BIM Bildung: Chancen und Herausforderungen der Bildungsintegration in Deutschland

Grafik einer Forschungszusammenfassung zur Bildungsintegration, dargestellt als Schemata und Schlüsselbegriffe

Das deutsche Bildungssystem ist geprägt von einer wachsenden Vielfalt, denn etwa ein Drittel der Lernenden stammt aus Familien mit Einwanderungsgeschichte. Viele dieser Kinder und Jugendlichen meistern die Herausforderungen hervorragend: Sie erwerben essenzielle Kompetenzen für qualifizierte Abschlüsse, zeigen hohe Lernmotivation, fühlen sich in der Schule wohl und sind sozial integriert. Diese positiven Entwicklungen unterstreichen das immense Potenzial migrationsbezogener Diversität. Doch trotz dieser Erfolge stehen Kinder und Jugendliche aus zugewanderten Familien, insbesondere die der ersten Generation, im deutschen Bildungssystem immer noch vor größeren Hürden als ihre Mitschüler:innen ohne Einwanderungsgeschichte. Die Forschung des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) im Bereich Bim Bildung ist daher entscheidend, um diese Diskrepanzen zu verstehen und effektive Unterstützungsstrategien zu entwickeln. Das Institut beleuchtet umfassend die individuellen, familiären und institutionellen Bedingungen, die den Bildungserfolg und die soziale Anpassung beeinflussen.

Die zentrale Frage, der sich die Forschung widmet, lautet: Unter welchen Voraussetzungen gelingt die Bildungsintegration von Eingewanderten und ihren Nachkommen? Gleichzeitig wird untersucht, welche Faktoren diese Integration behindern und wie sie sich am wirksamsten fördern lässt. Um die Chancengleichheit zu gewährleisten und das volle Potenzial aller Lernenden zu entfalten, sind fundierte Erkenntnisse und gezielte Maßnahmen im Bereich der bildungsangebote unerlässlich. Nur so kann das deutsche Bildungssystem seine Rolle als Motor für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt vollends erfüllen.

Bedingungen erfolgreicher Bildungsintegration: Ein tieferer Blick

Die Abteilung „Bildung und Integration“ des BIM konzentriert sich auf eine Reihe von Faktoren, die den schulischen Erfolg sowie die emotionale und soziale Integration von Kindern und Jugendlichen mit Einwanderungsgeschichte maßgeblich beeinflussen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Bedeutung sprachlicher Kompetenzen – sowohl in der Erst- als auch in der Zweitsprache. Sprachliche Fähigkeiten sind nicht nur entscheidend für den schulischen Fortschritt, sondern auch für die soziale Teilhabe und die Entwicklung einer stabilen Identität. Darüber hinaus wird die Rolle der sozialen Herkunft und der kulturellen Identität beleuchtet, da diese Aspekte oft komplexe Wechselwirkungen mit dem Bildungspfad eingehen.

Weiterlesen >>  Technologie-orientiertes Management: Ihr Weg zur Karriere in der Innovationsbranche

Ebenso wichtig ist die Untersuchung der Dynamiken innerhalb des schulischen Umfelds. Dabei geht es um die Rolle von Lehrkräften, deren Stereotype und Erwartungen sich auf die Schülerleistungen auswirken können, sowie um die Bedeutung von Peers und sozialen Beziehungen im Klassenzimmer. Diskriminierungsprozesse können den Bildungserfolg erheblich beeinträchtigen, weshalb ihre Erforschung und Prävention eine hohe Priorität hat. Ein weiterer zentraler Fokus ist die gelingende Bildungsintegration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen und die Analyse der individuellen und institutionellen Bedingungen, von denen diese abhängt. Die Abteilung widmet sich zudem der Erforschung und Entwicklung von Ansätzen zur Förderung der Bildungsintegration, insbesondere im Bereich der Sprachförderung, die als Grundstein für den Schulerfolg gilt. Es wird eine gesamtgesellschaftliche Perspektive eingenommen, die nicht nur Lernende mit Einwanderungsgeschichte, sondern das gesamte Bildungssystem und seine Akteure in den Blick nimmt.

