Ein Bandscheibenvorfall beim Hund, oft auch als “Dackellähme” bekannt, ist eine ernsthafte Erkrankung, die von leichten Schmerzen bis hin zu schweren Lähmungserscheinungen reichen kann. Als verantwortungsvolle Hundebesitzer ist es entscheidend, die Anzeichen zu erkennen und die richtigen Schritte einzuleiten, um unserem vierbeinigen Freund bestmöglich zu helfen. Dieser umfassende Leitfaden beleuchtet alles Wichtige rund um den Bandscheibenvorfall bei Hunden und bietet wertvolle Informationen, um schnell und fundiert handeln zu können.
Dackellähme: Welche Hunderassen sind besonders betroffen?
Die Anfälligkeit für einen Bandscheibenvorfall (BSV) hängt stark von der Größe und Rasse des Hundes ab. Besonders häufig betroffen sind sogenannte chondrodystrophe (zwergwüchsige) Rassen. Der Dackel ist hierfür das bekannteste Beispiel – nicht umsonst ist der Begriff „Dackellähme“ weithin geläufig. Bei diesen Rassen werden bestimmte Knorpelschwächen der Bandscheiben genetisch vererbt, wodurch sie eine höhere Prädisposition für Vorfälle aufweisen. Am häufigsten treten Bandscheibenvorfälle bei kleinen Rassen im Bereich des Übergangs von der Brust- zur Lendenwirbelsäule auf. Auch Pekinesen oder Französische Bulldoggen sind anfällig.
Jedoch können auch größere Rassen Probleme mit den Bandscheiben entwickeln. Dobermänner und Deutsche Doggen leiden häufig an Erkrankungen der Halswirbelsäule. Das sogenannte Wobbler-Syndrom (zervikale Spondylomyelopathie) beschreibt diese spezifische Problematik. Bei Schäferhunden und anderen großen Rassen treten Bandscheibenvorfälle oft am Übergang von der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein auf. Dieser Symptomkomplex wird als Cauda-Equina-Syndrom zusammengefasst. Die Kenntnis dieser rassespezifischen Risiken kann Hundebesitzern und Tierärzten helfen, frühzeitig auf mögliche Anzeichen zu achten und geeignete präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit von alle Haustiere zu gewährleisten.
Symptome eines Bandscheibenvorfalls erkennen
Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls beim Hund variieren je nach Schwere des Vorfalls und seiner genauen Lokalisation in der Wirbelsäule. Generell ist eine mehr oder weniger starke Schmerzhaftigkeit im Rückenbereich das erste Anzeichen einer Kompression des Rückenmarks. Diese Schmerzen können jedoch unspezifisch sein und sich manchmal als Bauchschmerzen oder Lahmheit äußern.
Mit zunehmender Schwere kommen neurologische Ausfallerscheinungen hinzu, die von einem leichten Taubheitsgefühl in einer Pfote bis zur kompletten Lähmung reichen können. Bei einem Bandscheibenvorfall im Brust- oder Lendenwirbelsäulenbereich sind in der Regel nur die Hinterbeine betroffen, während bei einem Halsbandscheibenvorfall alle vier Gliedmaßen betroffen sein können. Auch Inkontinenz für Kot und Harn kann auftreten.
Die Schwere der Symptome wird häufig in Grade eingeteilt:
| Grad | Symptome |
|---|---|
| 1 | Reine Schmerzen |
| 2 | Schmerzen und leichte neurologische Ausfälle wie Lähmungserscheinungen (Parese), Ataxie (Koordinationsstörungen), Gefühlsverlust |
| 3 | Schwere Lähmungserscheinungen und Verlust der Gehfähigkeit |
| 4 | Komplette Lähmung bei noch vorhandenem tiefem Schmerzempfinden |
| 5 | Komplette Lähmung ohne jegliches tiefes Schmerzempfinden |
Die richtige Diagnose bei Bandscheibenvorfall beim Hund
Bei Hunden bestimmter Rassen mit akuten Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich steht ein Bandscheibenvorfall schnell auf der Liste der Differentialdiagnosen. Insbesondere wenn zusätzlich neurologische Ausfälle wie ein Taubheitsgefühl an den Hinterpfoten, Zehenschleifen oder der Verlust der Stehfähigkeit auftreten, ist ein BSV meist die Ursache. Ein ausführliches Vorgespräch und eine umfassende neurologische Untersuchung sind entscheidend, um die richtige Diagnose zu stellen. Es gibt eine Reihe anderer Erkrankungen, die ebenfalls neurologische Ausfälle verursachen können.
Liegen neurologische Ausfälle vor, ist eine weiterführende Abklärung mittels bildgebender Verfahren sinnvoll. Dies kann durch Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) erfolgen. Während Bandscheiben selbst auf Röntgenbildern nicht sichtbar sind, kann erst durch Schnittbildverfahren (CT, MRT) das genaue Ausmaß des Bandscheibenvorfalls beurteilt werden. So lässt sich der Vorfall nicht nur besser lokalisieren, sondern es kann auch entschieden werden, ob eine Operation notwendig ist. In zweifelhaften Fällen können weitere Untersuchungen wie die Analyse des Liquor cerebrospinalis (Hirnwasser) oder eine Myelographie durchgeführt werden.
