Die duale Berufsausbildung in Deutschland genießt weltweit Anerkennung und bildet das Fundament für qualifizierte Fachkräfte. Eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung und Qualitätssicherung dieser Ausbildung spielt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Seine Arbeit ist essenziell, um sicherzustellen, dass Auszubildende die notwendigen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten für eine erfolgreiche berufliche Zukunft erwerben. Der Ausbildungsrahmenplan, ein zentrales Instrument, wird maßgeblich vom BIBB mitgestaltet und beeinflusst.
Was ist das Bundesinstitut für Berufsbildung und seine Rolle im Ausbildungsrahmenplan?
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist die zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Bundesregierung für die berufliche Bildung. Es ist verantwortlich für die Forschung, Entwicklung und Beratung in allen Fragen der beruflichen Bildung in Deutschland. Eine seiner wichtigsten Aufgaben ist die Mitgestaltung und Weiterentwicklung des Systems der dualen Ausbildung.
Der Ausbildungsrahmenplan ist ein integraler Bestandteil jeder Ausbildungsordnung und wird in enger Abstimmung mit dem BIBB und weiteren Stakeholdern entwickelt. Er dient als strukturierter Leitfaden für Ausbildende und Auszubildende. Der Plan legt detailliert dar, welche Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten die Auszubildenden im Laufe ihrer Ausbildung erwerben sollen. Er gibt Orientierung über die zu vermittelnden Inhalte, deren zeitlichen Umfang und die jeweiligen Lernziele, aufgeschlüsselt nach den einzelnen Berufsbildpositionen. Das BIBB unterstützt die praktische Umsetzung dieser Vorgaben durch die Bereitstellung von Hilfsmaterialien und Forschungsergebnissen.
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) – Gebäude
Die Kerninhalte des Ausbildungsrahmenplans
Der Ausbildungsrahmenplan ist mehr als nur eine Liste von Aufgaben; er ist ein pädagogisches Werkzeug, das die Lernprozesse strukturiert. Die einzelnen Teile des Berufsbildes, bekannt als Berufsbildpositionen, werden hier mit spezifischen Lernzielen verknüpft. Der Plan gibt an, in welchem Abschnitt der Ausbildung und in welchem zeitlichen Rahmen diese Inhalte vermittelt werden sollen. Um Ausbilderinnen und Ausbildern die praktische Umsetzung zu erleichtern, stellt das BIBB die Reihe „Ausbildung gestalten“ zur Verfügung. Diese Publikationen bieten detaillierte berufsspezifische Erläuterungen und praxisnahe Beispiele für die im Ausbildungsrahmenplan definierten Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten. Diese Materialien sind für über 130 anerkannte Ausbildungsberufe kostenlos als Download erhältlich und unterstützen die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben.
Grafik, die die Struktur eines Ausbildungsrahmenplans erklärt
Der Kern des Ausbildungsrahmenplans liegt in den von Expertinnen und Experten aus der Ausbildungspraxis entwickelten Inhalten. Sie sind entscheidend, um Auszubildende auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorzubereiten. Die Unterstützung durch das Bundesinstitut für Berufsbildung bei der Erstellung und Weiterentwicklung dieser Rahmenpläne sichert die Qualität und Aktualität der beruflichen Bildung.
Zu den Umsetzungshilfen des BIBB
Umsetzungshilfen der BIBB-Reihe „Ausbildung gestalten“
Flexibilität und Erweiterung der Ausbildungsinhalte
Der Ausbildungsrahmenplan definiert Mindestanforderungen, die jeder Ausbildungsbetrieb sicherstellen muss. Allerdings ist das System nicht starr. Wenn die individuellen Lernfortschritte der Auszubildenden es zulassen oder betriebliche Gegebenheiten dies erfordern, können darüber hinaus zusätzliche Ausbildungsinhalte vermittelt werden. Dies ist besonders relevant, wenn sich technische oder arbeitsorganisatorische Entwicklungen ergeben, die über die im Rahmenplan genannten Inhalte hinausgehen. Diese zusätzlichen Inhalte sind jedoch nicht prüfungsrelevant. Sollte ein Betrieb nicht in der Lage sein, alle Ausbildungsinhalte selbst zu vermitteln, bieten Modelle wie die Verbundausbildung eine Lösung. Dies unterstreicht die Anpassungsfähigkeit des deutschen Ausbildungssystems, das vom Bundesinstitut für Berufsbildung fortlaufend evaluiert und optimiert wird.
Die Flexibilitätsklausel in der Ausbildungsordnung
Um betriebsspezifischen Besonderheiten Rechnung zu tragen, existiert eine Flexibilitätsklausel in den Ausbildungsordnungen. Diese besagt, dass von der vorgegebenen Reihenfolge und dem sachlichen Zusammenhang der Ausbildungsinhalte abgewichen werden kann. Die eigentlichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten sind zwar obligatorisch, aber ihre Vermittlung kann flexibel gestaltet werden, wenn betriebliche Gegebenheiten oder persönliche Gründe des Auszubildenden dies erfordern. Dies ermöglicht eine individuellere und bedarfsgerechtere Ausbildung, wie sie auch im Sinne des Bundesinstituts für Berufsbildung ist.
