Deckentraining Hund: Ruhe und Entspannung für deinen Vierbeiner

Fynn und Maggy beim Training.

Hundebegeisterte aufgepasst! Wünscht sich dein Vierbeiner mehr Ruhe und Gelassenheit im Alltag? Oftmals sind Hunde, besonders junge oder solche mit schwieriger Vergangenheit, von der ständigen Reizüberflutung überfordert. Genau hier setzt das Deckentraining, auch Ruhetraining genannt, an. Es ist eine wunderbare Methode, um deinem Hund beizubringen, sich aktiv zu entspannen und einen sicheren Rückzugsort zu finden. In diesem umfassenden Leitfaden erfährst du, wie du deinen Hund erfolgreich im Deckentraining anleitest und welche Vorteile dies für euch beide mit sich bringt.

Fynn und meine Reise zum Ruhetraining

Die Geschichte von Fynn, meinem treuen Begleiter, ist ein Beispiel dafür, wie wichtig Geduld und konsequentes Training sind. Fynn wurde als Welpe gemeinsam mit seinen Geschwistern im Wald ausgesetzt und kam über eine Tierschutzorganisation zu mir. Anfänglich war er ein typischer Angsthund, leicht überfordert und unsicher. Doch mit viel Liebe, Geduld und der Unterstützung einer Hundetrainerin konnten wir diese Hürden überwinden.

Nach unserer Grundausbildung in der Hundeschule starteten wir mit dem Training in der Rettungshundestaffel. Fynn entwickelt sich zu einem Flächensuchhund, und auch ich lerne ständig dazu. Dieses Training brachte mich dazu, mit Fynn vermehrt auf Obedience zu setzen und ihm in unserer Freizeit Suchspiele, Tricks und Dummytraining anzubieten. Fynn liebt es, Neues zu lernen, was mich motiviert, mich intensiv mit verschiedenen Hundesportarten und Trainingsmethoden auseinanderzusetzen.

Fynn und Maggy beim Training.Fynn und Maggy beim Training.

Deckentraining für mehr Ruhe im Alltag

Aller Anfang ist schwer – Deckentraining schafft Abhilfe

Fynn war nicht immer der Inbegriff von Ruhe. Seine anfängliche Ängstlichkeit wich bald einer überschäumenden Energie. Um diese Energie in positive Bahnen zu lenken, haben wir frühzeitig mit dem Deckentraining begonnen. Das Kommando “Decke” wurde schrittweise aufgebaut. Wie bei vielen Kommandos gibt es verschiedene Wege, es dem Hund beizubringen – dies ist der Weg, der für uns am besten funktioniert hat.

Bevor du mit dem Deckentraining startest, stelle sicher, dass dein Hund das Kommando “Platz” beherrscht und idealerweise ein Auflösesignal kennt. Ein Markerwort oder ein Clicker sind ebenfalls sehr hilfreich. Wenn du mehr über den Einsatz eines Clickers oder das Konditionieren eines Markerworts erfahren möchtest, lies diesen Blogartikel: Clickertraining in 4 einfachen Schritten – Tipps für Anfänger.

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Du kannst entweder mit einem normalen Kissen oder direkt mit einer Decke beginnen. Sobald dein Hund das Prinzip verstanden hat, kannst du die Untergründe variieren.

Schritt 1: Leckerlis auf die Decke werfen.Schritt 1: Leckerlis auf die Decke werfen.

Genereller Übungsablauf

Ich beginne die Übungseinheiten oft mit Leckerlis und dem Prinzip des Lockens. Dabei führe ich meinen Hund mit einem Leckerli in der Hand oder werfe es auf die gewünschte Stelle. Alternativ kann auch ein Hand- oder Pfotentarget genutzt werden.

Sobald das Verhalten einigermaßen gefestigt ist, reduziere ich die Anzahl der sichtbaren Leckerlis. Ich lasse ab und zu keines mehr fallen oder halte keines mehr in der Hand und belohne den Erfolg anschließend. Ist ein Schritt erfolgreich abgeschlossen, markiere ich das gewünschte Verhalten mit dem Clicker oder dem Markerwort. Anschließend löse ich die Übung mit unserem Auflösungssignal auf – in unserem Fall “Okay”. Ich empfehle, ein Wort zu wählen, das im Alltag nicht häufig vorkommt, damit der Hund eindeutig weiß, wann die Übung beendet ist.