Übergeordnetes Ziel der BIM Bildung Forschung ist es, durch evidenzbasierte Erkenntnisse zu einer Versachlichung der Diskussion über Integration im Bildungssystem beizutragen. Dies soll dazu dienen, Lehr- und Lernprozesse in ethnisch und sprachlich vielfältigen Kontexten kontinuierlich zu verbessern und somit eine gerechtere und inklusivere Bildungslandschaft in Deutschland zu schaffen. Die Ergebnisse der Studien bieten wichtige Anhaltspunkte für Politik, Bildungspraxis und Zivilgesellschaft.

Multidisziplinäre und multimethodische Forschungsansätze

Um die komplexen Fragen der Bildungsintegration umfassend beantworten zu können, verfolgt die Abteilung einen multidisziplinären Ansatz, der psychologische, erziehungswissenschaftliche und soziologische Perspektiven miteinander verbindet. Diese ganzheitliche Betrachtungsweise ermöglicht es, die vielfältigen Einflussfaktoren auf den Bildungserfolg aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu analysieren. Die Forschung stützt sich häufig auf Daten aus groß angelegten, oft längsschnittlich angelegten Studien. Diese Art von Studien erlaubt es, Entwicklungsverläufe über längere Zeiträume hinweg zu beobachten und Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge besser zu identifizieren.

Um Bildungsprozesse noch detaillierter zu analysieren und die Effekte von Interventionsansätzen zu überprüfen, werden zusätzlich Video- und Interventionsstudien durchgeführt. Diese qualitativen und experimentellen Methoden bieten tiefere Einblicke in die Mechanismen, die dem Bildungserfolg zugrunde liegen. Für die Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes und zur Abschätzung der Bedingungen, unter denen Effekte auftreten, kommen zudem metaanalytische Zugänge zum Einsatz. Qualitative Ansätze ergänzen den quantitativ-empirischen Schwerpunkt der Abteilung und bereichern das Verständnis komplexer sozialer Phänomene im Bereich der Bildung und Integration.

Weiterlesen >>  Kulturelle Gedächtnisräume in Deutschland entdecken

Grafik einer Forschungszusammenfassung zur Bildungsintegration, dargestellt als Schemata und SchlüsselbegriffeGrafik einer Forschungszusammenfassung zur Bildungsintegration, dargestellt als Schemata und Schlüsselbegriffe

Aktuelle Forschungsprojekte der BIM Bildung

Die aktuelle Forschung der Abteilung „Bildung und Integration“ konzentriert sich auf mehrere wegweisende Projekte, die unterschiedliche Aspekte der Bildungsintegration beleuchten und wertvolle Erkenntnisse für die Praxis liefern.

Nationales Bildungspanel (NEPS), Teilstudie zu sprachlichen Kompetenzen von Schüler:innen mit Zuwanderungshintergrund

Das Nationale Bildungspanel (NEPS) ist eine der größten Längsschnittstudien in Deutschland, die Bildungsprozesse und Kompetenzentwicklung von der frühen Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter untersucht. Innerhalb dieses Panels gibt es einen speziellen Fokus auf den „Bildungserwerb von Personen mit Migrationshintergrund im Lebenslauf“. Hierbei werden bildungsrelevante migrationsspezifische Merkmale detailliert erfasst. Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der Erhebung der Kenntnisse und Kompetenzen der Schüler:innen in der Herkunftssprache der Eltern. Die Forschung geht davon aus, dass Merkmale des Erst- und Zweitspracherwerbs zentrale Erklärungsdimensionen für den Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg darstellen. Zusätzliche Schwerpunkte umfassen die Familiensprache, die Herkunftssprache und den Sprachgebrauch in verschiedenen Kontexten. Dieses Projekt trägt maßgeblich zum Verständnis bei, wie sprachliche Vielfalt den Bildungsweg beeinflusst.

