Im Jahr 2023 verzeichnete die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) insgesamt 1.342 abschließend bearbeitete Beschwerden über deutsche Lebensversicherer. Diese Beschwerden verteilen sich auf über 77,23 Millionen Verträge, was einer durchschnittlichen Beschwerdequote von 1,74 Beschwerden pro 100.000 Verträgen entspricht. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Quote je nach Berechnungsgrundlage variieren kann; der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bezifferte den Bestand an Lebensversicherungsverträgen Anfang 2023 auf rund 85,9 Millionen, wodurch die durchschnittliche Beschwerdequote auf 1,56 Beschwerden pro 100.000 Verträge sinken würde. Einige Versicherer konnten sogar gänzlich ohne Beschwerden das Jahr abschließen. Wenn Sie mehr über Ihre Vorsorgeoptionen erfahren möchten, kann es hilfreich sein, sich mit der Kapitallebensversicherung Rendite auseinanderzusetzen.
Run-off-Versicherer: Hohe Beschwerdequoten im Fokus der BaFin
Besonders auffällig in der BaFin-Statistik sind die sogenannten Run-off-Versicherer, die sich auf die Abwicklung bestehender Vertragsbestände spezialisiert haben, anstatt neue Verträge abzuschließen. Diese Anbieter führen das Feld der Beschwerdezahlen häufig an und liegen deutlich über dem Branchendurchschnitt.
Proxalto: Spitzenreiter bei Beschwerden
Mit 462 Beschwerden weist die Proxalto die höchste absolute Beschwerdezahl auf, was über einem Drittel (34,43 Prozent) aller registrierten Beschwerden entspricht. Die BaFin beziffert den Vertragsbestand der Proxalto auf rund 3,05 Millionen Verträge. Dies führt zu einer bemerkenswert hohen Beschwerdequote von 15,14 Beschwerden pro 100.000 Verträgen, womit sich Proxalto auf Rang drei der Versicherer mit den höchsten Beschwerdequoten platziert. Die Proxalto, ein Unternehmen der Viridium Gruppe, ist für die Abwicklung der ehemaligen Generali Leben-Verträge zuständig.
Es ist bekannt, dass die BaFin die Geschäftspraktiken von Run-off-Versicherern genau im Blick hat, um die Interessen der Versicherten zu schützen. Die überdurchschnittlich hohen Beschwerdezahlen bei diesen Anbietern sind ein Indikator für potenzielle Herausforderungen in der Kundenbetreuung und Vertragsabwicklung.
Weitere Run-off-Versicherer mit hohen Quoten
Neben Proxalto erreichen auch andere Run-off-Versicherer überdurchschnittliche Beschwerdequoten. Die Entis Lebensversicherung verzeichnete zwar nur 14 Beschwerden, betreut jedoch lediglich 60.806 Verträge, was zu einer extrem hohen Quote von 23,02 Beschwerden pro 100.000 Verträgen führt. Die Skandia Leben liegt mit 34 Beschwerden bei 200.874 Verträgen und einer Quote von 16,93 auf dem zweiten Platz. Eine weitere Skandia-Einheit, ebenfalls im Run-off-Geschäft tätig, platzierte sich mit 34 Beschwerden und einer Quote von 10,35 auf Rang vier. Damit weisen insgesamt vier Bestandsabwickler zweistellige Beschwerdequoten auf.
Diese Zahlen verdeutlichen ein Muster, bei dem spezialisierte Abwickler oft mit einer erhöhten Unzufriedenheit ihrer Kunden konfrontiert sind.
BaFin Beschwerdequoten deutscher Lebensversicherer nach Anzahl der Beschwerden und Vertragsbeständen im Jahr 2023
Die BaFin gibt die genauen Gründe für die Beschwerden nicht bekannt, doch lassen sich Ursachen vermuten. Die Verbraucherzentrale Hamburg berichtete beispielsweise von Schwierigkeiten bei der Proxalto, ehemalige Verträge der Generali rechtzeitig auszuzahlen. Viele Kunden beschwerten sich daraufhin sowohl bei der Verbraucherzentrale als auch direkt bei der Aufsichtsbehörde. Der Lebensversicherer räumte „einzelne Kundengruppen“ mit Problemen ein und begründete diese mit zwischenzeitlichen IT-Schwierigkeiten, die nach eigenen Angaben behoben wurden. Ein solches Szenario kann für Versicherungsnehmer besorgniserregend sein; daher ist es wichtig, sich über Themen wie debeka lebensversicherung in gefahr zu informieren und die eigene Situation zu bewerten.
Branchengrößen im Vergleich: Deutlich unter dem Durchschnitt
Im Gegensatz zu den Run-off-Spezialisten zeigen die großen etablierten Lebensversicherer deutlich geringere Beschwerdequoten. Die Allianz, der unangefochtene Marktführer, verzeichnete mit 149 Beschwerden zwar eine hohe absolute Zahl, betreut jedoch 11,47 Millionen Verträge, was einer Quote von lediglich 1,30 entspricht – und somit unter dem Branchendurchschnitt liegt.
Die R+V als zweitgrößter Lebensversicherer glänzt mit einer Beschwerdequote von nur 0,60, basierend auf 33 Beschwerden bei 5,43 Millionen Verträgen. Auch die Debeka Leben, der drittgrößte Anbieter, liegt mit einer Quote von 0,70 Beschwerden pro 100.000 Verträgen weit unter dem Durchschnitt. Diese Zahlen unterstreichen, dass die Marktführer trotz ihrer Größe in der Lage sind, eine höhere Kundenzufriedenheit zu gewährleisten und Beschwerden effizienter zu bearbeiten. Bei der Planung Ihrer Absicherung könnte auch die Frage aufkommen, ob sich eine Risikolebensversicherung lohnt.
Fazit: Die Bedeutung der BaFin-Beschwerdestatistik für Verbraucher
Die aktuelle BaFin-Beschwerdestatistik 2023 liefert wertvolle Einblicke in die Performance deutscher Lebensversicherer im Umgang mit Kundenanliegen. Während die Branche insgesamt eine moderate Beschwerdequote aufweist, stechen Run-off-Versicherer wie die Proxalto durch signifikant höhere Quoten hervor. Dies deutet auf potenzielle Herausforderungen in der Verwaltung alter Vertragsbestände und im Kundenservice hin, die für Verbraucher von Bedeutung sein können.
Es ist für Versicherungsnehmer unerlässlich, die Geschäftspraktiken und Beschwerdequoten ihres Versicherers genau zu beobachten. Im Falle von Problemen sollten Kunden nicht zögern, ihre Rechte geltend zu machen und sich bei Bedarf an die BaFin oder Verbraucherzentralen zu wenden. Eine informierte Entscheidung bei der Wahl oder dem Verbleib bei einem Lebensversicherer ist entscheidend für die langfristige finanzielle Sicherheit. Bevor Sie sich für eine Absicherung entscheiden, sollten Sie prüfen, ob lohnt sich eine risikolebensversicherung für Ihre individuelle Situation.