So baust du die Decke positiv auf

Schritt 1: Leckerlis auf die Decke werfen

Wirf ein Leckerli auf die Decke und lobe deinen Hund, sobald er die Decke betritt – egal ob mit einer oder allen vier Pfoten. Wenn dein Hund eher sensibel ist, kannst du die Leckerlis zunächst am Rand oder kurz vor die Decke werfen. Freue dich jedes Mal, wenn dein Vierbeiner die Decke berührt oder darauf steigt.

Schritt 2: Alle vier Pfoten auf die Decke

Hat dein Vierbeiner die Decke erfolgreich berührt, ist es Zeit, mehr von ihm zu verlangen. Wirf mehrere Leckerlis auf die Decke, damit er motiviert wird, mit allen vier Pfoten darauf zu gehen. Sobald er dies tut, lobe ihn ausgiebig und gib ihm weiterhin Leckerlis, solange er mit allen Pfoten auf der Decke steht. Beginne damit, deinen Hund aus der Hand zu belohnen, anstatt nur mit Leckerlis auf der Decke. Wenn er kein Leckerchen auf der Decke findet, wird er sich dir zuwenden. Genau in diesem Moment belohnst du ihn und zeigst deine Freude.

Schritt 2: Alle vier Pfoten auf der Decke.Schritt 2: Alle vier Pfoten auf der Decke.

Schritt 3: Handzeichen und Kommando einbauen

Wenn die Schritte verlässlich funktionieren, beginne, das Kommando “Decke” hinzuzufügen. Sage das Wort, während du Leckerlis wirfst und dein Hund auf die Decke geht. Nach und nach kannst du nur noch andeuten, dass du ein Leckerchen wirfst. Wenn dein Hund nur auf die Handbewegung hin auf die Decke geht, lobe ihn besonders und belohne ihn mit Leckerlis. Lasse die Leckerlis immer öfter weg und verwende nur noch die Handbewegung. Irgendwann wird dein Hund nur auf die Handbewegung und das Wort “Decke” zur gewünschten Stelle gehen und dich erwartungsvoll ansehen.

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Schritt 3: Kommando und Handzeichen aufbauen.Schritt 3: Kommando und Handzeichen aufbauen.

Schritt 4: Das Kommando “Platz” integrieren

Sobald dein Vierbeiner zuverlässig auf die Decke geht, füge das Kommando “Platz” hinzu, wenn er sich dir zuwendet. Wenn es deinem Hund leichter fällt, hilf ihm mit einem Leckerli, das “Platz” auch wirklich auf der Decke zu machen. Ähnlich wie beim Handzeichen baust du die Hilfe für das “Platz” schrittweise ab. Nach einigen Wiederholungen sagst du nur noch das Wort “Platz” und beobachte, ob dein Hund darauf reagiert. Wenn ja, lobe ihn ausgiebig und gib ihm im “Platz” mehrmals hintereinander Leckerlis.

Schritt 4: Kommando "Platz" integrieren.Schritt 4: Kommando "Platz" integrieren.

Schritt 5: Mit Distanz auf die Decke schicken

Nachdem dein Hund die Decke langsam mit dem “Platz” verknüpft hat, kannst du das “Platz” auch weglassen und nichts dazu sagen. Sobald dein Hund von sich aus ins “Platz” geht, lobe ihn und gib ihm wieder mehrere Leckerlis hintereinander im “Platz”. Übe als Nächstes alle Schritte mit zunehmender Entfernung zur Decke. Baue die Distanz schrittweise auf und wiederhole bei Bedarf einzelne Schritte. So kannst du deinen Hund nach einigen Wiederholungen auch von unterschiedlichen Orten auf die Decke schicken.

Schritt 5: Mit Distanz auf die Decke schicken.Schritt 5: Mit Distanz auf die Decke schicken.

