, ist selbst gebackenes Eiweißbrot die beste Wahl. Mit einer guten Backmischung, wie der empfohlenen von „Backzeit“, gelingt es auch Kochanfängern.
Selbstgemachtes Eiweißbrot mit einer Backmischung
Nährwerte und Zubereitung: Spitzenklasse
Dieses selbstgebackene Brot toppt die Supermarktprodukte mit 25 g Eiweiß bei nur 5 g Kohlenhydraten und moderaten 220 kcal. Die Hauptzutaten sind Sonnenblumenkerne, Leinsamen und Sojaschrot, ohne jegliches Weizen- oder Roggenmehl. Die Zubereitung ist denkbar einfach: Mehl mit Wasser vermengen, in eine Form geben und backen.
DIY Low Carb Brot aus dem eigenen Backofen
Geschmack: Der klare Sieger
Der Geschmack des selbst gebackenen Eiweißbrotes übertrifft alle getesteten Supermarktprodukte bei Weitem. Es ist innen fluffig, außen knusprig und hat eine angenehme Textur, die sich gut bestreichen lässt. Auch als Eiweiß-Brötchen ist es ein Genuss. Wer Wert auf Qualität und Geschmack legt, sollte diesen Weg unbedingt in Erwägung ziehen.
Leckere selbstgemachte Eiweißbrötchen
Fazit: Eiweißbrot – Ein sinnvoller Kompromiss für die deutsche Esskultur
Eiweißbrote aus dem Supermarkt können eine wertvolle Hilfe sein, um eine kohlenhydratreduzierte Ernährung durchzuhalten und den Eiweißkonsum zu steigern. Sie sind ein sinnvoller Kompromiss für alle, die nicht gänzlich auf Brot verzichten möchten. Die Vielfalt im Angebot ist groß, und jedes Produkt hat seine Stärken und Schwächen. Während einige Supermarktvarianten geschmacklich und in ihren Nährwerten überzeugen, bleibt selbstgemachtes Eiweißbrot unangefochten die beste Option für anspruchsvolle Genießer.
Egal, ob Sie sich für ein fertiges Produkt aus dem Regal entscheiden oder selbst Hand anlegen – Eiweißbrot kann eine köstliche und gesunde Ergänzung zu Ihrer Ernährung sein und hilft, die lieb gewonnenen Brotzeiten in eine gesündere Lebensweise zu integrieren. Probieren Sie sich durch die verschiedenen Sorten und finden Sie Ihren persönlichen Favoriten, der Ihre Ernährungsziele unterstützt und Ihren Gaumen verwöhnt.
Guten Appetit und viel Erfolg auf Ihrem Weg zu gesünderen Essgewohnheiten!