Antioxidantien: Was sie wirklich für Ihre Gesundheit bedeuten

Korb mit verschiedenen Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika und Broccoli

Antioxidantien sind ein heiß diskutiertes Thema, wenn es um Gesundheit und Wohlbefinden geht. Oft werden sie als wahre Wundermittel angepriesen, die uns vor Krankheiten schützen und den Alterungsprozess verlangsamen. Doch was steckt wirklich hinter diesen “freien Radikalfängern”? Die Realität ist komplexer, als viele Werbeversprechen vermuten lassen. Als Ihr Experte für die Entdeckung Deutschlands, hier auf “Schau nach Deutschland”, tauchen wir tief in die wissenschaftliche Welt der Antioxidantien ein und beleuchten, wie sie sich auf unseren Körper auswirken – besonders im Kontext einer ausgewogenen Ernährung, die uns hilft, die Vielfalt Deutschlands zu genießen.

Korb mit verschiedenen Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika und BroccoliKorb mit verschiedenen Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika und Broccoli

Die zweischneidige Natur von Antioxidantien: Schutz oder Risiko?

Antioxidantien sind Substanzen, die unseren Körper vor den schädlichen Auswirkungen von “freien Radikalen” schützen. Diese instabilen Moleküle entstehen natürlicherweise während Stoffwechselprozessen, aber auch durch äußere Einflüsse wie UV-Strahlung, Umweltgifte oder Rauchen. Wenn freie Radikale im Übermaß vorhanden sind, kann dies zu oxidativem Stress führen, der mit einer Reihe von Krankheiten in Verbindung gebracht wird, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthritis und Krebs.

Ein bekanntes Beispiel für Oxidation ist das Braunwerden eines angeschnittenen Apfels. Vitamin C, ein starkes Antioxidans, kann diesen Prozess verlangsamen, ähnlich wie Zitronensaft, der auf Apfelschnitze geträufelt wird. Unser Körper verfügt über ein ausgeklügeltes System, um freie Radikale zu neutralisieren. Antioxidantien wirken dabei oft im Verbund. Einzelne Vitamine wie Vitamin B2 oder Vitamin C und E, sowie Mineralstoffe wie Selen und Zink, sind Teil dieses komplexen Netzwerks.

Antioxidantien lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen:

  • Endogen: Vom Körper selbst produzierte Substanzen wie Enzyme und Hormone.
  • Exogen: Von außen über die Nahrung aufgenommene Stoffe, wie sie in Obst, Gemüse und Nüssen vorkommen.
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Gerade die Antioxidantien Lebensmittel sind hier von zentraler Bedeutung. Hierzu zählen neben Vitamin C und E auch sekundäre Pflanzenstoffe wie Beta-Carotin, Flavonoide in Tee, Lykopin in Tomaten oder Allicin in Knoblauch. Auch rote und gelbe Pflanzenfarbstoffe wie Betalaine in Rote Bete werden diskutiert, obwohl ihre genauen ernährungsphysiologischen Effekte noch erforscht werden. Grundsätzlich gilt: Eine Ernährung, die reich an vielfältigen pflanzlichen Lebensmitteln ist, liefert ein breites Spektrum an schützenden Substanzen. Dabei sind oft gerade die Schalen von Obst und Gemüse wahre Schatzkammern an Antioxidantien.

Die Wahrheit hinter der Werbung: Wann Antioxidantien mehr schaden als nutzen

Die Werbeversprechen für Nahrungsergänzungsmittel mit Antioxidantien sind oft verlockend. Sie suggerieren einen Schutz vor zahlreichen Krankheiten und eine Verlangsamung des Alterungsprozesses. Die wissenschaftliche Evidenz dafür ist jedoch dünn. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat zahlreiche Studien geprüft und festgestellt, dass die Beweislage für eine schützende Wirkung isolierter Antioxidantien oft nicht ausreichend ist. Zwar ist für einige Stoffe wie Zink, Selen, Vitamin C, E und B2 die Aussage zulässig, dass sie dazu beitragen, “die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen”, doch ein Nachweis für die Prävention von Krankheiten wie Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall, Arthritis oder Krebs ist meist nicht erbracht.

