Die globale Pandemie der Corona-Infektion hat die Welt seit Ende 2019 fest im Griff. Während die Atemwegssymptome von SARS-CoV2-Infektionen weithin bekannt sind, rückt ein weiteres, oft unterschätztes Risiko zunehmend in den Fokus der medizinischen Forschung: die Verbindung zwischen einer Corona-Infektion und dem Auftreten von Thrombosen. Insbesondere bei Patienten auf Intensivstationen zeigt sich ein besorgniserregender Zusammenhang. Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Studienlage zu tiefen Beinvenenthrombosen (TVT) bei kritisch kranken COVID-19-Patienten und gibt Empfehlungen für Früherkennung und Prävention.
Thromboserisiko bei Corona-Infektion: Was die Forschung sagt
Intensivpatienten sind generell einem erhöhten Thromboserisiko ausgesetzt, bedingt durch Faktoren wie Immobilisation und Veränderungen der Blutzusammensetzung. Doch bei Patienten mit einer Corona-Infektion scheint dieses Risiko noch einmal deutlich zu steigen. Eine prospektive Studie des Universitätsklinikums Augsburg verglich die Inzidenz tiefer Beinvenenthrombosen bei 20 intensivpflichtigen SARS-CoV2-positiven Patienten mit 20 Nicht-COVID-19-Intensivpatienten im gleichen Zeitraum. Die Ergebnisse waren eindringlich: Bei den COVID-19-Patienten lag die TVT-Rate bei 20 %, während sie in der Kontrollgruppe lediglich 5 % betrug. Obwohl diese Differenz statistisch nicht signifikant war, deutet sie auf ein stark erhöhtes Risiko hin, welches auch in anderen Studien beobachtet wurde.
Warum die Corona-Infektion Thrombosen begünstigt
Die genauen Mechanismen, wie das SARS-CoV2-Virus das Gerinnungssystem beeinflusst, werden noch intensiv erforscht. Es gibt zwei Haupttheorien: Einerseits könnte das Virus direkt die Gefäßinnenwände (Endothelzellen) schädigen, was zu lokalen Thrombosen führt. Studien konnten tatsächlich Viruspartikel in Endothelzellen von COVID-19-Patienten nachweisen. Andererseits wird eine systemische Gerinnungsstörung, eine sogenannte Koagulopathie, angenommen, die durch die Immunreaktion des Körpers ausgelöst wird. Diese systemische Wirkung könnte die erhöhte Zahl von TVT bei einer Corona-Infektion erklären.
Die Rolle von D-Dimeren und Letalität
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie war der Zusammenhang zwischen TVT, erhöhten D-Dimer-Werten und der Letalität. D-Dimere sind Abbauprodukte von Fibrin, einem Protein, das an der Blutgerinnung beteiligt ist. Stark erhöhte D-Dimer-Werte weisen auf eine erhöhte Gerinnungsaktivität hin und waren in der Studie, insbesondere bei den COVID-19-Patienten, mit einem höheren Sterblichkeitsrisiko verbunden. Bei COVID-19-Patienten mit TVT lag die Letalität bei 50 %, verglichen mit 19 % bei COVID-19-Patienten ohne TVT. Dies unterstreicht die Relevanz von Thrombosen als potenziellen Prognosefaktor für schwere Verläufe einer Corona-Infektion. Bei allgemeinen Gesundheitstipps kann auch eine warme hühnersuppe bei durchfall Linderung verschaffen, obwohl dies nicht direkt mit Thromboseprophylaxe zusammenhängt, ist die Stärkung des Körpers stets von Vorteil.
Diagramm der durchschnittlichen D-Dimer-Werte im Verlauf des Krankenhausaufenthalts bei COVID-19- und Nicht-COVID-19-Patienten
Früherkennung und Prävention sind entscheidend
Angesichts der erhöhten Risiken sind frühzeitige Diagnose und präventive Maßnahmen bei einer Corona-Infektion von großer Bedeutung.
Empfehlungen für die Praxis
- D-Dimer-Bestimmung bei Aufnahme: Bei stationärer Aufnahme von Patienten mit Verdacht auf oder Nachweis einer SARS-CoV2-Infektion wird die Bestimmung der D-Dimere empfohlen.
- Kompressionssonographie bei erhöhten Werten: Im Falle erhöhter D-Dimer-Werte oder klinischer Thrombosezeichen sollte eine Kompressionssonographie der tiefen Beinvenen großzügig indiziert werden. So können TVT frühzeitig erkannt und eine therapeutische Antikoagulation eingeleitet werden.
- Thromboseprophylaxe: Alle stationären COVID-19-Patienten sollten eine Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin erhalten. Selbst unter bestehender Antikoagulation können Thrombosen auftreten, was die Komplexität der Gerinnungsstörung bei COVID-19 unterstreicht.
Zukünftige Forschungsansätze
Während D-Dimere zwar auf eine bereits bestehende Thrombose hinweisen können, detektieren sie eine Hyperkoagulabilität nicht präventiv. Hier könnten Point-of-care-Methoden wie die Thromboelastographie (TEG®) und das Rotations-Thrombelastogramm (ROTEM®) zukünftig eine wichtigere Rolle spielen. Diese Verfahren erlauben eine schnelle Aussage über die viskoelastischen Eigenschaften des Blutes und könnten helfen, ein erhöhtes Gerinnungsrisiko zu erkennen, bevor eine TVT auftritt. Weitere Studien sind jedoch notwendig, um ihren Stellenwert im Kontext einer Corona-Infektion endgültig zu beurteilen.
Fazit: Achtsamkeit bei Corona-Infektion
Die Corona-Infektion birgt neben den bekannten respiratorischen Symptomen ein signifikant erhöhtes Risiko für thrombembolische Ereignisse, insbesondere tiefe Beinvenenthrombosen bei intensivpflichtigen Patienten. Die erhöhte Letalität in Verbindung mit TVT und hohen D-Dimer-Werten unterstreicht die Dringlichkeit einer proaktiven Diagnostik und Therapie. Durch standardmäßige D-Dimer-Bestimmung, großzügige Indikation zur Kompressionssonographie und konsequente Thromboseprophylaxe kann das Risiko für schwerwiegende Komplikationen gemindert und die Prognose für Patienten mit einer Corona-Infektion verbessert werden. Bleiben Sie informiert und achten Sie auf die Empfehlungen der medizinischen Fachwelt.
