Radonschutzmassnahmen: Ein Leitfaden für Schweizer Gebäude

Erdberührende Bauteile mit potenziellen Radon-Eintrittspunkten

Radon, ein unsichtbares und geruchloses radioaktives Gas, kann aus dem Erdreich in Gebäude eindringen und stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Die Schweiz ist besonders von diesem Problem betroffen, da ein signifikanter Teil des Landes auf radonhaltigem Gestein liegt. Glücklicherweise gibt es bewährte Schutzmassnahmen, die darauf abzielen, das Eindringen von Radon zu verhindern, es vor dem Eintritt zu entfernen oder es aus dem Gebäude zu befördern. Dieser Leitfaden erläutert die verschiedenen Prinzipien und Methoden des Radonschutzes, die für Neubauten, Umbauten und bestehende Gebäude in der Schweiz relevant sind.

Grundprinzipien des Radonschutzes

Die Strategien zum Schutz vor Radon lassen sich auf drei Kernprinzipien reduzieren:

  1. Radon am Eintritt hindern: Dies beinhaltet Massnahmen, die eine Abdichtung der Gebäudehülle gewährleisten, um das Eindringen von Radon aus dem Erdreich zu verhindern.
  2. Radon vor dem Eintritt entfernen: Hierbei werden Systeme eingesetzt, die Radon aus dem Erdreich unterhalb des Gebäudes absaugen, bevor es die Bodenplatte erreichen kann.
  3. Radon aus dem Gebäude befördern: Diese Methode konzentriert sich auf eine effektive Belüftung, um eventuell eingedrungenes Radon schnell abzuführen.

Schutzmassnahmen bei Neu- und Umbauten

Bei Neubauten und Umbauten ist es ratsam, präventive Radonschutzmassnahmen zu integrieren, da diese kostengünstiger sind als nachträgliche Sanierungen.

Basis-Schutzmassnahmen

Eine konsequente Umsetzung der Empfehlungen aus der SIA-Norm 180/2014 «Wärmeschutz, Feuchteschutz und Raumklima in Gebäuden» ist entscheidend. Ein besonderer Fokus liegt auf der Verminderung des Unterdrucks im Gebäude, da ein Unterdruck das Aufsteigen von Radon aus dem Erdreich begünstigt.

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Weiterführende Radonschutzmassnahmen

Zusätzliche Massnahmen werden empfohlen, wenn das Gebäude über einen Naturbodenkeller oder erdberührende Räume verfügt und die Radonkarte eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Überschreiten des Referenzwertes von 300 Bq/m³ anzeigt.

  • Zusätzliche Abdichtungen: Eine Radonsperre oder eine dichte Kellertüre können das Eindringen von Radon reduzieren.
  • Luftstromsteuerung: Eine Radondrainage unter dem Fundament oder eine kontrollierte Lüftung in Aufenthaltsräumen hilft, Radon gezielt abzuführen.

Erdberührende Bauteile mit potenziellen Radon-EintrittspunktenErdberührende Bauteile mit potenziellen Radon-Eintrittspunkten

Spezifische Empfehlungen für Neubauten

Da jedes Haus einzigartig ist, ist eine exakte Vorhersage der Radongaskonzentration bei der Planung schwierig. Dennoch sind frühzeitige Schutzmassnahmen unerlässlich.

Durchgehende Bodenplatte und dichte Wände

Um das Eindringen von Radon zu verhindern, muss die erdberührende Gebäudehülle absolut dicht sein. Dies erfordert eine durchgehende Betonbodenplatte und erdberührende Wände aus Beton der Expositionsklasse XC2. Auch alle Zu- und Ableitungen für Strom, Wasser und Abwasser müssen luftdicht ausgeführt werden, beispielsweise durch ein Rohrdurchführungssystem (RDS).

Entlüftungssystem unter dem Fundament (Radondrainage)

Diese Massnahme schafft einen Unterdruck unterhalb des Gebäudes, wodurch Radon abgesaugt wird, bevor es die Bodenplatte erreicht. Perforierte Rohre mit 10 cm Durchmesser werden unter der Bodenplatte verlegt und aktiv oder passiv entlüftet. Diese Methode gilt als sehr effektiv, besonders bei Gebäuden mit erdberührenden Wohnräumen.

Luftzirkulation unter dem Haus

Bei nicht unterkellerten Neubauten kann ein Hohlraum unter der Bodenplatte geschaffen werden, der entweder passiv durch Winddruck oder aktiv durch einen Ventilator entlüftet wird. Diese Massnahme ist bei neueren Gebäuden seltener anzutreffen, kann aber zur Reduzierung der Radonkonzentration beitragen.

Spezifische Empfehlungen für Umbauten

Bei Umbauten liefern Radonmessungen die genauesten Hinweise auf notwendige Schutzmassnahmen. Dies gilt insbesondere, wenn Untergeschosse zu Wohnzwecken umgebaut werden. Auch Fensterwechsel können tendenziell die Radonkonzentration erhöhen.

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Radonsanierungsmassnahmen bei bestehenden Gebäuden

Wenn eine einjährige Messung eine durchschnittliche Radonkonzentration von über 300 Bq/m³ ergibt, sind Sanierungsmassnahmen erforderlich. Die Wahl der geeigneten Methode sollte durch eine qualifizierte Radonfachperson erfolgen. Eine abschliessende Kontrollmessung ist nach jeder Sanierung zwingend erforderlich.

Abdichten der erdberührenden Gebäudeteile

Die Dichtigkeit des Kellerbodens und von Leitungsdurchführungen kann nachträglich verbessert werden, um das Eindringen von Radon aus dem Erdreich zu verhindern. Oft reichen diese Massnahmen allein nicht aus und müssen durch weitere ergänzt werden.

Mechanische Ventilation

Ein Ventilator im Keller kann für einen ausreichenden Luftaustausch sorgen. Bei einer kontrollierten Wohnraumlüftung für das gesamte Gebäude ist darauf zu achten, dass die Frischluftansaugung im Freien mindestens 1,5 Meter über dem Boden platziert wird, um die Aufnahme von radonreicher Bodenluft zu minimieren.

Unterdrucksystem unter dem Fundament (Radonbrunnen)

Ein Radonbrunnen ermöglicht die punktuelle Absaugung der Bodenluft unter dem Fundament. Durch eine Kernbohrung im Keller wird ein Schacht ausgehoben, aus dem die Bodenluft mittels eines Ventilators abgeführt wird. In den meisten Fällen ist die Absaugung an einer Stelle ausreichend, beispielsweise in der Mitte des Hauses oder in einem Raum mit hoher Radonkonzentration.

Weitere Informationen

Für detaillierte Informationen und Beratung zu Radonschutzmassnahmen in der Schweiz empfehlen wir die Konsultation von Radonfachpersonen und die Beachtung der Richtlinien des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).