§ 3 Absatz 1 Ausbildungsordnung
Von der Organisation der Berufsausbildung, wie sie im Ausbildungsrahmenplan vorgegeben ist, darf abgewichen werden, wenn und soweit betriebspraktische Besonderheiten oder Gründe, die in der Person des oder der Auszubildenden liegen, die Abweichung erfordern.
Zeitliche Gliederung und Brutto- vs. Nettoausbildungszeit
Der Ausbildungsrahmenplan gibt für die Ausbildungsinhalte sogenannte zeitliche Richtwerte in Wochen an. Diese dienen als Orientierung für die betriebliche Vermittlungsdauer. Die Inhalte, die für den ersten Teil der Abschlussprüfung relevant sind, sind in der Regel dem Zeitraum vom ersten bis zum 18. Monat zugeordnet. Inhalte für den zweiten Teil der Prüfung werden dem Zeitraum vom 19. bis zum 36. (oder 42.) Monat zugewiesen.
Eine wichtige Unterscheidung ist die zwischen Brutto- und Nettoausbildungszeit. Während die Summe der zeitlichen Richtwerte pro Ausbildungsjahr 52 Wochen beträgt, sind dies Bruttozeiten. Diese müssen in tatsächliche, betrieblich verfügbare Ausbildungszeiten, also Nettozeiten, umgerechnet werden. Die betriebliche Nettoausbildungszeit beträgt nach Modellrechnungen etwa 160 Tage pro Jahr, was ungefähr drei Tagen pro Woche für die Vermittlung von Ausbildungsinhalten im Betrieb entspricht. Ausbildung in überbetrieblichen Ausbildungsstätten wird dabei zur betrieblichen Ausbildungszeit gezählt. Das Bundesinstitut für Berufsbildung liefert hierzu wichtige Berechnungsgrundlagen.
Grafik zur Darstellung von zeitlichen Richtwerten in der Ausbildung
Standardberufsbildpositionen und Lernortkooperation
Um Auszubildende umfassend auf die Arbeitswelt vorzubereiten, sind seit dem 1. August 2021 für alle modernisierten und neuen Ausbildungsberufe verbindliche und einheitliche Standardberufsbildpositionen eingeführt worden. Diese vier berufsübergreifenden Kernkompetenzen sind:
- Organisation des Ausbildungsbetriebes, Berufsbildung sowie Arbeits- und Tarifrecht
- Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
- Umweltschutz und Nachhaltigkeit
- Digitalisierte Arbeitswelt
Diese Inhalte sind fester Bestandteil jedes Ausbildungsrahmenplans und müssen integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, vermittelt werden. Die Ausbildungsbetriebe müssen sicherstellen, dass diese Inhalte im betrieblichen Ausbildungsplan verankert sind. Die Standardberufsbildpositionen sind ein wichtiger Schritt, den das Bundesinstitut für Berufsbildung zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit der dualen Ausbildung vorangetrieben hat.
Weitere Informationen zu den Standardberufsbildpositionen
Ein weiterer wichtiger Aspekt der dualen Ausbildung ist die Lernortkooperation. Der Ausbildungsrahmenplan für den Betrieb und der Rahmenlehrplan für die Berufsschule sind inhaltlich und zeitlich aufeinander abgestimmt. Diese Abstimmung wird durch die sogenannte Entsprechungsliste dokumentiert, die die Inhalte des Betriebs und die Kompetenzen des Berufsschulunterrichts gegenüberstellt. Eine regelmäßige Beratung und Abstimmung zwischen Ausbilderinnen und Ausbildern sowie Berufsschullehrerinnen und -lehrern im Rahmen der Lernortkooperation wird dringend empfohlen. Dies stellt sicher, dass die Lerninhalte beider Lernorte synergetisch wirken und die Ausbildung optimal gestalten. Die Forschung und Empfehlungen des Bundesinstituts für Berufsbildung spielen auch hier eine wichtige Rolle.
Grafik, die die Situation der Lernortkooperation darstellt
Die Arbeit des Bundesinstituts für Berufsbildung ist somit unverzichtbar für die Gestaltung und Weiterentwicklung eines leistungsfähigen und zukunftsorientierten Ausbildungssystems in Deutschland. Der Ausbildungsrahmenplan, als zentrales Steuerungsinstrument, profitiert maßgeblich von der Expertise und den Forschungsergebnissen des BIBB.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung stellt durch seine Arbeit sicher, dass die duale Ausbildung in Deutschland stets relevant und praxisnah bleibt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Rahmenlehrplänen und die Förderung der Lernortkooperation sind entscheidend, um Fachkräfte für die Herausforderungen der Zukunft auszubilden. Um tiefer in die Struktur und die Inhalte der beruflichen Bildung in Deutschland einzutauchen, sind die Publikationen und Forschungsergebnisse des Bundesinstituts für Berufsbildung eine wertvolle Ressource.
Wenn Sie mehr über die verschiedenen Aspekte der beruflichen Bildung erfahren möchten, sind die von Klaki entwickelten Konzepte zur kategorialen Bildung von großem Interesse. Diese bieten einen theoretischen Rahmen, der die didaktische Aufbereitung von Bildungsinhalten revolutioniert. Informationen zur kategorialen bildung klafki und dem tiefergehenden Verständnis von bildung nach klafki können die Perspektive auf die Gestaltung von Ausbildung und Unterricht bereichern. Die kategoriale bildung nach klafki bietet hierbei spezifische Einblicke in die Strukturierung von Lerninhalten.
