Die SG Dynamo Dresden ist ein Verein in ständiger Unruhe – das ist nichts Neues. Am Samstag, dem 31. August, lieferte der Zweitligist ein packendes 3:3-Unentschieden gegen den Rivalen FC St. Pauli ab. Statt des beeindruckenden Comebacks von 0:3 in der schwülen Spätsommerhitze dominierten jedoch wieder Vorfälle mit den rechtsextremen Anhängern des Clubs die Schlagzeilen. Diese Auseinandersetzungen spiegeln die tiefe politische Spaltung wider, die das Fußballumfeld in Dresden prägt.
Die politische Rivalität zwischen Dynamo Dresden und St. Pauli
Auf den ersten Blick wirken Dynamo Dresden aus der sächsischen Landeshauptstadt und der FC St. Pauli aus Hamburg keine natürlichen Rivalen – geografisch getrennt und doch verbunden durch Ideologie. St. Pauli pflegt enge Bande zur linken Szene und steht für progressive Werte, während Teile der Dynamo-Fankurve stark rechtsextreme Tendenzen aufweisen. Jedes Aufeinandertreffen eskaliert zu einem ideologischen Showdown.
In der Vorsaison reisten Pauli-Fans rot gekleidet nach Dresden und zeigten eine Variante von Hammer und Sichel. Die Dresdner konterten mit Chören und sexistischen Bannern, darunter eines mit der Aufschrift „Antifa = linke Faschismus – Blut an euren Händen“. Sexistische Transparente sind bei diesen Duellen leider Alltag.
St. Pauli-Anhänger in Dresden
Beim Spiel im Millerntor-Stadion 2018 rollten Dresdner Fans aus: „Heute kein Essen für euch, eure Mösen sind auf der Tribüne.“ Sie spotteten über die Frauengruppe „Ultrà Sankt Pauli“. Weitere Banner lauteten „Frohe Weihnachten an alle St. Pauli-Frauen“ neben einem Herd oder „Ihr solltet alle Burkas tragen, niemand will eure Gesichter sehen“. 2016/17 hieß es: „St. Pauli-Frauen raus aus der Gästekurve, ihr werdet in der Küche gebraucht.“
Im letzten Heimspiel gegen St. Pauli folgte eine Fortsetzung: „Wir hoffen, eure St. Pauli-Mösen sind zu Hause geblieben, ideales Trocknungs-Wetter“ – ergänzt um eine Waschmaschine. Selbst der Sieg gegen den späteren Meister Köln wurde von einem homophoben Banner überschattet.
Auch St. Pauli-Ultras sind nicht fehlerfrei. 2017 verspotteten sie den Bombardement von Dresden – ironisch, da Hamburg ebenfalls in Schutt lag.
Dynamo-Dresden-Anhänger im Volksparkstadion Hamburg
Der jüngste Skandal und Vorfälle in Sachsen
Das jüngste Derby war das kontroverseste: Dresdner Fans schwenkten Deutschlandfahnen, eine blockierte einen Fluchtweg. Zwei Steward wurden entlassen – und enthüllten darunter Nazi-Symbole. Während des Spiels erschien ein Banner: „Transgender-Wahnsinn – Kein einziger Penis in der Gästekurve.“ Dynamo entschuldigte sich, sperrte die Steward lebenslang und droht mit Klage. NBC Sports berichtete international.
Ähnlich in Sachsen: Chemnitzer FC entließ Kapitän Daniel Frahn nach Nähe zu Neonazis. Er saß verletzt bei Rechtsextremen. Fans protestierten mit seiner Rückennummer.
Chemnitzer FC-Anhänger solidarisieren sich mit Ex-Kapitän
Diese Welle ist kein Einzelfall. Rechtsextremismus sickert in den Fußball ein, besonders im Osten. 30 Jahre nach dem Mauerfall spaltet Ost-West: Privatisierungen zerstörten die DDR-Wirtschaft, Arbeitslosigkeit schürt Ressentiments. Medien verstärken Vorurteile gegen Linke und Migranten, ignorieren rechte Gewalt. AfD profitiert in Sachsen – Westdeutsche nennen den Osten spöttisch „Dunkeldeutschland“.
Finanzielle Belastung und Fan-Unterstützung
Dynamo ringt mit Finanzen seit der Wende. Fans tilgten Schulden mit doppelten Saisonkarten (über 2,5 Mio. €). Dennoch kosten Strafen teuer – Fans sabotieren den Club selbst. Wenig Ablöse, stattdessen Leihgaben und Talente. Sommerausgaben waren solide, doch Strafen drohen neu.
Die leidenschaftlichsten Fans: Ultras Dynamo
Historische Erfolge und Rückschläge
In der DDR war Dynamo ein Top-Club: Gegründet als Polizeimannschaft, später Stasi-nah. Erich Mielke favorisierte Berliner FC Dynamo, manipulierte Ligen. Trotzdem holte Dresden acht Oberliga-Titel, sieben Pokale. Nach der Wende: Bundesliga, dann Abstieg.
Ehemaliger Dynamo-Spieler Matthias Sammer
2015/16 dominierten sie die 3. Liga (78 Punkte). 2016/17 Fünfter in der 2. Liga, dann Abstiegskampf. Trainerwechsel: Uwe Neuhaus raus, Cristian Fiél interim, Maik Walpurgis – Neuer-Trainer-Effekt verpuffte. Fiél rettete mit Siegen gegen Aue, Pauli, Köln.
Dynamo-Trainer Cristian Fiél
Aktuelle Saison: Ballbesitz und Talente
Neuer Stil: Ballbesitz (58,1 %, nur Stuttgart besser). Tore aus Standards (Löwe, Ebert) oder Brillanz (Atik, Nikolaou). Koné (3 Tore) zurück, Jeremejeff vielversprechend, Ehlers stabil hinten. Atik (Assists, Key-Pässe) ist Schlüsselspieler.
Dynamo Dresden gegen TuS Dassendorf im DFB-Pokal
Ergebnisse: Zwei Niederlagen, Sieg gegen Heidenheim, drei Remis. Defensive wackelig, aber Leistung stark. Prognose: Kein Abstieg, Top-Hälfte möglich.
Die toxische Fankurve bleibt Problem. „Love Dynamo, Hate Racism“ reicht nicht. Ohne harte Maßnahmen drohen mehr Strafen – Fans könnten den Club ruinieren. Dynamo verdient Erfolg auf dem Platz, fern von Extremismus. Entdecken Sie Dresden und seinen Fußball – aber mit klarem Blick auf die Szene. Planen Sie Ihren Besuch weise und unterstützen Sie tolerante Fans.
