Darf ich nach der Impfung, insbesondere nach der Corona-Impfung, Alkohol trinken? Wie verhalte ich mich vor und nach dem “Piks” richtig, um den Impfschutz nicht zu gefährden? Steigt möglicherweise das Risiko für Nebenwirkungen, wenn ich direkt im Anschluss ein Glas Alkohol genieße? Diese Fragen beschäftigen viele Menschen, und eine fundierte gesundheitliche Aufklärung ist hier unerlässlich. Während Krankheiten wie Masern, Mumps, Röteln, Grippe oder Hepatitis durch wirksame Impfstoffe eingedämmt werden können, ranken sich seit der COVID-19-Pandemie zahlreiche Mythen und Gerüchte um das Thema Impfen – besonders im Zusammenhang mit Alkoholkonsum nach der Corona-Impfung. Unser Körper kann Impfstoffe sehr gut verarbeiten und effektive Abwehrmechanismen aufbauen. Doch wie reagiert unser Immunsystem, wenn es sich nicht nur mit einem Impfstoff, sondern gleichzeitig auch mit Alkohol auseinandersetzen muss? Können sich Nebenwirkungen verstärken oder fällt der Impfschutz schwächer aus?
Beeinflusst Alkohol das Immunsystem und den Impfschutz?
Unser körpereigenes Abwehrsystem ist im täglichen Umgang mit unzähligen Krankheitserregern aus der Umwelt weit mehr gefordert als durch die vergleichsweise geringe Anzahl geschwächter Erreger in Impfstoffen. Das Immunsystem kommt auch mit Genussmitteln wie Alkohol zurecht, wobei seine Leistungsfähigkeit jedoch von der konsumierten Alkoholmenge abhängt. Es kann Impfungen selbst dann verarbeiten, wenn wir anschließend ein Glas Rotwein genießen. Solange wir also nur geringe Mengen Alkohol konsumieren, nimmt ein gesundes Abwehrsystem durch Alkohol nach der Impfung keinen Schaden. Dennoch wird empfohlen, sich nach einer Impfung zu schonen und möglichst keine Giftstoffe wie Alkohol zu sich zu nehmen, um die Immunantwort optimal zu unterstützen. Für tiefere Einblicke in dieses Thema, besuchen Sie unseren Artikel über alkohol nach impfung.
Bereits Paracelsus, ein Schweizer Arzt und Alchemist, wusste vor 500 Jahren: „Allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.“ Dies gilt auch für Alkohol. In größeren Mengen ist von Alkohol – unabhängig davon, ob nach einer Impfung oder im Alltag – auf jeden Fall abzuraten. Wer beispielsweise einen Liter Wein pro Woche trinkt, bewegt sich bereits an der Grenze zum riskanten Konsum.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) belegte, dass sich der Konsum von Alkohol negativ auf das Körpergewicht und die Fettverteilung auswirkt. Bei weiblichen Studienteilnehmerinnen, die über längere Zeit täglich mehr als zwei Gläser Alkohol zu sich nahmen, stellte das Forscherteam durchschnittlich anderthalb Zentimeter mehr Taillenumfang fest als bei Frauen, die abstinent lebten oder nur sehr geringe Mengen konsumierten. Bei den männlichen Studienteilnehmern, die viel Alkohol konsumierten, nahm das gefährliche Bauchfett zwar „nur“ um 1,1 Zentimeter zu. Dafür war ihr Körpergewicht durchschnittlich insgesamt höher als das der Männer, die wenig oder gar nichts tranken. Der Body-Mass-Index (BMI) der Vieltrinker lag bei 28,3, während Wenigtrinker einen BMI von 27,3 aufwiesen. Es sei erwähnt, dass auch Übergewicht bei bestimmten Impfungen den Impfschutz negativ beeinflussen kann.
Alkohol und Immunantwort: Was die Forschung sagt
Ja, Alkohol hat einen Einfluss auf die Immunantwort und schwächt das Immunsystem. Dies betrifft nicht nur regelmäßigen Alkoholkonsum, sondern auch Alkoholexzesse, wie die Forschung zeigt. Geringe Mengen Alkohol haben nach heutigem Wissensstand zwar keinen nachweisbaren negativen Einfluss auf eine erfolgreiche Impfung und den Impfschutz. Allerdings handelt es sich bei Alkohol um ein Zellgift, und einen tatsächlich „unbedenklichen“ Konsum gibt es nicht. Als „risikoarm“ gilt der Genuss von Alkohol, wenn gesunde Erwachsene sich an bestimmte Grenzwerte halten.