Schritt 6: Mehr Zeit auf der Decke verbringen

Nun ist es an der Zeit, dass dein Hund nicht nur kurz auf der Decke verharrt, sondern dort auch länger bleibt. Zögere die Belohnungen immer weiter hinaus. Warte anfangs einige Sekunden, belohne deinen Hund und löse dann die Übung auf. Im weiteren Verlauf kannst du einen Timer stellen und die Übung erst nach einer oder mehreren Minuten auflösen. Anschließend kannst du ihn im Alltag immer wieder auf die Decke schicken – sei es beim Kochen oder während des Essens.

Schritt 6: Mehr Zeit auf der Decke verbringen.Schritt 6: Mehr Zeit auf der Decke verbringen.

Schritt 7: An unterschiedlichen Orten üben

Funktionieren alle bisherigen Schritte einwandfrei? Übe nun an verschiedenen Orten. Wir haben alles zunächst im Wohnzimmer aufgebaut. Dann sind wir mit der Decke in die Küche und ins Schlafzimmer gegangen. Später haben wir die Decke auch im Park, auf Spaziergängen und im Restaurant eingesetzt. Sollte dein Hund in einer neuen Umgebung das Kommando nicht sofort ausführen können, gehe ein paar Schritte zurück, bis dein Vierbeiner dich wieder versteht, und übe von diesem Punkt aus weiter.

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Schritt 7: An verschiedenen Orten üben.Schritt 7: An verschiedenen Orten üben.

Zeitlicher Rahmen und wie lange es bei Fynn und mir gedauert hat

Lasse dir bei jedem Schritt ausreichend Zeit und übe über mehrere Tage hinweg in kurzen Einheiten. Ich habe den Aufbau über drei Wochen langsam gestaltet und gefestigt. Auch heute, nach etwa einem Jahr, wiederhole ich regelmäßig Übungen, um das Verhalten zu festigen und beizubehalten. Für den anfänglichen Aufbau benötigten wir ungefähr drei Wochen, wobei ich 2-3 Mal täglich für jeweils 5 Minuten geübt habe. Zunächst nur im Wohnzimmer, dann langsam in der gesamten Wohnung. Nach etwa 1,5 Wochen begann ich mit dem Training im Freien und in der Stadt. Mit viel Zeit und Geduld haben wir innerhalb eines halben Jahres ein sehr zuverlässiges Deckensignal aufgebaut, das in fast allen Situationen funktioniert und Fynn die Möglichkeit gibt, sich zu entspannen und einen sicheren Ort zu finden, egal wo wir gerade sind.

Tägliches Üben mit Fynn.Tägliches Üben mit Fynn.

Anwendungsgebiet des Kommandos “Decke” – Wie dieses Signal im Alltag hilft

Für uns ist das Deckentraining und das damit verbundene Kommando zu einem ständigen Begleiter geworden. Im Restaurant kann ich Fynn auf eine mitgebrachte Decke schicken. Bei Picknicks signalisiert das Kommando “Decke”, dass es Zeit für Ruhe ist und nicht zum Spielen. Für Fynn ist es somit mehr als nur ein “Bleib auf diesem Fleck”-Kommando. Er hat gelernt, dass dieses Signal für Ruhe steht und er keine Erwartungshaltung wie beim Kommando “Platz” haben muss, wo er aufmerksam auf weitere Anweisungen wartet.

Fynn entspannt sich auf seiner Decke.Fynn entspannt sich auf seiner Decke.

Mittlerweile schaut Fynn mich kurz an, wenn ich ihn auf die Decke schicke, kuschelt sich dann hinein und schläft ein. Selbst in Anwesenheit anderer Hunde hält er das Signal und bleibt konsequent liegen. Natürlich achte ich darauf, dass ihn andere Hunde in solchen Situationen nicht stören, da er gerade Ruhe hat. Mit einem einfachen Kommando kann ich Fynn zeigen, dass er ruhig sein kann oder eine Situation mit mehreren Hunden besser einschätzen und kontrollieren. Für uns ist es ein absolutes Allround-Kommando geworden, und ich kann jedem Hundehalter nur empfehlen, es auszuprobieren. Vielleicht passt es auch perfekt in euer Leben.

Viel Spaß beim Trainieren! Teilt eure Fortschritte auf Social Media mit uns. Vielleicht habt ihr auch eigene Tipps oder gestaltet die Übung auf eine andere Weise.

Liebe Grüße,
Euer Fynn und Maggy.