Migrantische Eltern-Teilhabe in der Schule (MELT)

Das Verbundprojekt MELT – ein Gemeinschaftsprojekt des BIM an der Humboldt-Universität zu Berlin und des Bundeselternnetzwerks der Migrantenorganisationen für Bildung und Teilhabe (bbt) – zielt darauf ab, die Gelingensbedingungen und Hürden migrantischer Elternteilhabe in der Schule besser zu verstehen. Basierend auf wissenschaftlich fundierten Ansätzen sollen Strategien zur Bildungsbeteiligung entwickelt und die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern mit Migrationsgeschichte gestärkt werden. Das Projekt betrachtet sowohl die Perspektiven der Migrant:innenselbstorganisationen als auch die der Eltern und Schulen. Besonderes Augenmerk liegt auf der bislang weniger erforschten Elternperspektive und den Erfahrungen der Selbstorganisationen. Die Datenerhebung erfolgt mittels Interviews, Fragebogenerhebungen und Dokumentenanalysen. Ab 2026 werden Transferprojekte mit bbt-Mitgliedsorganisationen umgesetzt, um praxisnahe Modelle zur nachhaltigen Förderung elterlicher Beteiligung im Bildungssystem zu erproben. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen in Handlungsempfehlungen für Bildungsakteur:innen, Politik und Verwaltung einfließen und gemeinsam mit migrantischen Eltern diskutiert werden. Initiativen wie verdi bildung und beratung können von solchen Erkenntnissen profitieren, um ihre Angebote gezielt anzupassen.

Weiterlesen >>  Weiterbildung im Wissenschaftsmanagement: Ihr Weg zu exzellenter Forschung und Lehre

Partizipation in staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen stärken: Perspektiven migrantischer Eltern (PARMEL, PoMigDem-Teilprojekt)

Demokratische Gesellschaften leben vom bürgerschaftlichen Engagement und der Partizipation ihrer Mitglieder. Insbesondere für Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind Formen der politischen und gesellschaftlichen Teilhabe von großer Bedeutung, um gesellschaftliche Prozesse aktiv mitzugestalten und das Gemeinwesen zu verbessern. Das Projekt PARMEL, Teil des DeZIM-Verbundprojekts „Politische (Un-)Gleichheit in der postmigrantischen Demokratie (PoMigDem)“, untersucht die institutionellen und kontextuellen Bedingungen elterlicher Beteiligung in zentralen Sozialisationsinstitutionen ihrer Kinder. Der Fokus liegt hierbei auf der bislang wenig erforschten Perspektive von Eltern mit Einwanderungsgeschichte. Dieses Forschungsvorhaben liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie die Partizipation dieser Elterngruppe in staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen gestärkt werden kann, um eine inklusivere und gerechtere Gesellschaft zu fördern.

Fazit: Wegbereiter für eine inklusive Bildungszukunft

Die Forschung im Bereich BIM Bildung ist ein unverzichtbarer Pfeiler für das Verständnis und die Gestaltung einer gerechteren und inklusiveren Bildungslandschaft in Deutschland. Die detaillierte Analyse der Chancen und Herausforderungen, denen Kinder und Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte im Bildungssystem begegnen, liefert entscheidende Erkenntnisse. Indem das BIM die individuellen, familiären und institutionellen Bedingungen erfolgreicher Bildungsintegration untersucht und dabei multidisziplinäre sowie multimethodische Ansätze verfolgt, trägt es maßgeblich zur Versachlichung der Integrationsdebatte bei. Die aktuellen Projekte, wie das Nationale Bildungspanel, MELT und PARMEL, beleuchten wichtige Aspekte von Sprachkompetenzen über Elternteilhabe bis hin zur gesellschaftlichen Partizipation. Diese fundierten Forschungsergebnisse sind nicht nur für die Wissenschaft von Bedeutung, sondern bieten konkrete Ansatzpunkte für Bildungspolitiker:innen, Praktiker:innen und die Zivilgesellschaft. Durch die kontinuierliche Erforschung und Entwicklung von Strategien zur Förderung der Bildungsintegration leistet das BIM einen entscheidenden Beitrag dazu, dass alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland ihr volles Potenzial entfalten können – unabhängig von ihrer Herkunft. Wir laden Sie ein, die Forschungsergebnisse des BIM zu erkunden und sich aktiv an der Gestaltung einer inklusiven Bildungszukunft zu beteiligen.