Experten stufen das gesundheitliche Risiko als niedrig ein, wenn Frauen höchstens ein sogenanntes Standardglas Alkohol pro Tag zu sich nehmen. Bei Männern liegt die als risikoarm eingestufte Menge bei zwei Standardgläsern täglich. Zusätzlich wird eine Konsumpause von mindestens zwei Tagen pro Woche empfohlen, um zu verhindern, dass aus dem Genusstrinken eine Gewohnheit wird.
Was bedeutet „Standardglas“?
Als Standardglas gelten 10 bis 12 Gramm reiner Alkohol, was ungefähr folgenden Mengen entspricht:
- 0,3 Liter Bier
- 0,125 Liter Wein
- 0,1 Liter Sekt
- 0,04 Liter beziehungsweise 40 Milliliter Schnaps
In größeren Mengen schwächt Alkohol den Körper und wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus. Permanenter mäßiger, aber auch akuter Alkoholkonsum kann uns nicht nur anfälliger für Infektionen machen, sondern auch unsere Lebenserwartung verkürzen. Die Effekte von Alkohol auf die Wirksamkeit von Impfstoffen können sich dabei unterscheiden:
- Impfungen gegen Hepatitis A und Hepatitis B wirken trotz starkem Alkoholgenuss ähnlich gut wie bei nüchtern geimpften Personen.
- Dafür kann Alkohol die Wirkung einer Pneumokokkenimpfung schmälern: In einer Studie produzierte das Immunsystem von Alkoholikerinnen und Alkoholikern weniger Antikörper als das von Menschen ohne Alkoholabhängigkeit.
- Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weist darauf hin, dass Alkohol das Immunsystem beeinträchtigen kann: „Besonders starker Alkoholkonsum kann die Immunantwort bei Infektionen einschränken und bei Impfungen möglicherweise auch die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Impfung beeinflussen.“
Empfehlungen für den Alkoholkonsum nach der Impfung
Unsere allgemeine Empfehlung lautet: Trinken Sie in den ersten Tagen nach einer Impfung möglichst keinen Alkohol. Falls Sie nicht komplett auf den Konsum von Alkohol verzichten möchten, belassen Sie es bei einem Standardglas Wein oder Bier. Der Grund dafür ist, dass der Körper nach einer Impfung schlechter Antikörper bilden kann, wenn er gleichzeitig damit beschäftigt ist, größere Mengen Alkohol abzubauen. Eine Pause vom Alkoholkonsum ermöglicht es dem Immunsystem, sich voll und ganz auf die Bildung des Impfschutzes zu konzentrieren.
Corona-Impfung und Alkohol: Spezielle Hinweise
Bislang gibt es keine abschließenden Studienergebnisse dazu, wie Alkohol sich spezifisch auf die Corona-Impfung auswirkt. Die verfügbaren Impfstoffe sind noch verhältnismäßig neu, und langfristige Daten in dieser Hinsicht werden weiterhin gesammelt. Zu den EU-weit zugelassenen Impfstoffen gegen das Coronavirus zählen mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, Vektor-Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson sowie das proteinbasierte Vakzin Nuvaxovid von Novavax.
Auch wenn kleine Alkoholmengen vor einer Impfung vermutlich keinen erheblichen Einfluss haben, empfiehlt es sich, auf Nummer sicher zu gehen und sowohl am Tag vor als auch unmittelbar nach der Covid-19-Impfung insbesondere auf hohe Alkoholmengen zu verzichten. Dies gilt besonders, wenn Sie sich nach der Impfung schlapp fühlen, Fieber entwickeln oder bereits wissen, dass Sie zu Impfreaktionen neigen.
Einige Tage Verzicht auf Alkohol nach der Covid-Impfung trägt maßgeblich dazu bei, dass die Verträglichkeit und die Wirksamkeit der Impfung nicht durch Alkohol beeinflusst werden. So schützen Sie Ihren Körper davor, zusätzlich geschwächt zu werden, und verhindern, dass eventuelle Nebeneffekte des Impfstoffs sich verstärken.