Behandlung eines Bandscheibenvorfalls beim Hund
Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls hängt maßgeblich vom Schweregrad der neurologischen Ausfälle und der Größe des Vorfalls ab.
Konservative Behandlung: Ohne Operation
Leichtere Bandscheibenvorfälle, die lediglich zu Schmerzen oder nur geringfügigen neurologischen Ausfällen führen, können konservativ behandelt werden. Der wichtigste Aspekt hierbei ist absolute Schonung über mehrere Wochen, gegebenenfalls mit strikter Boxenruhe. In dieser Zeit kann sich die Bandscheibe durch die Bildung von Narbengewebe (Fibrose) stabilisieren. Begleitend wird eine gezielte Schmerztherapie verabreicht, die von pflanzlichen Wirkstoffen über Entzündungshemmer bis hin zu Opioiden reichen kann. Der Patient sollte in dieser Phase genau beobachtet werden, da ein Fortschreiten des Vorfalls jederzeit möglich ist. Ein Schnittbildverfahren (CT/MRT) kann auch hier helfen, die Entscheidung für oder gegen eine Operation zu treffen.
Chirurgische Behandlung: Wann eine OP notwendig ist
Bestehen deutliche neurologische Ausfälle oder kann der Hund nicht mehr selbstständig aufstehen, ist eine umgehende Operation notwendig, um irreversible Schäden am Rückenmark zu verhindern. Die Art der Operation richtet sich hauptsächlich nach der Lokalisation des Vorfalls.
CT-Aufnahme eines Bandscheibenvorfalls bei einer Französischen Bulldogge, zur Operationsplanung
Im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule ist in den meisten Fällen eine Hemilaminektomie indiziert. Hierbei wird die Wirbelsäule seitlich eröffnet und das vorgefallene Bandscheibenmaterial entfernt. Bei Halsbandscheibenvorfällen ist meist ein Ventral Slot die Operationsmethode der Wahl, bei der die Wirbelsäule von unten eröffnet und ein Großteil der Bandscheibe entfernt wird. Nur in spezifischen Fällen, beispielsweise bei Bandscheibenvorfällen am lumbosakralen Übergang oder seitlichen Vorfällen am Hals, wird die Wirbelsäule von oben eröffnet.
Physiotherapie: Unterstützung für die Genesung
Physiotherapie ist nach einer Bandscheibenoperation dringend anzuraten. Bei leichten Verläufen ist sie zwar nicht zwingend notwendig, kann aber eine deutliche Unterstützung bieten und zu einer schnelleren Rekonvaleszenz beitragen. Bei Lähmungen muss eine intensive Physiotherapie erfolgen, bis die Sensibilität und Muskelfunktion wieder ausreichend hergestellt sind.
Anfangs muss der Hund immer wieder aktiv aufgestellt werden, um die zum Stehen notwendige Muskulatur zu stimulieren. Passive Bewegungstherapie (PROM-Übungen) sind ebenfalls wichtig, um die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten und die Muskulatur anzuregen. Wenn der Patient mehr oder weniger stehfähig ist, kann mit Unterwassertherapie und Übungen zur Gewichtsverlagerung begonnen werden. Einfache Übungen, die auch vom Besitzer durchgeführt werden können, sind beispielsweise das “Fahrradfahren” im Stehen oder Liegen sowie leichte Reize an der Zwischenzehenhaut, um das Anziehen des Fußes zu fördern. Auch die Gabe von Hundekeksen als Belohnung kann die Motivation bei den Übungen steigern.
Prognose und Genesungszeit beim Bandscheibenvorfall
Der Verlauf nach einer Operation wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Hunde mit geringen Lähmungserscheinungen erholen sich normalerweise sehr rasch von dem Eingriff. Bei schweren Lähmungen kann der Genesungsprozess Wochen bis Monate dauern, doch Geduld wird hier oft belohnt.
Besteht eine komplette Lähmung über längere Zeit (schon wenige Stunden können genügen), kann es zu einer Schädigung der Nervenzellen im Rückenmark kommen, die irreversibel ist. Insbesondere wenn eine komplette Lähmung ohne tiefes Schmerzempfinden länger als 48 Stunden anhält, ist die Prognose selbst mit einer Operation sehr schlecht. Frühzeitiges Erkennen und Handeln sind daher entscheidend.
Übernahme der Kosten durch die Tierkrankenversicherung
Die Kosten für die Diagnose und Behandlung eines Bandscheibenvorfalls können, insbesondere bei einer Operation und anschließender Physiotherapie, erheblich sein. Gewöhnlich werden die Kosten von einer Uelzener Hundekrankenversicherung oder anderen Tierkrankenversicherungen übernommen, sofern eine entsprechende Police besteht. Es ist jedoch ratsam, vorab bei der eigenen Versicherung nachzufragen und die genauen Leistungen zu klären, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihres Hundes, sei es ein Dackel, eine Old English Bulldogge oder eine andere Rasse, sollten immer oberste Priorität haben.
Quellen
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