Auch die sogenannten ORAC-Werte (Oxygen Radical Absorbance Capacity), die die Fähigkeit eines Lebensmittels angeben, freie Radikale zu binden, sind reine Laborwerte. Sie lassen sich nicht direkt auf den menschlichen Körper übertragen und ihre Aussagekraft für die Gesunderhaltung ist wissenschaftlich nicht belegt. Dies macht Werbung, die sich ausschließlich auf hohe ORAC-Werte stützt, irreführend.

Worauf Sie bei der Einnahme von Antioxidantien achten sollten

Die vielleicht beunruhigendste Erkenntnis ist, dass Antioxidantien unter bestimmten Umständen sogar eine prooxidative Wirkung entfalten können. Das bedeutet, sie können den oxidativen Stress erhöhen und damit das Gegenteil dessen bewirken, was beabsichtigt ist. Dies gilt insbesondere für einige Antioxidantien in isolierter Form, wie Vitamin C und Beta-Carotin. Klinische Studien haben gezeigt, dass die Einnahme bestimmter Antioxidantien in hoher Dosierung das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöhen kann.

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Die Wirkung von Antioxidantien hängt stark von der aufgenommenen Menge, der individuellen Situation (z.B. hoher oxidativer Stress durch Rauchen oder Krankheit) und dem Zusammenspiel mit anderen Nährstoffen ab. Es gibt sogar Diskussionen darüber, ob eine übermäßige Zufuhr von Antioxidantien Asthma, Allergien oder Übergewicht fördern könnte.

Daher ist es essenziell, folgende Punkte zu beachten:

  • Verzehrempfehlungen beachten: Halten Sie sich strikt an die Dosierungsempfehlungen der Hersteller und meiden Sie extrem hohe Dosen.
  • Arzt konsultieren: Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie antioxidative Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, insbesondere wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen.
  • Besondere Vorsicht bei Krebserkrankungen: Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums können hochdosierte Antioxidantien die Wirkung von Chemo- und Strahlentherapie beeinträchtigen. Viele Fachgesellschaften raten Krebspatienten dringend von der Einnahme ab. Bei Mangelzuständen sollte immer zuerst versucht werden, diese durch eine vollwertige Ernährung auszugleichen.

Die maximal empfohlenen Tagesmengen für einige wichtige Nährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln, wie sie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vorschlägt, verdeutlichen die Notwendigkeit einer ausgewogenen Dosierung:

NährstoffVorgeschlagene sichere Höchstmenge pro Tag*
Vitamin A (nicht für Schwangere)0 Milligramm
Vitamin C250 Milligramm
Vitamin E30 Milligramm
Selen40 Mikrogramm
Zink6,5 Milligramm
Beta-Carotin3,5 Milligramm
Weitere Carotinoide (Lycopin, Lutein, Zeaxanthin, Astaxanthin)liegen nicht vor
Sekundäre Pflanzenstoffe (Anthocyane, Bioflavonoide, Resveratrol)liegen nicht vor

* Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung

Der Fokus sollte immer auf einer ausgewogenen Ernährung liegen, die reich an Obst und Gemüse ist. Entdecken Sie die kulinarische Vielfalt Deutschlands, von den frischen Erzeugnissen aus dem Spreewald bis zu den aromatischen Früchten am Bodensee, und nutzen Sie diese als Ihre Hauptquelle für wertvolle Nährstoffe. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Ernährung Defizite aufweist, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder einem Ernährungsberater, bevor Sie zu hochdosierten Präparaten greifen. Ein gesunder Darm, beispielsweise durch eine bewusste Ernährung oder einen Darm Detox, ist ebenfalls essenziell für die Aufnahme und Verwertung von Nährstoffen. Auch wenn Sie versuchen, Bauchfett zu verlieren, ist eine Kombination aus richtiger Ernährung und Bewegung entscheidend, anstatt sich auf isolierte Substanzen zu verlassen.

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Quellen:

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  • Deutsches Krebsforschungszentrum (2020): Recherche des Monats: Antioxidantien und malignes Melanom. Sollten Melanompatienten auf die Einnahme der Radikalfänger verzichten? Stand: 1.7.2020