Junge Menschen stoßen mit Weinflaschen und Sektgläsern an, symbolisch für Alkohol nach der Impfung und die Frage des Konsums.
Verzichten Sie daher auf Alkohol vor und nach der Covid-Impfung, um die bestmögliche Immunantwort zu gewährleisten.
Übergewicht und Impfschutz: Eine weitere Einflussgröße
Wer über einen längeren Zeitraum viel Alkohol konsumiert, riskiert ein höheres Körpergewicht, was wiederum Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Beeinflusst Übergewicht auch unsere Immunantwort bei einer Impfung?
Unser Immunsystem benötigt, wie alle Organe, Energie, um effektiv zu arbeiten. Kohlenhydrate und Fette sind dabei entscheidende Energielieferanten. Viele Menschen ernähren sich jedoch zu genussvoll und energiereich. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland ist übergewichtig, fast ein Viertel stark übergewichtig (adipös). Ab einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 kg/m² liegt Adipositas (Fettleibigkeit) vor.
Medizinisch ist diese Situation problematisch: Das Immunsystem von stark übergewichtigen Personen reagiert träger als das von normalgewichtigen Menschen und schützt den Körper nach einer Impfung möglicherweise schlechter. Der Konsum von Alkohol kann dieses Problem zusätzlich verschärfen. Ein geringerer Impfschutz führt unweigerlich zu einem erhöhten Krankheitsrisiko.
Genau wie beim Konsum von Alkohol ist Mäßigung beim Verzehr von Zucker und Fett sinnvoll, um Krankheiten vorzubeugen. Als besonders gefährlich gilt in diesem Zusammenhang das innere Bauchfett (Viszeralfett).
Zur Berechnung Ihres BMI teilen Sie Ihr Körpergewicht (in Kilogramm) durch Ihre Körpergröße (in Meter zum Quadrat). Beispielsweise hat eine 23-jährige Frau bei einem Gewicht von 95 Kilogramm und einer Körpergröße von 1,75 m einen BMI von 31. Damit ist sie als übergewichtig einzustufen.
Wann beeinträchtigt Übergewicht den Impfschutz?
Die Forschung liefert hierzu deutliche Hinweise:
- Hepatitis-Impfung: Studien zeigen, dass ein erhöhter BMI bei der Impfung gegen Hepatitis A und Hepatitis B zu einer verringerten Immunantwort führt. Eine eingeschränkte Immunantwort wurde erstmalig bereits 1985 nachgewiesen, als adipöses Klinikpersonal weniger gut auf eine Hepatitis-B-Impfung reagierte.
- Grippe-Impfung: 25 Jahre später belegten Daten zur saisonalen Grippe, dass stark übergewichtige Personen ein erhöhtes Risiko für grippeähnliche Infektionen und Erkrankungen sowie dadurch ausgelöste Komplikationen hatten. In diesem Zusammenhang wird vermutet, dass bei übergewichtigen Menschen die Viren tiefer in die Lunge eindringen und Erkrankungen nicht so gut bekämpft werden können.
- Impfung gegen Tetanus und Tollwut: In zwei weiteren Studien nahm der impfstoffinduzierte Antikörperschutz gegen Tetanus und Tollwut bei adipösen Kindern und adipösen jungen Erwachsenen ab.
Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen Übergewicht und der Wirksamkeit der Corona-Impfung gibt, ist wissenschaftlich bislang nicht abschließend geklärt. Genau wie bei der Frage nach den Auswirkungen von Alkohol nach der Corona-Impfung besteht hier weiterer Forschungsbedarf bei den aktuellen Impfstoffen. Offenbar sind stark übergewichtige Kinder und Erwachsene nach bestimmten Impfungen schlechter vor Erkrankungen geschützt – ein Umstand, dem eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil entgegenwirken können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl übermäßiger Alkoholkonsum als auch Übergewicht das Immunsystem negativ beeinflussen und somit potenziell die Wirksamkeit von Impfungen beeinträchtigen können. Um eine optimale Immunantwort und den bestmöglichen Impfschutz zu gewährleisten, ist es ratsam, vor und nach einer Impfung auf Alkohol zu verzichten und einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung zu pflegen. Dies unterstützt den Körper dabei, Antikörper effektiv zu bilden und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.
